(K)Ein Blick in die Glaskugel: Entwicklungen im Gesundheitswesen und ärztlicher Fachkräftebedarf
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1 SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (K)Ein Blick in die Glaskugel: Entwicklungen im Gesundheitswesen und ärztlicher Fachkräftebedarf Mainz, 31. Mai 2018 Ferdinand Gerlach
2 Aufgaben des Sachverständigenrates 142 SGB V ( ) Der Sachverständigenrat hat die Aufgabe, Gutachten zur Entwicklung der gesundheitlichen Versorgung mit ihren medizinischen und wirtschaftlichen Auswirkungen zu erstellen. Im Rahmen der Gutachten entwickelt der Sachverständigenrat (...) Prioritäten für den Abbau von Versorgungsdefiziten und bestehenden Überversorgungen und zeigt Möglichkeiten und Wege zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens auf ( )
3 Gesundheit, ein kostbares Gut Ausgaben der GKV 2017: rund 231 Mrd. In den letzten zehn Jahren: jährlich ca. +3,5% Hauptkostentreiber: 1. Fortschritt / Ausweitung des Angebots 2. Steigerung von Leistungsmengen und Preisen 3. Demographischer Wandel (Anteil: nur ca. 10 bis 20%!) Gesundheitsausgaben insgesamt: rund 374 Mrd. (11,5 % des BIP) 6,8 Millionen Beschäftigte (jeder Sechste)
4 Einige (gesundheitliche) Megatrends Wandel des Morbiditätsspektrums chronische Erkrankungen / Multimorbidität Veränderte Erwartungen des Nachwuchses Frauenanteil, flexible Tätigkeit, familienfreundliche Bedingungen Erhöhte Mobilität, berufliche Flexibilität geringere örtliche Bindung, (Binnen-)Wanderungen Ländliche Regionen: Entleerung, Alterung, infrastrukturelle Schrumpfung, gesundheitl. Unterversorgung Ballungsgebiete: Urbanisierung, fachärztlich / akutstationär häufig überversorgt Digitalisierung: neue Prozesse / Player, Big Data, KI Weitere: Präzisionsmedizin ( Omics ), Automatisierung (Roboter), Ambulantisierung...
5 Behandlungen in Akutkrankenhäusern (durchschnittliche Verweildauer in 2015 oder letztverfügbares Jahr) OECD 2017
6 Fallzahl pro Einwohner Fallzahlen in Akutkrankenhäusern (pro Einwohner von 2006 bis 2015 oder letztverfügbares Jahr) Österreich Deutschland 200 [OECD-7] 150 Frankreich Schweden Schweiz 100 Niederlande Italien Deutschland Frankreich Österreich Schweden Italien Schweiz Niederlande [OECD-7] OECD 2017
7 Beispiel Wirbelsäulenchirurgie (Eingriffe je Einwohner ab 15 Jahren 2014/2015, nach Wohnort)
8
9 Regionale Variationen Bevölkerung ab 15 Jahren, nach Wohnort)
10 Stationäre Notfälle / Anteil Notaufnahmen (2014 oder letztverfügbares Jahr) Klauber et al., Krankenhausreport 2017
11 Aktuelle innerärztliche Diskussionen
12 Arzt-Patient-Kontakte, Diagnosen (n. Grobe et al. 2008, 1,6 Mio. Versicherte der Gmünder ErsatzKasse) ambulant: Ø 17,9 Arztkontakte/Jahr/Einwohner davon 7,1 Kontakte mit Allgemeinärzten Beliebiger Montag: fast 8%, an Spitzentagen (z.b ) 11,75% der deutschen Bevölkerung (= 9,7 Mill. Personen) Bevölkerungsdurchschnitt pro Person/Jahr: 25,8 (ICD-) Abrechnungsdiagnosen. Bereinigt um Doppeldiagnosen etc.: 9,3 abklärungs-/behandlungsbedürftige Diagnosen Nach ersatzloser Abschaffung der Praxisgebühr 2013: zum Teil Flatrate-Mentalität, grob geschätzt aktuell (2018) ca. 20 Arztkontakte / Jahr / Einwohner
