Deutscher Bauernverband. Ernteauftakt 2013
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- Kai Lange
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1 Deutscher Bauernverband Ernteauftakt Juli 2013
2 2 Das Vegetationsjahr 2013 war für die deutschen Landwirte bis jetzt nicht ganz einfach. Der Winter war lang, hat aber in diesem Jahr erfreulicherweise keine größeren Auswinterungsschäden nach sich gezogen. Anschließend haben wir ein kühles und feuchtes Frühjahr erlebt das waren für das Wintergetreide nicht die schlechtesten Voraussetzungen. Das Sommergetreide sowie Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben haben allerdings unter den niedrigen Temperaturen gelitten. Und Anfang Juni ereilte uns dann ein erneutes Jahrhunderthochwasser. Die Betriebe in diesen Regionen haben eine äußerst schwierige Zeit vor sich. Im Detail wird hierzu auch mein Kollege Präsident Folgart berichten, da ja gerade Brandenburg mit zu den am stärksten betroffenen Bundesländern gehört. Ich selbst habe mir ein Bild im Überschwemmungsgebiet Fischbeck von den dramatischen Schäden in der Landwirtschaft machen können. - Schäden fast eine halb Milliarde Euro an Gebäuden und verlorener Ernte. - Futterversorgung macht große Sorgen. - In LBV wurden Futterbörsen eingerichtet.
3 - DBV-Forderung: 500 Euro Soforthilfe aus Bund-Länder-Hilfsfonds (wurde von der EU notifiziert) 3 - Spendenaktion des Bauernverbandes über Schorlemer Stiftung für sofortige Ersthilfe (1,6 Mio. Euro, ) zur Einschätzung: 17 Mio. Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche, Hektar davon überflutet (2 Prozent). Einschätzung der diesjährigen Erntesituation. Die gesamte Vegetation ist gegenüber anderen Jahren eine Woche, regional sogar bis zu zwei Wochen hinter der normalen Entwicklung zurück (langer Winter, kühles und nasses Frühjahr). Gute Ertragserwartungen bei den Hauptkulturen Winterweizen und Wintergerste lassen die deutschen Bauern aber auf eine durchschnittliche Getreideernte 2013 hoffen. Insgesamt ist in Deutschland mit einer Getreideernte von knapp 45 Millionen Tonnen zu rechnen das entspricht in etwa dem langjährigen Mittel. Im Bundesdurchschnitt und über alle Getreidearten hinweg gehen wir derzeit von leicht überdurchschnittlichen Erträgen von 7 Tonnen Getreide pro Hektar aus.
4 4 Die Anbaufläche ist gegenüber dem Vorjahr jedoch um 2,5 Prozent auf 6,4 Millionen Hektar zurückgegangen. Woran liegt das? Ursprünglich hatten die deutschen Landwirte mit einer Getreideanbaufläche von gut 6,5 Millionen Hektar die Grundlage für eine gute Ernte gelegt. Wir müssen aber nach derzeitigen Erkenntnissen davon ausgehen, dass etwa Hektar vom Hochwasser betroffen waren und dass hiervon wiederum Hektar auf Ackerland entfallen. Somit reduziert sich die Getreideanbaufläche zur Ernte Und das wird leider nicht ohne Auswirkungen auf die gesamtdeutsche Ernte bleiben! Ernte EU-27 / EU-28 Der europäische Bauernverband COPA-COGECA erwartet eine Getreideernte in Höhe von knapp 287 Millionen Tonnen. Damit würde die europäische Getreideernte das Vorjahr um knapp 5 Prozent übertreffen (Getreideernte 2012: 274 Mio. t). Zwar hat es auch in anderen wichtigen Getreideerzeugungsregionen Europas wie z. B. Frankreich oder Polen in den vergangenen Wochen massive Niederschläge gegeben.
5 5 Jedoch ist nach bisherigem Kenntnisstand davon auszugehen, dass diese Niederschläge nicht zu nennenswerten Verlusten geführt haben. Anders dagegen im Vereinigten Königreich: hier haben erhebliche Niederschlagsmengen und äußerst schlechte Aussaatbedingungen im vergangenen Herbst zu einer Verringerung der Getreideanbaufläche geführt. Unter Berücksichtigung des neuen Mitgliedstaates Kroatien geht die EU- Kommission von einer Getreideernte von 291 Millionen Tonnen aus. Auch die Rapsernte wird laut Schätzung von COPA-COGECA mit knapp 20 Millionen Tonnen etwas besser ausfallen als im vergangenen Jahr (2012: 19,5 Millionen Tonnen). Welt Das USDA schätzte die weltweite Getreideernte im Juni 2013 auf knapp 2,4 Mrd. Tonnen (Vorjahr: 2,2 Mrd. Tonnen). Diese deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr ist in erster Linie auf hohe Erwartungen an die Mais- und Weizenernte zurückzuführen. So geht das USDA derzeit von einer Rekordmaisernte in Höhe von 963 Millionen Tonnen aus. Auch Weizenernte soll nach Auffassung des USDA mit 696 Millionen Tonnen deutlich höher ausfallen als 2012 (656 Mio. Tonnen).
