Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 1

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1 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 1 1 Phonetik und Phonologie Die PHONETIK befasst sich mit konkreten Sprachschallereignissen. Phonetisch-physikalische Darstellungen lautsprachlicher Ereignisse zeigen einen kontinuierlichen, nicht-diskreten (ganzheitlichen) Charakter. Dagegen beschäftigt sich die PHONOLOGIE mit dem Abstrakten, dem Funktionalen (wie der Bedeutungsunterscheidung) und diskretisiert zu diesem Zweck. Allerdings ist auch die Phonetik eine Abstraktion, da selbst naturwissenschaftliche Schallereigniserfassungen (Sonogramme etc.) nie alles darstellen können. Eine andere Sichtweise unterscheidet anstatt zwischen Phonetik und Phonologie zwischen REA- LISATIONSPHONOLOGIE und THEORETISCHER PHONOLOGIE. Denn auch eine phonetische Umschrift wie [kʰi:.nɑ] abstrahiert und diskretisiert. Ob Sie Phonetik oder Realisationsphonologie bzw. Phonologie oder Theoretische Phonologie sagen, überlasse ich Ihnen. Worauf es ankommt, ist es, die Ebene der Daten (z. B. [hʊnt]) und die Ebene des anzunehmenden Zugrundeliegenden (z. B. /hʊnd/) zu unterscheiden! Die PHONETIK befasst sich mit den Sprechvorgängen bzw. Sprechereignissen, die man dann beobachten (auch messen) und beschreiben kann, wenn Menschen in einer Sprache miteinander kommunizieren. Meist werden dabei drei Phasen unterschieden: (i) Artikulation (Arbeitsweise der Sprechorgane wie die Zunge oder die Lippen), (ii) Übertragung (akustische Eigenschaften des Schallereignisses) und (iii) Rezeption (Aufnahme im Gehör, Verarbeitung Gehör/Gehirn). In neuerer Zeit erweitert sich die Perspektive der phonetischen Forschung auch auf die MASCHI- NELLE SPRACHVERARBEITUNG und die lautsprachliche Mensch-Maschine-Kommunikation. Die Phonetik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die mit der Biologie, den Kognitionswissenschaften, der Medizin (v. a. der Anatomie und Neurologie), der Physik, aber auch mit der Mathematik und der Informatik in Beziehungen steht. Die Phonologie arbeitet mit einer DISKRETISIERUNG des Sprachschallkontinuums und setzt unter anderem Einheiten wie das Phonem oder die Silbe an. Man nimmt an, dass solch eine Diskretisierung während der Sprachverarbeitung auch in unserem Gehirn stattfindet. Nebenbei: Die geschriebene Sprache ist ebenfalls eine diskretisierende Bearbeitung des holistischen Schallereignisses. Bei dieser Abstraktion geht es darum, die funktional relevanten Eigenschaften einer Lautsprache herauszuarbeiten. Funktional ist beispielsweise die Bedeutungsunterscheidung, die man auf Phonemkontraste wie /p/ und /b/, vgl. Pass und Bass, zurückführt bzw. in diesem Fall auf die Kontrastbildung von [ stimmhaft] und [+ stimmhaft]. Die Phonologie entwickelt eigene phonologischen Theorien, 1 z. B. die Teiltheorie der phonologischen Merkmale (auch: distinktive Merkmale) und der Phoneme. Weitere phonologische 1 Einflussreiche Theorien sind u. a. die STRUKTURALISTISCHE PHONOLOGIE (z. B. die Prager Schule, s. Trubetzkoys Grundzüge der Phonologie von 1939), die GENERATIVE PHONOLOGIE (The Sound Pattern of English (SPE) = Chomsky/Halle 1968), die METRISCHE PHONOLOGIE (Liberman, M. Y & A. Prince 1977: On Stress and Linguistic Rhythm, in: LI 8.3, ), die AUTOSEGMENTALE PHONOLOGIE (John Goldsmith 1976, autosegmental phonology), die MERKMALSGEOMETRIE (Clements, G. N. (1985): The Geometry of Phonological Features, Phonology Yearbook 2, ) und die OPTIMALITÄTSTHEORIE (Prince, Alan & Paul Smolensky Optimality Theory: Constraint Interaction in Generative Grammar. RuCCS-TR pp. ROA-537), abgekürzt: OT.

2 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 2 Ebenen, die wir näher ansehen werden, betreffen die SILBE (abgekürzt σ = Sigma wegen Silbe), den FUSS (vgl. trochäisch ˈO.pa vs. jambisch O.ˈpal, abgekürzt: F) und das PHONOLOGISCHE WORT (abgekürzt ω = Omega, sieht wie w in Wort aus. Weitere Ebenen, die wir im Seminar nicht detaillierter behandeln, sind: die PHONOLOGISCHE PHRA- SE (Abkürzung: φ = Phi, vgl. Phrase) und die INTONATIONSPHRASE, das ist jeder Abschnitt einer Äußerung, der eine eigene Intonationskontur, einen eigenen Tonhöhenverlauf aufweist (Abkürzung: IP). Oberhalb von IP wird als oberste Ebene die ÄUßERUNGSPHRASE (Abkürzung: U/UP, von engl. utterance) angesetzt. 2 Phonologische Hierarchie und Ebenen (1) IP φ φ ω ω ω ω F F F F F σ σ σ σ σ σ σ Herr Hu ber liebt Haus kat zen (2) Phonologisches Wort ( = Omega) F Fuß (hier: trochäisch = (s w)) w s w Silbenschicht ( = Sigma) O N O N C O N Silbenkonstituentenschicht (onset, nucleus, coda) C V C V C V CV-Schicht (CV-tier, skeletal tier) f o ʀ ɛ l ə Segmentschicht + kons - kons - son - hint Distinktive Merkmale + kont - hoch - nas - tief + lab - rund + lang Werfen wir zuerst einen Blick auf die Elementareinheiten, die PHONEME, die wir zu komplexeren Einheiten (wie die Silben) zusammenfügen. Die Phoneme ermittelt man durch Prozeduren wie

3 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 3 die Prüfung, ob in Minimalpaaren bei Austausch eines Segments ein Bedeutungsunterschied hervorgerufen wird oder nicht. Eine Bedeutungsunterscheidung nehmen wir z. B. bei [taə], [kaə], [gaə], [maə] und bei [bʀu:t] und [blu:t] wahr. Bei [bʀu:t] versus [bru:t] empfinden wir keinen Bedeutungsunterschied. Wir werten den uvularen und den alveolaren Vibranten als Allophone und nehmen hier Aussprachevarianten desselben Wortes wahr. Die Phoneme werden als Mengen bzw. Bündel phonologischer Merkmale beschrieben. Diese Merkmale sind die Elementareinheiten der Phonologie! Auf die Merkmalsmengen, die einen Laut oder eine Lautklasse repräsentieren, greifen die phonologischen Regeln (Assimilation, Auslautverhärtung etc.) zu. Die Phonemsymbole dienen uns als Abkürzungen für die Merkmalsmengen, wenn es auf Explizitheit nicht ankommt. Ein Beispiel: Dem /p/ entsprechen der traditionelle [(+kons,) bilabial, plosiv, -stimmhaft] bzw. der moderne [+kons, -son, labial, -stimmhaft, - kontinuierlich, -nasal] Merkmalsatz. Näheres in Kap. 6. Merkmale dienen zudem dazu, die bedeutungsunterscheidenden Kontraste zwischen zwei Phonemen zu erfassen: (3) [pas] versus [bas] = /p/ versus /b/ = [-sth] versus [+sth] [mi:tə] vs. [mɪtə] = /i/ vs. /ɪ/ = [+gesp] (oder [+lang]) vs. [-gesp] (oder [-lang]) [fas] vs. [nas] = /d/ vs. /n/ = [frikativ] vs. [nasal] In (4) sehen Sie eine Skizze dessen, was eine Phonologie im Kern behandelt. Ausgehend von den segmentalen Grundrepräsentationen kommen wir einerseits über die Phonem-Graphem- Korrespondenzen (über das phonographische Modul) zur graphematischen Grundrepräsentation, sofern wir diese ableiten und nicht einfach in einen Speicher, ins Lexikon hineinschreiben wollen. Andererseits können wir aufgrund der segmentalen Repräsentation die Silbifizierung und die Akzentuierung ermitteln und phonologische Prozesse durchführen, indem die Merkmalsmengen entsprechend bearbeitet werden und das bis hin zu der Komponente (nennen wir sie phonetisch oder Motorprogramm ), die dann die Anweisungen an die Artikulatoren gibt. Intermezzo: Einige Notationskonventionen / / Phonologische Transkription (Schreibweise) [ ] Phonetische Transkription (Schreibweise) < > Graphematische Schreibweise + Morphologische Grenze [ɪn+ak tsɛpt+ɑbil+itɛ:t] {in} {akzept} {abil} 2 {ität} <.> Silbengrenze [ko:.ma] vs. [kɔm a]; vgl. [ɪn.+ak.t sɛp.t+ɑ.bi.l+i.tɛ:t] < > Sonorkonsonanten als Silbennuklei wie in [lɑ:.kn ] < /lɑ:.kən/ Diphthonge und Affrikaten: [ pf ail] (Bogen über beide Teile), [ pfai l] (Diphthong auch: Halbbogen unter dem unsilbischen Vokal) Griech. Sigma <> beginnt wie SILBE mit s (kleines Sigma, das große ist <Σ>) Griech. My <μ> beginnt wie MORPHEM mit m 2 -abil ist ein Allomorph zu -abel.

