13.3 Unterrichtsmaterialien

Transkript

1 Anuschk Fenner und Nicol Lmmert 13.3 Unterrichtsmterilien Mteril 1: Ds Fuchsexperiment Es wr ein ußergewöhnliches Experiment, welches der russische Forscher Dmitry Belyev 1959 in Sibirien (Russlnd) begnn. Er wollte erforschen, wie us Wildtieren Hustiere entstehen konnten. Für seinen Versuch wählte der Wissenschftler besonders zhme Silberfüchse von Pelztierfrmen us, d.h. solche Tiere, die in Verhltenstests weder mit strker Angst noch Aggression regierten. Für die Pelztierzüchter wr dieses Experiment uch von Vorteil, d sie weniger wilde Silberfüchse für ihre Zucht hben wollten. Belyev begnn seinen Züchtungsversuch mit 100 Weibchen und 30 Männchen. Aus den Nchkommen dieser Tiere suchte er wieder nur die zhmsten Silberfüchse us. Hierzu führte er Verhltenstests durch, bei denen die Jungtiere montlich bis zu einem Alter von sieben Monten bei immer dem gleichen Test beobchtet wurden. Diese wurden einml lleine im Käfig und in einer Gruppe in einem Gehege durchgeführt. Mithilfe der Beobchtungen wurde dnn ds Verhlten der Jungtiere bewertet. Dmit die Füchse sich nicht n den Menschen gewöhnten und durch Trining zhm wurden, wurden die Tiere einzeln in Käfigen gehlten und htten sehr wenig Kontkt mit Menschen. Von den Jungtieren wurden nur 20 % der Weibchen und nur 5 % der Männchen usgewählt sie bildeten die nächste Genertion für die weitere Zucht. Aus ihrem Nchwuchs wählte der Forscher erneut die zhmsten Tiere us und verprte sie. Dieses Zuchtverfhren wurde immer wieder ngewendet. Auch nch dem Tod von Belyev wurde ds Experiment fortgeführt und duert heute noch immer n. Die Ergebnisse dieses einzigrtigen Versuchs sind beeindruckend. Aufgbe 1 Fsse kurz zusmmen, wie der russische Forscher vorgegngen ist, um zhme Füchse zu züchten. Gib n, welche Ergebnisse des Experimentes du erwrtest. Aufgbe 2 Beobchte in zwei Kurzfilmen ds Verhlten verschiedener Füchse während der Tests. b Beschreibe die Durchführung der Verhltenstests bei dem Fuchsexperiment nhnd der Filmsequenzen. Formuliere hierzu einzelne Schritte beim Vorgehen des Experimenttors und trge sie in Tbelle 13.3 ein. c Beobchte ds Verhlten der beiden Füchse. Notiere stichpunktrtig deine Beobchtungen in Tbelle d Ordne die Tiere ufgrund deiner Beobchtungen einer der ngegebenen Klsse zu (siehe Tb. 13.4). I

2 13 Zhmer Pelz mit wilden Wurzeln die rsnte Hustierwerdung des Silberfuchses Tb. 13.3: Verhltenstests bei einem zhmen und einem ggressiven Silberfuchs Stichpunkte zu Durchführung und Verhlten der Füchse Durchführung Verhlten Fuchs 1 Fuchs 2 1. Schritt 2. Schritt 3. Schritt 4. Schritt Tb. 13.4: Rektionen der Silberfüchse und ihre Einteilung in eine Verhltensklsse Klsse ggressiv neutrl zhm superzhm Rektion des Fuchses Flucht vor Experimenttor, Beißversuche Tier lässt Berührung zu, ber keine freundliche Rektion freudige Rektion bei Anwesenheit des Experimenttors, Schwnzwedeln, Wimmern Tiere suchen Kontkt mit Mensch, Wimmern, Schnüffeln und Lecken II

3 13.3 Unterrichtsmterilien Mteril 2: Zhme Füchse und weitere verblüffende Ergebnisse Aufgbe 3 Zuerst gb es in dem Experiment nur Füchse, die ls ggressiv, neutrl oder zhm bezeichnet werden konnten. Nch sechs Genertionen mussten die Forscher eine neue Klsse superzhmer Silberfüchse bilden. Es trten während des Experimentes noch weitere Veränderungen uf (Tb. 13.5, Aufzählung zu Merkmlen und Abb ). Betrchte die Ergebnisse des Fuchsexperimentes und fsse die Veränderungen zusmmen. b Entsprechen die Ergebnisse deinen Erwrtungen? Vergleiche sie miteinnder. Sind die Ergebnisse überrschend? Tb. 13.5: Anzhl superzhmer Füchse zu verschiedenen Zeitpunkten des Experimentes Jhr (Genertion = Gen.) Anzhl superzhmer Jungtiere Anzhl Jungtiere insgesmt 1965 (6. Gen.) (10. Gen.) (20. Gen.) (30. Gen.) (42. Gen.) Merkmle, die bei einigen Silberfüchsen im Lufe des Experimentes uftrten: weißer Stirnfleck verkürzte Rute weiß-schwrze Fellfärbung brun mrmoriertes Fell Hängeohren verkürzte Beine breiterer Schädel Unterbiss Ringelschwnz erste Angst vor Unbeknntem Abb Entwicklung und Rektionen von wilden und zhmen Jungfüchsen kurz nch der Geburt (verändert nch Trut 1999, Trut 2001) III

