Leipziger Bürgerwettbewerb Ideen für den Stadtverkehr Aufwertung Bahnhofsvorplatz Umgestaltung zum Mobilitätsknotenpunkt Kurzbeschreibung des Projektes Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes zum Mobilitätsknotenpunkt mit Aufwertung des öffentlichen Raumes. Der Platzbereich wird für den Durchgangsverkehr gesperrt um die zukünftigen Anforderungen als leistungsfähige ÖPNV-Schnittstelle und Umsteigepunkt gerecht zu werden. Durch die Entlastungen für den Fuß- und Radverkehr kann jetzt ein städtebaulich attraktiver Hauptzugang zur Innenstadt entstehen. Der motorisierte Individualverkehr wird mit Ausnahme des Anlieger- und Zulieferverkehrs zukünftig über den ausgebauten nördlichen Tangentenbereich geführt werden. Durch die Umnutzung werden die Flächen vor dem Haupteingang für den öffentlichen Nahverkehr (Bahn, Bus, Straßenbahn, Taxi) erweiterbar. CarSharing, Mitfahrgelegenheiten und Parken ist jetzt an beiden Bahnhofsseiten möglich und es entstehen Bereiche mit hohen Aufenthaltsqualitäten am Bahnhof und vor dem Hotel Astoria. ADFC Leipzig e.v., Grünewaldstraße 19, 04103 Leipzig, Tel: 0341 22540313, Mail: info@afdc-leipzig.de
Problembeschreibung Bis zu 50.000 Kfz fahren täglich auf 7 Fahrspuren und mit hoher Geschwindigkeit vor dem Hauptbahnhof entlang. Nach Verlassen des Bahnhofs ist der erste Eindruck für BesucherInnen der Stadt Leipzig der einer hektischen Stadtautobahn, die den Weg zum ÖPNV und in die Innenstadt unterbricht und für lange und laute Wartezeiten sorgt. Mit über 100.000 Fahrgästen pro Tag bewältigen die LVB an der Haltestelle Hauptbahnhof auf engem Raum ein sehr hohes Fahrgastaufkommen, welches in den nächsten Jahren noch gesteigert werden soll. Bereits heute reicht in Stoßzeiten der Platz zum Warten nicht, weder an den Gleisen, noch an den Ampeln zwischen Bahnhof und Gleisen oder Gleisen und Innenstadt. Oft halten mehrere Bahnen gleichzeitig hintereinander im selben Gleis, so dass NutzerInnen gezwungen sind auf engstem Raum nach ihrer jeweiligen Bahn zu hasten. Eine Verlagerung des Umstiegs an andere Haltestellen ist auch nur noch bedingt möglich. Für den Fuß- und Radverkehr ist die Situation noch schlechter. Schmale Wege, ein permanenter Wechsel in der Beschilderung und ein zwangsweise hohes Verkehrsaufkommen erlauben kaum ein zügiges und sicheres Vorankommen. An Parkmöglichkeiten für Räder mangelt es, geeignete Flächen für Fahrradbügel sind nur begrenzt verfügbar. Städtebaulich ist der Bahnhofsvorplatz ein typisches Abbild der autogerechten Stadt, die heute an ihre Grenzen stößt. 2
Lösungsvorschläge Der Bahnhofvorplatz wird zu einer leistungsfähigen ÖPNV-Schnittstelle und als attraktiver Hauptzugang zur Innenstadt umgestaltet. Die Flächen für den öffentlichen Nahverkehr (Straßenbahn, Bus, Taxi) sowie für Fuß- und Radverkehr werden vor dem Haupteingang ausgebaut und optimiert. CarSharing, Mitfahrgelegenheiten und Parken können an den beiden Bahnhofsseiten organisiert werden. 3
Verkehrsführung Entsprechend dem Ratsbeschluss Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum (2004) ist besonders im Bereich des Promenadenrings eine Verringerung des Kfz- Aufkommens durch Verkehrsvermeidung und -verlagerung auf das Tangentensystem anzustreben. Die Ideengeber schlagen vor, den Bahnhofsvorplatz vom Durchgangsverkehr zu entlasten und deshalb die Kfz-Infrastruktur für den Individualverkehr vollständig zurückzubauen. Damit werden die ÖPNV- und Anliegerstrukturen erheblich gestärkt und neue Entwicklungschancen für das Bahnhofsquartier möglich. Durchgangsverkehr Der