Impressionen aus 21 Jahren Gruppentherapie für kriegstraumatisierte Kinder der Stadt Zürich

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1 Impressionen aus 21 Jahren Gruppentherapie für kriegstraumatisierte Kinder der Stadt Zürich SWISS PUBLIC HEALTH CONFERENCE November 2016 Weltpostverein, Bern Catherine Paterson, Fachpsychologin für Psychotherapie FSP, Schulpsychologin, Fachleitung Traumatherapie, Stadt Zürich

2 Migration: 244 Millionen, davon 31 Millionen Kinder

3 Kinder auf der Flucht: Globale Perspektive 1 : 200 Kinder weltweit ist ein Flüchtling Seit 2005 Verdoppelung der Zahl der Flüchtlingskinder Millionen Flüchtlingskinder weltweit; ½ aus Syrien und Afghanistan Die Mehrheit der Flüchtlinge lebt in armen Gegenden, woher sie kommen Ende 2015 ca 41 Millionen Menschen auf der Flucht vor Gewalt/Krieg innerhalb ihrer Heimatländer; 17 Mill. davon Kinder Die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder

4 Asylgesuche Minderjähriger Schweiz Total: Unbegleitet: Begleitet: Herkunft: Afghanistan: 240/599 Eritrea: 178/889 Irak: 16/342 Somalia: 127/193 Syrien: 32/571

5 Theoretische Einführung Lessons learnt aus 21 Jahren Gruppenpsychotherapie Einfluss von traumatischen Erfahrungen auf die Entwicklung der Kinder (Psychotraumatologie) Grundsätzliches zur Gruppentherapie für Kinder und Jugendliche Chance: Die Rolle der Schule Literatur

6 Quellen Landolt, M.(2012). Psychotraumatologie des Kindesalters. Bern: Hogrefe. American Psychiatric Association (2013). The diagnostic and statistical manual of mental dosorders. (5th ed.). Washington DC: American Psychatric Association. Die Deutsche Ausgabe ist 2014 beim Hogrefe Verlag, erschienen. Besser Lutz, Dr. med. (ZPTN) Fortbildung in traumazentrierter Psychotherapie und EMDR mit Kindern und Jugendlichen (Luzern, ), Die Zeichnungen wurden freundlicherweise von der Gruppentherapie für kriegstraumatisierte Kinder zur Verfügung gestellt.

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8 Psychotraumatologie EINFLUSS TRAUMATISCHER ERFAHRUNGEN AUF DIE ENTWICKLUNG

9 Diagnose Kriterien für Posttraumatische Belastungsstörung nach DSM 5 Traumatisches Ereignis Traumafolgen Intrusionen Vermeidung von Reizen Neg. Veränderung Stimmung/Kognition Veränderung Erregungsniveau Reaktivität Dauer über 1 Mt.; klare Beeinträchtigung sozialer/beruflicher Funktionen; keine Folge von Krankheit oder Medikamenten/Drogen.

10 Traumatisches oder stressreiches Ereignis? B. Kunkel

11 B. Kunkel

12 Syrien

13 B. Kunkel (nach L. Besser) 2007

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17 B. Symptome des Wiedererlebens (Intrusion)

18 C Anhaltende Vermeidung von Reizen, die an das Trauma erinnern.

19 D Negative Veränderung von Kognitionen und Emotionen

20 E Deutliche Veränderungen des Erregungsniveaus und der Reaktivität...

21 Betroffene Funktionen Kognition: Lernblockaden, Erinnerungslücken Dissoziation Emotion: Angst, Wiedererleben, Trauer Körper: Übererregung, Schlafstörungen, Psychosomatische Erkrankungen Verhalten: Vermeiden, soziales Verhalten, traumatisches Spiel

22 Risiko- und prognostische Faktoren Posttraumatische Faktoren Ungünstige Faktoren: das wiederholte Auftreten von Situationen, die an das Trauma erinnern nachfolgende belastende Lebensereignisse finanzielle oder andere Trauma assoziierte Verluste Günstige, Protektive Faktoren: Soziale Unterstützung (einschliesslich stabiler familiärer Verhältnisse bei Kindern) ist ein protektiver Faktor und kann den Verlauf nach einem Trauma abmildern.

23 Grundsätzliches zur GRUPPENTHERAPIE FÜR KRIEGSTRAUMATISIERTE KINDER DER STADT ZÜRICH

24 Gruppentherapien für kriegstraumatiserte Kinder der Stadt Zürich Wir haben in der Gruppe auch gespielt, manchmal geweint, oft gelacht, gegessen, lustige Sachen gemacht, gefeiert und unsere Träume erzählt. Das hat uns allen geholfen, wieder Freude am Leben zu finden und manchmal sogar stolz auf uns selbst zu sein. S. 51, Krieg bricht aus. Vom Krieg betroffene Jugendliche erzählen aus ihrem Leben.

25 Entstehungsgeschichte der Gruppentherapie Die Gruppentherapien starteten erstmals im Sommer 1995, als notwendige Reaktion auf den Balkankrieg. In der Zwischenzeit werden die Flüchtlingskinder aus dem Balkan von anderen Kindern und Jugendlichen abgelöst. Sie stammen aus: Angola, Kolumbien, Kongo, Kurdistan (Türkei und Irak), Libanon, Somalia, Sri Lanka oder Tschetschenien und aktuell aus Afghanistan, Syrien und Eritrea. Wir führen zurzeit eine Gruppe mit Mittelstufenkindern mit eine Gruppe MNA s (Mineurs Non Accompagnés).

