IWRM und das Zusammendenken natürlicher und sozialer Systeme
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- Wolfgang Koenig
- vor 6 Jahren
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1 IWRM und das Zusammendenken natürlicher und sozialer Systeme EZ trifft Wissenschaft: Grundwasserressourcen und Wassermanagement Dr. Susanne Neubert / Dr. Insa Theesfeld DIE: Bonn / IAMO: Halle BGR: Hannover, den Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
2 Gliederung 1. Was ist IWRM: Definition, Ziele und Prinzipien 2. Die drei Säulen von IWRM Neubert 3. Bisherige Umsetzung von IWRM 4. Interaktion zwischen natürlichen und sozialen Systemen 5. Beispiele Theesfeld a. Effiziente Grundwasserentnahme versus Energiesubvention b. Effiziente Wassernutzung versus Effektive Effizienz 6. Politische Konsequenzen und Schlussfolgerungen Neubert 2
3 1. Was ist IWRM? Definition, Ziele Definition: IWRM ist ein Prozess, bei dem durch koordiniertes Management der Nutzen der Wasserressource ökonomisch und gesellschaftlich maximiert wird, ohne ökologische Schäden hervorzurufen. Ziel: (Ökologische, soziale, finanzielle) Nachhaltigkeit, Weg: IWRM: Integriertes Management der Ressource Geburtsstunde: in Dublin/ Rio (1992), Agenda 21 (1992), seither in vielen Deklarationen und Konferenzen bestätigt: IWRM ist ein internationaler wasserpolitischer Konsens und Leitbild für alle Wasserfragen. Propagierung: durch eigens hiefür gegründete internationale NGO: Global Water Partnership (GWP). 3
4 1. Was ist IWRM? Prinzipien Wassereinzugsgebiete sind Planungs- und Bewirtschaftungseinheit, nicht administrative Einheiten Ökosystemarer Managementansatz: Wasserkörper und nutzungen werden integriert betrachtet (oberirdische unterirdische, grüne blaue Wasserressourcen und ihre Nutzungen) Sektorübergreifende Bewirtschaftung (Trinkwasser Bewässerung), Berücksichtigung quantitativer und qualitativer Aspekte, Wasser- und Stoffströme, Ober- und Unterlieger) Weg von Top down und Command and Control zu partizipativen Kooperationsstrukturen. 4
5 2. Die drei Säulen des IWRM und Umsetzung 5
6 3. Bisherige Umsetzung von IWRM IWRM ist nicht mehr neu, daher Umsetzung zu erwarten Untersuchung in 108 Ländern (EL) um herauszufinden, ob und inwieweit diese ihre Wassermanagementsysteme in Richtung IWRM erneuert haben: 10 % gute Fortschritte, 50% einige Schritte in die richtige Richtung, 40% bleiben im Anfangsstadium stecken. Ansatzpunkte unterschiedlich: richten sich i.d.r. an der Problemlage im Land aus: z.b. Umgang mit Dürren, oder Beseitigung des Problems mangelnder Sanitärversorgung. Wichtig ist aber, die Problemlösung jeweils auf allen Ebenen umzusetzen (drei Säulen von IWRM) 6
7 3. Bisherige Umsetzung von IWRM weiß: gute Fortschritte, grau: einige Schritte in Richtung IWRM, dunkel: Anfangsstadium 7
8 3. Bisherige Umsetzung von IWRM China gilt als vorbildlich, hat aber große Probleme mit Wasserverschmutzung und Command and Control-Ansätze etc Tschad hat degradierenden Tschadsee, aber gute Noten wegen Lake Chad Commission. IWRM extrem breites Dach = Vorteil für Konsens, aber zugleich Schwäche für Analyse. Bewertung müsste daher an Mindeststandards (mehrere Kriterien) festgemacht werden. Policies und institutionelle Ebene sind leichter zu reformieren als die Management-Instrumente einzusetzen. Bisher insgesamt daher noch keine Trendwende im Wassermanagement, sondern Anstieg des Problemdrucks (Bevölkerungswachstum, Klimawandel). Warum? Natürliche und soziale Faktoren wirken zusammen 8
9 4. Zusammenwirken sozial-ökologischer Systeme IWRM Soziales System Entscheidungsfindung Wassernutzung und Management Ökosystem Funktionen Natürliches System 9
