Sojabohne eine oberösterreichische Erfolgsgeschichte

Transkript

1 23. März 2012 Präsident ÖR Ing. Franz Reisecker Ausbau der heimischen Anbauflächen wünschenswert Die Sojabohne eine der wichtigsten Kulturpflanzen der Welt hat sich in den letzten Jahren immer mehr auf Oberösterreichs Feldern etabliert. Mit zuletzt Hektar Anbaufläche ist Oberösterreich Sojaproduzent Nummer 1 in Österreich. Im Zuge der Debatte um eine bessere Eiweißversorgung, die Gentechnikfreiheit von Produkten und die Nachhaltigkeit der Produktion sehen wir mit Freude, dass sich auch andere Länder, vor allem Deutschland, zunehmend für die Sojabohne und den von uns eingeschlagenen gentechnikfreien Produktionsweg interessieren, erklärt der Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, ÖR Ing. Franz Reisecker, der sich auch einen weiteren Ausbau der heimischen Anbauflächen gut vorstellen kann. Soja wird in Oberösterreich bereits seit 20 Jahren angebaut. In dieser Zeit konnten die Landwirte gemeinsam mit der Beratung durch die Landwirtschaftskammer OÖ viele Erfahrungen bezüglich der optimalen Sortenauswahl und Produktionsbedingungen sammeln und die Anbauflächen sukzessive ausweiten. Dieser Informationsvorsprung macht sich nun bezahlt. Mit Recht können wir also heute von einer Erfolgsgeschichte des Sojaanbaues in Oberösterreich sprechen, ist Reisecker überzeugt. GLOBALE BEDEUTUNG DER SOJABOHNE Die weltweite Bedeutung der Sojabohne kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit jährlich 250 bis 260 Mio. Tonnen deckt Soja etwa 60 Prozent der globalen Ölsaatenproduktion ab. Die wichtigsten Produzenten sind die USA, Argentinien und Brasilien. Seite 1 von 7

2 Tabelle 1: Die wichtigsten Ölsaaten der Welt, Zahlen 2010/11, Quelle: Töpfer Ölsaat Produktion in Mio. Tonnen Sojabohne 264 Raps 60 Baumwollsaat 43 Erdnuss 34 Sonnenblume 33 Palmkern 13 Summe Ölsaaten Welt 440 Tabelle 2: Die wichtigsten Sojaproduzenten der Welt, Zahlen 2010/11, Quelle Töpfer Land Produktion in Mio. Tonnen USA 91 Brasilien 75 Argentinien 49 China 15 Indien 10 Paraguay 7 WARUM SOJA IN ÖSTERREICH? Sojaanbau hat in Österreich eine lange Tradition, denn schon im 19. Jahrhundert beschäftigte sich Prof. Friedrich Haberlandt an der Universität für Bodenkultur sehr intensiv mit Soja. Man konnte für die damalige Zeit sehr erstaunliche Erträge und Ergebnisse erzielen. Soja ist bis heute im globalen Maßstab eine Schlüsselkultur. Der Bedarf an Eiweiß wird weiter steigen und eine verbesserte Eiweißproduktion ist daher auch in Zukunft ein Gebot der Stunde, so Reisecker. Ein weiterer Vorteil der Sojabohne ist, dass sie als Leguminose stickstoffautark ist, das heißt, es braucht kein teurer Mineraldünger angewendet werden. Das ist in Zeiten steigender Stickstoffpreise ein großer Vorteil, so Reisecker. Auch für die Folgekultur (z.b. Weizen) hinterlässt Soja noch kleine Mengen verwertbaren Stickstoff. Die Bereicherung der Fruchtfolge mit Sojabohne ist somit ökologisch, nachhaltig und ein Beitrag zur Verbreiterung des Kulturartenspektrums. Seite 2 von 7

