3. Ergebnisse Isolation und Klonierung von cd30-gen-fragmenten

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24 3. Ergebnisse 3.1. Isolation und Klonierung von cd30-gen-fragmenten Analyse der Genbanken Um vollständige Sequenzdaten des cd30-gens zu erhalten, wurden zwei verschiedene, eine humane plazentare genomische Cosmid- und eine Lambda-Phagenbank mit Hilfe von [α 32 P]-dCTP-markierten synthetischen Oligonukleotiden und cdna- Fragmenten hybridisiert. Hierdurch wurden Klone gefunden werden, die fast das gesamte cd30-gen abdecken. Für die Hybridisierung der Phagenbank wurde ein Oligonukleotid aus dem 5 -Bereich der CD30-cDNA benutzt. Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, wurden mehr als 10 6 Phagen- bzw. Cosmidklone aus jeder genomischen Bank untersucht. Die erste Analyse der Genbanken ergab folgende Klone: Klon Herkunft Größe des Inserts M1 Lambda Fix II ~ 15 kb H160 Cosmid ~ 40 kb H180 Cosmid ~ 40 kb G13 Cosmid ~ 40 kb G40 Cosmid ~ 40 kb G81 Cosmid ~ 40 kb Die ungefähre Größe der DNA-Fragmente in den Klonen wurde durch Restriktionsenzymverdau mit selten schneidenden Enzymen, die in der Klonierungsschnittstelle des Vektors schneiden (z.b. NotI), und anschließende Gelektrophorese bestimmt. Auf Grund der zum Hybridisieren benutzten Oligonukleotide bzw. des CD30- cdna-fragments (Acc.No.: M83554, Basenpaare 1-1905) aus dem 5 -Bereich ließen sich die beiden Klone M1 und H160 ohne weitere Analyse diesem Bereich des cd30-gens zuordnen.

25 Analyse der Klone Um vor Beginn der Sequenzierungsarbeiten festzustellen, welche Klone einen bestimmten Bereich des cd30-gens abdecken, wurden denaturierte Proben der verschiedenen Klone mit unterschiedlichen [ 32 P]-markierten Olignukleotiden aus verschiedenen Bereichen des cd30-gens hybridisiert. Abbildung 1: Autoradiographie der denaturierten DNA verschiedener Klone: Abb. A wurde mit dem Oligonukleotid 5 -GGGCCAGTGCTCTTCTGGGTGATCCTGGTGTTGG, Pos. +8928 +8961 (Zugriffsnummer AJ289159, relativ zum Haupttranskriptionsstartpunkt) im 4. Exon, Abb. B mit dem Oligonukleotid 5 - GGGCGAGTGTCATCATGCCTGGCTAATTTTTTGT, Pos. +16262 +16295, Abb. C mit dem Oligonukleotid 5 -CTAAGTACAAGTGGGCTGGTTCTTAACTCCTCAA, Pos. +18548 +18581 (3 -Bereich des Gens) und Abb. D mit dem Oligonukleotid 5 -GCTCAGATACTTATTGATGGTATAACCCTGGGCC, Pos. +14323 +14356, hybridisiert. Hieraus läßt sich die ungefähre Lage der Klone ableiten. Der Klon G40 besitzt die größte Ausdehnung und überlappt teilweise mit den Klonen G13 und G81. Da Oligonukleotide aus dem 3 Bereich des cd30-gens verwendet wurden, läßt sich die Aussage bestätigen, daß die Klone M1 und H160 den 3 -Bereich des cd30-gens nicht mit abdecken. Abbildung 2 zeigt dies als graphische Darstellung. Abbildung 2: Die Klone G40, G13 und G81 decken den 3 -Bereich des cd30-gens ab, M1 und H160 den 5 -Bereich.

