Gefahren und Chancen für dauerhafte Partnerschaften
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- Alexandra Flater
- vor 6 Jahren
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1 Gefahren und Chancen für dauerhafte Partnerschaften Prof. Dr. Guy Bodenmann Universität Zürich
2 Inhalt Bedeutung der Partnerschaft/Ehe heute Ausgangspunkt und Verlauf von Beziehungen Prädiktoren für langfristig glückliche Partnerschaften Die Bedeutung von Kompetenzen Die Rolle von Commitment Möglichkeiten der Förderung dieser Faktoren Zusammenfassung
3 Besteht das Bedürfnis nach einer beständigen/dauerhaften Partnerschaft/Ehe heute überhaupt noch? 3
4 Scheidungshäufigkeit in Deutschland von 1970 bis Häufigkeit in Tau usend (Statistisches Bundesamt, Deutschland, 2015)
5 Rund 80% der verheirateten Paare möchten das Leben lang zusammen sein Wichtigkeit des lebenslangen Zusammenseins (N = 1005; Studie GFS, Schweizerische Evangelische Allianz, 2015)
6 Einschätzung der Ehe als lebenslange Beziehung (17 jährige Gymnasiastinnen) % 70% 84% 81% Frauen Männer N = 250 im Jahre 2015; 311 im Jahre 2001 Bodenmann (2016) 6
7 Erwartungen an die Partnerschaft (17 jährige Gymnasiastinnen) Bindung zum Partner Frauen Männer Geborgenheit emotionale Sicherheit intensives Zusammensein Sexualität Elternschaft 7 N = 250; Bodenmann (2016)
8 Bedeutung der Treue (17 jährige Gymnasiastinnen) % 80% 98% 90% Frauen Männer N = 250 im Jahre 2015; 311 im Jahre 2001 Bodenmann (2016)
9 1. Take-Home-Botschaft Bedürfnis nach Kontinuität von Liebe, Geborgenheit und Bindung ist heute unverändert stark. Bindungssicherheit ist ein Grundbedürfnis. Die Befriedigung des Bindungsbedürfnisses in einer beständigen Partnerschaft ist nach wie vor ein zentraler Wunsch. Zwischen 2014 und 2015 Zunahme der Eheschliessungen um Ehen (Bundesamt für Statistik, 2016)
10 Bedeutung der Partnerschaft/Ehe 10
11 Eine glückliche Partnerschaft korreliert mit: höherer Lebenszufriedenheit besserem psychischen Befinden besserer somatischen Gesundheit besserer Leistungsfähigkeit günstigerer Entwicklung der Kinder
12 Schutzfunktion des Beziehungsstatus Gliederung: In Partnerschaft lebende Menschen haben: Geringeren Nikotinkonsum und gesünderen Lebensstil (Duncan, Wilkerson & England, 2006) geringeres Risiko für akute oder chronische Krankheiten (Grippe, Krebserkrankung, Herzinfarkt) (Carr & Springer, 2010; Diener, Gohm, Suh & Oishi, 2000; Scott et al., 2010; Simon, 2002) Niedrigere Mortalitätsrate, 50% niedriger bei Frauen und 250% bei Männern (Hughes & Waite, 2009; Kiecolt-Glaser & Newton, 2001)
13 Zusammenhang zwischen Partnerschaftsqualität und Befinden 1986 (N = 3,617) 1989 (N = 2,867) 1994 (N = 2,398); Umberson et al. (2006)
14 Wunden heilen rascher in einer glücklichen Partnerschaft (Kiecolt-Glaser et al., 2005) Die Wundbläschen verheilten nach einer konflikthaften Interaktion langsamer als nach einer unterstützenden Interaktion. Bei konsistent negativen Paaren war die Wundheilung um 60% reduziert.
15 2. Take-Home-Botschaft Nur schon in einer festen Partnerschaft/Ehe zu sein ist gesundheitsförderlich. Eine glückliche, stabile Partnerschaft ist einer der wichtigsten Resilienz- oder Protektivfaktoren.
16 Warum bleiben Paare nicht auf Dauer glücklich? 16
17 Partnerschaftszufriedenheit im Verlauf 124 Durchschnittliche Ehequalität Dauer der Ehe in Jahren Ehefrau Ehemann (N = 93 Paare) (Kurdek, 1999)
18 Differentielle Analysen der Veläufge Anzahl Monate verheiratet Lavner & Bradbury, (2009)
19 Scheidungshäufigkeit in Abhängigkeit von Ausgangsniveau und Verlauf Hohe Zufriedenheit zu Beginn, geringe Verschlechterung im Verlauf Mittlere Zufriedenheit zu Beginn, geringe Verschlechterung im Verlauf Mittlere Zufriedenheit zu Beginn, mittlere Verschlechterung im Verlauf Mittlere Zufriedenheit zu Beginn, starke Verschlechterung im Verlauf Niedrige Zufriedenheit zu Beginn, starke Verschlechterung im Verlauf Nach 4 Ehejahren Nach 10 Ehejahren 4% 13% 3% 15% 14% 21% 25% 57% 54% 60% Lavner & Bradbury (2009; Lehrbuch Bodenmann, 2016; Seite 235)
20 3. Take-Home-Botschaft Die meisten Paare starten glücklich. Bei den meisten nimmt die Beziehungszufriedenheit mit zunehmender Dauer ab. Auch Paare, die glücklich starten, können in einer Scheidung enden. Auch ein guter Ausgangspunkt erlaubt keine Vorhersage eines guten Verlaufs und Ausgangs.