10 4. Das soziale System Soziale, ökonomische, politische und institutionelle Rahmenbedingungen Ökonomische Entwicklung Demographie Politisches Stabilität Medien... Soziales System Anzahl der Nutzer (z.b. Ausschliessbarkeit) Sozioökonomische Charakteristika der Nutzer: z.b. Armut Historische Nutzung Normen, Sozialkapital Abhängigkeit von der Ressource benutzte Technologie (industrielle Nutzung)... 10
11 4. Das natürliche System Natürliches System Verbundene Ökosysteme Systemgrenzen (Aquifer, Fluss) Größe des Ressourcensystems Produktivität des Systems Infrastruktur (Bewässerung, Trinkwasser) Vorhersagbarkeit der Dynamiken zeitl./ räuml. Verteilung Interaktionen zw. Einheiten Erneuerungsrate (z.b. Datenunsicherheit)... Verschmutzung Geopolitischehydrologische Konstellation Klima Stoffein- und Austräge... 11
12 4. Das Management sozial-ökologischer Systeme Wassernutzung und Management (Governance Systems) Administratives System NGOs Netzwerke Verfügungsrechtssysteme Operationale Regeln (rules-in-use) Kollektive Regeln Überwachungssysteme Sanktionierungsmaßnahmen Konfliktlösungsarenen Informationsaustausch 12
13 4. Die Institutionellen Rahmenbedingungen Institutionelle Rahmenbedingungen Spezielle Herausforderungen Politische und administrative Verharrung Partizipation verändert Entscheidungsbefugnisse Freiwillige Selbstverpflichtung Wählerstimmenmaximierung Soziales System Anzahl der Nutzer Normen Sozialkapital 13
14 4. Interaktion zwischen natürlichen und sozialen Systemen Die natürliche und sozialen Faktoren müssen gemeinsam, d.h. in ihrer Interaktion betrachtet werden. Innerhalb der natürlichen und sozialen Faktoren muss gleichzeitig integrativ gedacht werden: Die natürlichen Charakteristika der Ressourcensysteme, z.b. Oberflächenwasser und Grundwasser interagieren. Die sozialen Faktoren, z.b. die Einzelnutzungen und die hieraus erwachsenden Effekte interagieren. Es handelt sich um ein Bündel komplementärer / konkurrierender Wassernutzungsansprüche. Die Betrachtung der Einzelnutzung ist hier irreführend. 14
15 Beispiel a) Effiziente Grundwasserentnahme versus Energiesubvention Zusammendenken von: Institutionelle und ökonomische Rahmenbedingungen Wählerstimmenmaximierung Energiesubvention Soziales System Anzahl der Nutzer benutzte Technologie Natürliches System Infrastruktur (Bewässerung) 15
16 a) Effiziente Grundwasserentnahme versus Energiesubvention Beispiel a): der landwirtschaftliche Sektor in Indien erhält verbilligt Elektrizität. Die Bewässerungstechnologie basiert auf gepumptem Grundwasser mit Hilfe von Diesel oder Elektrizität. Starke Übernutzung des Grundwassers durch subventionierte Energiepreise. Ziel: Abbau der Energiesubvention und Bepreisung des Wassers als ökonomisches Gut um eine effizientere Nutzung zu gewährleisten. Viele kleine Grundwassernutzer. Schwierigkeit Maßnahmen zu erlassen, die die Lebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung betreffen. Wählerstimmenpotential in parlamentarischen Demokratien. 16
17 Beispiel b): Effiziente Wassernutzung versus Effektive Effizienz Zusammendenken von: Politische Rahmenbedingungen Soziales System Politikziel Effizienzsteigerung Abhängigkeit von der Ressource (Minimumfaktor Wasser) Vorherrschende Produktionsfunktion (ökon. Maximierung) Natürliches System Systemgrenzen (Fluss, Senken, Aquifer) Interaktionen zwischen Einheiten 17
