Prägt Recovery die Sozialpsychiatrie des 21. Jahrhunderts? Jahrestagung SGSP, 2014, Zürich Gianfranco Zuaboni
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1 Prägt Recovery die Sozialpsychiatrie des 21. Jahrhunderts? Jahrestagung SGSP, 2014, Zürich Gianfranco Zuaboni
2 Prägt Recovery die Sozialpsychiatrie des 21. Jahrhunderts? Ja, gerne! Aber..
3 Agenda Einführung zu Recovery Forschung und Entwicklung Praxis Peerarbeit Sozialpsychiatrie und Recovery Koproduktion Zusammenfassung
4 Recovery Weite Verbreitung im angelsächsischem Sprachraum Bestandteil nationaler Gesundheitspolitik in zahlreichen Ländern In der CH: Grosses Interesse an Publikationen und Veranstaltungen zum Thema (2. Intern. Psychiatriekongress zu seelischer Gesundheit und Recovery in Bern) Zahlreiche Institutionen
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6 Entstehung US-Betroffenenbewegung 1980er 1 Fachliteratur Anfang 1990er US>Neuseeland>restlichen 1. Welt 1 Haltungsänderung bedingt durch Langzeitstudien (z.b. Harding et al ) Italienische Psychiatrie Reform 1980er: Fokus auf erfülltes, sozial inkludiertes Leben 1 Stimmenhörer Netzwerk 1 Psychose-Seminare / Trialog 1 Ramon, S., B. Healy, and N. Renouf "Recovery from mental illness as an emergent concept and practice in Australia and the UK." International Journal of Social Psychiatry 53 (2): Harding, C. M., G. W. Brooks, T. Ashikaga, J. S. Strauss, and A. Breier "The Vermont longitudinal study of persons with severe mental illness, II: Long-term outcome of subjects who retrospectively met DSM-III criteria for schizophrenia." Am J Psychiatry 144 (6):
7 Recovery - ein neues Paradigma? Roberts & Wolfson argumentieren, dass Recovery kein neues Paradigma sei, sondern ein wiederentdecken von Methoden 1 The Retreat in York (1796): Therapeutische Methoden basierten auf Güte, Mitgefühl, Respekt und Zuversicht auf Genesung 1 Traitment Moral to Moral Treatment, Community-based Care, Closing the Hospital, Right and Responsibilities of Citizenship and Agency as the Basis of Transformation 2 1 Roberts, G., & Wolfson, P. (2004). The rediscovery of recovery: open to all. Advances in Psychiatric Treatment, 10(1), doi: /apt Davidson, L., Rakfeldt, J., & Strauss, J. S. (2010). The roots of the recovery movement in psychiatry : lessons learned. Oxford: Wiley-Blackwell.
8 Was bedeutet Recovery? Clinical Recovery Functional Recovery Social Recovery Personal Recovery
9 Symptomfokussierter und personenzentrierter Recovery Ansatz
10 Symptomfokussierte Recovery - Rückkehr zur Normalität - komplette Remission der Symptome - Teilzeit, Vollzeitstelle oder Studium - unabhängige Lebensgestaltung ohne Aufsicht von Angehörigen - Freunde haben und mit ihnen Aktivitäten teilen - dies über eine Periode von 2 Jahren Liberman, R. P., Kopelowicz, A., Ventura, J., & Gutkind, D. (2002). Operational criteria and factors related to recovery from schizophrenia. International Review of Psychiatry, 14(4),
11 Personenzentrierte Recovery ( Personal Recovery ) «Recovery ist ein zutiefst persönlicher, einzigartiger Veränderungsprozess der Haltung, Werte, Gefühle, Ziele, Fertigkeiten und Rollen. Es ist ein Weg, um ein befriedigendes, hoffnungsvolles und konstruktives Leben, trotz der durch die psychische Krankheit verursachten Einschränkungen zu leben. Recovery beinhaltet die Entwicklung eines neuen Sinns und einer neuen Aufgabe im Leben, während man gleichzeitig über die katastrophalen Auswirkungen von psychischer Krankheit hinauswächst.» Anthony, W.A., Recovery from mental illness: The guiding vision of the mental health service system in the 1990s. Psychosocial Rehabilitation Journal, (4): p
12 Confusion of Recovery: One Solution 1 Medical Recovery Traditionelle Definition von Genesung Primäre Absicht der Behandlung / Heilung ( Cure ) einer Erkrankung Life Recovery Prozess persönlicher Entwicklung und Wandel 1 Collier, E. (2010). Confusion of recovery: one solution. Int J Ment Health Nurs, 19(1),
13 Rhetorik vs Evidenz Ausgangslage: Man kann niemanden recovern Systematisierung/Standardisierung von Recovery wäre fragwürdig Ist Recovery drin, wo Recovery drauf steht? Forschung notwendig, zu folgenden Themen: 1. Was macht eine Recovery-orientierte Dienstleistung aus? 1 2. Entwicklung von Recovery-orientierten-Outcome Instrumente 1 3. Entwicklung und Evaluation von Interventionen, die recovery-fokussierte Arbeit fördern 1 1 Slade, M., & Hayward, M. (2007). Recovery, psychosis and psychiatry: research is better than rhetoric. Acta Psychiatrica Scandinavica, 116(2),
14 Recovery in der Forschung Unterschiedliche Forschungsdesigns Qualitative Designs mit Fokus auf individuelles Erleben und Beteiligung (z.b. Aktionsforschung, narrative Interviews, etc) Quantitative Designs mit Fokus auf Dienstleistungen (z.b. RCT s, Evaluation, etc.) Mixed Method (z.b. Interventionsstudien mit quant. Instrumenten und Fokusgruppen = Orient Studie) User-participation bis hin zu User-led Research