21 Was braucht es für eine dauerhafte und glückliche Partnerschaft? 21
22 Wichtige Kompetenzen für eine gelingende Partnerschaft Kommunikation (netter Umgang miteinander, konstruktive Konfliklösung) Wirksame Lösung von Alltagsproblemen Gegenseitiges Updating und angemessene wechselseitige Unterstützung Bodenmann (2016)
23 Doch Kompetenzen allein reichen nicht aus 23
24 Scheidung trotz Zufriedenheit Viele Konflikte in der Partnerschaft, niedrige Qualität/Zufriedenheit stabil-unglückliche Partnerschaften Scheidung Typ I Keine Alternativen zur aktuellen Partnerschaft Alternativen zur aktuellen Partnerschaft stabil-glückliche Partnerschaften Scheidung Typ II Konstruktive Konflikte in der Partnerschaft, zufriedenstellende Qualität/Zufriedenheit
25 Grad der Partnerschaftsstörung und Beziehungsstatus Grad der Beziehungsstörung Beziehungsstatus verheiratet geschieden gering (kein Scheidungsrisiko) mittel (mittleres Risiko) hoch (hohes Scheidungsrisiko) 69% 21% 10% 26% 40% 34% Amato & Booth (1997)
26 Ehedauer in Jahren im Vergleich 1970 und Jahre; 1.4% 0 Jahre 0.0% 1-2 Jahre 3.9% Jahre; 9.6% 20 Jahre und mehr; 10.4% 1-2 Jahre; 14.3% 20 Jahre und mehr 28.7% 3-4 Jahre 8.1% 5-6 Jahre 10.4% Jahre; 17.0% 7-9 Jahre; 16.6% 5-6 Jahre; 14.2% 3-4 Jahre; 16.5% Jahre 14.9% Jahre 19.2% 7-9 Jahre 14.9% (Statistisches Bundesamt, Deutschland, 2013)
27 Was ist Commitment? 27
28 Commitment Hingabe/Engagement für die Beziehung Wunsch/Bedürfnis nach Erhalt und Dauerhaftigkeit/langfristige Perspektive Bemühen, eine Partnerschaft zu erhalten und sich dem Partner verbunden zu fühlen (Pope & Cashwell, 2012; Galinsky & Sonenstein, 2013, Kessler, 2014; Lydon, 1996, Rusbult, 1983, Rusbult et al., 2004; Rhoades, Stanley & Markman, 2010, Schöbi et al., 2010)
29 Strukturelles, moralisches und persönliches Commitment Moralisches Commitment Partner A Persönliches Commitment Partner A Persönliches Commitment Partner B Moralisches Commitment Partner B Strukturelles Commitment A/B Johnson, Caughlin, & Huston (1999)
30 Commitment als Einstellung Die Ehe ist ein Bund fürs Leben Commitment als Motivation Ich möchte meiner Beziehung Sorge tragen Ausdruck des Commitment im Verhalten Pflege der Partnerschaft Kämpfen um Beziehung
31 Commitment als Einstellung Commitment als Motivation Commitment als kognitive Orientierung wichtig und unerlässlich Ausdruck des Commitment im Verhalten Letztlich zählt gezeigtes Verhalten
32 Bedeutung der drei Dimensionen der Liebe für Jugendliche Intimität/Nähe Leidenschaft Commitment N = 250 Jugendliche (Bodenmann, 2016)
33 Drei Arten von persönlichem Commitment Generelles Persönliches Commitment Stresscommitment Bei kritischen Lebensereignissen, Z erreissproben der Partnerschaft Alltagscommitment Engagement für die Beziehung im alltäglichen Umgang miteinander Regulationscommitment situatives Engagement zur Konfliktdeeskalation
34 Stresscommitment 34
35 Stress-Commitment Bewusstwerden des Commitment für die Beziehung unter dem Einfluss von aufrüttelnden Lebenserfahrungen: - Arbeitslosigkeit des Partners/finanzielle Einbussen oder sozialer Abstieg - Behinderung des Partners - schwere Krankheit des Partners - Berufswiedereinstieg - Auszug der Kinder - Untreue des Partners
36 Alltagscommitment 36
37 Alltags-Commitment tägliches Bemühen um die Partnerschaft (Engagement für die Partnerschaft) - kleine Aufmerksamkeiten - Interesse für den Partner - Unterstützung des Partners - Entlastung des Partners - Mithilfe im Haushalt, Kinderbetreuung - Erkennen von Bedürfnissen und Wünschen des Partners
38 Regulationscommitment 38
