Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
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- Klaus Kranz
- vor 6 Jahren
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1 Pädagogische Hochschule Ludwigsburg Institut für Erziehungswissenschaft Stand: März 2001 Leitfaden zur schriftlichen Darstellung und Begründung von Unterricht Die Gestaltung guten Unterrichts ist nach wie vor eine zentrale Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern. In einem Lehramtsstudium, in dem von Anfang an eine enge Verbindung von Theorie und Praxis angestrebt wird, ist die Grundlegung unterrichtlichen Handelns ein Kernstück. Dies schließt die Auseinandersetzung mit der Vielfalt von didaktischen Positionen und Unterrichtskonzepten ein. Ziel ist es, einen eigenen reflektierten Standort für die Planungsarbeit zu gewinnen. Dazu gehört die Verständigung über Maßstäbe, die die Qualität des Lehrens und Lernens bestimmen sollen. Gerade in einer Zeit raschen Wechsels von Unterrichtsmethoden und -konzepten, der im Handlungsfeld Schule oft Unsicherheit, ja Spannung entstehen lässt, tut ein reflektierter pädagogischer Dialog not. In diesem Sinne hat eine Gruppe* von Kolleginnen und Kollegen im Institut für Erziehungswissenschaft einen Leitfaden erarbeitet. Dieser wendet sich an Studierende im Grundstudium und an Lehrerinnen und Lehrer, die Studierende der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg bei ihren ersten Unterrichtsversuchen begleiten. Er bezieht sich auf Lernen, das eher von der Lehrkraft angeleitet wird. Die dabei zu gewinnenden Kriterien haben jedoch auch Gültigkeit für offenere Unterrichtsformen. Der Leitfaden soll Orientierungshilfe bieten. Er stellt Suchbegriffe und grundsätzliche Überlegungen, die für die Anfertigung eines ausführlichen Unterrichtsentwurfs maßgeblich sind, kurz dar. Dabei wird auf Begriffe, die durch didaktische Traditionen besetzt" sind, weitgehend verzichtet. So soll möglichst große Offenheit zur pädagogischen und fachdidaktischen Ausdifferenzierung erhalten bleiben. Die schriftliche Darstellung der Unterrichtsplanung dient der Begründung und Verständigung. Sie dokumentiert das Ergebnis vorausgegangener didaktischer und planerischer Überlegungen. *Arbeitsgruppe Unterrichtsplanung: J. Burann, I. Esslinger, H.J. Fischer, G. Haug, H.-G. Ostmann, E. Röbe, G. Unseld E:\homepage\leitfkomp2001.doc
2 Formalia Deckblatt Pädagogische Hochschule Name... Ludwigsburg Semester... WS/SS... Unterrichtsentwurf im Rahmen des Studiums für das Lehramt an... Praktikumsart:... Unterrichtsthema:... Lernbereich/Fach:... Klasse:... Schule:... Datum:... Zeit:... Lehrerin/Lehrer:... Dozentin/Dozent:... 2
3 Inhaltsverzeichnis 1 Zur Ausgangslage des Unterrichts S Institutionelle Bedingungen S Anthropologische Bedingungen S. 4 2 Überlegungen und Entscheidungen zum Unterrichtsgegenstand S Klärung der Sache S Didaktische Überlegungen S. 5 3 Intentionen des Unterrichts S. 5 4 Überlegungen zum Lehr-Lernprozess S. 6 5 Unterrichtsverlauf S. 6 6 Mögliche Weiterarbeit (z.b. Anschluss-Einheit, Hausaufgaben) S. 7 7 Anlagen S. 7 8 Verwendete Literatur und Materialquellen S. 7 9 Nachbesinnung S Ausgewählte Literatur für das Seminar Unterrichtsplanung S. 8 3
4 1 Zur Ausgangslage des Unterrichts In die Unterrichtsplanung gehen stets bewusste und vorbewusste Annahmen zur Ausgangslage des Unterrichts ein. Diese beeinflussen bereits die didaktischen Überlegungen und Entscheidungen im Vorfeld und bestimmen wesentlich das unterrichtliche Handeln, die Wahrnehmung und die Erfahrungen. Dieselbe Planungsaufgabe kann von zwei verschiedenen Studierenden ganz verschieden gelöst werden. Es werden nur die Bedingungen im Entwurf dargestellt, die bei den Entscheidungen für den geplanten Unterricht relevant sind. 1.1 Institutionelle Bedingungen Hier werden die vorgegebenen Strukturen und Rahmenbedingungen, von denen im Unterricht ausgegangen werden muss, beschrieben. Wie groß ist die Klasse und wie ist die Klasse zusammengesetzt" (Mädchen/Jungen, verschiedene Nationalitäten, Altersstreuung, Kinder, auf die in besonderer Weise Rücksicht zu nehmen ist,...)