6 6 Wenn diese Ernten so eintreffen, könnte sich die Situation am Weltmarkt für Mais ein wenig entspannen. Hier könnten bei einem unterstellten Verbrauch von 935 Millionen Tonnen die weltweiten Lagerbestände etwas aufgebaut werden auf 152 Millionen Tonnen (Vorjahr: 124 Millionen Tonnen). Angespannt bliebe dagegen trotz der erwarteten hohen Ernte die Situation am Weltweizenmarkt. Das USDA unterstellt einen weltweiten Weizenverbrauch in Höhe von 694 Millionen Tonnen, d.h. die weltweite Ernte würde gerade reichen, um den Bedarf zu decken. Ein erneuter Aufbau von Lagerbeständen wäre dagegen kaum möglich, so dass die weltweiten Endbestände auf dem Vorjahresniveau von 181 Millionen Tonnen verharren würden. Ich gebe jedoch Folgendes zu bedenken: Auch im vergangenen Jahr ging das USDA um diese Jahreszeit noch von einer Rekordmaisernte von über 950 Millionen Tonnen. Aufgrund der Dürre in den USA fiel die Ernte dann mit 856 Millionen Tonnen nahezu 100 Millionen Tonnen geringer aus als zuvor erwartet. Wir müssen also erst einmal abwarten, ob diese Erntemengen denn auch wirklich eingebracht werden. Preisentwicklung
7 Die überwiegend guten Ernteaussichten haben in den vergangenen Wochen und Monaten natürlich Druck auf die Preise ausgeübt. 7 So ließen sich im Dezember 2012 für eine Tonne Brotweizen auf Erzeugerebene im Bundesdurchschnitt noch gut 250 Euro pro Tonne erzielen. Im Juni 2013 lagen die Erzeugerpreise für Brotweizen dagegen bei etwa 205 Euro pro Tonne und damit in etwa auf dem Vorjahresniveau. An der Börse in Paris bewegen sich die Notierungen für den Fronttermin derzeit auf einem Niveau von 194 Euro pro Tonne Weizen. Auch die Rapspreise haben deutlich nachgeben. Auf Erzeugerebene lassen sich derzeit noch 438 Euro pro Tonne erzielen, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 20 Euro pro Tonne entspricht. Der August-Termin an der Pariser Börse hat seit einigen Tagen die Grenze von 400 Euro pro Tonne unterschritten und bewegt sich nun im Bereich von 395 Euro pro Tonne. Wie sich die Getreide- und Rapspreise weiter entwickeln werden, wird entscheidend davon abhängen, wie die Ernte ausfallen. Und zwar die Ernten in wichtigen Erzeugungsregionen der Welt Europa, die Schwarzmeerregion und die USA
8 8 Getreidekulturen im Einzelnen: Winterweizen Anbaufläche: 3 Mio. ha (+ 4 Prozent) nach Abzug der Überschwemmungsfläche Ertragserwartung: 7,6 Tonnen pro Hektar (leicht überdurchschnittlich), 23 Mio. Tonnen in Deutschland (knapp durchschnittlich) Abzuwarten bliebt, wie sich die Qualitäten entwickeln. Die warme und feuchte Witterung hat die Entstehung von Pilzkrankheiten gefördert, die regional wegen mangelnder Befahrbarkeit der Flächen nicht ausreichend bekämpft werden konnten. Wintergerste Anbaufläche: 1,2 Mio. ha (+ 10 Prozent) nach Abzug der Überschwemmungsfläche) Grund für diese starke Flächenausweitung gegenüber der Ernte 2012 ist, dass auch Wintergerste im vergangenen Jahr von massiven Auswinterungsschäden betroffen war. Ertragserwartung: 6,6 Tonnen pro Hektar (leicht überdurchschnittlich) knapp 8 Mio. Tonnen in Deutschland (Vorjahr: 7,1 Mio. t; langjähriger Mittelwert: 8,7 Mio. t) Winterroggen:
