Tierhaltung und Markt Ökonomische Herausforderungen an die Schweinehaltung der Zukunft
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- Michaela Schubert
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1 Tierhaltung und Markt Ökonomische Herausforderungen an die Schweinehaltung der Zukunft Prof. Dr. Johannes Sauer Produktions- und Ressourcenökonomie Technische Universität München, Weihenstephan triticum3a
2 Inhalt 1) Aktuelle Situation 2) Ökonomischer Rahmen 3) Handlungsoptionen
3 Aktuell 1 -Handel und Medien Rewe Group: Fleisch unbetäubt kastrierter Schweine verbannt Lebensmittel Praxis Ab dem 1. Januar 2017 wird es unter den Eigenmarken der Rewe Group kein Frischfleisch mehr geben, das von unbetäubtkastrierten Schweinen stammt. Diese strategische Entscheidung hat der Kölner Konzern seinen Vertragslieferanten mitgeteilt. Es ist die erste umgesetzte Maßnahme des heute (11. August 2015) von der Rewe Group veröffentlichten Leitbildes zur Nutztierhaltung der Zukunft - eine Erweiterung der bisherigen Nachhaltigkeitssowie Tierwohlaktivitäten der Kölner. Das Paradies im Saustall 8./ Süddeutsche Zeitung Früher war es Freunden des Fleischverzehrs nicht so wichtig, wie es den Tieren vor der Schlachtung erging. Insbesondere Schweine haben bis heute viel zu leiden. Das soll anders werden. Spielzeug und neue Stallkonzepte könnten dem wichtigen Nutztier ein würdiges Leben bescheren.
4 Aktuell 2 - Politik und Gesellschaft Länderprotest gegen Anordnung des Bundes Maulkorb zu Antibiotika in Tierzucht tagesschau.de Das Bundeslandwirtschaftsministerium will offenbar verhindern, dass Daten über den Antibiotika-Einsatz auf Landes-und Kreisebene öffentlich bekannt werden. Es hat den Ländern einen entsprechenden Maulkorb verpasst. Sie dürfen demnach keine Informationen zum Einsatz von Antibiotika in der Tiermast weitergeben -weder an Abgeordnete noch an Medien. Nach Informationen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" protestieren dagegen nun mehrere Landwirtschaftsminister aus den Bundesländern. Dirscherl wirbt um Verständnis für konventionelle Landwirte topagrar.com [ ] Dirscherlhat in der Diskussion um das Tierwohlmehr Verständnis für die Situation der konventionellen Landwirte gefordert. Sie sähen sich in einer Zwickmühle zwischen dem Verlangen nach billigem Fleisch und Rufen nach artgerechter Tierhaltung, sagte der Beauftragte für agrarsoziale Fragen der Evangelischen Kirche in Deutschland und Geschäftsführer des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg [ ]. Die naturentfremdete Gesellschaft hat eine Sehnsucht nach ländlicher Idylle entwickelt und vergisst dabei, dass sie das Schnitzel am liebsten günstig beim Discounter kauft.
