Zur praktischen Umsetzung der Medizinischberuflich orientierten Rehabilitation (MBOR) in der stationären Rehabilitation
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- Hannah Sommer
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1 Zur praktischen Umsetzung der Medizinischberuflich orientierten Rehabilitation (MBOR) in der stationären Rehabilitation Claudia Quinten & Peter Missel AHG Kliniken Daun Kongress des Fachverbandes Sucht, Heidelberg 11. Juni 2013
2 I. Relevanz der MBOR 1. Leitgedanke der MBOR Die medizinische Rehabilitation ist auszurichten an den Anforderungen der Arbeitswelt und insbesondere dem aktuellen bzw. angestrebten Arbeitsplatz. [Anforderungsprofil zur Durchführung der Medizinischberuflich orientierten Rehabilitation (MBOR) im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung (Stand August 2012)] 2
3 2. Einleitung eines Paradigmenwechsels Weiterentwicklung der bisher eher krankheitsbezogenen Rehabilitation zur aktivitätenund teilhabeorientierten Rehabilitation Hintergründe: Veränderungen in der Arbeitswelt hohe Anforderungen an die individuelle Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit demographische Entwicklung Verlängerung der Lebensarbeitszeit 3
4 Auftrag an die Reha-Kliniken Konzeptentwicklung MBOR im Rahmen eines multiprofessionellen Reha-Teams Angebote spezifischer Diagnostik & Maßnahmen für Patienten mit BBPL Verzahnung aller am Rehabilitationsprozess Beteiligter (Patient/Klinik/DRV/Agentur für Arbeit/ Arbeitgeber/Integrationsfachdienste) 4
5 3. Relevanz für die Sucht-Reha Anforderungsprofil der DRV zur MBOR konstatiert in der Version von August 2012: Anforderungen gelten nicht für die Rehabilitation bei Abhängigkeitserkrankungen Die Suchtrehabilitation realisiert bereits eine ausgeprägte berufliche Orientierung. 5
6 Paradigmenwechsel in der Sucht-Reha schon lange vollzogen von der ausschließlichen Suchttherapie hin zur komorbiditätsorientierten Psychotherapie Nutzung unseres langjährigen katamnestischen Wissens: die Abstinenzquoten (Erfolgsparameter) korrelieren positiv mit einer vorhandenen sozialen und beruflichen Teilhabe 6
7 Therapieprozesse fokussieren konsequent die soziale Teilhabe - Klärung familiärer/sozialer Strukturen - Klärung von Finanzen/Wohnsituation/Betreuung - Einleitung von Nachsorgemaßnahmen Teilhabe am Erwerbsleben - Klärung von Problemen am vorhandenen Arbeitsplatz - Berufliche Perspektivenplanung bei Arbeitslosigkeit - Einleitung spezifischer Maßnahmen wie z. B. stufenweise Wiedereingliederung, Antragstellung für Leistungen zur Teilhabe, Adaption, etc. Bearbeitung von Beeinträchtigungen der funktionalen Gesundheit 7
8 MBOR-Zielgruppen Besondere Berufliche Problemlagen (BBPL) in der Sucht-Reha a) Problematische sozialmedizinische Verläufe z. B. mit langen oder häufigen Zeiten der Arbeitsunfähigkeit und/oder Arbeitslosigkeit keine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung gebrochene Berufsbiographien soziale Problemlagen nach Haft/Überschuldung Langzeitarbeitslosigkeit soziale Desintegration bei Migrationsproblematik 8
9 b) negative subjektive berufliche Prognose, verbunden mit der Sorge, den Anforderungen des Arbeitsplatzes nicht gerecht werden zu können Arbeitsplatzkonflikte (Mobbing, Versetzungen) Entwurzelung durch Outsourcing/Verkauf der Firma Degradierungen durch Alter, Leistungsminderung Verlust an Zutrauen/Selbstwirksamkeitserleben (Komorbidität mit psychischen Erkrankungen) Rentenbegehren (Es darf nicht besser werden ) 9
10 c) aus sozialmedizinischer Sicht erforderliche berufliche Veränderungen schwerwiegende orthopädische oder internistische Erkrankungen / Virus-Erkrankungen chronifizierte psychische Erkrankungen suchtmittelbedingte kognitive Beeinträchtigungen Berufe mit Griffnähe zum Suchtmittel 10
11 4. Datenlage Erwerbstätigkeit bzw. Erwerbslosigkeit am Beispiel der Patienten der AHG Kliniken Daun / Entlassjahrgang 2012 Erwerbssituation bei Behandlungsbeginn erwerbstätig arbeitslos Nicht-Erwerbspersonen bei Behandlungsende Thommener Höhe (Abhängigkeit) 43,0 % 43,6 % 40,4 % 44,7 % 16,4 % 13,4 % Am Rosenberg 42,4 % 42,9 % 14,1 % (Abhängigkeit) 41,0 % 44,7 % 13,4 % Am Rosenberg 73,9 % 19,5 % 6,4 % (Psychosomatik) 0,0 0,0 0,0 Altburg 19,2 % 61,7 % 15,8 % (Drogenabhängigk.) 16,4 % 70,5 % 7,1 % Adaption Daun 0,0 % 88,0 % 12,0 % 8,0 % 84,0 % 8,0 % 11