4 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 4 Griech. kleines Omega <ω> sieht wie ein <w> (für PHONOLOGISCHES WORT ) aus Griech. kleines Phi <φ> klingt wie f in (PHONOLOGISCHEM) FUß (Trochäus etc.) (4) Phonematische /gebən/ bzw. {[sth, vel, plos] [gesp, vorn, } (Merkmalsmengen) Grundrepräsentation PGK-Umsetzung Phonem-Graphem- <geben> (wegen /g/ <g>, /e/ <e> etc.) Korrespondenzen /ʀobən/ <roben> (phonographisch) Silbifizierung /ge.bən/ /ʀɔḅən/ <robben> (silbisch) Akzentuierung /'ge:.bən/ 3 (gespannter Vokal wird unter Akzent lang) Phonologische Schwa-Tilgung /ə/ 0 / [+kons, -son] [+kons, +son] Prozesse Nasalassimilation /b/-totalassimilation /ge:.bm/ [lab, -son, -kont, +sth] [kor lab, +son, nasal] /ge:m/ Ausspracheanweisungen [ge:.bn ] 4 oder [ge:.bm ] oder [ge:m] oder sogar(?) [gεm] 3 Die Standardlautung Analog zur Orthographie ( normgemäß schreiben, Standardschreibung) gibt es eine normierte STANDARDLAUTUNG des Deutschen ( normgemäß sprechen ), die Sie in einem Aussprachewörterbuch nachschlagen können, z. B. im Band Nr. 6 der Duden-Reihe (Das Aussprachewörterbuch, 6. Aufl. 2005). Hinweis: Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache ( und allerdings in geringerem Umfang auch Duden online ( bieten die Standardaussprachen zu vielen Wörtern als Audiodateien! 5 Die Standardlautung ist wie die Standardschreibung Grundlage des Unterrichts an öffentlichen Schulen und des Deutschunterrichts im Bereich Deutsch als Zweit-/Fremdsprache. Im Gegensatz zur Orthographie ist sie in öffentlichen Behörden (meines Wissens) nicht verbindlich Der Akzent kann nur auf die vorletzte Silbe fallen, da die letzte Silbe eine Schwa- bzw. Reduktionssilbe ist. Standardaussprache mit Schwa-Tilgung, aber ohne Assimilation etc. Das DWDS kooperiert bezüglich der Aussprachen mit dem Max-Planck-Institut für Psycholinguistik (MPI- Nijmegen) und dem Institut für Sprechwissenschaft und Phonetik der Universität Halle-Wittenberg; der Duden kooperiert mit der Aussprachedatenbank der ARD.

5 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 5 Die STANDARDLAUTUNG ist - überregional (weitgehend ohne regionale Aussprachebesonderheiten) - einheitlich (Varianten werden vermieden bzw. stark beschränkt) - schriftnah und - deutlich (auf klare Lautunterscheidung abzielend). Die Standardlautung liegt zwischen der BÜHNENAUSSPRACHE (z. B. Siebs 1898; auch: REINE HOCHLAU- TUNG nach Siebs 1969), die m. E. keine bestimmende Rolle mehr spielt (vielleicht noch bei sehr feierlichen Anlässen oder Inszenierungen klassischer Dramen), und der UMGANGSLAUTUNG (nach Siebs: GEMÄßIGTE HOCHLAUTUNG). In der normierten Bühnenaussprache wird eine extrem deutliche Aussprache angestrebt, z. B. wird auf die im Standard gängige Schwa-Tilgung verzichtet. In der Umgangslautung finden sich vor allem REGIONALE Einflüsse sowie Assimilationen (fünf > fümf) und Verkürzungen (Hast Du mal > Haste mal ). Bisweilen wird der stimmlose alveolare Sibilant durch den postalveolaren ersetzt ( inschpirieren oder Schemie ), Langvokale werden z. B. in norddt. Varianten kurz ausgesprochen ([at], [bat]), es kommt zu Verschleifungen wie bei Tust du es? > Tust dus? > Tuastas?, Haben Sie nicht > Habn Se nich > Hamse nich? Die Grenzziehung zwischen UMGANGSSPRACHE, REGIONALSPRACHE (REGIOLEKT) und DIALEKT/MUNDART möchte ich nicht näher diskutieren. (5) Genormte Lautungen Ungenormte Lautung Bühnenaussprache Standardlautung Umgangslautung China [i:n] [i:n] [ki:na], [i:na] # /z.../ stimmhaft [z] stimmhaft [z] auch stimmlos [z/s] <er> [b, b] [b] [b] // erhalten ([gɑ:.bl]) eher getilgt ([gɑ:.bl]) getilgt / pf/ u. /ʀ/ [ pfe:ʀt] [ pfe:ɐt] [fe :ɐt] <ig> [pre:d] [pre:d] [pre:dk] Langvokale lang gesprochen [bt] lang gesprochen ggf. gekürzt [bat] Gesp. Kurz-V [as.pi.ˈri:n] [as.pi.ˈri:n] Schwa [as.pə.ˈri:n] 6 /n/ vor Labial [anpas, ainbau] [anpas, ainbau] [ampas, aimbau] /sp, st/ [] [] [] Stimmhaftigkeit voll [apzt] voll schwach [apz/t] schwach/nicht [ap/st] Charakteristika der Standardlautung bieten Altmann/Ziegenhain (2002: Kap. 2.5., v.a ). Zudem kann man heranziehen: das Aussprachewörterbuch der Duden-Reihe (Bd. 6). 6 Das gelegentlich als pretonic laxing bezeichnete Phänomen betrifft einen gespannten Kurzvokal, der (un)mittelbar vor der Hauptbetonung geschwächt wird, entweder hin zum ungespannten Vokal ([kri.ˈti:k krɪ.ˈti:k]) oder bis zu Schwa [as.pi.ˈri:n] [as.pɪ.ˈri:n] [as.pə.ˈri:n].