5 Aktuell 3 - Schlachtpreise für Schweine E (Deutschland) / kg
6 Inhalt 1) Aktuelle Situation 2) Ökonomischer Rahmen 3) Handlungsoptionen
7 Entwicklungen - Strukturwandel Zahl der Schweine pro Betrieb ist in allen Ländern selbst bei insgesamt rückläufiger Schweinezahl signifikant angestiegen Quelle: LfL 2013
8 Entwicklungen - Regionale Konzentration Welt/EU Klare Anzeichen für eine stärkere regionale Konzentration der Produktion > Umwelteinflüsse: in Regionen mit hoher Konzentration an Schweinebetrieben, erhöhtes Risiko negativer Umwelteffekte Schweinebestände Quelle: LfL 2013
9 Entwicklungen - Regionale Konzentration Deutschland Schweinebestände in LK 2010 Schweinebestände in 2013/14 Quelle: LfL 2013
10 Entwicklungen - Markt und Technologie Staatl. Unterstützung-Der Umfang ist verglichen mit anderen Agrarerzeugnissen relativ gering, allerdings mit großen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern Liberalisierung-Weitere Liberalisierung des Handels wird die auf dem Markt erwarteten Trends noch verstärken; dabei wird die Produktion in Europa und Asien zwar weniger schnell steigen, möglicherweise sogar sinken, wird aber in allen Ländern intensiver werden, sofern dies nicht durch Gesetze oder Verbraucherinitiativen eingedämmt wird Technologischer Wandel -Technologie ist eine wesentliche Triebfeder dieses Strukturwandels. Verbesserungen der Produktions-, Zucht-und Bewirtschaftungstechniken haben -speziell in größeren Betrieben -erhebliche Produktivitätsgewinne ermöglicht und damit einen Anreiz zur Vergrößerung geschaffen
11 Produktionsmengen und Importe Schweinefleisch (1.000 t SG 1) ) Jahr ) Bayern Deutschland EU ) China USA Brasilien ) Schlachtgewicht 2) Prognose 3) EU28 Quellen: LfL Agrarmärkte, USDA/FAS, OECD/FAO
12 Nettoexportvolumen Schweinefleisch (1.000 t SG 1) ) nach Weltregion 2023 Europa Asien / Pazifik Afrika Nordamerika Lateinamerika/ Karibik Ozeanien (entwickelt) Sonstige (entwickelt) Quelle: OECD/FAO
13 Produktionskosten Schwein (Ø in /kg SG*) * Schlachtgewicht Quelle: BPEX, Agri & Horti Development Board 2013
14 Produktionskosten Schwein (2011, ausgewählte Länder in 1 /kg = 1,15 /kg) Quelle: BPEX, Agriculture and Horticulture Development Board 2013
15 Wirtschaftlichkeit Bayerische Mäster (LKV) Quelle: LfL 2015
16 Ökonomische Faktoren Standardanforderungen Schweinemast Qualität der Mastferkel (Genetik, Gesundheit, Ausgeglichenheit) Mastverfahren (Belastung) Betriebsmanagement Überwachung von Gesundheit, Zuwachs, Futterverbrauch Qualität der Futtermittel Haltungsfaktoren (Klima, Buchten, Fußboden etc.) Hygiene Zielgrößen Masttagszunahme 800g Futterverwertung < 2,9 kg/kg LM Tierverluste < 2,5 % Magerfleischanteil % Qualität (ph45) 6,2 Kostenminimierung (-optimierung) (langfr Durchschnittskosten) Quelle: Wähner, M. HS Anhalt
17 These Qualitäts-bzw. Tierwohlstandards, welche die gesetzlichen Anforderungen übertreffen, führen auf Betriebsebene (meist) zu höheren Produktionskosten Bildquelle: Istockphoto nach lebensmittelpraxis
18 Tierwohlstandards - Wieviel Teilnahme pro Betrieb? Platzangebot Boden-& Liegeflächen Buchtenstrukturierung Beschäftigungs- und Scheuermöglichkeiten Fütterung (Rauhfutter, Rohfaseranteil, Tränkwasser) Ferkelsäugezeit Freilaufmöglichkeiten Sauen Eingriffe am Tier (Kastration, Kupieren) Stallklima Auslauf - Aussenklimareize Verletzungen-/Organschäden
19 Tierwohlstandards- Beispiel Platzangebot Investitionen Erweiterung der Stallplatzkapazitäten, Planungs-& Umsetzungzeitraum, kurzfristig Bestandsabstockung als Alternative, Genehmigungsrechtlicher Rahmen, (kürzere) Abschreibungszeiträume je nach Vertrags-/Projektlaufzeit Arbeitszeit: Anstieg pro Tier Direktkosten: Verlust an DKfL, Verlust pro Bucht Änderung der Tierleistung & Zusatzkosten der Vorstufen wenig belastbare Evidenz vorhanden, repräsentative Versuchsergebnisse nötig, durchgängiges System lassen Mehrkosten deutlich ansteigen (höhere Kosten des Vorprodukts Ferkel für Mast etc.)
