Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Schwerstbehinderung und schweren Mehrfachbehinderungen
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- Gudrun Maier
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1 Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Schwerstbehinderung und schweren Mehrfachbehinderungen Erstellt von: Fachkonferenz Schwerstbehinderung Gültig ab: 1. Überarbeitung 09/ Überarbeitung Albatros-Schule LWL-Förderschule mit dem Schwerpunkt Westkampweg Bielefeld
2 Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Schwerstbehinderung und schweren Mehrfachbehinderungen Der Mensch wird am Du zum Ich. (M.Buber) 1. Personenkreis Der Begriff der Schwerstmehrfachbehinderung ist sehr umfassend und muss im Blick auf jeden einzelnen Schüler individuell definiert werden. Immer handelt es sich jedoch um hochgradige Beeinträchtigungen in mehreren Entwicklungsbereichen, die einen Zugang zur Welt erschweren, bzw. einen Zugang nur mit entsprechenden Hilfen ermöglichen. An unserer Schule werden zur Zeit 184 Schüler und Schülerinnen beschult. Davon sind 94 als schwerstbehindert anerkannt und ca. 50 nach den Richtlinien zur Förderung schwerstbehinderter Schüler unterrichtet (ca. 27 %). 2. Ziele von Erziehung, Unterricht und Förderung der Schülerinnen und Schüler mit Schwerstbehinderung und schwerer Mehrfachbehinderung Im Mittelpunkt sonderpädagogischen Handelns steht der einzelne Schüler als Gesamtpersönlichkeit mit seinen spezifischen Fähigkeiten. Wir verstehen unsere Aufgabe als Pädagogen und Therapeuten in der Arbeit mit schwerstmehrfachbehinderten Schülern dahingehend, den einzelnen Schüler in seiner individuellen Persönlichkeitsentwicklung in allen Bereichen anzunehmen, anzuerkennen, zu begleiten, zu unterstützen und zu fördern. Grundlegende Ziele sind hier Die Sicherung existenzieller Grundbedürfnisse Die Ermöglichung von Erfahrungen Die Förderung psychischer Stabilität Die Einbindung in soziale Strukturen Die Vermittlung lebensbedeutsamer Fähigkeiten und Fertigkeiten Dabei ist die Beziehungsebene Lehrer Schüler wesentliche Grundlage für die Entwicklung und Förderung schwerstbehinderter Schüler. Als Leitidee übernehmen wir die Konzeption und Formulierung von Breitinger/ Fischer (Intensivbehinderte lernen Leben, 1981): Es geht darum, schwerst-mehrfachbehinderten Menschen eine Basis für ihr Leben zu ermöglichen, um darauf beanspruchbare und tragfähige Beziehungen aufzubauen. Auf diesen Grundlagen setzt die Förderung verschiedener Entwicklungsbereiche ein. Eine Steigerung der Lebensqualität...ist dann erreicht, wenn Beziehungen zu Personen und zu Sachen aufgenommen werden konnten und können, wenn ein Sich-wohl-Fühlen beobachtet, wenn Leistungen einfachster Art produziert, wenn ein Identisch-Sein abgespürt werden kann, wenn die Selbstdarstellung und die Mitteilung zumindest in Ansätzen gelingt. Seite 2 von 5
3 Ziele entsprechend den Richtlinien Diese Ausführungen finden ihre Entsprechung und Konkretisierung in den Richtlinien. Als Leitziel ist in den Richtlinien die Selbstverwirklichung in sozialer Integration ausgewiesen. Unterteilt sind die Richtlinien in folgende Bereiche: Fähigkeit, über den Körper die eigene Person zu erfahren Fähigkeit, sich versorgen zu lassen und zur Sicherung existenzieller Bedürfnisse beizutragen Fähigkeit, Beziehung zur Umwelt aufzunehmen und sich zurechtzufinden Fähigkeit, in der Gemeinschaft zu leben Fähigkeit, die Sachumwelt mitzugestalten 3. Organisatorische Konzeption: An der Albatros-Schule gibt es 3 Modelle der Arbeit mit Schwerstmehrfachbehinderten Schülern: Sogenannte durchmischte Klassen, zu denen Schülerinnen und Schüler mit Schwerstbehinderung gemeinsam mit weniger stark behinderten Schülern gehören. Das Verhältnis sollte 1:3 sein (abhängig vom Schweregrad der Behinderung). Durchmischte Parallelklassen bzw. mehrere durchmischte Klassen zusammen (siehe Abschluss-Stufe) bilden eine organisatorische Einheit, haben ähnliche Stundenpläne, klassenübergreifende Fördergruppen zu bestimmten Zeiten, an allen Tagen der Woche. Schülerinnen und Schüler mit Schwerstbehinderung bilden für sich eine Klasse mit 5-7 Schülern, je nach Schweregrad der Behinderung. 