6 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 6 4 Laut(um)schrift Wir verwenden das IPA, das Internationale Phonetische Alphabet. 7 Diese Umschrift können wir mit Sonderzeichen (Diakritika etc.) anreichern, um mehr Details des Schallereignisses abzubilden. Wir können auch weniger Details notieren und (etwa in der phonologischen Umschrift) nur noch die segmentalen und eventuell einige suprasegmentale (wie Akzent oder Silbifizierung) Eigenschaften notieren. Die phonologische Umschrift bildet auch die Verbindung mit der Graphematik (Umsetzung der Phoneme in Grapheme, Verschriftung des Silbengelenks etc.). (6) Enge Umschrift ( näher am Konkreten ): [de :ɐ ] [ˈʰt s. :ɐ ] 8 Breite/Weite Umschrift ( eher funktional ): Phonologische Umschrift: Graphematische Grundrepräsentation (PGK): [de :ɐ] [ˈt s. :ɐ] (Standardlautung) /deʀ/ /ts.bæʀ/ <der> <tanzbär> Für das Arbeiten in unserem Seminar und für viele linguistische Zwecke sollte man vor allem wissen: (i) Was charakterisiert eine phonologische Umschrift? 9 (ii) Wie stellt man eine (breite) Umschrift des sog. Standarddeutschen her? Hierzu sollte man die Charakteristika der Standardlautung kennen (wie die Schwa-Tilgung, die r-vokalisierung). Dazu später mehr. Achten Sie bei Ihrer IPA-Verschriftung vor allem auf: - Vokalquantität und (Un-)Gespanntheit: er log [lo:k], Lokomotive [lo.ko.mo.ti:.və], Lok [lɔk] - Öffnungsgrad bei Vokalen: v. a. Beeren [be:.ʀən] vs. Bären [bɛ:.ʀən] oder [bæ:.ʀən] - Schwa (nur in unbetonter Silbe): edle [e:.dlə], edler [e:.dlɐ]; elegant [e.le.gant] (Standard) - s-laute ([rai.zn ] vs. [rai.sn ]); r-vokalisierung; Auslautverhärtung (/ab/ vs. [ap]); Aufgaben A 1) Verschriften Sie in Standardlautung und direkt darunter phonologisch: Haben Sie die Hakenkappen zerschneiden wollen? Weiter lassen wir Susis Seereise los! Unwegsame Strecken mit Handgas unwuselig fahren! Auf Bänken keine Angeber angeln! Zitronenelegante Komitees in Kommission nehmen! Beispiel: beleidigter [b ə l a i d ɪ ç t ɐ] Standardaussprache /b ə l a i d ɪ g t ə ʀ/ phonologisch A 2) Transkribieren Sie phonetisch (Standardlautung mit Silbenstruktur u. Hauptakzenten)! Gibt es hier eine affrikatenverdächtige Lautfolge? Lustig schöner grübeln und sozial in Asien auf Dschunken schunkeln Webseite der internationalen phonetischen Vereinigung: Die stimmhaften Plosive werden nicht-stimmhaft artikuliert (kleiner Kreis unter Plosiv). Das [t] wird behaucht (hochgestelltes h). Geknarrte Aussprache der letzten beiden Vokale (Tilde als Subskript). Sie können die phonologische Umschrift aus der Schreibung zurückrechnen. Es lautet standardsprachlich [ʃæ:fɐhʊnt], man schreibt Schäferhund und folglich rechnen Sie vom a-schwa auf e-schwa + /r/ und abzüglich Auslautverhärtung auf /d/ zurück, also phonologisch auf /ʃæfəʀhʊnd/.

7 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 7 5 Segmentale und suprasegmentale Phonologie Die Phonologie lässt sich grob in einen SEGMENTALEN (Phoneme und Phonotaktik) und eine SUPRA- SEGMENTALEN Bereich aufteilen. Suprasegmentale Eigenschaften sind beispielsweise: - AKZENT: die relative Prominenz einer Silbe gegenüber benachbarten Silben, vorwiegend im Sinne größerer Lautheit und/oder stärkerer Längung. Der Akzent wird nicht als segmentale Eigenschaft (etwa: [+ voc, + akz, ]), sondern als silbenbezogene angesehen. Zur Darstellung relativer Prominenzverhältnisse werden metrische Bäume oder Gitter verwendet. Die Kürzel s und w bedeuten strong und weak : (7) ω Phonolog. Wort * Fs Fw Füße * * * * * * σs σw σs σw Silben Stra ßen bah nen Stra ßen bah nen /... / METRISCHES GITTER METRISCHER BAUM - INTONATION: Die Veränderung der Tonhöhe, des TONHÖHENVERLAUFs, z.b. steigender Verlauf am Satzende bei Frage, fallender Verlauf bei Feststellung. - PHRASIERUNG: Pausenstruktur, Bildung von Intonationseinheiten; man vgl. etwa (Computer), (Tastatur) (und Bildschirm) versus (Computertastatur) (und Bildschirm). - SANDHI-Lehre: 10 Beschreibung phonologischer Erscheinungen, die bei der Zusammenfügung von Wörtern zu Wortgruppen (v. a. an Wortgrenzen) vorkommen, z. B. (8) (a) engl. a cat, an apple (b) frz. allez les bleu = [aleleblø] und allez y = [alezi] (9) Hast du = [hast.du ] [has.tu ] - TON: In einigen afrikanischen und asiatischen Sprachen können wortüberlagernde Tonhöhenmuster bedeutungsunterscheidend wirken, wenn man sie mit der gleichen Segmentfolge assoziiert. So gibt es geraden Ton wie H(och) oder T(ief) oder Kombinationen aus H und T, etwa HT (fallend) oder TH (steigend). Mandarin (China) besitzt wortüberlagernde Toneme und liefert das vielleicht prominenteste Beispiel, die Segmentfolge ma, die je nach überlagerndem Ton bedeuten kann: Mutter, Hanf, Pferd oder schimpfen. Im Deutschen spielt lexikalischer bzw. Wortton keine Rolle. Nur im Bereich der Interjektionen finden sich ansatzweise bedeutungsdifferenzierende Toneme. Ehlich (1986, Interjektionen, Tübingen) beschreibt, wie eine unterschiedliche Tonzuweisung z. B. bei (m)hm und aha zu unterschiedliche Funktionsmarkierungen wie Zustimmung oder Divergenz, Zweifel führt. Die AUTOSEGMENTALE PHONOLOGIE 11 bietet die Möglichkeit, phonologische Informationen wie segmentale, silbische oder eben tonale Informationen in eine eigene Ebene bzw. Schicht zu verla- 10 Sandhi ist ein Sanskrit-Wort und bedeutet Verbindung.

8 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 8 gern. Diese Schichten werden dann gemäß Assoziationsprinzipen durch Assoziationslinien aufeinander bezogen: (10) σ σ σ σ Silbenschicht V C V V C V CV-Schicht ɑ. h ɑ ɑ. h ɑ Segmentschicht T H H T Tonschicht Überraschung Zustimmung 6 Die phonologischen Merkmale Die Menge der Sprachlaute lässt sich in Subklassen wie die Obstruenten (wichtig z. B. für die Auslautverhärtungsregel) oder die hinteren Vokale (vgl. Verteilung bei /ç/ und seinen Allophonen [ç] und [x]) aufteilen, über die sich Regeln formulieren lassen. Diese Subklassen werden über gemeinsame Merkmale wie [±son(orant)] oder [±hint(en)] gebildet. Als lautsprachliche Grundeinheiten setzen wir nicht die Laute, sondern deren Merkmale an: Ein Laut ist die Menge der ihn definierenden Merkmale! Im folgenden Versprecher wirkt das Ortsmerkmal [bilabial] von /b/ auf das Merkmal [velar] von /k/ in Becker ein (Perseveration) und überschreibt [velar] durch [(bi)labial], so dass /p/ artikuliert wird. (11) Auch Boris Bepper, da sag ich Bepper Boris Becker hat keine Schwierigkeiten 12 Auch Boris Be [b] ck [k] er Be pp [p] er hat (...) [bilabial] [velar] [bilabial] [plosiv, stimmhaft] [plosiv, stimmlos] [plosiv, stimmlos] Eine ORTSASSIMILATION erleichtert die Artikulation (führt hier allerdings zu einem Fehler ). Derartige Merkmalsbeschreibungen sind nützlich, um phonologische Regeln zu formulieren. Stellen Sie sich die Auslautverhärtungsregel vor, die wir aus den folgenden Daten ermitteln: (12) Plosive ([- kont]) Frikative ([+ kont]) [+ sth] [ sth] [+ sth] [ sth] [kɛl.bɐ] [kalp] [bʀɑ:.və] [bʀɑ:f] [vɛl.dɐ] [valt] [gɑ:.zə] [gɑ:s] [bɛl.gɐ] [balk] [o.ʀaŋ.ʒə] [o.ʀaŋʃ] Zweisilbler Einsilbler Zweisilbler Einsilbler Die autosegmentale Phonologie verteilt phonologische Informationen auf mehrere Ebenen, die dann nach bestimmten Assoziationsprinzipien durch Assoziationslinien in Beziehung zueinander gesetzt werden. Studierenswerte Versprechersammlungen und -analysen legte Helen Leuninger vor mit Reden ist Schweigen, Silber ist Gold, Zürich 1993 und mit Danke und Tschüss fürs Mitnehmen, Zürich 1996.