4 13 Zhmer Pelz mit wilden Wurzeln die rsnte Hustierwerdung des Silberfuchses Aufgbe 4 Bei dem Experiment wurden die Silberfüchse einzeln in Käfigen gehlten und htten nur sehr wenig Kontkt zu Menschen. Erkläre, wrum diese Bedingungen für den Versuch wichtig sind. Mteril 3: Video Cnine domestiction Aufgbe 5 Im Internet knnst du dir lte Aufnhme zu dem Silberfuchs-Experiment nschuen. Hier werden uch einige der Veränderungen bei den Tieren erklärt. Rufe ds Video Cnine domestiction uf: Für ein besseres Verständnis, hier die wichtigsten Übersetzungen us dem Englischen. (1:33 nch Beginn) Sprecher. Um ds Rätsel der Domestiktion [Hustierwerdung] zu lösen, bruchte mn ein ußergewöhnliches Experiment n einem ungewöhnlichen Ort. Der Ort wr mitten im Nirgendwo, in Sibirien, und der Experimenttor wr der Genetiker Dmitry Belyev. Dortige Pelztierzüchter htten Belyev um Hilfe bei der Zucht von weniger wilden Tieren gebeten. Belyev begnn mit den zhmsten Füchsen, die er finden konnte. Von ihren Nchkommen und denen vieler Genertionen dnch suchte er nur die zhmsten zur weiteren Vermehrung us. Er erwrtete, dss jede neue Genertion etws weniger wild, dfür etws zhmer sein würde. Aber in der zehnten Genertion sh er Dinge, die er niemls erwrtet htte. Rymond Coppinger. Plötzlich trten einige Füchse mit Hängeohren und hochgebogenen Ruten uf. Es gb Tiere, die bellten, ws nicht chrkteristisch für Füchse ist. Es trt uch eine ndere Fellfärbung uf. All diese kleinen Merkmle gibt es beim Wildtyp nicht. Die Frge, ob nch ihnen selektiert [usgewählt] wurde, stellt sich nicht, d sie nicht zur Auswhl stnden, es gibt diese Vrition im wilden Silberfuchs nicht. Sprecher. Ws ht Zhmheit mit den Ohren, dem Bellen und der Fellfrbe zu tun? Belyev und seine Kollegen suchten sofort nch einer Erklärung. Sie untersuchten den Adrenlinspiegel der Füchse. Dieses Hormon kontrolliert die Fight-or-flight-Rektion [Kmpf-oder-Flucht-Rektion]. Sie fnden einen wesentlich geringeren Adrenlingehlt. Dies erklärt die Zhmheit sie sind ufgrund des geringeren Adrenlinspiegels weniger ängstlich. Es bleibt ber die Frge, woher die veränderte Fellfrbe kommt. Rymond Coppinger. Der Syntheseweg von Adrenlin hängt uch mit Melnin [Frbpigmente] zusmmen und somit uch mit der Fellfrbe des Tieres. Es gibt infolgedessen einen Zusmmenhng zwischen Fellfrbe und Adrenlin. Sprecher. Plötzlich ergb lles einen Sinn. Als Belyev die Füchse uf Zhmheit züchtete, änderte sich dmit im Lufe der Genertionen uch der Hormongehlt. Diese Hormone sind für die Veränderungen verntwortlich und lösen die überrschende genetische Vrition us. Jmes Serpell. Alleine die Züchtung uf Zhmheit destbilisierte die genetische Struktur der Tiere so, dss lles, ws normlerweise in einer Popultion n Wildtieren nicht uftucht, plötzlich erscheint. (bis 4:11, Filmlänge insgesmt 4:31) IV