? Wie lässt sich die Lernumgebung beschreiben (Sitzordnung, Raumgliederung, Atmosphäre im Klassenzimmer,...)? Spielt die Ausstattung (Lehr- und Lernmittel) für diese Stunde eine Rolle? Wie ist der Schulalltag zeitlich gegliedert (Pausengong, Einbettung in Tages- oder Wochenplan,...)? 1.2 Anthropologische Bedingungen Sachstruktureller Entwicklungsstand: Was wissen oder können die Schülerinnen und Schüler bereits im Hinblick auf das Thema? Welche Nähe, Distanz, Vorlieben, Neigungen, Abneigungen, Erfahrungen, Erlebnisse sind bei der Klasse gegeben oder könnten vermutet werden? Welche Lern- und Arbeitsformen sind bereits vertraut? Wie ist das Spektrum der Leistungsmöglichkeiten und das Lerntempo einzuschätzen? Soziale Aspekte in der Klasse: Ist es wichtig, das soziale Klima in der Klasse zu beschreiben? Gibt es Beziehungen/Konfliktlagen zwischen den Kindern bzw. Jugendlichen, die beschrieben werden sollten? Gibt es Kinder bzw. Jugendliche, die die Lernsituation in besonderer Weise beeinflussen? Personaler Aspekt: Ist es wichtig, die familiäre Lebenssituation einzelner Schülerinnen und Schüler zu beachten? Spielt das sozio-kulturelle Umfeld für den Unterricht eine besondere Rolle? 4
5 Perspektive der Lehrenden: Werden besondere Vorerfahrungen und Fähigkeiten im Hinblick auf das Unterrichtsthema eingebracht? Ist mit Erschwernissen und Grenzen zu rechnen? 2 Überlegungen und Entscheidungen zum Unterrichtsgegenstand Dieser Teil des Unterrichtsentwurfs gibt eine kurze Darstellung des Unterrichtsgegenstandes aus der Sicht der Fachwissenschaft bzw. der Bezugswissenschaften und reflektiert seine Bedeutung für die Gegenwart und die Zukunft der Schülerinnen und Schüler. 2.1 Klärung der Sache Gründlichkeit und fachliche Richtigkeit sind entscheidende Voraussetzungen für einen guten Unterricht. Deshalb erfolgt die Darstellung der Sache im Rückgriff auf fachdidaktische bzw. fachwissenschaftliche Grundlagen. 2.2 Didaktische Überlegungen Auf der Grundlage der Sachanalyse erfolgt mit Blick auf die Schülerinnen und Schüler eine begründete Auswahl und Gewichtung von Teilaspekten des Unterrichtsgegenstands. Weitere Bezugspunkte für diese Entscheidungen sind die im Abschnitt Ausgangslage des Unterrichts" aufgeführten Bedingungen. Der Sinn der Lernarbeit am Unterrichtsthema wird belegt durch Verweise auf die unterrichtliche und außerunterrichtliche Bedeutung für die Schülerinnen und Schüler. Der Zukunftsbezug für den künftigen Erwachsenen sowohl im privaten und öffentlichen als auch im beruflichen Bereich sollte aufgesucht und erörtert werden. Die Zukunftsbedeutung des Unterrichtsgegenstandes kann auch aus seiner Stellung im aufbauenden schulischen Lernzusammenhang begründet werden (curricularer Zusammenhang). Eine weitere Möglichkeit, den Stellenwert eines Unterrichtsthemas zu belegen, ist der Nachweis seines exemplarischen Charakters. 3 Intentionen des Unterrichts Hier werden die Zielsetzungen des Unterrichts reflektiert und formuliert. Je klarer die Angaben sind, desto leichter fällt es, Entscheidungen über die Auswahl der Inhalte, der Methoden und der Medien zu treffen und zu begründen. Genaue Zielformulierungen dürfen jedoch nicht dazu führen, dass die Flexibilität und Offenheit in der konkreten Unterrichtssituation verloren gehen. Die Zielsetzungen lassen sich nach Dimensionen strukturieren. Dabei werden häufig unterschieden: psychomotorische Zieldimension affektive Zieldimension kognitive Zieldimension soziale Zieldimension 5