9 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 9 Zunächst könnten wir aufzählen, welche Laute in welche anderen transformiert werden: (13) /b d g v z ʒ/ [p t k f s ʃ] / ]σ Ausgesprochen lautete (13): Am Silbenende werden die Laute b, d. zu den Lauten p, t! Das ist unökonomisch! Aufzählungen sind schwerer zu lernen als Generalisierungen (Regeln)! Fragen wir, was den betroffenen Lauten im Zweisilbler gemeinsam ist: (a) [+ stimmhaft] und (b) [ sonorant] und (c) ihre Position im Silbenanfangsrand. Und was geschieht mit ihnen: Sie wechseln im Einsilbler in den Silbenendrand und werden [ stimmhaft]. Treffend und elegant ist es dann so: [ sonorant] [ sth] / ]σ Interpretation: Wenn ein Laut ein Obstruent ist, dann ist er im Silbenendrand stimmlos! 13 Phonologische Merkmale bilden sich Erfahrungen heraus. Beispiel: Eine bestimmte Lautmenge bildet eine relevante Klasse, etwa weil genau diese Lautmenge der Input für eine bestimmte phonologische Regel ist. Solche Klassen sind u. a. die Sonoranten und die Obstruenten ([+kons, ±son]), die Plosive ([+kons, -son, -kont)], hintere Vokale ([-kons], [±hint]) etc. 14 So kann ein Merkmal(ssatz) den Input eines Lautwandelvorgangs beschreiben. Beispiel: Bei der zweiten Lautverschiebung (Germanisch > Althochdeutsch) kam es u. a. zu einer Frikativierung (vgl. pepper > Pfeffer, water > Wasser), die man mit einem Merkmalswertwechsel [-kont] > [+kont] beschreiben kann. Der vormals im Ansatzrohr blockierte, diskontinuierliche Lautstrom kann nun kontinuierlich, dabei eine Engstelle passierend, oral entweichen (bei Nasalen, auch [-kont] wegen Blockade im Ansatzrohr, nicht, dafür aber dann durch die Nase). Modernere Phonologien arbeiten mit feineren Merkmalssätzen, da man mit den traditionellen Merkmalen nicht immer eine beschreibungsadäquate Genauigkeit erreicht. Ich folge im Wesentlichen Hall (Phonologie, 2. Aufl. 2011, Kap. 4)! In der folgenden Übersicht fehlen die Affrikaten. Die für das Deutsche diskutierten Aggregate /p f/ und /t s/ verhalten sich teils monophonematisch, teils biphonematisch. Eine Darstellungsoption bietet die NICHTLINEARE PHONOLOGIE, die diese Zweideutigkeit dadurch repräsentiert, dass man zwei Segmente/Merkmalsbündel einer C-Position zugeordnet und nicht zweien. (14) σ Pflock (gegen Vampire etc.) C C V C CV-Schicht/Ebene p f l ɔ k Segmentschicht Wenn ein Segment grundständig stimmlos ist (wie in bunt gegenüber Hund), interessiert das diese Regel nicht, da sie nur auf Merkmalsmatritzen reagiert, die wie bei /d/ [+ sth] enthalten. Im Deutschen (auch in anderen Sprachen) verhalten sich vordere Frikative mit zischenden (hochfrequenten) Geräuschanteilen gerne gegen die Sonoritätshierarchie (zu der später), vgl. Stein, Skelett, Lachs. Also könnte man ggf. ein Merkmal [± sibil(ant)] aufstellen.

10 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 10 Großlautklassenübersicht für das Gegenwartsdeutsche (15) kons son sth Vokale + + Sonorkonsonanten Konsonanten + +/ +/ Glottale [ʔ, h] (im Dt. gibt es keine stimmhaften Glottale) (16) [LABIAL] [KORONAL] [DORSAL] [GLOTTAL] [ sth] p f t s ʃ ç k h (ʔ) [+sth] b m v l d z n ʒ ʝ 15 g ŋ ʀ [kons] [son] [kont] [nas] [anterior] + Damit lassen sich auch feinere Unterschiede ausdrücken, vgl. Sie etwa /p/ [+kons, -son, -sth, lab, -kont, -nas] /f/ [+kons, -son, -sth, lab, +kont, -nas] /l/ [+kons, +son, +sth, kor, -kont, -nas] /n/ [+kons, +son, +sth, kor, -kont, +nas] Die Vokalphoneme weisen die Merkmale [ kons] und [+son] auf: Es wird diskutiert, ob dem <j> im deutschen Phonemsystem wie in der Tabelle oben dargestellt ein dorsaler Frikativ /ʝ/ ( Zungenrücken-Engelaut ) oder ein dorsaler Approximant /j/ entspricht. Approximanten (Halbvokale) weisen eine schwache Engebildung auf (Vokale: keine Enge, Frikative: deutliche Enge mit Verwirbelung des Lautstromes, was zum Reibegeräusch führt), die weder vokal- noch konsonantentypisch ist. Auch der Lateral /l/ wird manchmal als Approximant diskutiert. Nach der Definition von [+kons] liegt eine Verengung im Ansatzrohr vor. Bei Glottalen liegt die Enge nicht im, sondern am Anfang des Ansatzrohres (an/in der Glottis) vor! Als Glottis wird im engeren Sinne nur die STIMM- RITZE (der Spalt, den die Stimmbänder umgrenzen) bezeichnet.

11 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 11 (17) i ɪ y ʏ u ʊ e ø œ o ɔ ε æ 17 ə ɑ a [hinten] [lab]/[rund] [gesp] (?) (Problem!) hoch (geschl) tief (offen) Das Merkmal Gespanntheit ([gesp]) ist umstritten. Phonetisch ist es m. W. so, dass für die offeneren Vokale /ε, æ/ und /ɑ, a/ keine Gespanntheitsunterschiede nachgewiesen werden können. Das Problem: In Minimalpaaren wie Rate/Ratte oder schälen/schellen unterscheiden sich diese Vokale in der Länge. Die Vokallänge scheint aber kein zugrundeliegendes, sondern ein abhängiges (sekundäres) Merkmal zu sein, vgl. Drama ['drɑ:.mɑ] und dramatisch [drɑ.'mɑ:.tɪʃ]! Diese a-variante wird unter Akzent lang (wie der ä -Laut in schälen, nicht aber der in schellen)! Es müsste folglich einen zugrundeliegenden Faktor X geben, der diesen Unterschied ausmacht, aber die Länge ist es wohl nicht. Ich persönlich setze diesen Faktor mit der Gespanntheit gleich, weiß jedoch, dass das gegen die phonetischen Einsichten ist. Insofern ist das Problem damit nicht gelöst! [ hint] [+hint] [+gesp] [ gesp] [+gesp] [ gesp] [+gesp] [ gesp] 20 [+hoch] i ɪ y ʏ u ʊ [lab] bzw. [+rund] [ hoch] e 21 ø œ o ɔ ə Zentral-/Neutralvokal [+tief] ε/æ ε ɑ a Eine alternativ diskutierte Lösung besteht darin, anstelle eines Merkmalsunterschieds einen prosodischen Unterschied anzusetzen, bei dem sich Paare wie Koma und Komma nicht in einer Vokalqualität (und -quantität), sondern im sog. Silbenschnitt unterscheiden. Hierbei werden in Nicht wenige verneinen einen Gespanntheitsunterschied bei /ɛ/und bei /a/! Dann wird nur mittels [lang] (mit <:>) und [kurz] (ohne <:>) unterschieden. Wenn man als grundlegend [+/ gespannt] ansetzt mit der Annahme, dass nur gespannte Vokale unter Akzent lang werden, vgl. ['ʀɑ:.tə] Rate und ['ʀaə] Ratte), dann arbeitet man mit æ(:)/ε und ɑ(:)/a. Hall (2011: 131) vergibt an Schwa [+hint]. Dem folge ich nicht, sondern folge der Annahme, dass Schwa bzgl. aller Werte unmarkiert ist, da das e-schwa der der zentrale (anstrengungsärmste) Vokal ist. Traditionell schreibt man /e/ [halbgeschlossen] und /ε/ [halboffen] zu. Hall unterscheidet beide Vokalphoneme nur durch deren unterschiedliche Gespanntheit. Ich unterscheide sie mit Anknüpfung an die Tradition auch in der Kieferöffnung bzw. der relativen vertikalen Zungenposition. Oder eben: mit bzw. ohne Faktor X. Ein ungespanntes (bzw. ein kurzes) Pendant zu /e/ wird im Deutschen nicht angenommen.

