Was ist Klinische Psychologie? - verfolgt auch das Ziel, menschliches Verhalten und Erleben zu verstehen, vorherzusagen und bei Bedarf zu verändern
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- Jutta Junge
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1 Was ist Klinische Psychologie? - Teilgebiet der Psychologie - verfolgt auch das Ziel, menschliches Verhalten und Erleben zu verstehen, vorherzusagen und bei Bedarf zu verändern - die Klinische Psychologie fokussiert dabei auf Erleben und Verhalten, welches mit einem außergewöhnlichen Ausmaß an Leid oder an Funktionsbeeinträchtigungen einhergeht - psychische Störungen sind zentrales Thema der Klinischen Psychologie - größtes Anwendungsfach der Psychologie (zentrale Rolle) - erhebliche Ausweitung (grundlagen- und anwendungsorientierte Aspekte sowie berufliche Anwendungsfelder) und Differenzierung in den letzten 100 Jahren - im Jahr 2000 wurde die Fachbezeichnung Klinische Psychologie ergänzt um den Zusatz und Psychotherapie erweiterte Fachbenennung unterstreicht den wissenschaftstheoretischen und berufspolitischen Anspruch, breite gesellschaftliche und gesundheitspolitische Verantwortung für Diagnostik, Prävention, Therapie und Rehabilitation psychischer Störungen in der Bevölkerung zu übernehmen. - Psychotherapie stellt nur einen Teilbereich der Klinischen Psychologie dar - Ein Hauptcharakteristikum der Klinischen Psychologie ist ihre interdisziplinäre Grundorientierung (diverse Überschneidungs- und Nachbargebiete) - Ein essenzielles Merkmal der Definition des Faches Klinische Psychologie und Psychotherapie ist das Konstrukt Psychische Störung Klinische Psychologie Teildisziplin der Psychologie, die sich in Forschung und Praxis mit psychischen Störungen und den psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten befasst. Im Speziellen beschäftigt sich die Klinische Psychologie mit der Deskription (Symptomatologie), Klassifikation, Diagnostik, Verbreitung, Verlauf, Ätiologie- und Bedingungsanalyse, Gesundheitsförderung, primärer und sekundärer Prävention, Therapie, und Rehabilitation bei psychisch (mit-)bedingten Gesundheitsproblemen. 1
2 Definition nach Baumann und Perrez (2005) Klinische Psychologie Klinische Psychologie ist diejenige Teildisziplin der Psychologie, die sich mit psychischen Störungen und den psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten in der Forschung, der Diagnostik und Therapie beschäftigt. Dazu gehören u.a. die Themen - Ätiologie und Bedingungsanalyse - Klassifikation und Diagnostik - Prävention, Psychotherapie und Rehabilitation - Epidemiologie, Gesundheitsversorgung und Evaluation Klinische Psychologie umfasst die Erforschung, Diagnostik und Therapie der Gesamtheit psychischer Störungen bei Menschen aller Altersstufen. Aufbauend auf den wissenschaftlichen Grundlagen der Psychologie mit ihren Teildisziplinen ist ein Charakteristikum der Klinischen Psychologie, dass sie enge Beziehungen zu vielen anderen Wissenschaftsdisziplinen aufweist, insb. zur Psychiatrie, der Soziologie, den neurobiologischen Fächern (einschließlich der Gebiete Genetik und Psychopharmakologie), der Neurologie und anderen medizinischen Fächern. Teilgebiete der Klinischen Psychologie Gesundheitspsychologie Verhaltensmedizin Neuropsychologie Epidemiologie Versorgungsforschung Psychotherapie fokussiert eher auf die Arbeit mit (noch) gesunden Personen (Risikogruppen) beschäftigt sich mit psychischen Aspekten bei somatischen Erkrankungen setzt psychologische Methoden zur Behandlung neurologischer Erkrankungen/Verletzungen ein setzt sich mit der Verbreitung (und dem Verlauf) psychischer Störungen auseinander analysiert die Verfügbarkeit psychologischer Interventionsangebote versucht psychische Erkrankungen mit psychologischen Methoden zu heilen oder zu lindern 2