26 Die gefundenen Klone wurden durch Restriktionsverdaus und Gelelektrophorese weiter analysiert. Anhand identischer Fragmente konnten gleiche Klone identifiziert werden. Bei der Wahl der Restriktionsenzyme wurden solche mit mittlerer bis seltener Schnittzahl benutzt (SmaI, EcoRI, SstI, KpnI, PstI), um eine geeignete Zahl an Fragmenten für die spätere Klonierung in den Vektor pbluescript zu erhalten. Außerdem wurde ein Enzym benutzt, das im Bereich der Klonierungsschnittstelle des Vektors schneidet (NotI, SstI), um die Vektor-DNA von der humanen genomischen DNA abzutrennen. Durch Anfertigen eines Southern Blots und anschließende Hybridisierung mit verschiedenen Oligonukleotiden konnten jene Fragmente identifiziert werden, die Fragmente des cd30-gens enthielten. Abbildung 3 zeigt zwei Southern Blots, Teil A die Klone G40 und G13, die mit verschiedenen Restriktionsenzymen verdaut und mit einem CD30-cDNA-Fragment aus dem 3 -Bereich (Basenpaare 1151 3396, Acc.No. M83554) hybridisiert wurden. Das Muster aus mehreren Banden kommen dadurch zustande, daß die verwendete cdna-sonde einen Bereich abdeckt, der nach dem Restriktionsenzymverdau auf mehrere Fragmente verteilt ist. Die Klone G13 und G40 überlappen teilweise, wie an den gleichgroßen Fragmenten erkennbar ist. Teil B zeigt den Southern Blot mit dem Klon M1, der mit einem Oligonukleotid im 5 -Bereich hybridisiert wurde. Die Autoradiographie des hybridisierten Southern Blots des Klons H160 ergab größenidentische Fragmente, bei der Sequenzierung konnte bestätigt werden, daß die Klone M1 und H160 im 5 -Bereich des cd30-gens überlappen.

27 Abbildung 3: [A] zeigt den Southern Blot mit den Klonen G13 und G40, hybridisiert mit einem CD30-cDNA- Fragment aus dem 3 -Bereich, in [B] ist die Autoradiographie des Klons M1 dargestellt, der mit dem Oligonukleotid 5 -CCGATCCGCGTCCGGCAAAGCAACGCTGTGGA, Position +904 - +935, hybridisiert wurde. Die Autoradiographie des Klons H160 zeigte größenidentische Fragmente (nicht gezeigt). Die restriktionsverdauten und gelelektrophoretisch aufgetrennten DNA- Fragmente eines Klons wurden nach ihrer Isolierung aus dem Gel in den pbluescript-vektor kloniert, so daß der aus der Genbank erhaltene Klon mit Gen- Fragmenten von 15 bis 40 kb in kleinere Fragmente zerlegt wurde. Die Verwendung verschiedener Restriktionsenzyme stellt dabei sicher, daß bei der Sequenzierung der verschiedenen cd30-gen-fragmente eine fortlaufende Sequenz durch überlappende Fragmente gewonnen werden kann. 3.2. Sequenzierung der cd30-gen-dna-fragmente Die Sequenzierung der einzelnen cd30-gen-fragmente wurde mit den im pbluescript Vektor vorhandenen T7- und Sp6-Primern begonnen, nach Auswertung der Se-

28 quenzdaten wurden im 3 -Bereich der neuen Sequenz neue Oligonukleotide für die nächste Sequenzierungsreaktion ausgewählt. Die so erhaltenen Sequenzstücke wurden computergestützt zusammengesetzt. Um valide Sequenzdaten zu erhalten, wurde jedes Sequenzfragment vom 5 - und 3 -Ende aus sequenziert. Jede Sequenz wurde weiterhin mindestens dreimal durchsequenziert. Die einzelnen DNA- Fragmente mußten mindestens um 100 bp überlappen, damit ein sinnvolles Zusammensetzten der Sequenzen möglich war. Entsprechend wurde dies auch bei der Auswahl neuer Oligonukleotide zur Sequenzierung berücksichtigt. Im Verlauf der Sequenzierung der DNA-Fragmente zeigte sich, daß Teile des 1. Introns mit dem 5 -Ende des 2. Exons noch nicht erfasst worden waren, dieser Sequenzbereich wurde mit Hilfe der Langstrecken-PCR amplifiziert. Im Bereich des 5. Intron zeigten sich bei der manuellen Sequenzanalyse Exon/Intron-Grenzen, die bei der computergestützten Analyse nicht gefunden worden waren, so daß auch dieser Teil mit Hilfe der Langstrecken-PCR (LR-PCR) nochmals amplifiziert und durch Sequenzierung verifiziert wurde. Bei der Langstrecken-PCR konnten 4 PCR-Produkte gewonnen werden, die in den pcrii-topo Vektor kloniert wurden. Im Bereich des 1. Intron mit dem 5 -Ende des 2. Exons ergab die PCR die 3 Produkte, die wie folgt benannt wurden: 2B-ScaI (~7 kbp), 3B-DraI (~1.5 kbp) und 5B-SspI (~1.6 kbp). Im Bereich des 5. Introns ein Produkt: 15B-SspI (~900 bp) (s. Tabelle). Diese PCR-Produkte wurden ebenfalls sequenziert und in die bereits vorhandene Sequenz integriert. Klon Herkunft Größe des PCR-Produkts 2B-Sca I (Intron 1) LR-PCR ~ 7 kbp 3B-Dra I (Intron 1) LR-PCR ~ 1.5 kbp 5B-Ssp I (Intron 1) LR-PCR ~ 1.6 kbp 15B-Ssp I (Intron 5) LR-PCR ~ 900 bp Nachdem alle DNA-Fragmente sequenziert und zu einer Konsensus-Sequenz zusammengesetzt worden waren, wurde diese mit der CD30-cDNA-Sequenz durch das Programm MegAlign (DNAStar) bzw. Bestfit (HUSAR) abgeglichen, um sicherzustellen, daß das ganze cd30-gen erfasst wurde. Hier zeigte sich, daß die Konsen-