12 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 12 Vollsilben nur acht Vokale (nicht in IPA: /a, e, i, o, u, ä, ö, ü/) angenommen, die sich des Weiteren durch den einem Wort zugeordneten Silbenschnitt unterscheiden. Vollsilben werden als Abfolgen von Energieverläufen, von steigender (Crescendo, <) und fallender Energie (Decrescendo, >) charakterisiert. Ein Paar < > indiziert die Anwesenheit einer Vollsilbe. (Reduktionssilben weisen einen wenig charakteristischen gleichmäßigen Verlauf auf, =.) Bei Koma liegt sanfter Schnitt vor, wobei Crescendo und Decrescendo mit /o/ verbunden sind; bei Komma liegt scharfer Schnitt vor, bei dem das Decrescendo dem /m/ zugeordnet wird, was dem Eindruck korrespondiert, dass der Übergang von /o/ zu /m/ abrupt vor sich geht. 22 (18) < > < > < > < > K o m a K o m(m) a (kein IPA) Sie werden sich jetzt fragen: Und was nun? Meine Antwort ist die eines theoretischen Phonologen. Für die Klassifikation und Bemerkmalung von Phonem(klass)en werden theoretische Kriterien aufgestellt, etwa die Bedeutungsunterscheidende Potenz, vgl. Rate, Ratte. Den Unterschied vermerke ich als /ʀɑtə/ vs. /ʀatə/. Das kann man mit den Merkmalen [gespannt] vs. [ungespannt] oder, wie Neef (2005) das möglicherweise überzeugender vornimmt, mit [peripher] vs. [zentralisiert] erfassen. Neef (ebd.) nennt distributionelle Unterschiede: Gespannte bzw. periphere Vokale kommen im Standard in offenen Silben vor (Abend, Butanol/Butan), aber nicht vor velarem Nasal (/laŋ/ vs. */lɑŋ/). Das scheint mir relevant. Aber nun genug hiervon. Sie kennen meine Position und suchen sich bitte selbst diejenige, die Sie für sich als am überzeugendsten (oder am pragmatischsten) motivieren können. Zu den Merkmalen im Einzelnen: [konsonantisch], [kons]: Verengung im Ansatzrohr (oberhalb Glottis bis Lippen) [ kons]: Vokale; Gleitlaute /j, ʋ/w/; Glottale wie /h, ʔ/ [+ kons]: Typische Konsonanten: Plosive, Frikative, Lateral /l/, Vibrant /r/, Nasale [sonorant], [son]: Sonorante Laute sind spontan stimmhaft, weil die Artikulationskonfiguration, die den Kehlkopf und das nicht (wesentlich) verengte Ansatzrohr betrifft, natürlicherweise zur Stimmbandvibration führt. [ son] sind Plosive und Frikative (die Obstruenten), die typischerweise in Stimmhaft-stimmlos- Paaren vorkommen. Affrikaten wie /pf, ts/ kann man auch hierzu rechnen. [+ son] sind Nasale, Laterale, Vibranten (dorsales /ʀ/ oder koronales /r/), ggf. (wenn man mit ihnen arbeitet) Approximanten (j, ʋ/w) und die Vokale 22 Theo Vennemann (1991, Skizze der deutschen Wortprosodie, in: Zeitschrift für Sprachwissenschaft 10:1, ) hat die Theorie des Silbenschnitts wiederbelebt und mit weiteren modernen phonologischen Ideen verbunden. Unter anderem finden Sie in diesem Aufsatz auch die diesem Handout zugrundeliegende Akzenttheorie. Weitergedacht wird dieser Ansatz u. a. von Thomas Becker (1998, Das Vokalsystem der deutschen Standardsprache, Frankfurt/M.) und David Restle (2003, Silbenschnitt Quantität Koppelung: zur Geschichte, Charakterisierung und Typologie der Anschlußprosodie, München).

13 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 13 [stimmhaft], [sth]: mit Stimmbandvibration. [+ sth] sind in der Regel Vokale, Approximanten, Nasale, Laterale und Vibranten sowie die stimmhaften Obstruenten /b, d, g, v, z/ (/j/?). [kontinuierlich], [kont]: [ kont] liegt vor, wenn ein Verschluss in der Passage oberhalb der Glottis und bis einschließlich der Lippen vorliegt. Das kommt vor bei Plosiven, Nasalen (!) und Lateralen. [+ kont] sind Laute ohne (vollständige) Verschlüsse: Frikative, Vibranten ([r, R]), Approximanten (Gleitlaute) und Vokale [nasal], [nas]: Velum (Gaumensegel) gesenkt bzw. nicht gesenkt (Nasenraum verschlossen). [+ nas]: im Dt. /m, n, ŋ/; im Frz. z. B. auch /ã, õ/ [ nas]: alle Oralvokale mit nicht gesenktem Velum; Plosive, Frikative, Laterale (man betrachte die Opposition /n/ und /l/, beide stimmhaft und alveolar) Das traditionelle Merkmal [plosiv] ([plos]) ist in der hier verwendeten Merkmalsklassifikation äquivalent mit [ son, kont] und betrifft die Lautmenge /b, p, t, d, g, k/. Das traditionelle Merkmal [frikativ] ([frik/fric]) ist äquivalent mit [ son, + kont]): /f, v, s, z/ etc. [sibilantisch], [sibil] [+ sibil] sind Laute mit intensivem hochfrequentem Geräuschanteil, im Dt. /s, z, ʃ, ʒ/ [labial], [lab]: mit (+)/ohne ( ) Lippenbeteiligung [+ lab] sind /f, v, p, b, m/ und Vokale mit Lippenrundung wie /u, o/ und deren Umlaute. Für die Vokale speziell können wir [+ lab] oder [+ rund] schreiben (betrifft /ʏ, y, ʊ, u, ø, œ, ɔ, o/. [koronal], [kor]: [+ kor] sind apikale (Zungenspitzenlaute) und laminale (Zungenblatt- /Zungenkranzlaute) Laute wie /t, d, s, z, n, l, r, ʃ, ʒ/ [anterior], [ant]: [+ ant] sind alveolare (/t, d, s, z, n/) und dentale (engl. th, also /, /) Laute, also im weiteren Sinne Schneidezahn- oder Zahndamm-Laute. [ ant] sind z. B. die postalveolaren (am vorderen harten Gaumen gebildeten) Laute /ʃ, ʒ/. Das Merkmal ist im Dt. eine Möglichkeit, um die Sibilanten (fett) zu differenzieren. [dorsal]: [+ dors] werden mit dem Zungenrücken artikuliert wie /ç, ʝ, (j,) x, k, g, ŋ, ʀ, ʁ/ [hinten], [hint]: Das Merkmal kann man zur Subklassifikation der Dorsalen verwenden: [+ hint] (Dorsum/Zungenrücken zurückgezogen) sind velare und uvulare Konsonanten wie /k, g, x, ŋ, ʀ/ und die Vokale /a, o, u/ (wobei nur /o/ und /u/ unumstritten zugeordnet werden), [- hint] (Dorsum nach vorne geschoben) die palatalen /ç, ʝ/. Bei den Vokalen trennt das Merkmal die Vokalen mit deutlichem Zurückziehen der Zunge wie /u, o,.../ von den übrigen. Im Deutschen korrespondiert die Verteilung [hinten] mit der Kombinatorik der Allophone von /ç/: [+hint] mit [x] wie in [ax], [ hint] mit [ç] wie in [ç]! [hoch]: Bei den Vokalen werden im Deutschen die hohen (Zunge angehoben) /i, ɪ, y, u,.../ von allen übrigen (/e, o,.../) unterschieden. Aufgaben: A 3) Welche Phoneme mit dem Merkmal [alveolar] bzw. [koronal] (ohne Postalveolare) gibt es im Deutschen? Beschreiben Sie die Laute auch nach Artikulationsart und Stimmhaftigkeit!