18 b) Effiziente Wassernutzung versus Effektive Effizienz Beispiel b): Wassernutzungseffizienz zu steigern ist ein Kernziel von IWRM. So wurde beim WSSD in Johannesburg beschlossen, dass alle Länder bis 2005 Water efficiency Plans vorlegen to introduce measures to improve the efficiency of water infrastructure.to reduce losses and.increase recycling of water and. to improve the efficient use of water resources and promote their allocation among competing uses.. Wie soll das gemacht werden? Technologies for reducing consumption vary by application and context - e.g. drip irrigation to replace flood irrigation; and pressure reduction. (GWP) 18
19 b) Effiziente Wassernutzung versus Effektive Effizienz Was ist Wassernutzungseffizienz genauer? Einzelbetrieblich: Höherer Anteil an entnommenem Wasser wird produktiv von der Pflanze umgesetzt: More Crop per Drop : allgemein unkontroverses Ziel ca % Aufnahme durch die Pflanze, ca. 35% Verdunstung vom Boden, Senken ca. 25% Rücklaufwasser Produktive Nutzung wird üblicherweise als Verlust gerechnet Üblicher Ansatzpunkt f. Effizienzsteigerung ist Senkung des Rückflusswassers = Ansatz ist richtig bei Betrachtung der Anlagen als geschlossenes System, in Wahrheit sind sie aber offene Systeme 19
20 b) Effiziente Wassernutzung versus Effektive Effizienz Erkenntnis von Keller 1996/IWMI: Einzelbetriebliche Effizienzsteigerung ist zwar gut für den Einzelbetrieb, führt aber zu Wassermangel für nachgeordnete Nutzer (wenn Effizienzsteigerung durch Senkung des Rückflusswassers erzielt wurde und die Wasserentnahmemenge im Oberlauf gleich bleibt). Dies ist in der Regel so, warum? Prinzip der Gewinnmaximierung: Ausweitung der bewässerten Fläche oder Anbau lukrativerer Kulturarten (wasserintensiver) und nicht Reduktion der Entnahmemenge = ( More Cash per Farm ), denn Wasser ist meistens der Minimumfaktor und preisgünstig = Doppelter Rebound Effect Daher: Es muss in Richtung effektive Effizienz, d.h. optimale Nutzung der Gesamtressource hingewirkt werden, wenn IWRM erzielt werden soll. 20
21 b) Effiziente Wassernutzung versus Effektive Effizienz Entnahme Rückfluss Rückfluss Effektive Effizienz: Optimale Koordinierung der Nutzung der Gesamtressource = aggregierte Wassernutzungseffizienz z.b. Institutionen, Monitoring, Safe Yield, 90-Tage-Speicher, Nachtbewässerung, ergänzende Bewässerung 21
22 b) Effiziente Wassernutzung versus Effektive Effizienz Einzelne ineffiziente Nutzungssysteme können somit hohe integrierte Effizienz aufweisen, wenn das Rückflusswasser vom Unterlieger wieder verwendet wird (z.b. Nil) (vgl. Keller et al., 1996: 5, Wolff/Stein, 1999). Begrenzende Faktoren für die Effektive Effizienz: Wie vollständig fließt Rückflusswasser in den Fluss zurück? (Senken) Wie gut sind können einzelne Nutzungen koordiniert werden? Wasser ist raum-zeitliche Ressource (Grenzen der Machbarkeit) Wie oft kann das Rückflusswasser im Gesamtsystem wieder verwendet werden? (Verschmutzung durch Nutzung) 22
23 Politische Konsequenzen (spezifisch) Anreizsetzung zum Wassersparen: Wenn schon keine Rohwasserpreise, dann Entnahmemengen absolut gesehen begrenzen. Datenerhebung zu Rückflusswasser und Interaktion Grundwasser- Oberflächenwasser erhöhen. Kulturarten in Wasserverbrauch pro Hektar bewerten (regulieren) und nicht alleine im Hinblick auf Wertschöpfung. Nicht Effizienzsteigerung auf einzelbetrieblicher Ebene subven-tionieren, sondern Koordinierungsmechanismen stärken, um effektive Effizienz zu erreichen. 23
24 Allgemeine Schlussfolgerungen Natürliche und soziale Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Für jedes Ressourcensystem müssen die relevanten spezifischen natürlichen und sozialen Charakteristika erfasst werden. Nur genau angepasste, aber dennoch flexible, Managementlösungen für das jeweilige System sind erfolgreich - keine blueprints. 24
25 2006 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik Vielen Dank!!!
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