29 sussequenz des cd30-gens die gesamte CD30-cDNA beinhaltet, das Gen also komplett durch die verschiedenen Klone erfasst wurde. Die komplette cd30-gensequenz wurde unter der Zugriffsnummer AJ289159 in der EMBL-Datenbank hinterlegt. Die Sequenz wurde im folgenden genauer hinsichtlich der Konsensussequenzen im Exon/Intron-Übergang und der Promoterstruktur des cd30-gens analysiert. 3.3. Exon / Intron Struktur des cd30-gens Die Analyse der Exon/Intron-Übergänge ergab, daß diese weitgehend den Splicing- Konsensus Sequenzen im Rahmen der splice-acceptor-ag/gt-splice-donor Regel 33,34 folgen. Die genaue Exon/Intron-Struktur des cd30-gens zeigt folgende Tabelle: Splice Acceptor Splice Donor Exon (5 -Splicestelle) (3 -Splicestelle) Intron Intron Exon Nr. bp Exon Intron Nr. bp 1 333/365 ACAG gt aagc 1 > 4900 tgcc ag GATC 2 449 CCAG gt gact 2 383 cccc ag TGGC 3 641 GCAG gt aatg 3 2113 ttcc ag GGCC 4 102 CAGA gt aagt 4 130 tttc ag AGCT 5 54 GTGG gt gagt 5 > 2800 ttgc ag ATTC 6 26 AACG gt aagt 6 2614 ccac ag CAGC 7 208 ATTG gt gagt 7 3852 ttgc ag AGAA 8 1858 Die den Konsensus-Sequenzen der Splice-Stellen (5 -Splice-Stelle: NAGGT A / G AGT, 3 -Splice-Stelle: NNN T / T C / T C / T C / T C / T C / T C / C C / T T / T C / T C / C NCAGG, wobei N für jedes Nukleotid steht) entsprechenden Basen sind fett gedruckt. Das cd30-gen besteht aus 8 Exonen unterschiedlicher Größe, das kleinste (Exon 6) 26 bp lang, das längste (Exon 8) 1858 bp lang. Die Länge der Intronen beträgt zwischen 130 bp (Intron 4) und >4 kb (Intron 1). Die Korrelation der Genstruktur mit der Peptidsequenz zeigt, daß Exon 1 das hydrophobe N-terminale Leitpeptid des CD30 kodiert, das 2. Exon beinhaltet die er-

30 sten drei cysteinreichen Domänen des extrazellulären Rezeptorteils, das 3. Exon die letzten drei cysteinreichen Domänen. Die Transmembrandomäne des CD30-Rezeptors wird von den letzten Basenpaaren des 3. Exons sowie hauptsächlich vom 4. Exon codiert. Die Transmenbrandomäne besteht aus einer 27 Aminosäuren langen hydrophoben Region, die jeweils von geladenen, hydrophilen Aminosäuren begrenzt wird. Der intrazelluläre Teil des CD30 Rezeptors befindet sich in den Exonen 5 bis 8, wobei die für die Signaltransduktion notwendigen Domänen im 8. Exon liegen (PEQET, EEEGKE, EPPLGSC Aminosäuresequenzen). Ein großer Teil des 8. Exons beinhaltet die nicht-translatierte Region der CD30 mrna. 3.4. Promoterregion des cd30-gens Eine ca. 1000 bp lange Sequenz im 5 -Bereich des cd30-gens (5 -Bereich bis Anfang des 1. Exons) wurde auf das Vorkommen von möglichen Bindungsstellen für Transkriptionsfaktoren analysiert. Hierbei zeigte sich, daß im CD30-Promoter keine TATA oder CAAT Box vorhanden ist. Eine dem downstream promoter element (DPE) 35,36 ähnliche Sequenz ( A / G G A / T CGTG) konnte bei Position (ab angegebenem Transkriptionsstart, Acc.-Nr.: AJ289159) +20 bis +26 bp (GCACGTG) identifiziert werden. Eine überwiegend der Initiator (Inr) - Konsensussequenz 37 (PyPyAN T / A PyPy) entsprechende Sequenz (TCAAACA) findet sich bei Position -64 bis -58 (Zugriffsnummer AJ 289159) relativ zum Haupttranskriptionsstartpunkt. Die wahrscheinliche Promoterregion enthaltende Sequenz (s.o.) wurde mit Hilfe des Programms FACTOR des HUSAR-Programmpakets nach möglichen Transkriptionsfaktorbindungsstellen durchsucht. In diesem Bereich fand sich eine sehr große Anzahl von möglichen Transkriptionsfaktorbindungsstellen, auffällig waren 4 GC-reiche Konsensus-Bindungsstellen, die Sp1- oder Sp3-Bindungsstellen entsprechen könnten.

