Die erschöpfte Arbeitswelt
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- Peter Knopp
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1 Die erschöpfte Arbeitswelt Wege zu einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit Schöne neue Arbeitswelt? Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz fördern 26. November 2012, Hannover Mika Steinke (M. Sc.)
2 Einstieg Unternehmen und Organisationen in Deutschland sehen sich heute mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert, die unmittelbar mit dem Thema Gesundheit in Verbindung stehen (Wettbewerbsdruck, demografischer Wandel, Fachkräftemangel etc.). Gleichzeitig herrscht vielerorts jedoch noch ein sorg-und achtloser Umgang mit der Gesundheit der Mitarbeiter ( Kultur der Sorg- oder Achtlosigkeit ): Arbeitsverdichtung, Stress, Burnout, Depressionen etc., Fehlendes Interesse des Topmanagements am Thema, Geführt wird ausschließlich über Fehlzeiten, Psychische Erkrankungen sind häufig ein Tabu-Thema, Gesundheit ist Privatsache, Wer zur Arbeit erscheint, ist gesund.
3 Einstieg Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit in Unternehmen werden nach wie vor häufig noch als nicetohave oder Sozialhygiene abgetan und die Bedeutung der Mitarbeitergesundheit für Kreativität, Qualität und Produktivität wird nicht erkannt. Keller und Price (2011): The good news here is that research and experience both tell us that performance and health are not in conflict, but are complementary. In fact, the most important word in performance and health is the and. Es bedarf der Entwicklung einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit!
4 Agenda 1. Der Begriff der Achtsamkeit 2. Wissenschaftliche Grundlagen einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit 3. Die Grundpfeiler einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit
5 1. Der Begriff der Achtsamkeit
6 1. Der Begriff der Achtsamkeit Der Ansatz der Achtsamkeit (engl. mindfulness) stammt ursprünglich aus der buddhistischen Lehre und wird heute u.a. auch in der Psychotherapie angewandt (z.b. MBCT in der S3-Leitlinie für die Behandlung einer unipolaren Depression). Achtsamkeit meint hier eine weite, offene Geisteshaltung ( Panorama ), die alle Vorgänge im Hier und Jetzt ungefiltert wahrnimmt und diese nicht wertet. Achtsamkeit wird in diesem Sinne von Konzentrationunterschieden: Konzentration meint die Fokussierung auf etwas und die Bündelung möglichst der gesamten Aufmerksamkeit hierauf.
7 1. Der Begriff der Achtsamkeit Die Entwicklung einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit meint jedoch gerade die Konzentrationauf das Thema Gesundheit in einem Unternehmen. Wir verwenden den Begriff Achtsamkeit in einem wörtlichen Sinne und meinen damit: eine dauerhafte Aufmerksamkeit und Konzentration auf das Thema Gesundheit ( Gesundheit wird immer mitgedacht. ), einen wissenden und behutsamen Umgang mit dem Thema Gesundheit, einen achtsamen, d.h. einen behutsamen, die Gesundheit berücksichtigendenumgang mit sich selbst, den Kollegen, Mitarbeitern/ Vorgesetzten und Kunden.
8 2. Wissenschaftliche Grundlagen einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit
9 9 2. Wissenschaftliche Grundlagen: Die zentrale Bedeutung der psychischen Gesundheit Arbeitsverhalten Konzentration Gedächtnisleistung Motivation, Energie Kreativität Psychische Gesundheit ist besonders wichtig, aber sie ist mehr als das: Sie ist zentral für unser Glück. (Lord Richard Layard) Sozialverhalten Kontaktfreude Vertrauen Empathie Psychische Gesundheit angespannt / entspannt gereizt / locker hilflos / zielstrebig unglücklich / glücklich Biologie Immunsystem Herz-Kreislauf- System Neurogenese Gesundheitsverhalten Bewegung Ernährung Tabak Alkohol etc.
10 2. Wissenschaftliche Grundlagen: Kultur als der zentrale Treiber von Gesundheit und Unternehmenserfolg 0,86 0,32 Unternehmenskultur Commitment/ Mitarbeiterengagement Unternehmenserfolg (Index) 0,24 Quelle: Hauser et al. 2008, 130.
11 11 2. Wissenschaftliche Grundlagen: Kultur als der zentrale Treiber von Gesundheit und Unternehmenserfolg n = 2287 RMSEA:.058 RFI:.936 CFI:.951 Arbeitsbedingungen R²=43.26 Netzwerkkapital R²=49 Wertekapital.23 Qualität der Arbeit R²= Führungskapital R²=37 Gesundheit R²=41 Quelle: Badura et al
12 2. Wissenschaftliche Grundlagen: Die zentrale Bedeutung gelingender Kooperation Lange galt, dass sich der Mensch vor allem durch seine kognitiven Fähigkeiten von anderen Arten unterscheidet ( cogito, ergo sum ). Neuere Erkenntnisse aus der Neuroforschung beschreiben das menschliche Gehirn jedoch zunehmend als ein soziales Organ und den Menschen als ein vorrangig soziales Wesen (de Waal: Wir sind bis ins Mark sozial. ).
