Forum 6: Arbeit, Beruf und Suchtbehandlung: Meilensteine der Entwicklung
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- Jörg Dittmar
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1 25. Heidelberger Kongress des Fachverbandes Sucht e.v Juni 2012 Kongresshaus Stadthalle Heidelberg Forum 6: Arbeit, Beruf und Suchtbehandlung: Meilensteine der Entwicklung Berufliche Teilhabe Förderung in der Adaptionsbehandlung: Rahmenbedingungen, Behandlungsergebnisse, Perspektiven Referentin: Daniela Mirza-Beg Psychologische Psychotherapeutin Therapeutische Leitung Adaptionshaus Berlin
2 Überblick Vorweg: Die Adaptionsbehandlung I.Unsere Klientel II.Ein-Jahres-Katamnesen zu Abstinenz und beruflicher Teilhabe III.Der AVEM Einsatz und Ergebnisse IV. Perspektiven unserer Arbeit
3 Adaptionsbehandlung als medizinisch-stationäre Rehabilitation nach 15 SGB VI als Phase II im nahtlosen Anschluss an die regulär abgeschlossene stationäre Entwöhnungsbehandlung Klinik Adaption Alltag für Rehabilitanden mit Alkohol-, Drogen-, Medikamentenoder Spielabhängigkeit als Hauptdiagnose für arbeitslose und sozial desintegrierte Suchtkranke, deren berufliche und soziale Teilhabe der Förderung nach SGB IX bedarf zur Realitätserprobung im beruflichen und sozialen Alltag Wochen Behandlungsdauer (indikationsspezifisch)
4 I. Unsere Klientel Allgemeine Merkmale
5 I. Unsere Klientel Störungsspezifische Merkmale 3,1
6 I. Unsere Klientel Berufsspezifische Merkmale
7 I. Unsere Klientel Entlassung Berufliche Teilhabe 4 Monate nach Prognose bei Entlassung
8 II. Katamnesedaten des Adaptionshauses Berlin Die Stichprobe: N= 599 ehemalige Rehabilitanden Entlassjahrgänge Der Rücklauf: NR=247 Antworter = 41 % (zum Vergleich: FVS Reha-gesamt : 59 % Antworter)
9 II. Katamnesedaten des Adaptionshauses Berlin Zum Vergleich FVS: Nach DGSS 3*: 62 % abstinent unabhängig von Nach DGSS 4**: 26 % abstinent Substanzgruppe * Abstinenzquoten bezogen auf alle Antworter (Alk ~ Drogen)! ** Abstinenzquoten bezogen auf alle im Zeitraum entlassenen Patienten DGSS 3: 59% Abstinenz DGSS 4: 35% Abstinenz 10% abst.n.r.
10 Vergleich der prognostizierten Erwerbssituation bei Entlassung mit der tatsächlichen Erwerbssituation 1 Jahr nach Entlassung Für 16% scheint sich die berufliche Teilhabe-Prognose bestätigen zu lassen. Für 35% besteht bei Entlassung eine günstige Prognose hinsichtlich beruflicher Teilhabe. Katamnesedaten
11 Nach DGSS3 sind 40% der Antworter in beruflicher Teilhabe. Knapp 60% in Alg-Bezug, (davon 90 % Alg-II).
12 Erwerbssituation im Jahr nach Entlassung
13 Erwerbssituation im Jahr nach Entlassung
14 Berufliche Veränderungen im Jahr nach Entlassung
15 Berufliche Zufriedenheit im Jahr nach Entlassung
16 Die Ergebnisse 1. 16% bis 40% gelingt der Schritt in die berufliche Teilhabe. 2. Umgekehrt gelingt es 60% bis 85% nicht, im Jahr nach der Adaption beruflich Fuß zu fassen. im Kontext 1. Die im Adaptionshaus behandelte Klientel ist vor Behandlung zu 97% arbeitslos gewesen, durchschnittlich für 4,4 Jahre. 2. Die Übergangswahrscheinlichkeit aus der Grundsicherung/Alg-II in die sozialversicherungspflichtige Tätigkeit liegt nach Achatz und Trappmann (2011) bei Vorliegen von zwei oder mehr Vermittlungshemmnissen (z.b. Krankheit, Alter >50J., Langzeitbezug) unter 10 %.
17 führen zu dem Fazit: Adaptionsbehandlung macht im Kontext beruflicher Teilhabeförderung von Langzeitarbeitslosen deutlich Sinn. Können wir diesen messen? --- Wir ziehen die arbeitsbezogene Diagnostik mittels AVEM, die standardisiert zu Beginn und Ende der Adaption durchgeführt wird, heran und machen die Adaptionsergebnisse so messbar hinsichtlich der Arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebens-Muster.