4. Didaktische Konzeption Förderplanung Unterricht und Erziehung schwerst-mehrfachbehinderter Schülerinnen und Schüler erfordert genaue Kenntnisse ihrer individuellen Lernbedürfnisse, die in Förderplänen fortgeschrieben werden. Für eine individuelle Planung ist neben den im Weiteren ausgeführten Bedingungen die Beziehung und die Nähe zu den einzelnen Schülern Voraussetzung. Das erfordert in jedem Fall genügend Zeit, um sich genauer kennen zu lernen, Behutsamkeit, Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen und Kreativität bei der Umsetzung gewonnener Erkenntnisse. Die Erstellung von Förderplänen basiert auf Beobachtungen, Gesprächen unter Einbezug vorhandener Berichte und Gutachten. Hieraus resultiert die Beschreibung und Interpretation der Verhaltens- weisen, Bedürfnissen und Interessen der Schüler, kategorisiert nach Entwicklungsbereichen und in Beziehung gesetzt zur jeweiligen Lebenssituation. Förderdiagnostische Verfahren erlauben einen Bezug des Entwicklungsstandes zur Normalentwicklung, ohne dass dabei das Entwicklungsniveau eines Schülers linear einer bestimmten Phase der kindlichen Entwicklung gleichgesetzt werden darf. Folglich liegt dabei ein Verständnis von Entwicklung zu Grunde, dass einem Netz gleicht. Ein Entwicklungsniveau muss nicht unbedingt vollständig erreicht sein, bevor sich das folgende entfalten kann. Auch können Entwicklungsschritte übersprungen werden. Seite 3 von 5
4 Aus den gesammelten Informationen leitet sich ein vordringlicher Förderbedarf ab, der konkret als Ziel umschrieben werden kann und sich über die Lebensbedeutsamkeit für den Schüler rechtfertigt. Die Förderziele lassen sich folgenden Entwicklungsbereichen und Handlungsfeldern zuordnen: Förderbereiche/ Handlungsfelder Wahrnehmungsbereiche (akustisch, visuell...) Motorik, Bewegungserfahrung Kommunikation/Kontakte/Emotion lebenspraktische Entwicklung (Förderpflege, Essen, Trinken) kognitive Entwicklung Umweltbegegnung Unterrichtliche Grundprinzipien Der Umsetzung von sonderpädagogischen Förderzielen wie z.b. Sicherung der Grundbedürfnisse, Aufbau bzw. Erweiterung der emotionalen Bindungsfähigkeit, Anbahnung und Ausbau kommunikativer Prozesse wird durch die Berücksichtigung folgender unterrichtlicher Grundprinzipien Rechnung getragen: Entwicklungsorientiertheit Ganzheitlichkeit Handlungsorientierung Prozessorientierung Einbindung in Sinnzusammenhänge Projektbezogenheit Strukturierung und Ritualisierung. Förderkonzepte für die Arbeit mit schwerst-mehrfachbehinderten Schülern Bei der Durchführung der Maßnahmen kommen bewährte Konzeptionen für die Arbeit mit schwerst- mehrfachbehinderten Schülern zum Tragen: Basale Stimulation nach Fröhlich Die Methode des Führens nach Affolter Basale Aktivierung Integriertes Lernen nach Haupt/Fröhlich Seite 4 von 5
5 Basale Kommunikation nach Mall Sensorische Integration nach Ayres Kombiniertes Konzept nach Dank 5. Unterrichtliche Organisationsformen Unterrichtsformen: Einzelförderung: Einzelunterricht und Förderpflege Gruppenunterricht: Förderunterricht in der Kleingruppe oder Förderunterricht im Klassenverband Therapieformen innerhalb und außerhalb des Unterrichts (Krankengymnastik und Ergotherapie) Seite 5 von 5
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