13 2. Wissenschaftliche Grundlagen: Die zentrale Bedeutung gelingender Kooperation Diese neueren Erkenntnisse zeigen, dass Menschen besonders befähigt sind zur Kooperation mit anderen Menschen (z.b. Spiegelneuronensystem), dass Menschen besonders motiviert werden durch die Aussicht auf gelingende Kooperation (Motivations-/Belohnungssystem), dass gelingende soziale Kooperation das Wohlbefinden und die Formung des Gehirns positiv beeinflussen und soziale Isolation und chronischer Stress eine negative Wirkung auf die Neurogenese haben (neuronale Plastizität).
14 2. Wissenschaftliche Grundlagen Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit von Mitarbeitern sollten daher: 1. Auf die psychische Gesundheit bzw. das psychische Befinden abzielen, 2. Einen Ansatz wählen, der auf Kulturentwicklung beruht und 3. Die Kooperation zwischen den Mitarbeitern fördern.
15 3. Die Grundpfeiler einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit
16 3. Die Grundpfeiler einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit Entscheidende Voraussetzung ist die Unterstützung durch die Unternehmensleitung (in Zusammenarbeit mit der Mitarbeitervertretung). Hier bestehen häufig noch Vorbehalte, es zeigt sich jedoch auch zunehmend ein Problembewusstsein bzw. Handlungsdruck. Die Unterstützung sollte nachdrücklich und glaubhaft erfolgen (Zielsetzung, schriftliche Vereinbarungen, Ressourcen, Verantwortlichkeiten etc.). Achtsamkeit muss vorgelebt werden (verantwortungsvoller, achtsamer Umgang mit der eigenen Gesundheit; ansteckende Gesundheit ).
17 3. Die Grundpfeiler einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit Bei der Entwicklung einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit handelt es sich um einen gemeinsamen und mittel-bis langfristigen Lernprozess. Dieser Lernprozess wird von einzelnen Personen initiiertund sollte dann Stück für Stück auf die gesamte Organisation ausgeweitetwerden. Entscheidend für die Mitarbeiter sind hierbei vor allem positive und erlebbare Erfahrungen mit den Ergebnissen des Kulturwandels. Der Lernprozess ist darauf angewiesen, dass er möglichst frühzeitig von Führungskräftenmitgetragen wird.
18 3. Die Grundpfeiler einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit Einführung eines Berichtswesens zum Thema Gesundheit (Den Gesundheitszustand der Mitarbeiter und der Organisation immer im Blick haben ). Durchführung regelmäßiger Mitarbeiterbefragungen. Einrichtung von Gesundheitszirkeln und Projektgruppen ( Mobilisierung kollektiver Intelligenz ). Aufbau einer Dateninfrastruktur, die mehr als nur die Fehlzeiten berücksichtigt.
19 3. Die Grundpfeiler einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit Die Förderung der Kooperation durch Investitionen in das Sozialkapital einer Organisation. Schulung und Coaching von Führungskräften(Grundlagen gesunder Führung ; Konfliktmanagement und gespräche; kollegiale Vernetzung; Analyse eigener Stärken und Schwächen; Planung, Durchführung und Reflektion von individuellen Entwicklungsvorhaben; Mitarbeiterzufriedenheit als Kriterium für die Vergütung von Führungskräften). Schulung und Entwicklung von Teams(Grundlagen der Kommunikation, Umgang mit Konflikten, selbstorganisiertes Arbeiten). Quelle: Steinke et al
20 3. Die Grundpfeiler einer Kultur der Achtsamkeit für Gesundheit Entwicklung, Vereinbarung und interne Kommunikation von Unternehmensleitsätzenzum Umgang miteinander (nicht nur Hochglanzpapier, Konsens und Verbindlichkeit schaffen). Information und Beteiligungder Mitarbeiter an grundsätzlichen Entscheidungen und Neuerungen des Unternehmens (Entwicklung einer gemeinsamen Vision, Kommunikation von Gründen für Veränderungen). Quelle: Steinke et al
21 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!!
22 Quellen Badura B, Steinke M (2011): Die erschöpfte Arbeitswelt. Durch eine Kultur der Achtsamkeit zu mehr Energie, Kreativität, Wohlbefinden und Erfolg. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung. Online erhältlich. Badura B, Greiner W, RixgensP, UeberleM, Behr M (2008): Sozialkapital. Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg. Berlin und Heidelberg: Springer. Hauser F, Schubert A, Aicher M (2008): Unternehmenskultur, Arbeitsqualität und Mitarbeiterengagement in den Unternehmen in Deutschland. Abschlussbericht Forschungsprojekt Nr. 18/05. Online erhältlich. Keller S, Price C (2011): Beyond Performance. How great organizations build ultimate competitive advantage. New Jersey: John Wiley& Sons. Steinke M, Münch E, Baumanns R, Lükermann S (2012): Die gesundheitsförderliche Gestaltung flexibler Arbeit durch Investitionen in das Sozialvermögen Das Beispiel der MEYRA PRODUKTION GmbH. In: Badura B, DuckiA, Schröder H, Klose J, Meyer M (Hrsg.): Fehlzeiten-Report Gesundheit in der flexiblen Arbeitswelt: Chancen nutzen Risiken minimieren. Berlin und Heidelberg: Springer. S
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