39 Regulations-Commitment Bereitschaft/Motivation, in Konflikten: - die Sicht des anderen sehen zu wollen - die Sicht des anderen sehen zu wollen - seine/ihre Bedürfnisse gleichermassen wertzuschätzen - einzulenken, zu deeskalieren - Grosszügigkeit (über Fehler hinwegsehen) - sich positive Sicht vom Partner zu wahren - Kompromisse zu finden - sich für Fehlverhalten zu entschuldigen
40 4. Take-Home-Botschaft Commitment sollte nicht erst relevant werden, wenn die Beziehung auf den Prüfstand gestellt wird. Commitment sollte täglich spürbar sein (Alltagscommitment, Regulationscommitment). 40
41 Wie stärkt man Commitment? 41
42 Stärkung von Commitment ist vergleichbar mit der Pflege einer Pflanze
43 Zur Stärkung braucht es Schaffen eines Problembewusstseins (Wie gut ist Alltags-, Regulations- und Stresscommitment?) Wissen (zur Bedeutung von Commitment und dessen Pflege) Motivation (Commitment im Alltag zu zeigen) Kompetenzen (Introspektion, Fertigkeiten zur angemessenen Umsetzung)
44 Stärkung der Partnerschaft 44
45 Gesundheitsförderung bei Paaren am Beispiel von Paarlife paarlife-ratgeber DVD für Paare, Bücher, Broschüren
46 Broschüre für Frischverheiratete Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und DVD für Paare
47 Selbsthilfebücher Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und
48 Gesundheitsförderung bei Paaren am Beispiel von Paarlife paarlife-i Was uns als Paar stark macht paarlife-ratgeber DVD für Paare, Bücher, Broschüren
49 Paarlife I Was ist Liebe? Drei Dimensionen der Liebe: Nähe/Intimität Leidenschaft Commitment
50 Gesundheitsförderung bei Paaren am Beispiel von Paarlife paarlife-ii Training von Kompetenzen paarlife-i Was uns als Paar stark macht paarlife-ratgeber DVD für Paare, Bücher, Broschüren
51 Paarlife II Zur Stärkung dyadischer Ressourcen
52 FSPT Paarlife-Trainingskurs Programm: Grundlagen: Dauer: standardisiert und evaluiert evidenz-basiert 15 Stunden Durchführung: Wochenend-Kurs Arbeitsweise: Vermittlung von Hintergrundwissen Coaching: Diagnostik und Übungen betreute Paargespräche 2:1 (1 Psychologin pro 2 Paare)
53 Gesundheitsförderung bei Paaren am Beispiel von Paarlife Paartherapie paarlife-ii Training von Kompetenzen paarlife-i Was uns als Paar stark macht paarlife-ratgeber DVD für Paare, Bücher, Broschüren
54 Wirksamkeit der Stärkung von Partnerschaften 54
55 Wirksamkeit der Prävention von Beziehungsstörungen international und konsistent dokumentiert (Effektstärken zwischen d = ) 55
56 Verbesserte Paarbeziehung bedeutet auch besseres Befinden der Kinder ECBI (Mutter) % Pre Post FU 1 FU 2 Triple P Paarlife Kontrollgruppe Bodenmann et al. (2008)
57 5. Take-Home-Botschaft Liebe ist kein Selbstläufer. Man muss die Liebe pflegen. Kurse zur Pflege der Partnerschaft sind wirksam und persönlich, sozial, gesellschaftlich und wirtschaftlich lohnend.
58 Zusammenfassung Eine feste Partnerschaft oder Ehe ist heute nach wie vor ein Wunsch der meisten. Eine stabile Partnerschaft entspricht dem Bindungsbedürfnis (Intimität/Nähe) Trotz diesem hohen Bedürfnis wird dem Commitment zu wenig Beachtung geschenkt. Erst Commitment ermöglicht eine längerfristig stabile Partnerschaft Commitment meint das Engagement für die Partnerschaft. Nicht Stresscommitment, sondern Alltags- und Regulationscommitment sollten gefördert werden.
59 Zusammenfassung Impulse zur Förderung von Partnerschaften sind vor diesem Hintergrund wichtig. Niederschwellige Angebote sind ebenso wichtig wie Kurse und Beratungen. Prävention von Beziehungsstörungen ist wirksam und zeigt positive Effekte für die Paare wie für deren Kinder.
60 Ich danke für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit
61 Literatur Bodenmann, G. (2016). Lehrbuch der Klinischen Paar- und Familienpsychologie. (2. Auflage). Bern: Hogrefe Verlag.
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