12 Leistungsfähigkeit bei Entlassung am Beispiel der Patienten der AHG Kliniken Daun / Entlassjahrgang 2012 Leistungsfähigkeit für den letzten Beruf für allgemeinen Arbeitsmarkt Thommener Höhe (Abhängigkeit) Am Rosenberg (Abhängigkeit) Am Rosenberg (Psychosomatik) Altburg (Drogenabhängigk.) Adaption Daun 6 Stunden und mehr 83,1 % 93,1 % 75,2 % 89,6 % 83,0 % 90,3 % 87,4 % 100,0 % 70,0 % 94,0% weniger als 6 Stunden 16,9 % 6,9 % 24,8 % 10,4 % 17,0 % 9,7 % 12,6 % 0,0 % 30,0 % 6,0 % 12
13 5. Impulse aus dem MBOR-Anforderungsprofil Entwicklung/Etablierung eines frühzeitigen diagnostischen Screenings zur Identifikation von Personen mit BBPL Differenzierung der Berufsanamnese Fokuserweiterung auf den Patienten mit erhaltenem Arbeitsplatz und vorhandenen BBPL Verstärkung der berufsbezogenen Motivationsförderung ( Was möchte ich in der Reha bezogen auf mein Erwerbsleben erreichen? ) 13
14 Stärkere Implementierung berufsbezogener Themen im Gesamt-Reha-Angebot (Indikative Gruppen, Sport- und Ergotherapie, Vorträge, Physiotherapie, etc.) Prüfung der klinikinternen Umsetzung von Möglichkeiten zum Arbeitsplatztraining bzw. zur Belastungserprobung Stärkere Vernetzung mit den Prozess-Beteiligten 14
15 II. Zur praktischen Umsetzung von MBOR Erfolgreiche Umsetzung der Berufsorientierung durch intensive Vernetzung mit Großbetrieben Ziel: Ausrichtung der berufsorientierten Maßnahmen auf den individuellen Arbeitsplatz und dessen Anforderungsprofil Praxismodell Vereinbarung eines Behandlungsmoduls MBOR in Kooperation mit Betriebsärztlichem Dienst und Betrieblicher Sozialberatung der RWE Power und Psychosomatischen Abteilung der AHG Kliniken Daun 15
16 1. Ausgangslage Psychische Störungen im Kontext der Arbeitswelt gewinnen an Bedeutung Heutige Arbeitsbedingungen stellen erhöhte Anforderungen an psycho-mentale Belastbarkeit schleichendes-chronifizierendes Überforderungserleben z. B. depressive Anpassungsstörungen/ somatoforme Störungen Erhöhung der AU-Tage 16
17 Gesundheitsreport der DAK (2011): Psychische Erkrankungen verursachen 12,1 % des Gesamtkrankenstandes DRV Bund (2012): Psychische Erkrankungen sind inzwischen der Hauptgrund für Erwerbsminderungsrente 17
18 Ziele: Frühe Identifikation psychischer Erkrankungen zur Vermeidung von Chronifizierungsprozessen Entwicklung innovativer Kooperationen zwischen Betrieb und Rehabilitationseinrichtung (z. B. im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements) 18
19 2. Kooperationsmodell DRV Knappschaft-Bahn-See Kompetenzzentrum Gesundheit von RWE Power AHG Kliniken Daun am Rosenberg/ Psychosomatische Abteilung 19
20 3. Indikationen Mitarbeiter, deren berufliche Leistungsfähigkeit durch psychische Bewerdebilder gefährdet oder beeinträchtigt sind mit längeren oder wiederholten AU-Zeiten bei bislang unbefriedigenden Behandlungsmöglichkeiten 20
21 4. Einleitung der Maßnahme Information des betroffenen Mitarbeiters über das rehabilitative Angebot durch Betriebsarzt bzw. Betrieblichen Sozialdienst Abschluss einer Zielvereinbarung Antragstellung im Eilverfahren bei der DRV KBS/ beschleunigtes Verfahren zur Erteilung einer Kostenzusage Ggf. Prästationäres Vorgespräch in den AHG Kliniken Daun Ggf. begleitete Aufnahme durch Mitarbeiter der Betrieblichen Sozialberatung 21
22 5. Berufsbezogene Diagnostik und Behandlung gezielte Erhebung berufs- und sozialbiographischer Informationen ggf. unter Einbezug eines arbeitsplatzbezogenen Anforderungsprofils berufsbezogene Motivationsförderung Einzel- und Gruppenpsychotherapie und Indikative Gruppen fokussieren u. a. auf Arbeitsplatzkonflikte oder berufsbezogene Bewältigungsstrategien Berufs- und Sozialberatung fokussieren Lösungsansätze für die individuelle arbeitsbezogene Problemlage / Klärung der Wiedereingliederung mit betrieblichem Sozialdienst Abklärung des sozialmedizinischen Leistungsvermögens und ggf. erforderlicher Veränderungen am Arbeitsplatz bei Bedarf Durchführung einer internen oder externen Belastungserprobung 22
23 6. Zusammenarbeit mit externen Institutionen Übergangsregelungen an wichtigen Schnittstellen o Kontakt zum Betriebsärztlichen Dienst und Sozialdienst o ggf. Vorstellung beim Reha-Fachberater der DRV o innerbetriebliches Rückkehrgespräch im Rahmen einer Heimfahrt o Wiedereingliederungsplanung im Sinne eines gemeinsamen Case-Managements o Regelung weiterer Nachsorge-Optionen 23
24 7. Fazit Ein anspruchsvolles und effizientes Kooperationsmodell, von dem alle Beteiligten profitieren! 24
25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 25
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