Sepsis bei chirurgischen Patienten Herdsanierung und intensivmedizinisches Monitoring. Teil A - Herdsanierung

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Transkript:

Sepsis bei chirurgischen Patienten Herdsanierung und intensivmedizinisches Monitoring Teil A - Herdsanierung Univ. Prof. Dr. R. Roka 1. Chirurgische Abteilung

Synonyme Herdsanierung Source Control

Einteilung Sepsis Schwere Sepsis Septischer Schock

Sepsis bei chirurgischen Patienten Grundsätzlich schwerwiegend und lebensbedrohend Enger Zeithorizont

Sepsis bei chirurgischen Patienten Interdisziplinäre Aufgaben: Erkennung und Einschätzung des Schweregrades Zielgerichtete Diagnose Supportive Maßnahmen und Operationsvorbereitung Adäquate Herdsanierung Postoperative Therapie und intensivmedizinische Observanz

Surviving Sepsis Compain Guidelines Empfehlungen: Diagnose innerhalb von 6 Stunden So rasch als möglich parallel zu supportiven Maßnahmen Sanierende Maßnahme mit größter Effektivität und geringster Belastung soll gewählt werden

Sepsis bei chirurgischen Patienten Ursache Primär als komplizierte Organerkrankung Besonderheit Notwendigkeit der Herdsuche In der Folge von Perforationen Als postoperative Komplikation nach Polytraumen Septische Episoden im Rahmen von Relaparotomien DD: Sepsis-Postaggression rechtzeitige Erkennung kumulative Belastung zunehmende Zugangsprobleme

Sepsis bei chirurgischen Patienten Diagnose Peritonitis Sanierende Maßnahmen Lavage (on demand) VAC-Verband Abszess Drainage interventionell endoskopisch chirurgische Organpathologie: Inflammation Empyem Perforation Nekrose Resektion Nekrosektomie Kompartmentbildung Extraperitonealisierung

Wesentliche Fragen bei Organpathologie Organerhalt möglich Rekonstruktion primär oder sekundär? Hängt ab von den Wandverhältnissen und der Organumgebung.

Das therapeutische Vorgehen hat sich wesentlich gewandelt Rückgang offener operativer Eingriffe Zunahme radiologischer Interventionen und der endoskopischen Therapie

Typische Beispiele Akute nekrotisierende Pankreatitis Step up approach transgastrische Drainage Divertikelperforation Sigma adieu Henry Hartmann Resektion mit primärer Anastomose oder nur laparoskopische Lavage

Die Problematik der Herdsanierung ist besonders augenscheinlich bei der nicht frischen Perforation der Speiseröhre Wichtigste Frage: Organerhalt möglich?

Kasuistik I A.L. 31 m Tunis: Bolus, Dysphagie Ösophagoskopie (starres Gerät) Perforation nach ca. 48 Stunden Aufnahme Rudolfstiftung: Sepsis II Hautemphysem Mediastinalphlegmone Pleuraerguss bds., Kontrastmittelextravasat

Die Speiseröhre aus Tunesien und wie es A.L. drunter und drüber ging Dem gesamten Personal auf den Stationen Intensiv-Chirurgie und der Chirurgischen Station 6B gewidmet

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Kasuistik I M.L. 44 m alkoholische Leberzirrhose, portale Hypertension, Ösophagusvarizen, rezidivierende Blutungen Senkstakensonde, Sklerosierung nach 4 Tagen Sepsis II-III Pleuraempyem Pneumothorax Perforation im distalen Ösophagus (5cm)

Kasuistik II Operation Eitrige Mediastinitis Leberzirrhose, Ösophagus-Fundus-Varizen Transhiatale Ösophagusexstirpation Gastrostomie Zervikales Ösophagostoma Fundusresektion Sepsistherapie, kontrollierte Beatmung Nach 4 Monaten Rekonstruktion mit Kolon

Supportive Maßnahmen Kreislaufstützung mechanische Ventilation Sedierung, Analgesie Ernährungstherapie, Flüssigkeitstherapie Nierenersatztherapie Thromboseprophylaxe Stressulcusprophylaxe Antibiotische und Pharmakotherapie Pflegerische und hygienische Maßnahmen

Herdsanierung bei Ösophagusperforation ist ein Paradebeispiel der Fach-spezifischen Zusammenarbeit

Bei der chirurgischen Sepsis liegt das Hauptverdienst des Erfolges nur teilweise beim Operateur