6 Die Zieldimensionen stehen in einem inneren Zusammenhang und verweisen auf die Vielschichtigkeit des Lernens. Manchmal bietet es sich an, Zielsetzungen zu operationalisieren und zu hierarchisieren. Dabei wird ein einzelnes Ziel immer weiter ausdifferenziert. Hier muss jeweils die Sinnhaftigkeit geprüft werden. 4 Überlegungen zum Lehr-Lernprozess In die Überlegungen zum Lehr-Lernprozess fließen alle bisher bedachten Aspekte des Unterrichts ein. Die methodischen Entscheidungen werden in diesem Abschnitt sorgfältig dargestellt und begründet. Dies schließt auch ein, dass mögliche Alternativen in die Argumentation einbezogen werden. Insgesamt geht es darum, die Formen des Lehrens und Lernens so aufeinander zu beziehen, dass die Schülerinnen und Schüler aktiv, zunehmend selbstgesteuert und zielerreichend lernen können. In diesem Kapitel werden die methodischen Planungsentscheidungen zu den Handlungsformen zu den Sozialformen zu den Medien zur Feststellung und Sicherung des Lernerfolgs zur Verlaufsform in ihrer didaktischen Funktion und ihrem Zusammenwirken im Lehr- und Lernprozess dargestellt. Darin soll sichtbar werden, wie die methodischen Entscheidungen im Blick auf die spezielle Situation in den Grundverhältnissen z.b. angeleitetes/selbstgesteuertes Lernen individuelles/gemeinsames Lernen erarbeitendes/übend verarbeitendes Lernen getroffen und begründet werden. Eventuelle Lernschwierigkeiten sollten voraus bedacht und mit geeigneten Maßnahmen beantwortet werden. Fazit: Die in den einzelnen Bereichen getroffenen Entscheidungen sollen in ein stimmiges Unterrichtsarrangement einmünden. 5 Unterrichtsverlauf In der Verlaufsplanung werden die bisherigen vielschichtigen didaktisch-methodischen Überlegungen in ihrer zeitlichen Struktur komprimiert dargestellt. Sie macht die geplanten Handlungsschritte sichtbar und ist eine unverzichtbare Orientierungshilfe. Die Spaltenanordnung (s.u.) spiegelt unterschiedliche Aufmerksamkeitsrichtungen. 6
7 Zeit Unterrichtsschritte Aktivitäten von Lehrerin/Lehrer und Schülerinnen/Schülern Organisation/ Medien Warum? Ungefähre Angaben als grobe Orientierung im zur Verfügung stehenden Zeitbudget. Benennen der jeweiligen Lehr-/Lernschritte, die intentional eine Einheit bilden (z.b. Eröffnung der Lernsituation, Zielformulierung, Zusammenfassung) Beschreibung der vorgesehenen Lehr- und Lernhandlung. Wichtige Gelenkstellen sollten wörtlich ausformuliert sein (z.b. gezielte Lehrerfragen, Impulse, sachliche Erklärungen). Dies erleichtert, in der komplexen Situation die Spur zu halten, d.h. prägnant und authentisch zu bleiben. Darstellen der Vorordnung der Lernsituationen (z.b. Sozialformen, räumliche Aspekte, Einsatz von Medien) 6 Mögliche Weiterarbeit (z. B. Anschluss-Einheit, Hausaufgabe) 7 Anlagen Hier werden die Lehr- und Lernmittel, die im Unterricht verwendet werden sollen, dokumentiert. Tafelbild/Folien Modelle Versuchsanordnungen Quellenmaterial Arbeitsblätter (ausgefüllt)/lern- und Übungsprogramme 8 Verwendete Literatur und Materialquellen 9 Nachbesinnung Unterrichten und Erziehen sind Tätigkeiten, die der Reflexion bedürfen. Deshalb kommt der Nachbesinnung besondere Bedeutung zu. Dabei geht es um einen Vergleich zwischen dem intendierten und dem realisierten Unterricht und um eine abschließende Bewertung. Aus diesen Überlegungen können Konsequenzen für weitere Unterrichtsversuche gezogen werden. 7
8 10 Ausgewählte Literatur für das Seminar Unterrichtsplanung Becker, Georg E.: Planung von Unterricht. Weinheim: 7 Beltz 1997 Glöckel, Hans/Rabenstein, Rainer: Vorbereitung des Unterrichts. Bad Heilbronn: Klinkhardt Grell, Jochen/Grell, Monika: Unterrichtsrezepte. Weinheim: Beltz 1999 (Beltz-TB 8) Jank, Werner/Meyer, Hilbert: Didaktische Modelle. Frankfurt a.m.: Cornelsen Scriptor Kroner, Bernd/Schauer, Herbert: Unterricht erfolgreich planen und durchführen. Köln: Aulis 1997 Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden II. Praxisband. Frankfurt a. M.: Cornelsen Scriptor 1997 Meyer, Hilbert: Leitfaden zur Unterrichtsvorbereitung. Frankfurt a. M.: Cornelsen Scriptor Peterßen, Wilhelm H.: Handbuch Unterrichtsplanung. Grundfragen, Modelle, Stufen, Dimensionen. München: Oldenbourg Witzenbacher, Kurt: Praxis der Unterrichtsplanung. Unterrichtsvorbereitung und Unterrichtsgestaltung. München: Oldenbourg 1994 Sachwörterbücher: Keck, Rudolf W./Sandfuchss, Uwe (Hrsg.): Wörterbuch Schulpädagogik. Bad Heilbrunn: 1994 Schaub, Horst/Zenke, Karl: Wörterbuch zur Pädagogik. München: dtv
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