14 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 14 A 4) Welchen Lauten entsprechen folgende Merkmalsmatrizen? (a) [labial, frikativ, + sth] (b) [vorn, halbgeschlossen, + rund, gespannt] (c) [hinten, geschlossen, +rund, +gesp] (d) [glottal, frikativ, + sth] 7 Vokal- und Konsonantenphoneme des Deutschen (a) Konsonanten verbinden sich mit der komplementären Klasse der Vokale, wobei sie einzelsprachlichen Abfolgerestriktionen unterliegen, z. B. dt. plv (platt), klv (klein), *tlv (*tl ). Im Ansatzrohr erfolgen vor allem Enge- oder Verschlussbildungen. Friktionsengen entsprechen auditiv Geräuschen, Verschlüsse Schlaggeräuschen. Stimmhafte Sonorkonsonanten weisen keine Geräuschanteile nach Art der Frikative auf. So bilden beispielsweise bei /m/ beide Lippen einen oralen Verschluss, aber dem Luftstrom ist bei vibrierenden Stimmbändern eine freie Passage durch den Nasenraum möglich, da das Velum gesenkt ist. Eine Beschreibung von Konsonanten beinhaltet traditionell: (a) Stimmhaftigkeit, (b) Artikulationsort (Artikulatoren) und (c) Artikulationsart. Detaillierter und z. B. für Regelformulierungen vorzuziehen sind modernere Merkmalsbeschreibungen, auch wenn sie etwas aufwändiger erscheinen. (19) /b/ traditionell: stimmhafter bilabialer Plosiv [+sth, bilabial, plosiv] moderner: [+kons, son, +sth, LAB, -kont, nas] 23 /m/ stimmhafter bilabialer Nasal moderner: [+kons, +son, +sth, LAB, -kont, +nas] /k/ stimmloser (dorso-)velarer Plosiv moderner: [+kons, son, sth, DORSAL, kont, nas] /s/ stimmloser (koronal-)alveolarer Frikativ moderner: [+kons, son, sth, KOR, +ant, +kont, nas] /ʃ/ stimmloser (koronal-)postalveolarer Frikativ [+kons, son, sth, KOR, ant, +kont, nas] (b) Vokale weisen Stimmton auf, der Phonationsstrom versetzt die Stimmbänder in Vibrationen und passiert das offene (engelose) Ansatzrohr. Traditionell differenziert man die Vokale mittels (a) horizontaler Zungenbewegung, (b) mittels vertikaler Zungenbewegung oder relativer Kieferöffnung, (c) Rundung und (d) Länge oder Gespanntheit (vgl. Mie[i:]te und Mi[ɪ]tte). Wieder sehen Sie eine traditionelle und eine modernere Merkmalsbeschreibung: (20) /i:/ vorderer hoher (geschlossener) ungerundeter gespannter Langvokal /œ/ /a/ moderner: [ kons, +son, hint, lab/ rund, +hoch, +gesp] nicht-hinterer halbhoher (halbgeschlossener) gerundeter ungespannter Kurzvokal moderner: [ kons, +son, hint, +lab/+rund, hoch, tief, gesp] hinterer tiefer (offener) ungerundeter ungespannter Kurzvokal moderner: [ kons, +son, +hint, lab/ rund, +tief, gesp] 23 Ortsmerkmale wie LAB(IAL), KOR(ONAL), DORS(AL) schreiben manche groß, manche klein. Suchen Sie aus!

15 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 15 (c) GLEITLAUTE/APPROXIMANTEN wie /j/ (engl. yes, yet, wohl auch in Uni[j]on) oder // (engl. water, well) weisen eine sehr geringe Engebildung auf und stehen artikulatorisch den Vokalen nahe (manche nennen sie HALBVOKALE, z. B. auch in mhd. lewe). Im Deutschen sind /ja/ oder /mai/, /maj/, eventuell auch /au/, /a/ (Haus) diskutierte Kandidaten. Es ist umstritten, ob man für das Deutsche Approximanten als Phonem oder Allophon ansetzen soll. Andere nehmen an, es handle sich um die Vokale /i/ bzw. /u/, nur dass diese nicht im Silbennukleus stehen, vgl. etwa national. In anderen Fällen wie ja ist ein Frikativ /ʝ/ diskutabel. Damit ersparte man Phoneme und kann das Lautverhalten über die Platzierung in der Silbe erklären. 7.1 Die Vokale des Deutschen In (15) sehen Sie zur Groborientierung ein traditionelles Vokalsystem nach Hall (2000: 68): (21) Lang- und Kurzvokal: Verteilung und Variation - Länge: Gespannte Vokale werden unter Akzent lang: 24 (22) /muzik/ > [mu.zi:k], [mu:.zi.k], [mu.zi.kant]; /kɑnu/ > [kɑ:.nu], [kɑ. nu:.tə] - Im heutigen Deutsch ist mit folgender Verteilung (un)gespannter Vokale zu rechnen: In offenen Silben ist ein Vokal in nativen Wörtern und in Lehnwörtern in der Regel gespannt! Ist diese Silbe akzentuiert, wird er als Langvokal realisiert, sonst (gespannt-)kurz. In Fremdwörtern liegt in offenen Silben, die nicht akzentuiert sind, in der Regel ein gespannt-kurzer Vokal vor: A[ɑ].na[ɑ].kon.da (und nicht A[a]nnakonda ) ele[e]. 25 gant, [bi.ki:ni]). In nativen Wörtern sind offene Schwa-Silben häufig; diese sind jedoch nie akzentuiert (Hase, sagen). - Eine Silbe mit einem ungespannten Monophthong muss im heutigen Deutsch geschlossen sein wie in Wäl.der oder Mil.de. Folgt nur ein intervokalischer Konsonant, wird dieser zum Gelenkkonsonanten wie in Wel.le, Mit.te (vs. Mie[+gesp].te), Rog.gen. - Lässt sich im Wortparadigma eine geschlossene Silbe in Beziehung zu einer offenen Langvokalsilbe setzen, wird der Vokal lang realisiert: [zɑ:kt] wegen [zɑ:.gən], [fu:s] wegen [fy:.se] Über die Frage, ob Länge, Gespanntheit oder Zentralisierung im Vokalbereich bedeutungsunterscheidend wirkt, vgl. /kim/ > [ki:.m] Kieme und /k/ > [k] Kimme, wird schon länger diskutiert. Nach meiner Beobachtung folgt man derzeit tendenziell dem Merkmal [ gespannt], vgl. etwa Duden-Grammatik (2005). Für praktische Zwecke (Deutsch als Fremdsprache) kann man mit [ lang] arbeiten. Die o-laute in (er) log ([o:], gespannt, lang), Lokomotive ([o], gespannt, kurz) und Lok ([Ɔ], ungespannt, kurz) sind nicht die gleichen! Realisationsphonologisch kommen Aussprachen wie [e.lɛ.gant] (Ersetzung durch ähnlichen ungespannten nativen Vokal) oder [e.lə.gant] vor! Solches laxing bis hin zu Schwa kommt nicht selten vor, vgl. Aspi[i]rin > Aspi[ɪ]rin > Aspi[ə]rin.