3 Abzugrenzen ist die Klinische Psychologie von Psychiatrie medizinischer Psychosomatik - Teilgebiete der Medizin - Medizinstudium erforderlich Im Gegensatz zu Ärzten dürfen Psychologen bzw. Psychologische Psychotherapeuten keine Medikamente verschreiben! Struktur der Klinischen Psychologie nach Baumann und Perrez (2005) In der Matrix der Klinischen Psychologie lassen sich facettenartig die störungsübergreifenden Aspekte von störungsbezogenen Aspekten trennen. Auf der Ebene der störungsbezogenen Aspekte werden in der Matrix jeweils aus intra- und interpersoneller Perspektive gestörte Funktionen bzw. gestörte Funktionsmuster betrachtet. Definition Psychotherapie nach Strotzka, 1969 Psychotherapie als ein Teilgebiet der Klinischen Psychologie lässt sich definieren als: ein bewusster und geplanter interaktionaler Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden, mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation) meist verbal, aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens. In der Regel ist dazu eine tragfähige emotionale Bindung notwendig. 4 Modellperspektiven in der Klinischen Psychologie 1. (Neuro)biologische Perspektive Diese Perspektive geht davon aus, dass psychische Störungen die direkten oder indirekten Folgen von Störungen oder Erkrankungen des Gehirns sind 2. Psychodynamische Perspektive Nach dem traditionellen psychodynamischen Modell sind die Ursachen psychischer Störungen primär intrapsychischer (und nicht biologischer) Natur 3. Kognitiv-behaviorale Perspektive Psychische Störungen sind auf der Grundlage von Vulnerabilitäten und Stress entstehende fehlangepasste erlernte Verhaltens- und Erlebensmuster einschließlich kognitiver Prozesse. 3
4 4. Integrative Ansätze Psychische Störungen sind Ergebnis von komplexen Vulnerabilitäts-Stress-Interaktionen, bei denen gleichermaßen biologische, kognitive-affektive, soziale und umweltbezogene sowie Verhaltensaspekte in ihrer entwicklungs- und zeitbezogenen Dynamik in Wechselwirkung stehen. 5 übergeordnete allgemeine wissenschaftliche Zielsetzungen 1. Beschreibung des interessierenden Verhaltens eine möglichst objektive, reliable und das gesamte Verhalten (kognitive, affektive, biologische, soziale Ebene) umfassende Beschreibung 2. Erklärung die Auffindung regelhafter Muster und Prozesse und der mit ihnen verknüpften Faktoren, einschließlich der Faktorenkombinationen und interaktionen 3. Vorhersage Verstehen der Art & Weise, wie Verhaltensereignisse zusammenhängen und über welche Mechanismen diese mit Prädiktoren verknüpft sind 4. Beeinflussung und Kontrolle Ableitung von Interventionen, die Verhalten kontrollieren bzw. verändern, z-b. Auftreten verhindern, wahrscheinlicher machen oder abschwächen 5. Reduktion von Leiden, Behinderung und Verbesserung der Lebensqualität Reduktion von Störungsfaktoren, um der Person eine selbständige kognitive, affektive, körperliche und soziale Weiterentwicklung zu ermöglichen Forschungsmethoden der Klinischen Psychologie Tierstudien (Analogstudien) werden eingesetzt, um Experimente durchzuführen, die sich beim Menschen aus ethischen Gründen verbieten Fallstudien einzelne Fälle psychischer Erkrankungen werden untersucht und beschrieben können die Entwicklung von Theorien inspirieren die Generalisierbarkeit auf andere Patienten muss geprüft werden Introspektion die persönliche, innere Erfahrung des Wissenschaftlers wird als Grundlage für die Modellbildung genutzt 4
5 Quer- und Längsschnittstudien Querschnittstudien liefern korrelative Informationen mit begrenzter Aussagekraft bzgl. kausaler Zusammenhänge Längsschnittstudien helfen zu klären, inwieweit Variationen in der vermuteten Ursache Variationen in der potenziellen Wirkung auch zeitlich vorausgehen. Damit ergeben sich stärkere Hinweise auf kausale Zusammenhänge Moderatoranalysen zur Prüfung, ob der Effekt der UV auf die AV von der Ausprägung eines dritten Faktors abhängt Mediatoranalysen ob die Wirkung der UV auf die AV über einen Mediator beeinflusst/vermittelt wird helfen bei der Identifikation von Prädiktoren für den Therapieerfolg und von Mechanismen, die für die Effekte einer psychotherapeutischen Intervention verantwortlich sind Experimente systematische Variation der UV Kontrolle von Störfaktoren Untersuchung kausaler Einflüsse der UV auf die AV Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) Goldstandard zur Überprüfung der Wirksamkeit eines Interventiosnverfahrens Überscheidungs- und Nachbargebiete Verhaltensmedizin Gesundheitspsychologie Klinische Neuropsychologie Psychopathologie Biologische Psychiatrie Psychopharmakologie Sozialpsychiatrie Forensische Psychiatrie Psychoanalyse Kinder- und Jugendpsychiatrie Psychosomatische Medizin Neurologie 5
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