3 Sojaanbau macht aber auch vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet Sinn. Es ist zu erwarten, dass die Eiweißkomponenten langfristig preislich noch steigen könnten. Das würde den Sojaanbau nochmals beflügeln, ist Reisecker überzeugt. Tabelle 3: Sojaanbau in Österreich 2012 Bundesland Fläche 2012 in ha Oberösterreich Burgenland Niederösterreich Kärnten Steiermark 986 Summe Österreich AUSBAU DER SOJAPRODUKTION IN ÖSTERREICH WÜNSCHENSWERT Die globale Ausweitung des Sojaanbaues vor allem in Südamerika geschieht zu einem Gutteil auf ehemaligen Regenwaldflächen, die durch Brandrodung zu Ackerland umgewandelt wurden. Auch im Sinne einer globalen Verantwortung ist heimische Sojaproduktion ein Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhaltung ökologisch sensibler Gebiete, erläutert Reisecker. Derzeit werden in Österreich Hektar Soja angebaut, eine Ausweitung der Anbauflächen auf bis zu Hektar ist aus Sicht der Landwirtschaftskammer OÖ durchaus realistisch. Damit wäre Österreich zwar noch lange nicht selbstversorgend, aber es wäre ein großer Schritt in Richtung besserer Eiweißversorgung, so Präsident Reisecker. Etwa 25 Prozent der bisherigen Soja-Importe könnten so eingespart werden. SOJA AUS ÖSTERREICH IST GENTECHNIKFREI Denn Soja aus Österreich hat einen weiteren wichtigen Vorteil: Es wird zu 100 Prozent gentechnikfrei produziert. Weltweit werden bereits etwa 75 Prozent der Sojaproduktion mit gentechnisch verändertem Saatgut durchgeführt. Vor allem die Staaten USA, Brasilien und Argentinien sind hier federführend. Seite 3 von 7

4 (OBER)ÖSTERREICHISCHE VERARBEITUNGSBETRIEBE FÜHREND IN EUROPA Die heimische Produktion von zuletzt schon mehr als Tonnen Soja geht zu einem Großteil in die Lebensmittelindustrie. Lebensmittel aus garantiert gentechnikfreiem Soja sind bei den Konsumenten sehr gefragt. Der Erfolg des österreichischen Sojaanbaues wäre ohne Leitbetriebe in der Sojaverarbeitung wie die Naturmühle Strobl in Ebelsberg oder auch die Bamberger Mühle in Niederösterreich oder die burgenländische Mona Gruppe, in der vor allem Sojamilch und Sojadrinks produziert werden, sicher nicht möglich gewesen. Wir sind sehr froh und stolz, dass wir auch in Oberösterreich sehr innovative Betriebe in der Lebensmittelwirtschaft haben, die sich intensiv der Sojabohne widmen, betont Reisecker. Es besteht eine sehr gute und enge Kooperation der Landwirtschaft mit diesen Betrieben. Ein wesentlicher Vertreter der oberösterreichischen Sojaverarbeitung ist die Strobl Naturmühle in Ebelsberg bei Linz. Seite 4 von 7

5 DI Christof Strobl, Eigentümer Strobl Naturmühle in Ebelsberg Soja ein wichtiger Grundstoff für die Lebensmittelproduktion Lebensmittel aus gentechnikfreiem Soja boomen Tofu und Sojamilch sind die wohl bekanntesten Lebensmittel, die Soja enthalten. Soja findet sich aber in wesentlich mehr Lebensmitteln, die Anwendungsmöglichkeiten dieses Grundstoffes sind in der Lebensmittelproduktion äußerst vielfältig, erläutert DI Christof Strobl, Eigentümer der Strobl Naturmühle in Ebelsberg. Das hochwertige Eiweiß in Soja ist für viele Vegetarier eine wertvolle Eiweißquelle. Aber Soja enthält nicht nur Eiweiß, sondern auch Sojaöl, Lezithin und Enzyme. Die Enzyme machen Soja beispielsweise zu einem natürlichen Backmittel. So kommen Sojamehl, Sojaschrot, Sojaflocken etc. in vielen Lebensmitteln wie Brot, Fertiggerichten, Schokolade oder Müslis zum Einsatz. In letzter Zeit wird auch immer wieder eine kohlenhydratarme Ernährung propagiert. Auch in diese fügt sich Soja gut ein und liefert wichtige Nährstoffe, ergänzt Strobl. Innerhalb der Strobl Naturmühle reicht die Geschichte der Beschäftigung mit Soja bis ins Jahr 1984 zurück. Damals begann das Unternehmen mit der Umstellung von einer normalen Mehlmühle zu einem Produzenten für Nischenprodukte. Um das Sortiment zu erweitern, wurden die verschiedensten Getreidesorten und Verarbeitungsprodukte ins Programm genommen. Produkte aus Soja, zu diesem Zeitpunkt vor allem für die Backmittelindustrie, waren eine gute Ergänzung zum wachsenden Sortiment. Heute produziert die Strobl Naturmühle vor allem Mehle, Schrote und Flocken. Von Anfang an war das Ziel, mit österreichischem Soja und nicht mit Bohnen aus Übersee zu arbeiten. Unsere Bemühungen, den nach dem ersten Weltkrieg in Vergessenheit geratenen Sojaanbau in Oberösterreich wieder zu etablieren, wurden auch von der Landwirtschaftskammer OÖ von Beginn an tatkräftig unterstützt, erläutert Strobl. Seite 5 von 7