16 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S Ist der Endrand mit CC(C) besetzt, ohne dass in einer anderen Paradigmenform eine offene Silbe vorkommt, so ist der Vokal kurz: Land (Län.der), bunt (bun.te). - Die seltenen Ausnahmen von den genannten Regularitäten gehen öfters auf eine frühere Mehrsilbigkeit zurück wie bei Mond (mhd. mōne, vermischt mit mhd. mānōt Monat ), Kre:bs < mhd. krebes, Ja:gd < jaget. - Folgt nur ein Konsonant im Stammmorphem, so wird die Länge/Kürze öfters durch entsprechende Graphien gekennzeichnet: Kahn, Beet, Bett; vgl. auch Mahne! vs. (dem) Manne. Das Diphthongproblem: mono- oder bisegmental? Zu unterscheiden sind zunächst silbische und unsilbische Vokale: (23) [.] (von /e.əʀ/) versus [] (von /eʀ/) eher Nebenbei: Im Deutschen ist die Mehrheit der Konsonanten nicht silbennukleusfähig, nur die Sonoranten können die Nukleusposition (nach Schwa-Tilgung) einnehmen: [vɪs n ], laxṇ ], [hɑ:.bm ]. Deutsche Diphthonge zeigen eine erhebliche Variationsbreite (König 1989): <au> als [,,, aw,, ] oder <ei> als [,,,, aj, ] oder <eu> als [,,, oj, oʏ, ]. Lassen Sie sich nicht beirren und folgen Sie einem Gebrauch aus einem etablierten Werk! Diphthonge sind Vokalkombinationen, die innerhalb einer Silbe auftreten, vgl. Laib (tautosyllabisch) versus na.iv (heterosyllabische Vokale). Man unterscheidet (i) nach der Kieferbewegung öffnende (z. B. bair. liab) und schließende (z. B. nhd. Laib) sowie (ii) fallende und steigende Diphthonge nach dem Energie- bzw- Lautheitsverlauf (der Druckstärke ). (24) fallend: Haus [hs] schließender Falldiphthong er Schnur [nu:] sekundärer öffnender Falldiphthong, vgl. [ny:.ʀ] steigend: Nation [ntso:n] öffnender Steigdiphthong (nicht natives Wort!) Die sich infolge einer /r/-vokalisierung ergebenden öffnenden Diphthonge sind sekundäre Diphthonge. Sie sind nicht unumstritten, aber z. B. in Becker (1998: 8.5.) werden sie angesetzt. Zur //-Variation: Das Zungenspitzen-r gilt heute als regionale Realisierung oder als Bühnenlautung (Eisenberg 2004: 90). Das anlautende Zäpfchen-r [] kann als Vibrant oder als Frikativ [ʁ] realisiert werden, doch weil sich das deutsche r insgesamt wie ein Sonorant verhält (wegen [vak] etc.), liegt es nahe, // als Phonem anzusetzen. (25) [// e:.], [k// e:.] Regel, kregel Variation im Anfangsrand (26) Meer [m] Meere [me:./] Endrand vs. Anfangsrand Lehrer [:.] Lehrerin [le:..] (27) irren [,,, ] Silbengelenk (28) [, ;, ;, ] ver-, zer-, er- Verbpräfixe mit Vollvokal (29) [bə-, gə-] be-(legen), ge-(legen) Verbpräfixe mit Reduktionsvokal (30) [.], [] klettere, kletterst <er> hetero- bzw. tautosyllabisch (31) /t/ > [tm] > [u: ] Postvokalisch kann // vokalisiert // > [] > [] oder gar elidiert werden

17 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 17 Im Anfangsrand wird /r/ teils als Vibrant ([ʀ, r]), teils frikativfisch ([ʁ]) realisiert. Postvokalisch im Endrand wird /r/ überwiegend vokalisiert, vor allem nach Langvokal (/bir/ > []). Nach Langvokal kann das /r/ getilgt werden, vgl. [..] vs. [..]; nach langem [] wird es getilgt, wobei das /a/ sehr lang wird. Nach Kurzvokal ist die Variationsbreite etwas größer, vgl. wirr /vɪʀ/ --> [vɪʀ], [v] oder [v]. Aufgabe A 5: Beschreiben Sie den Reim in folgendem Gedichtausschnitt: (32) wenn dein Fahrrad vorne quakt, hast du s auf nem Frosch geparkt! Monosegmentale Diphthongwertung 1. Wegen der allophonischen Streubreite der Diphthong-Realisierungen lassen sich (vor allem zweite) Diphthongteile nicht ohne weiteres Phonemen zuordnen (dazu: Becker 1998: 138). 2. Ein interessantes Argument: Der Wortausgang <-ig>-/g/ in einig, lustig, König etc. wird standarddeutsch als [] realisiert, <Zweig> allerdings nicht als *[tsva ], sondern ohne g- Spirantisierung mit [k], ebenso Teig /ta g/ und [ta k], *[ta] (vgl. Teich). Möglicherweise unterbleibt die g-spirantisierung, weil das zweite Segment im Diphthong /a / nicht-silbisch (nicht nuklear) ist, was man auch als Argument gegen Monosegmentalität ausbauen könnte! Bisegmentale Diphthongwertung 1. Diphthongsegmente wirken in Minimalpaaren wie Greis, Graus, Eile, Eule und läuten, leiten, lauten bedeutungsunterscheidend! 2. Die Umlautregel erfasst nur das zweite Segment des Diphthongs: [has] [.]. Nach Wiese (1996: 161) hat die Veränderung des ersten Segments nichts mit der Umlautregel zu tun, sondern mit einer Rundungsassimilation (umstritten, vgl. Becker 1998: 8.4.). 3. Versprecher wie Und dass du dann um droi drei dort bist! (das o wird antizipiert) deuten auf zwei Segmente hin. Die e-laute sind nicht immer leicht einzuordnen/zu erfassen. Es geht um folgende Laute: (33) e-laute nativ/fremd beides v. a. fremd beides v. a. nativ beides /e:/ /e/ /æ:/ // // Leitformen und Beeren Genetik Bären Bett beliebt Graphien wehren Begonie währen lässt leben leben elegant Welt Beruf Requiem Dekade Trochäus Menthol Dekade Thema Trophäe Trophäe er-, ver-, zer- beladen, geladen (Präfixe!) Zu er-, ver- etc. vergleiche Standard [ɛɐ.le:.gn], [fɛɐ.le:.gn], [tsɛɐ.le:.gn], umgangssprachlich wohl auch reduziert zu [ɐ.le:.gn], [tsɐ.le:.gn]. Evtl. größere Variationsbreite schon im Standard! Zwischen dem standarddeutschen und dem norddeutschen Lautsystem besteht der Unterschied, dass in letzterem kein Kontrast /e:/ versus /æ:/ wie in Beeren [] vs. Bären [æ] besteht. Es heißt hier (und z. T. auch in der Umgangssprache) beide Male [].

18 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S Konsonanten Bei Hall (2000: 62) sieht das (traditionell erfasste) Konsonantensystem wie folgt aus (wobei die Paare erst den stimmlosen, dann den stimmhaften Laut enthalten): (34) Affrikatenproblem: mono- oder bisegmental? Unter Affrikate versteht man eine homorgane Plosiv-Frikativ-Sequenz, bei der der Plosiv in einen Frikativ übergeht. Dabei muss mindestens ein Artikulator (der aktive) gemeinsam sein, etwa die Lippe(n), die/der Zungenspitze/-kranz oder der Zungenrücken. Erstes Problem: Was wird als Affrikate gewertet? (35) unumstritten: [pf], [ts] umstritten, da entlehnt: [] Dschungel teilweise umstritten: [t] tschilpen Deutsch in der Schweiz: [kx] [kxɑˈri:bɪkx] Zweitens: Wie sind Affrikaten zu repräsentieren (mono-, bisegmental)? monosegmental: 1. Wenn CCVCC das maximale Silbenschema des Deutschen darstellt, dann verletzt ein Wort wie Pflug wegen CCC = /pfl/ dieses Schema. Als Affrikate wäre /pf/ mit einem C der Skelettschicht verbunden, das /l/ mit der zweiten C-Position, so dass CCVCC befolgt würde. (36) σ Silbenschicht C C V C C CV-/Skelettschicht /p f l u: g/ Segmentschicht 2. Wenn K1+K2 im AR möglich ist, ist spiegelbildliches K2+K1 im ER möglich, vgl. Kran, Werk; Kloß, Schalk; aber: Pfote, *Tofp (es geht nur: Topf K1+K2). 3. Im Spracherwerb ersetzen manche Kinder Affrikaten durch Plosiv oder Frikativ, aber nie durch Lautkombinationen. 4. Statt [pf] wird regional [f] artikuliert: pflügen [fly:gn]. bisegmental: 1. Wenn es die Einzelsegmente der Affrikaten, also z.b. /p/ und /f/, ohnehin im Phonemsystem gibt, warum sollte man das System um zusätzliche Phoneme erweitern? 2. Minimalpaare wie Hopfen und hopsen? 3. Versprecher wie Afpel (Apfel) oder Nets (statt Nest) deuten auf zwei Phoneme hin.