15 Theoretischer Bezugsrahmen I: Merkmale von Recovery Recovery ist ein aktiver Prozess Individueller und einzigartig Nicht-linearer Recovery als eine Reise In Etappen und Phasen Recovery als eine Anstrengung, ein Kampf Multidimensionaler Prozess Recovery ist ein sukzessiver Prozess Recovery ist eine lebensverändernde Erfahrung Recovery ohne Behandlung / Therapie Recovery wird durch unterstützende und heilsame Umgebung gefördert Recovery kann ohne professionelle Interventionen erfolgen Versuch und Irrtum Prozess Leamy, M., Bird, V., Le Boutillier, C., Williams, J., & Slade, M. (2011). Conceptual framework for personal recovery in mental health: systematic review and narrative synthesis. The British Journal of Psychiatry, 199(6),
16 Theoretischer Bezugsrahmen II: CHIME-Recovery Prozesse Verbundenheit Connectedness Empowerment Empowerment Personal Recovery Hoffnung und Op4mismus Hope and op4mism Bedeutung und Sinn Meaning in Life Iden4tät Iden4ty Leamy, M., Bird, V., Le Boutillier, C., Williams, J., & Slade, M. (2011). Conceptual framework for personal recovery in mental health: systematic review and narrative synthesis. The British Journal of Psychiatry, 199(6),
17 Theoretischer Bezugsrahmen III: Stages of Recovery Inventory, Andresen et al. (2006) Erkenntnis (Awarness) Vorbereitung (Preparation) Wiederaufbau (Rebuilding) Wachstum (Growth) Moratorium Andresen, Retta, Caputi, Peter, & Oades, Lindsay. (2006). Stages of recovery instrument: development of a measure of recovery from serious mental illness. Australian and New Zealand Journal of Psychiatry, 40(11-12),
18 Recovery und Evidenzbasierung Zahlreiche evidenzbasiert Interventionen welche Recovery unterstützen (Supported Employment & Housing, Shared Decision Making) 1 1 Drake, R. E., & Whitley, R. (2014). Recovery and severe mental illness: description and analysis. Canadian Journal of Psychiatry. Revue Canadienne de Psychiatrie, 59(5),
19 Der Recovery Ansatz in der Praxis Schwerpunkt auf Behandlung & Adherence Unterstützung Selbstmanagement & Selbstwirksamkeit Shepherd, G., Boardman, J., & Burns, M. (2010). Implementing Recovery: A methodology for organisational change: Sainsbury Centre for Mental Health.
20 Merkmale Recovery-orientierter Praxis Bekenntnis der Organisa4on Arbeits- beziehungen Bürgerrechte fördern Recovery orien4erte Praxis Unterstützung der persönlich definierten Recovery Le Boutillier C, Leamy M, Bird V et al. What Does Recovery Mean in Practice? A Qualitative Analysis of International Recovery-Oriented Practice Guidance. Psychiatr Serv 2011; 62
21 Peerarbeit Peer = Gleichwertiger Peer im Bereich psychische Gesundheit = Experte aus Erfahrung Aus Betroffenenbewegung entstanden Begegnungen auf Augenhöhe Unterschiedliche Einsatzgebiete Antistigma Peer in Organisationen: Auseinandersetzung mit dem Recovery-Ansatz
22 Peers in der CH Aktuell Ausbildungen der Promente Sana und EX-IN (weitere Info siehe Homepage) Attraktivität der Berufsgruppe Klinik, Aus-und Weiterbildung aber auch Selbstständig Kliniken: UPD, Königsfelden, Münsterlingen, Meiringen, Interlaken, Luzern, Klinik Zugersee, Sanatorium, weitere folgen... Berufsverband Peer+
23 Recovery und Sozialpsychiatrie der CH Homepage der SGSP ZASP Forschung
24 Prägt Recovery die Sozialpsychiatrie.. oder inwieweit kann die Sozialpsychiatrie den Recovery-Ansatz mitprägen? 1. Positionspapier zu Recovery der SGSP 2. Förderung der Koproduktion
25 Von Zusammenarbeit zur Koproduktion Koproduktion = Arbeiten in Partnerschaft Betont die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern und Nutzenden Dabei wird Macht geteilt, mit Personen, welche Dienstleistungen und Service nutzen, deren Angehörige, Familien und sonstige Bürger The Health Fondation (2010) What is co-production? sites/default/files/resources/what_is_co-production.pdf
26 Koproduktion Konkret Koproduktion als strategische Zielsetzung von psychiatrischen Dienstleistungen Mögliche Massnahmen: - Interdisziplinarität auf Nutzende und Angehörige ausweiten - Schulung der Fachpersonen in entsprechende Kompetenzen - Etablierung partizipativer Dienstleistungsmodelle (z.b. Behandlungskonferenz, Open Dialogue) - Beteiligung von Nutzenden und Angehörige in der Weiterentwicklung von Dienstleistungen
27 Zusammenfassung Recovery wird als Reise in kleinen Schritten beschrieben, zu einem wachsenden Bewusstsein der eigenen Selbstwirksamkeit Beteiligungen an Alltagsaktivitäten und Übernahme von sozialen Rollen können sowohl Indikatoren als auch Promotoren des Recovery Prozesses sein Haltungsänderung der Fachpersonen Psychiatrische Dienstleistungen müssen Wahlmöglichkeiten anbieten und Autonomie fördern Sozialpsychiatrie: Aktive Auseinandersetzung mit dem Recovery Ansatz > z.b. Positionspapier Koproduktion als sinnvolle und gewinnversprechende Zielsetzung für die Sozialpsychiatrie, Recovery und die Gesellschaft
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29 Support für Recovery-Orientierung
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31 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Kompetenzzentrum für Psychiatrie und Psychotherapie am Zürichsee
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