26 Gelingensfaktoren der Gruppenpsychotherapie Erfahrung Kontinuität Einbettung in Schule, Angebot von Stadt getragen (SG) Enge Zusammenarbeit mit Schule/Lehrpersonen Supervision/Erfahrungsaustausch Fachleitung, Sekretariat, Taxitransport, VBZ-Tickets Dreiteilige Fortbildung für Interessierte

27 Vernetzungsarbeit Eltern Schule Gruppentherapie Fachleit ung und Sekretar iat Anwälte Kulturvermittler Ärzte Taxi Asylorganisation Beistände Kreisschulpflegen Schulpsychologie

28 Neue Herausforderungen Hohe Nachfrage Sehr grosses Interesse der Öffentlichkeit (Medien) Steigender Bedarf an Supervision/ Intervision für Lehrpersonen der MNAs Informationsaustausch an Schulgesundheitsdienste und Kreisschulpflegen, Bildungsdirektion

29 Stolpersteine Nicht für alle ist die Gruppentherapie geeignet Nicht immer ist die Gruppenzusammensetzung ideal Nicht alle Lehrpersonen unterstützen die Teilnahme ihrer SchülerInnen an der Gruppentherapie Nicht alle Lehrpersonen haben traumapädagogisches Know How Nicht alle Eltern sind mit der Teilnahme ihrer Kinder an der Gruppentherapie einverstanden Grosse Unsicherheit bringt das Asylverfahren, die häufigen Wohnortswechsel oder Wohnungsnot

30 Chance DIE ROLLE DER SCHULE

31 Die Rolle der Schule Schule als Ort Das Trauma reisst ein Art Loch in die Seele (Zitat Sal Celi), welches man nicht zu betreten wagt. Deshalb kommt dem Rundherum eine zentrale Bedeutung zu. Die Schule ist der Ort des Rundherum.

32 Stolpersteine Sich vom Trauma - von der Hilflosigkeit - anstecken lassen Eigene Gefühle nicht reflektieren Sich nicht abgrenzen können Therapieren wollen Aktivismus Mitleid

33 Mögliche Haltung in der Traumapädagogik Sich als personaler sicherer Ort etablieren Sich selbst und allen Beteiligten wertschätzend begegnen die Wirklichkeit der Kinder als solche anerkennen und sich sicher darin bewegen lernen Ressourcenorientierung Fachlichkeit Selbstfürsorge Lebensfreude (M. Baierl, 2015)

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36 LITERATUR

37 Literatur: Kriegstraumatisierte Kinder und Jugendliche Baierl M. & Frey K. (Hrsg.). (2015). Praxishandbuch Traumapädagogik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Geda, F. (2010). Im Meer schwimmen Krokodile. Eine wahre Geschichte. München: Knaus. Herman, L. (2014). Die Narben der Gewalt. Traumatische Erfahrungen verstehen und überwinden. Paderborn: Junfermann. Landolt, M.(2012). Psychotraumatologie des Kindesalters. Bern: Hogrefe. Landolt, M. & Hensel, T. (Hrsg.). (2012). Traumatherapie bei Kindern und Jugendlichen. Bern: Hogrefe.

38 Levine, P.A. (1998). Trauma-Heilung. Das Erwachen des Tigers.Unsere Fähigkeit traumtische Erfahrungen zu transformieren. Essen: Synthesis. Levine, P.A. & Kline, M. (2005). Verwundete Kinderseelen heilen. Wie Kinder und Jugendliche traumatische Erlebnisseüberwinden können. München: Klösel. Wie Pippa wieder lachen lernte: Pal-Handl, K. et al. (2004). Wie Pippa wieder lachen lernte. Ein Bilderbuch für Kinder. Wien: Springer. Pal-Handl, K. & Lueger-Schuster, B. (2004). Wie Pippa wiederlachen lernte Elternratgeber für traumatisierte Kinder. Wien: Springer. Lackner, R. (2004). Wie Pippa wieder lachen lernte Therapeutische Unterstützung traumatisierter Kinder. Wien: Springer.

39 Reddemann, L. (2004). Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcen-orientierten Verfahren. Stuttgart: Pfeiffer bei Klett Cotta. Reddemann, L. & Krüger, A. (2007). PsychodynamischeImaginative Traumatherapie für Kinder und Jugendliche. Stuttgart: Klett Cotta. Reddemann, L. & Dehner-Rau, C. (2007). Trauma. Folgen erkennen, überwinden und an ihnen wachsen. Ein Übungsbuch für Körper und Seele. Stuttgart: Trias. Zimmermann, D. (2015). Migration und Trauma. Pädagogisches Verstehen und Handeln in der Arbeit mit jungen Flüchtlingen. Giessen: Psychosozial.

40 Schweizerisches Rotes Kreuz (Hrsg.). (2012). Wenn das Vergessen nicht gelingt. Ein psychisches Trauma kann alle treffen. -> Broschüren in verschiedenen Sprachen zu bestellen unter: Seite mit wichtigen Informationen um das Trauma für Eltern mit Fragebogen