Kfz-Verkehr wird an der Ostseite künftig von der Brandenburger Straße direkt auf den Georgiring geführt. Damit entfällt die bisherige Bypass- und Hauptstraßenfunktion für die Rosa-Luxemburg-Straße und Querstraße und führt zu einer Aufwertung dieser Straßenzüge. Der Kfz-Durchgangsverkehr verläuft künftig über das ausgebaute nördliche Tangentenviereck. Die B87 von Westen kommend führt über die Gerberstraße und Berliner Straße weiter nach Norden (Maximilianallee B2) oder Osten (Adenauerallee - B6/B87). Der Verkehr von Osten (B6/B87) und Norden (B2) teilt sich an der Brandenburger Brücke in Richtung Westen (Berliner Straße - B87) und nach Süden über die Ludwig-Erhard-Straße (B2) bzw. über die neue direkte Anbindung an den Georgiring auf. Die geänderte Führung der B87 (Gerberstraße, Berliner Str.) wird bereits heute für die Nordanbindung (B2) genutzt. Sie ist nicht länger als die bisherige Relation (Bahnhofsvorplatz, Brandenburger Str.), auf der bisher die Bundesstraßen gemeinsam geführt wurden. Erst die Kappung am Bahnhofsvorplatz führt tatsächlich zur beabsichtigten Verkehrsverlagerung auf das Tangentensystem mit dem ohnehin geplanten Schnittpunkt der drei Leipziger Bundesstraßen (B2, B6, B87) im Bereich Rackwitzer Straße/ Brandenburger Brücke. Anliegerverkehr Der Bahnhofvorplatz ist künftig nur für ÖPNV und Taxi erreichbar. An der Ostseite kann die bestehende Bus- und Taxizufahrt genutzt werden, an der Westseite die Kurt-Schumacher- Straße. Der Anliegerverkehr an den Bahnhofsseiten kann ähnlich wie bisher organisiert werden über die Sachsenseite (Ost) und über die Kurt-Schumacher-Straße (West). Ein- und Ausfahrten zur Innenstadt erfolgen entsprechend dem Konzept autoarme Innenstadt über Am Hallischen Tor und Goethestraße und sind auf das tatsächlich notwendige Maß zu beschränken. Knotengestaltung Alle Anliegerzufahrten können mit normalen Abmessungen für Zweirichtungsverkehr ausgebildet werden und so für gute Erreichbarkeit und Maßstäblichkeit sorgen. Die Knotengestaltungen können vereinfacht werden, dadurch dass nicht alle Verknüpfungsmöglichkeiten bedient werden. Die Leistungsfähigkeit der Knoten steigt und verbessert den Verkehrsfluss insgesamt. 4
Platzgestaltung Mit der geänderten Verkehrsführung werden vor dem Bahnhof Flächen frei, um einen modernen Verkehrsknoten mit zugleich hoher Aufenthaltsqualität entstehen zu lassen. Die gewonnene Fläche vor dem Hauptbahnhof kann genutzt werden, um den Haltestellenbereich Bus/Straßenbahn (Gleise 1 und 4) zu verbreitern und dem Bedarf auch in Stoßzeiten anzupassen. Passanten können die Gleise künftig leicht und zügig erreichen. Lichtsignalanlagen und Warteflächen im engeren Sinne sind hinfällig. Der Taxiwartebereich bleibt an der heutigen Stelle erhalten, sodass gleichzeitig eine Intermodale Schnittstelle entsteht, die einer Großstadt angemessen ist. Fahrradbügel und andere funktionale Elementen der Stadtmöblierung gliedern den Platz. Bäume würden zudem die Aufenthaltsqualität erhöhen. 5
Promenadenring wiederbeleben Über den unmittelbaren Bahnhofsvorplatz hinaus, im gesamten Bereich zwischen Gerberstraße und Georgiring ergeben sich neue Gestaltungsmöglichkeiten für einen wieder erlebbaren Promenadenring. Sei es die Freifläche vor dem Hotel Astoria, das in neuer Qualität wiedererwacht oder sei es die Grünanlage am Schwanenteich, die einen ganz anderen Stellenwert erhält. Diese Beispiele lassen das enorme städtebauliche Potential der Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes erahnen. Bilder Historische Aufnahmen von 1912 und 1917 6