31 CACTC ACTGATTCAT TTTACAGCAA Sp3 ATGCTTATGA ATGGGGATGG GTGGGTGATG GTTGCTTTTT CTGCAGTCTC CCTAGGCCAG TTGTCCCTTC CAAAGAATCT CAAGGGCATG GGAGAAGGTC CTGGCTGATC GTGTCAGGGA ETS Sp1 CAGGAAACTA CTCACATTTC ACCGTTTCTT GGGGCAGGAG TGGAGGTGGG GGCATTGGAA LVc CCCCCTTGGG GCCTCCTAAT ATCCTGTGAG TCCCCACCTC CAGGGCCAGA AGCTGCCTGC Sp1 CTCCGCTCCC CGCAGCCCAG GTGCGGCGGG CAGCACACTC CCTAGAGCCA GGACCACTAG Sp1 + + TTCCGTCAAA TCCGGGGCGG GCCATTCAAA CAGCTAAGGG AGGCGTCTCC TAGTGTGCCT * TTTCCTGAGT CATCTCTGCA CGTGTTTGCC CCCTTTTTTC TTCGCTGCTT GTAGCTAAGT GTTCCTGGAA CCAATTTGAT ACGGGAGAAC TAAGGCTGAA ACCTCGGAGG AACAACCACT Abbildung 4 Wahrscheinliche Promoterregion des CD30. Der Beginn der cdna ist fett gedruckt, das DPE ist unterstrichen, die Inr-Sequenz ist doppelt unterstrichen. Weiterhin sind Bindungsstellen für Transkriptionsfaktoren gezeigt, ermittelt mit Hilfe des Programms FACTOR des HUSAR Softwarepakets. Diese Bindungsstellen sind funktionell aktiv, wie in weiteren Untersuchungen innerhalb unserer Arbeitsgruppe gezeigt werden konnte. Ebenso sind die verschiedenen Transkriptionsstartpunkte angegeben, * ist der Haupttranskriptionsstartpunkt in HL-Zellinien, die beiden anderen Transkriptionsstartpunkte sind durch ein + markiert. Diese Untersuchungen zeigen, daß das cd30-gen durch einen Promoter ohne TATA oder CAAT-Box reguliert wird. Die Sequenzanalyse ergab funktionelle Elemente, wie sie für einen TATA-losen Promoter beschrieben worden sind, so die tandemartig aufgereihten Bindungsstellen für Sp1-Transkriptionsfaktoren, die einen Transkriptionsstartpunkt in diesem Bereich nahelegen.

32 3.5. Mikrosatelliten-Sequenz In der 5 -Region des cd30-gens fand sich ca. 700 bp vor dem 1. Exon (-697 bis -427, Acc.No. 289159) eine ca. 200 bp lange Sequenz von ATCC Wiederholungen. Diese Mikrosatellitenstruktur wurde in unterschiedlichen Zellinien und Geweben auf einen möglichen genetischen Polymorphismus hin untersucht. Hierzu wurde diese Region mit Hilfe der Langstrecken-PCR aus genomischer DNA der CD30 + HL-(Hodgkin- Lymphom)-Zellinien Ho (EMBL Acc.Nr.: AJ308521), L428 (AJ311490), L591 (AJ311493), L1236 (AJ311488) und L540 (AJ311494) sowie der ALCL-Zellinien DEL (AJ311491) und SU-DHL1 (AJ311492) amplifiziert. Zum Vergleich wurde dieselbe Region aus nicht-neoplastischem humanem Gewebe (Pankreas (AJ311487), 3 Plazenten (AJ308522, AJ408011, AJ409012) und Tonsille (AJ311489)) amplifiziert (s. Abbildung 4). Abbildung 4: Agarosegelbild der amplifizierten PCR Produkte der Mikrosatellitenregion verschiedener Zellinien. Deutlich erkennbar ist die unterschiedliche Größe der Banden als Ausdruck eines Längenpolymorphismus der ATCC-Mikrosatelliten. In allen durchgeführten PCR-Reaktionen wurde ein einzelnes PCR-Produkt generiert. Auch unter geänderten PCR-Bedingungen und mit verschiedenen Primern ließ sich kein zweites PCR-Produkt als Ausdruck eines zweiten Allels amplifizieren. Die PCR-Produkte unterschieden sich in der Länge um maximal 500 bp mit einer

