Förderung von Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit

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Transkript:

Förderung von Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit Workshop beim Fachtag Selbstregulation 24.11.17, RP Tübingen Dr. Helen Hertzsch, Kompetenzzentrum Schulpsychologie

Übung

Agenda Übung Input zu Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung Selbstreflexion Möglichkeiten der Förderung (Gruppenarbeitsphase) Austausch im Plenum

Warum dieses Thema heute hier? Lernumwelt und Lehrkraftverhalten beeinflussen die Entwicklung von Selbsteinschätzungen und schulischen Leistungen: Klassenklima, Bezugsnormorientierung und Autonomie Selbstwertgefühl, Erfolgszuversicht, Lernmotivation, Selbstwirksamkeitserwartungen Lebensraum Schule = Ort der Lernförderung und der Persönlichkeitsförderung unmittelbare Erreichbarkeit aller SuS, kontinuierliche und langfristige Maßnahmen durch Implementierung in Unterricht möglich. Jerusalem & Schwarzer (1991); Rheinberg & Krug (2005); DeCharms (1979)

Ziel durch veränderte Unterrichtsstrategien das Erleben von Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung bei SuS fördern Schwerpunkte: Klassen- und Unterrichtsklima, Lern- und Leistungsmotivation, (Handlungsregulation)

Selbstwirksamkeit = das Vertrauen in die persönlichen Kompetenzen, Schwierigkeiten aus eigener Kraft meistern zu können (Röder, Drössler & Jerusalem, 2009) = Handlungen nicht nur in Gang setzen, sondern auch zu Ende führen zu können, indem auftretende Hürden durch konsequente Zielverfolgungsstrategien überwunden werden (Schwarzer, 2003). Selbstwirksamkeitserwartungen beeinflussen somit Denken, Handeln und Fühlen und außerdem auch das Leistungsvermögen: SuS mit höherer Selbstwirksamkeitserwartung zeigen größere Anstrengung und Ausdauer, ein höheres Anspruchsniveau, effektiveres Arbeitszeitmanagement und größere strategische Flexibilität bei Problemlösungen (Bandura, 1997). Bessere Leistungen und mehr Lernfreude (Jerusalem & Mittag, 1999)

Selbstwirksamkeit Schulische Soziale Allgemeine Beeinflusst positiv Verwendung von Lernstrategien, Motivation Schulleistung reduziert Prüfungsangst und schützt vor Leistungseinbußen Hilft Gruppendruck standzuhalten, Konflikte ohne Gewalt auszutragen sozialen Anschluss zu finden. Hilft bei der Bewältigung genereller Lebensanforderungen Schützt vor Stress Beeinflusst positiv psychisches und physisches Wohlbefinden Satow (2000)

Selbstbestimmung Menschen haben drei zentrale Bedürfnisse (Deci & Ryan, 1993): Kompetenzerleben Soziale Eingebundenheit Autonomie Bedürfnisse erfüllt = Erleben von Selbstbestimmung Voraussetzung für intrinsische Motivation

Wie hängen Selbstwirksamkeit, Selbstbestimmung und Selbstregulation zusammen? Ausgeprägte Selbstwirksamkeitserwartungen = notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Selbstregulation: Steuerung von Zielsetzung, Planung und Handlungsausführung Interpretation von Handlungsergebnissen Gleichzeitig werden auch die schulischen Selbstwirksamkeitserwartungen selbst wiederum durch Erfolg oder Misserfolg bei der Selbstregulation geformt (Zimmerman, 1998). Erleben von Selbstbestimmung fördert das Dranbleiben an Aufgaben und damit die Zielerreichung also die Selbstregulation. Selbstwirksame Menschen, die überzeugt sind, ihr eigenes Leben aktiv gestalten zu können, empfinden auch häufiger Gefühle von Selbstbestimmung als wenig selbstwirksame Menschen. Ł Alle drei Zustände sind eng miteinander verbunden.

Wie kann man Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung fördern? Eigene Erfolgserfahrungen Beobachtung von Verhaltensmodellen Verbale Überzeugung ( Du schaffst das! ) durch eine andere Person Lernumgebungen mit Freiräumen für Eigeninitiative Wahlfreiheit Selbständigkeit Klima sozialer Aufgeschlossenheit Möglichkeiten für Erfolgserfahrungen

www.bildungsplaene-bw.de

Wann ist Unterricht präventiv? Unterricht ist präventiv, wenn er: Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung, intrinsische Motivation, soziale Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler stärkt. So ein Unterricht hat positive Auswirkungen auf: schulisches Lernen, die Persönlichkeitsentwicklung die soziale Entwicklung, die Schul- und Unterrichtsqualität, die Lehrer-Schüler-Interaktion, auf die Selbstwirksamkeit von Lehrkräften im Hinblick auf eine erfolgreichere und befriedigendere Bewältigung der beruflichen Anforderungen und des schulischen Alltags. Jerusalem, Drössler, Kleine, Klein-Heßling, Mittag & Röder, B. (2009)

KMK beschreibt Unterricht als gut, wenn er: [...] sinnstiftendes Lernen fördert, indem... der Gegenstand für die Lernenden von tatsächlicher Bedeutung ist, eigene Lernaktivitäten der Schülerinnen und Schüler durch kognitiv herausfordernde Prozesse fördert und fordert, die Entwicklung einer positiven Einstellung zu den Lerninhalten unterstützt, indem die Freude der Schülerinnen und Schüler am Lernen und die Entwicklung fachlicher Interessen gezielt gefördert werden, [...] Lernstrategien und die Fähigkeit zum selbstregulierten Lernen vermittelt, Selbstvertrauen, kombiniert mit einem hohen Maß an Selbstwirksamkeitserleben, fördert und Wertorientierungen vermittelt..., soziale Kompetenzen (z. B. Kooperation und prosoziales Verhalten)... in besonderer Weise fördert. (Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, 2010, S.10)

Förderung von Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung - Gruppenphase -

Selbstreflexion

Wie kann man Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung fördern? Eigene Erfolgserfahrungen Beobachtung von Verhaltensmodellen Verbale Überzeugung ( Du schaffst das! ) durch eine andere Person Lernumgebungen mit Freiräumen für Eigeninitiative Wahlfreiheit Selbständigkeit Angebote von Handlungsoptionen Klima sozialer Aufgeschlossenheit Möglichkeiten für Erfolgserfahrungen

Ansatzpunkte für den Unterricht Förderung eines positiven Klassenklimas Förderung der Lern- und Leistungsmotivation Mitbestimmungs- und Wahlmöglichkeiten Trennung von Lern- und Leistungssituationen Transparenz von Prüfungen Praxiserprobte, wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen zu diesen und weiteren Themen für Sek I sind kostenlos abrufbar im Internet unter www.unfallkasse-berlin.de (Kooperationsprojekt FOSIS von Unfallkasse Berlin und Humboldt-Universität Berlin). Suchwort: FOSIS

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Dr. Helen Hertzsch Kompetenzzentrum Schulpsychologie Baden-Württemberg Liebermeisterstr. 6 72076 Tübingen helen.hertzsch@km.kv.bwl.de