19 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 19 Der velare Nasal: Phonem oder Allophon? Man kann den velaren Nasal /ŋ/ wegen bedeutungsunterscheidender Kontrastbildungen wie /vamə/ Hautfalte, /vanə/ und /vaŋə/ als Phonem eingeordnen. Allerdings zeigt /ŋ/ einige Auffälligkeiten: Er kommt im Deutschen (im Unterschied zu anderen Sprachen, vgl. vietnamesisch ɑ.ŋan Schwan ) nur im Silbenendrand und dort nur nach ungespanntem Vokal (vgl. lahm, Lahn Flussname versus lang) vor; somit verhält er sich wie ein komplexer Endrand aus zwei Konsonanten (Eisenberg 2013: 119), was auch die auffällige Verschriftung <ng> nahelegt. 26 Der einzige Plosiv, der auf /ŋ/ folgt, ist das dorsale (velare) /k/ (Dank, Fink, flink)! Im Anfangsrand kann /ŋ/ nicht mit /m/ oder /n/ kontrastieren (vgl. Macht/Nacht/*Ngacht). Historisch lag ohnehin die Kombination /ng/ (geschrieben <ng>) vor, wobei der velare Plosiv eine regressive Nasalassimilation (von [koronal] zu [dorsal]) auslöst und danach getilgt wird. Historisch ist [ŋ] zunächst ein dorsovelares Allophon zum koronalen (trad.: alveolaren) Nasal /n/ und dieses Allophon hat inzwischen Phonemstatus erlangt (Minimalpaartests). Assimiliert wird im Morphem! An Morphemgrenzen wird im Standard nicht assimiliert; umgangssprachlich kann Assimilation eintreten, vgl. Un[]garn und un[n,]+gern. //: Sind [] und [x] einem Phonem (Allophonie) oder zwei Phonemen zuzuordnen? Die Minimalpaare vom Typ Kuchen Kuhchen oder tauchen Tauchen werden kritisiert, weil Simplizia mit morphologisch komplexen Formen (-chen, //) verglichen werden. Die Morphemgrenze steht der kombinatorischen Anpassung des Frikativs entgegen! Die systematische Variation bei Umlautung etwa in /bu/: [bu:x], [by:.] spricht ebenfalls für eine Allophonie. Die komplementäre Distribution von [] und [x] stellt sich so dar (die Morphemklammern { } sollen klarstellen, dass sich keine Morphemgrenze zwischen Vokal und // befinden darf): (37) Regel der //-Velarisierung: // [x] / { [+ voc, + hinten] } Die s-laute Das heißt: Das Phonem wird // wird als Allophon [] realisiert, außer wenn davor ein hinterer (oder: nicht-vorderer) Vokal steht, dann wird das Allophon [x] realisiert! Die Angaben beschreiben die Verhältnisse in der Standardlautung! C C V Beispiele (i) /z/-<s> + Sonne, Ga.se (iia) /ʃ/-<sch> +/ + Schluss/Schuss /ʃ/-<s> p, t + Stiel, Spiel (iib) /s/-<s> + + Skelett, Slalom (Fremdwörter!) Silbe 1 Anfangsrand Silbe 2 26 Nicht wenige arbeiten für das Deutsche mit dem kanonischen Silbenschema XXXXX (5 Zeitpositionen) bzw. genauer CCVCC (V = Silbennukleusposition), wobei der Reim VCC durch Langvokal (der Langvokal verbraucht zwei Zeitpositionen, also XX bzw. VC) oder Diphthong (/au/ etc. verbraucht V (/a/) und C (/u/)) plus C oder durch ungespannten Kurzvokal plus CC besetzbar ist, vgl. /ʀɑ:m/, /ʀaum/, /ʀand/. Auffällig ist, dass /ŋ/ nicht nach gespanntem Langvokal erscheint, obwohl eigentlich noch eine C-Position übrig sein sollte; Formen wie */ʀɑ:ŋ/ analog zu /ʀɑ:m/ sind offenbar ungrammatisch.

20 Dr. W. Schindler. PS Phonologie und Graphematik. LMU München. (Version 10/2017) S. 20 (iii) i r r e l e v a n t /V: od. VV/. /z/-<s> Mu:.se, rei.sen i r r e l e v a n t /V: od. VV/. /s/-<ß> Mu:.ße, rei.ßen (iv) Bei Silbengelenk nach Kurzvokal: /s/-<ss> Gasse (vgl. nach Langvokal: Gase) (i) Im einfachen Anfangsrand liegt in nativen Wörtern /z/, [z] vor (Graphem: <s>)! Beispiele: s[z]agen, satt, Sinn, sicher, Sonne, suchen. In assimilierten Lehnwörtern kann die Aussprache zwischen ursprünglich [s] und assimiliert [z] schwanken, vgl. Sex (engl. /s/, dt. [z] oder [s]). (ii) Folgt dem Sibilant ein weiterer Konsonant ([+sibil]cvx), wird nie stimmhaft gesprochen, sondern [s] wie in Skelett, Sklave, Skonto, Slalom, Smaragd, Sphinx oder [ʃ] Schlange. Liegen die Kombinationen <sp> und <st> vor, dann liegt in der Regel /ʃ/ vor. Ab und zu schwankt die Aussprache wie bei Sticker Anstecker mit [s] und [ʃ]. Bei Sticker jmd., der stickt liegt /ʃ/ vor! Das Phonem // wird in nativen Wörtern im Anfangs- und im Endrand meist mit dem Graphem <sch> verschriftet: Schal, schnell, Schwein, Schuh, Pschorr (Bierfirma), rasch, falsch; nur vor den Plosiven /p, t/ (Spiel, Stiel) wird, möglicherweise, um den Anfangsrand der Schreibsilbe nicht zu lang werden zu lassen (*<schtrumpf>, <strumpf>), einfaches <s> geschrieben. (iii) Im Endrand wird ebenfalls <s> für /z/ geschrieben, aber wegen der Auslautverhärtung stets [s] artikuliert. Das Phonem kommt in verwandten mehrsilbigen Formen zum Vorschein, wenn der Laut in den Anfangsrand wandert: Gas[s], aber Ga.s/z/e! Wenn wir z. B. Fuß/Füße/*Fus und Gas/Gase/*Gaß vergleichen, so wissen wir bei Gas, dass /z/ zugrunde liegt, da nach Langvokal und Diphthong <ß> für /s/ (wie bei /fu:s/) geschrieben wird! Im Wort kann man am Schreibungsunterschied rei.s/z/en vs. rei.ß/s/en die Phoneme /s/ und /z/ unterscheiden, vgl. auch kreise [z], kreiße [s] (kreißen (veraltend) gebären ), kreische []. (iv) Das Phonem /s/ kommt im Standarddeutschen am Wortanfang im Silbenanfangsrand vor Vokal nicht vor, denn dies ist die Domäne von /z/; vor weiterem C wie in Skala, Skelett, Slalom, Slawe, Sphinx kommt es in Lehnwörtern vor. Postvokalisch (bzw. intervokalisch) kommt /s/ im Silbengelenk vor und wird dann <ss> verschriftet wie in Flüsse, nasse, was gemäß morphologischer Schreibung auch in den Einsilbler übernommen wird (Fluss, nass), obwohl hier kein Silbengelenk vorliegt. In nichterster Wortsilbe wie in Füße kann /s/ im Silbenanfangsrand vorkommen. Post- bzw. intervokalisch unterscheiden wir graphematisch /s/-<ß> und /z/-<s> wie in reisen, reißen; Gase (vgl. Gasse) und Füße (vgl. Küsse). Bei kleinen Wörtern (Funktionswörter, auch bei Fremdwörtern) wird im Silbenendrand <s> geschrieben: falls/s/, indes (aber: indessen), des, bis bzw. Lehnwörter wie Ananas, Bus, Zirkus. Aufgabe A 6: Beschreiben und kommentieren Sie die s-lautungen und Schreibungen von Blase, blasse; Muse, Muße; Hindernis, Hindernisse; Bus, Boss; Gase, Gaze Gewebe. []: Es ist beim Glottisplosiv strittig, ob ihn alle realisieren. Die Nichtrealisierung führt nicht zur Ungrammatikalität! Sein Vorkommen ist vorhersagbar, der Glottisplosiv [] tritt wortinitial im AR vor Vokal sowie intervokalisch vor akzentuiertem Vokal auf. Im Deutschen scheint diese Epenthese eine Art automatische C-Füllung eines leeren Anfangsrandes zu sein, vgl. [i:.gl], [i.de:], [te.'ɑ:.tɐ]. Er tritt wie auch der Glottisfrikativ /h/ nicht im Endrand einer Silbe auf. Regel der []-Epenthese: 0 [] / ω[ V Wortanfang vor Vokal ([]Eklat) oder

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