9 Anbaufläche: Hektar (+ 7 Prozent gegenüber 2012; Gründe: 9 Winterhärte, kommt mit Trockenperioden zurecht, war preislich attraktiv) Ertragserwartung: im Bundesdurchschnitt 5,5 Tonnen pro Hektar (entspricht den Vorjahreserträgen), knapp 4,2 Mio. Tonnen in Deutschland (Vorjahr: 3,9 Mio. t; langjähriger Mittelwert: 3,2 Mio. t) Raps: Anbaufläche: 1,4 Mio. ha (nach Rückgang 2011 und 2012 wieder auf gleichem Niveau wie 2010) Ertragserwartung: 3,7 Tonnen pro Hektar Erntemenge: 5,2 Mio. Tonnen in Deutschland (durchschnittliche Ernte) Sommergerste, Sommerweizen: Anbaufläche Sommergerste: Hektar (- 40 Prozent gegenüber 2012) Anbaufläche Sommerweizen: Hektar (- 70 Prozent gegenüber 2012) zweistelliger Rückgang nicht verwunderlich: 2012 war für Sommerungen wegen hoher Auswinterungsschäden der Winterungen ein Ausnahmejahr wieder üblicher Anbauumfang
10 10 Problematisch für Sommergetreide in diesem Jahr ist kurze Vegetationszeit, (langer Winter späte Aussaat). Die Ertragserwartungen sind daher regional sogar deutlich reduziert. Mais Anbaufläche Körnermais: Hektar (- 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr) Hier zeigt sich, dass Landwirte wie häufig und vor allem im vergangenen Jahr behauptet den Maisanbau nicht unbegrenzt ausdehnen. Auch die Silomaisfläche ist im Vergleich zu 2012 stabil! Mais hat unter dem zu kalten Frühjahr gelitten, hat aber die Möglichkeit, diesen Entwicklungsrückstand bis zur Ernte im Herbst aufzuholen. Hackfrüchte Auch für Kartoffeln und Zuckerrüben war es zu kalt und zu nass. Zudem regional verspätete Aussaat dementsprechend groß ist der Entwicklungsrückstand, der wohl noch aufgeholt werden kann. Da wir uns hier auf einem Kartoffeln anbauenden Betrieb befinden, noch etwas detaillierter zu der Kartoffel-Ernte: Knappe Rohstoffversorgung für dieses Jahr prognostiziert Verspätete Vegetation, regional bis zu 4 Wochen, so dass bspw. in Bayern die Auspflanzung erst Mitte Juni abgeschlossen werden konnte in der
11 11 Pfalz (erster Lieferant von Frühkartoffeln) Ernte auch verspätet, Absatz läuft schleppend Regale des Lebensmitteleinzelhandels noch größtenteils mit ausländischer Ware gefüllt (z.b. Spanien, Israel, Ägypten, Zypern), dies ist für Zeit eher untypisch Die bisherigen Erträge sind regional unterschiedlich: In der Pfalz und Niedersachsen eher unterdurchschnittlich, während das Rheinland über gut stehenden Kartoffelbestände berichtet, regional sind die Böden und Dämme nässebedingt immer noch verschlämmt und verdichtet. Sonderkulturen: Ebenso wie bei den Kartoffeln haben die Verbraucher direkt erkennen können, wie schwierig die Spargelsaison für die deutschen Spargelbauern verlaufen ist. Durch das kalte Frühjahr ging die Spargelernte so spät los, dass sogar über den 24. Juni hinaus - dem traditionellen Ende der Spargelsaison - noch geringe Mengen Spargel gestochen wurden. Allerdings können auch diese Angebotsmengen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die diesjährige Spargelernte mit bis Tonnen eine der schlechtesten Ernten überhaupt war. Bei den Erdbeeren läuft die Saison zwar länger.
12 12 Aber auch bei den Erdbeeren hat das Wetter den Bauern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht - mit einer großen Ernte ist nicht mehr zu rechnen. Erdbeeren brauchen nun einmal warme Temperaturen! Beim Steinobst sind Blütenfröste und Frostschäden bei Pfirsichen und Aprikosen zu vermelden. Kirschen haben unter dem schlechten Blühwetter gelitten. Dem Gemüsebau hat das nasse und kalte Frühjahr so stark zugesetzt, dass die Auspflanzung von Salaten erst mit einer deutlichen Verzögerung begann und die Kulturen später unter Wasser standen. Das hat die Bestände natürlich vernichtet. Insofern wird nach unserer Einschätzung der Gemüsemarkt eher knapp versorgt bleiben, aber mit Versorgungslücken ist nicht mehr zu rechnen
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