5 13.3 Unterrichtsmterilien Mteril 4: Veränderungen während der Hustierwerdung Aufgbe 6 Schue dir ds Video Cnine domestiction noch einml genu n (siehe oben). Suche nun die körperlichen Veränderungen beim Silberfuchs herus, die während des Experimentes uftrten. Aufgbe 7 Gibt es ndere Hustiere, die ähnliche Veränderungen ufweisen wie die zhmen Silberfüchse? Begib dich uf die Suche nch Informtionen, um diese Frge zu klären. Mteril 5: Vom Wolf zum Wuff die Domestiktion des Wolfes Der Hund ist der beste Freund des Menschen und sein ältester Begleiter. Bereits in der Steinzeit vor etw Jhren begnn die Hustierwerdung des Hundes. Als Urhn ller Hunde wird heute der Wolf ngesehen. Aus ihm hben sich lle heutigen Hunderssen (über 300) entwickelt, uch wenn sie noch so unterschiedlich ussehen. Sicher hst du schon einml eine Dogge oder einen Chihuhu gesehen. Trotz ihres bweichenden Aussehens sind uch sie Verwndte des Wolfes. Forscher beschäftigen sich schon lnge mit der Frge, wie einst us wilden Wölfen zhme Hunde werden konnten. Beknnt ist, dss b einem gewissen Zeitpunkt solche zhmen Hunde in Gesellschft mit den steinzeitlichen Menschen lebten und diese beispielsweise bei der Jgd unterstützten. Aufgbe 8 Beschreibe unter Berücksichtigung deiner Erkenntnisse us dem Fuchsexperiment, wie die Hustierwerdung des Hundes bgelufen sein könnte. Aufgbe 9 Lies dir die Vermutungen, die zwei Forscher zur Hustierwerdung des Hundes hben, durch. b Worin unterscheiden sich die beiden Vermutungen der Forscher im Hinblick uf die Zähmung der wilden Wölfe? c Vergleiche nun deine Vorstellungen mit den Vermutungen der beiden Forscher. Wo gibt es Übereinstimmungen, wo Abweichungen? Vermutung 1: Der beknnte Hundeexperte Rymond Coppinger ist der Meinung, dss sich wilde Wölfe zunächst vom Müll erster menschlicher Siedlungen ernährt hben. Die Wölfe, die weniger Scheu vor Menschen zeigten, konnten diese Nhrungsquelle besser nutzen, d sie nicht so schnell flüchteten wie die besonders scheuen Tiere. Ddurch wren die zhmeren Wölfe besser mit Nhrung versorgt und konnten mehr Nchwuchs bekommen. Dieser wr wiederum etws zutrulicher, sodss die n den Müllkippen fressenden Wölfe mit der Zeit immer zhmer wurden. Neben ihrem Verhlten veränderte sich uch ihr Erscheinungsbild und sie wurden nch und nch zu den ersten Hunden. Diese zhmen Hunde wurden dnn von Menschen ufgenommen und zum Beispiel für die Jgd usgebildet. Vermutung 2: Der Wolfsexperte Erik Zimen wr stttdessen der Meinung, dss die dmligen Steinzeitmenschen wilde Wolfswelpen mit in ihre Lger nhmen und diese bei sich ufzogen, zähmten und ihnen beibrchten, bei der Jgd zu helfen. Von den gezähmten Wölfen wurden dnn die für die Fortpflnzung usgewählt, die ds zhmste Verhlten zeigten, sodss nch und nch us den wilden Wölfen zhme Hunde wurden. V

6 13 Zhmer Pelz mit wilden Wurzeln die rsnte Hustierwerdung des Silberfuchses Aufgbe 10 Der Wolfsexperte Erik Zimen geht dvon us, dss Steinzeitmenschen wilde Wolfswelpen ufgezogen und gezähmt hben. Stell dir vor, die von den Steinzeitmenschen gezähmten Wölfe würden sich fortpflnzen und Nchwuchs bekommen. Wären diese Jungtiere dnn utomtisch uch zhm? Ws glubst du? Begründe deine Aussge unter Zuhilfenhme deiner Erkenntnisse us dem Fuchsexperiment. Aufgbe 11 Wie du bereits erfhren hst, ist der Wolf der Urhn ller Hunderssen, die wir heute kennen. Sein Aussehen unterscheidet sich jedoch strk von dem eines Hundes. Schu dir die unten bgebildeten Fotos von Wolf und Hund genu n (Abb ) und mrkiere die Unterschiede, die du zwischen den beiden finden knnst. b Abb Vergleich von Wolf und Hund. ) Mckenzie-Wolf (Cnis lupus occidentlis). b) Shih Tzu. ( und b LifeOnWhite/ClipDeler) Aufgbe 12 Beschreibe ufgrund deiner Erkenntnisse us dem Fuchsexperiment, wodurch sich erste Veränderungen im Erscheinungsbild des Hundes ergeben hben könnten. VI