18 Der AVEM (Schaarschmidt & Fischer) ist ein Selbstbeurteilungsverfahren, das mittels 66 Items misst, inwieweit beim Pbn. gesundheitsförderliche, schonende oder risikobehaftete Verhaltens- und Erlebensmuster vorliegen. Es bestätigten sich clusteranalytisch die von den Autoren konzipierten vier Muster sowie 11 Dimensionen. Die Risikomuster A und B bedürfen der Intervention unter dem Gesundheitsaspekt, das Schonungsmuster S bedarf der Motivationsförderung. Die Dimensionen sind z.b. beruflicher Ehrgeiz, Resignationstendenz bei Misserfolg, Verausgabungsbereitschaft.
19 Im Adaptionshaus Berlin wurden seit Juli Rehabilitanden zu Beginn und Ende der Behandlung mittels AVEM erfasst. 53 Ergebnisse ließen sich auswerten und gingen in die Untersuchung ein.
20 Ergebnisse: 1. Das gesunde Muster G nimmt von 12 auf 21 %, also um 75% oder 9 Prozentpunkte zu. 2. Die beiden Risikomuster A und B nehmen ab von 84% auf 64%. 3. Eine Verdreifachung des Schonungsmusters S. Vergleichsweise sind das im Rehabereich starke Veränderungen. Diese erklären sich vor allem über die sehr spezifisch ausgerichtete Förderung der beruflichen Teilhabefähigkeit während der Adaptionsbehandlung, insbesondere über die Praktika und deren direkte Auswirkungen auf die Entwicklung günstiger beruflicher Selbstwirksamkeitserwartungen. Zum anderen sind die Eingangswerte unserer Klientel insgesamt eher ungünstig, so dass größere Auswirkungen als bei gesünderen Stichproben zu erwarten sind.
21 Und: 55% der Rehabilitanden verbleiben auch am Ende der Adaptionsmaßnahme im interventionsbedürftigen Muster B. Ist dieser Anteil während der stationären Behandlungsphase schon reduzierbar, indem das Behandlungsprogramm verbessert wird? Könnten beispielsweise manualisierte Gruppenprogramme als Praktikum- und Arbeitstherapie-begleitende Interventionen schon während der Reha, Phase I und II, dazu beitragen, dass sich die interventionsbedürftigen Bewältigungsmuster verändern?
22 Oder: Brauchen diejenigen, die während der Reha stabil in ihren Störungsmustern verbleiben, eine berufliche Förderung, die über die Adaptionsbehandlung hinaus geht? Und allgemeiner: Wie können die Ergebnisse der beruflichen Teilhabe- Förderung in das poststationäre Umfeld der Suchtkranken erfolgreicher als bisher übertragen werden, so dass der Betroffene eine größere Chance hat als bisher, seine arbeitsbezogenen Veränderungen in seinen abstinenten Alltag zu integrieren und eine zufriedene berufliche Teilhabe zu erleben?
23 2 Ansätze: 1. Berufliches Casemanagement über die Adaption hinaus eine berufliche Begleitung durch den Arbeitsberater, der die Kontaktbarrieren zu den Ämtern erleichtert und den poststationären Prozess des Alltagstransfers beruflicher Bezüge unterstützt. 2. MBOR in stationärer und poststationärer Arbeit Einführung arbeitsbezogener Gruppenmodule, begleitend ab Phase I der stationären Reha parallel zur Arbeitstherapie, dann in Phase II/Adaption praktikumsbegleitend und in der poststationären Phase bis zu ein Jahr nach Reha-Ende
24 Hypothesen: Rehabilitanden, die am MBOR-Casemanagement-Projekt teilnehmen, haben eine bessere berufliche Perspektive: Sie nehmen in höherem Ausmaß an der 1-Jahres-Katamnese teil. (>40%) Sie sind seltener arbeitslos ein Jahr nach Behandlungsende. (< 50%) Sie haben gesündere Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM) ein Jahr nach Adaptionsende. (< 50% Muster B) Ihre berufliche Situation hat sich positiv verändert (> 58%) Sie haben eine befriedigende berufliche Tätigkeit (Messung der berufl. Zufriedenheit in der 1-Jahres-Katamnese)(> 64%) Sie sind seltener rückfällig. (< 75%) Die unterstützten Rehabilitanden haben sich erfolgreicher für die Bewilligung geeigneter Maßnahmen eingesetzt.
25 Ausblick: Bei unserem Federführer, der DRV Berlin-Brandenburg, werden wir in Kürze das berufliche Casemanagement beantragen. Gern würden wir die MBOR-Maßnahmen, die unsere stationäre Arbeit verändern werden, durch eine Begleitforschung untersuchen lassen. Die entsprechenden Möglichkeiten werden zur Zeit geprüft. Über anregenden fachlichen Austausch würden wir uns freuen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
26
27 Kontakt TANNENHOF BERLIN-BRANDENBURG E.V. Adaptionshaus Berlin Daniela Mirza-Beg Psychologische Psychotherapeutin (VT) Therapeutische Leitung Dröpkeweg Berlin Fon: 0 30 / Mail: mirza-beg@tannenhof.de Fax: 0 30 / Web:
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