33 Produktlänge zwischen 1050 bp bis 1612 bp (s. Abbildung 4). Die erhaltenen PCR- Produkte wurden in den pcrii-topo Vektor kloniert und sequenziert. In der Sequenzanalyse zeigte sich eine unterschiedliche Anzahl von ATCC Wiederholungen als Ursache für die unterschiedlichen Produktlängen. Es fanden sich weiterhin Varianten des ATCC Motivs (ACCC, ATGC, GTCC), die in allen PCR- Produkten sporadisch und unabhängig von dem untersuchten PCR-Produkt vorkamen. Die Untersuchung der Sequenzen auf mögliche Transkriptionsfaktorbindungsstellen ergab durch den Polymorphismus neu entstandene mögliche Bindungsstellen in einigen PCR-Produkten. Hier fanden sich neben Konsensussequenzen für weitere Transkriptionsfaktoren vor allem zusätzliche Glucocorticoid-Repressor-Elemente und Bindungsstellen für die NF-1 Transkriptionsfaktor-Familie. Einen schematischen Überblick der Promoterregion des cd30-gens mit den verschiedenen Elementen gibt die folgende Abbildung: Abbildung 5: Schematischer Überblick über die Promoterregion des cd30-gens. Dargestellt ist die Mikrosatellitenregion und die nachfolgende Region mit den Bindungsstellen für verschiedene Transkriptionsfaktoren. Der Transkriptionsstartpunkt ist ebenfalls angegeben (Init). In der obersten Zeile ist der Größenmaßstab. Die für die PCR benutzten Primer sind als Pfeile in der untersten Zeile eingetragen.

34 3.6. Karte des cd30-gens Nach den vorausgegangenen Analysen ließ sich folgende graphische Darstellung des cd30-gens mit seiner Exon/Intron-Aufteilung und den die entsprechenden Regionen abdeckenden Klonen erstellen: cd30-gen A 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000 20000 22000 24000 B 1 2 3 4 5 6 7 8 C M1 G40 H160 3B 2B G81 G13 5B 15B polymorphe Region A: genomische Sequenz, Maßstab in [bp], : polymorphe Region im Promoterbereich B: Exons, C: zeigt die gefundenen Klone mit ihrer Lage zum CD30 Gen, : Phagenklone, : Cosmidklone, : PCR-Amplifikate Abbildung 6: In Teil A ist der Größenmaßstab sowie die polymorphe Region eingezeichnet, Teil B zeigt die Anordnung der Exonen und Intronen Teil C die Lage der Klone und PCR Amplifikate anhand derer das cd30-gen sequenziert wurde.

35 3.7. Vergleich des cd30-gens mit der TNFR-Superfamilie Die Korrelation der Genstruktur mit der Peptidsequenz weist beim cd30-gen im Vergleich mit den anderen Mitgliedern der TNF-Rezeptor-Superfamilie einige Unterschiede auf. Bei den meisten Mitgliedern der TNFR Superfamilie, wie zum Beispiel TNFR1 38, TNFR2 39, CD27 40 und CD95 41, sind innerhalb der cysteinreichen Region konservierte Splice-Stellen vorhanden, die die einzelnen konservierten, jeweils 6 Cysteinreste und ca. 40 Aminosäuren umfassenden Cysteinreichen-Motive unterbrechen, beim cd30-gen sind jedoch keine Splice-Stellen innerhalb der einzelnen cysteinreichen Motive vorhanden. Es findet sich beim cd30-gen nur eine Splice-Stelle zwischen den beiden aus jeweils 3 cysteinreichen Motiven aufgebauten Untereinheiten. Wie die Sequenzanalyse mit dem Programm MegAlign zeigt, sind diese Untereinheiten, entsprechend den Exonen 2 und 3, auf Nukleinsäureebene zu großen Teilen homolog (ca 72%).