20 Tierwohlstandards- Welche Kosten in der Mast? Quelle: Weiß, LFL Bayern, 2013
21 Initiative Tierwohl - Ökonomische Zielkonflikte Grundanforderungen - MAST - QS- Basisanforderungen (Tierhaltung, Hygiene & Gesundheit) - QS-Antibiotikamonitoring - Befunddaten (Schlachtabrechnungen und befunddatenprogramme) - Stallklimacheck (Bericht Experte) <<< - Tränkewassercheck (Probenahme & Laborcheck) - Tageslicht (Bericht Tageslichtberechnung) <<< WP Anforderungen (mind 1) - +10% Platz in Gruppe >>> - Raufutterzugang <<< W Anforderungen % Platz in der Gruppe >>> - organisches Beschäftigungsmaterial <<< - Saufen aus offener Fläche - Scheuermöglichkeit - Aussenklimareize (Auslauf, Freilandhaltung, Jalousientechnik) - Komfortliegefläche - Auslauf - Jungebermast - Luftkühlungsvorrichtung - Buchtenstrukturierung - Mikroklimabereich
22 Entwicklung der Bio-Anteile an der gesamten tierischen Produktion in Deutschland Verkaufserlöse für Schweinefleisch 2013 Bio 68 Mio gesamt Mio Quelle: BÖLW
23 Inhalt 1) Aktuelle Situation 2) Ökonomischer Rahmen 3) Handlungsoptionen
24 Ökonomische Herausforderungen an die Schweinehaltung der Zukunft Herausforderung Strategische Option Gläserne Produktion weitere Produktdifferenzierung Ausrichtung auf Absatzmarkt (konv. / bio/ tiergerecht bzw. Export / regional / label) Qualität (Regionalität/ Rückverfolgbarkeit/Nachhaltigkeit) Zwang zu Zertifizierung Konzentration / Marktmacht geopolitische Krisen Imagekonzepte / Öffentlichkeitsarbeit (Verbandsebene) Spezialisierung / Commitment Spezialisierung / Beratung integrierte Erzeugung Kosten tragen / Commitment langfristige Verträge / Kooperationen Diversifizierung
25 Ökonomische Herausforderungen durch Tierwohlforderungen - Produktionskostenrelativ hoch in Deutschland und vermehrter Preisdruck auf Märkten - kostenintensive Auflagen(Politik, Handel oder Branche) bergen Gefahr, dass effizente Produzenten Anschluss an EU Spitze verlieren - Labellösungen: je nach Akzeptanz durch Verbraucher und Marktvolumen eine effektive und langfristige Strategie vermehrten Preisdruck standzuhalten (staatl. Label?) - Option als Nischenprodukt indem die höheren Kosten durch tendenziell höheren Preis aber auch langfristigg sinkende Durchschnittskosten (Spezialisierung, Skaleneffekte, Diversifizierung, Lerneffekte etc.) kompensiert werden können
26 Ökonomische Herausforderungen durch Tierwohlforderungen - Branchenlösung: betriebliche Umsetzung/Annahme wird je nach Preisdruck und Anlagenbeschaffenheit (Alter etc.) stark variieren - Kostenvorteile durch freiwillige Tierwohlspezialisierung auch in Zeiten niedriger Preise können nur durch langfristige Investitionen in Technik und v.a. Learning-by-Doing durch nachhaltiges Committment erzielt werden (vertikale Verträge) - Kontrolleder Einhaltung ist wesentlich (Folgeaudits) um Verbindlichkeit und Vertrauen zu erzeugen - Vertrauensbildung: langfristige Vertrauensbildung betrifft alle Akteure (Produzent über Handel bis Verbraucher + Politik) - Verbraucherverhaltenist mittel-bis langfristig wesentlich, Handel spielt wesentliche Rolle
27 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Johannes Sauer Produktions- und Ressourcenökonomie Technische Universität München, Weihenstephan triticum3a (
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