6 SCHULTERSCHLUSS: VERARBEITER, LANDWIRTSCHAFT UND POLITIK Einen regelrechten Boom erleben Produkte aus österreichischem Soja seit etwa 15 Jahren, also seit dem Aufflammen der Gentechnikdiskussion, da die Verarbeiter von amerikanischer Sojabohne die Gentechnikfreiheit weder garantieren wollten noch konnten. Der Schulterschluss von österreichischen Verarbeitern, der Landwirtschaft und der Politik ermöglicht bis heute die gentechnikfreie Lebensmittelproduktion, veranschaulicht Strobl. Da der Wunsch nach gentechnikfreien Lebensmitteln in ganz Europa ungebrochen ist, hat sich dies zu einer großen Exportchance für viele österreichische Betriebe entwickelt und österreichische Sojaprodukte haben inzwischen einen hohen Marktanteil in ganz Europa. Aus Österreich kommen vor allem vollfett Sojaprodukte, die aus der ganzen Bohne produziert werden, in der das Öl noch enthalten ist. Mehle, Schrote und Flocken sind in den österreichischen Betrieben also sehr stark. In Österreich, vor allem in Oberösterreich, ist es außerdem gelungen, die durchgehende Produktionskette vom Saatgut über Sojabohne bis zur Verarbeitung in Zwischen- und Fertigprodukte aufzubauen. Dies hat wegen der kurzen Transportwege sowohl ökologische Vorteile als auch ökonomische: Die Wertschöpfungskette bleibt im eigenen Land und dies kommt der heimischen Wirtschaft zugute, erläutert Strobl und fasst noch einmal die entscheidenden Vorteile von Soja aus Österreich für Industrie und Verbraucher zusammen: - Heimischer Soja ist gentechnikfrei aus Tradition und Überzeugung - Durch Oberösterreichs Vorreiterrolle gibt es eine langjährige Erfahrung in Anbau und Verarbeitung - Die Wertschöpfungskette bleibt in Oberösterreich - Innovative Verarbeiter vor Ort wie etwa die Firma Strobl ermöglichen eine große Vielfalt an hochwertigen Verarbeitungsprodukten aus Soja - Kurze Wege: Ökologie und Ökonomie gehen Hand in Hand Seite 6 von 7

7 Bildtext: Sojaprodukte aus Österreich, vor allem auch- Mehle, Schrote und Flocken, sind europaweit sehr gefragt. Bildnachweis Strobl Naturmühle, Abdruck honorarfrei. Bildtext: Soja aus Österreich: Basis für viele hochwertige Lebensmittel. Bildnachweis: LK OÖ, Abdruck honorarfrei Kontakt zum Thema: DI Christof Strobl, Strobl Naturmühle GesmbH, Marktmühlgasse 30, 4030 Ebelsberg, Telefon: 0732/ , DI Christian Krumphuber, Leiter Abteilung Pflanzenproduktion, Auf der Gugl 3, 4021 Linz, Tel.: 050/ , Kontakt Pressestelle: Mag. Elisabeth Frei-Ollmann, Auf der Gugl 3, 4021 Linz Tel: +43/050/ , Seite 7 von 7