13 Internationaler Vergleich (n. Koch et al. 2011, Hausärzte aus 11 Ländern)
14 Berufstätige Ärzte/innen (1960 bis 2017) 1960 = = = Anstieg seit 1960 (100%) auf 415% Anstieg seit 1990 (100%) auf 162% durchschnittlicher jährlicher Zuwachs ( ): Ärzte/innen Statista =
15 Berufstätige Ärzte: Anteil unter 35 Jahre (an allen berufstätigen Ärztinnen/Ärzte, Bundesärztekammer 2017)
16 Praktizierende Ärzte (Vollzeitäquivalente) OECD 2017
17 Anzahl Ärzte und Pflegekräfte (pro Einwohner (Kopfzahlen), 2015 oder letztverfügbares Jahr) OECD 2017
18 Sichtweisen... (Ärztezeitung ) 1. BÄK: Wer nur Köpfe zählt, macht es sich zu einfach 2. Montgomery: Uns fehlen Arztstunden (...) Es handelt sich hier in erster Linie nicht um ein Verteilungs-, sondern um ein Kapazitätsproblem 3. KBV: 2017 insgesamt ( ) Ärzte und Psychotherapeuten, nach tatsächlichem Teilnahmeumfang nur + 0,2%
19 Anzahl Ärzte und Pflegekräfte (Vollzeitäquivalente) (im Krankenhaus pro Belegungstage, 2015 oder letztverfügbares Jahr) OECD 2017 Erklärung: (zu) hohe Fallzahlen in deutschen Krankenhäusern!
20 Facharztanerkennungen (Bundesärztekammer 2017) 79 Bezeichnungen = 10,4% 63,3% weiblich
21 Zukünftiger Ärztemangel: Einflussfaktoren (SVR Sondergutachten 2012)
22 Zukünftiger Ärztemangel: Einflussfaktoren (SVR Sondergutachten 2012)
23 Blick in die Glaskugel: nicht erforderlich! Mehr Geld ist allein keine Lösung. Mehr Ärzte allein auch nicht!
24 Gesundheitspolitische Konsequenzen Orientierung am medizinischen Bedarf: weniger stationär, mehr ambulant, bedarfs- nicht angebotsinduziert Beendigung mengensteigernder Fehlanreize Abbau eklatanter Überversorgung im ambulanten fachspezialistischen und stationären Bereich Qualitätswettbewerb statt (unabgestimmter) Subvention von Überkapazitäten Sektorenübergreifend integrierte, populationsbezogene Vernetzung Gezielte Investition in Unterversorgungsbereiche: z.b. Pflege, Palliativversorgung, sprechende Medizin Sicherstellung und Stärkung der Hausarztmedizin!
25 Und zuletzt: mehr Studienplätze? Kapazitätsanpassung an Veränderungen des Bedarfs unter Berücksichtigung der Effizienzreserven (SVR 2012) Zuerst Strukturprobleme (Fehlverteilung und Fehlanreize) beseitigen, (nur) falls unzureichend mehr Ärzte ausbilden Stille Reserven (Wiedereinsteiger, Ältere etc.) mobilisieren Gesellschaftliche Entscheidung zur Allokation von Steuergeldern erforderlich: Medizinstudienplätze sind teuer und kompetitiv zu anderen Bildungsausgaben (z.b. MINT- Fächer) bzw. Staatsaufgaben (Kultur, innere Sicherheit etc.) Ggf. als Mittel aktiver Strukturpolitik: (Zweig-)Fakultäten in (drohend) unterversorgten ländlichen Regionen
26 Lang- und Kurzfassungen, Zusammenfassungen aller Gutachten, weitere Informationen kostenlos unter:
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