Therapie des Typ 2 - Diabetes. W. A. Scherbaum



Ähnliche Dokumente
Therapie des Typ 2 - Diabetes

Nutzen und Sicherheit von DPP-4-Inhibitoren und GLP-1-Analoga bei Typ2-Diabetes. Carsten Otto, Bahnhofstraße 98, Gräfelfing

Einsatz neuer Medikamente: GLP1-Analoga & DPP4-Hemmer

Indikationserweiterungen für JANUVIA (Sitagliptin, MSD) in der EU - Kombination mit Sulfonylharnstoff n

Herz und Endokrinium. HELIOS Kliniken Schwerin. Praktische Konsequenzen für die Therapie des Diabetes mellitus

Typ 2 Diabetes Entscheidungshilfen für neue Therapieformen

Neue Diabetestherapien. Pharmakologie WS 06/07

Insulin same procedure as every year? Barbara Felix KliFo 2013 KSBL Standort Bruderholz

Von Mäusen, Menschen und Monstern

Diabetes im Alter: Neue Substanzen, veränderte Behandlungsziele, aktualisierte Empfehlungen

ADBW didact. Diabetes mellitus Forum 2016 Orale Antidiabetica Dr. Bettina Born Reutlingen

Typ 2 Diabetes Einbahnstraße in die Insulinpflicht? Hans Hauner

Diabetologie Intensiv 2015 Haben Sulfonylharnstoffe und Glinide noch eine Berechtigung in der Therapie des Typ 2-Diabetes?

Frau A.G. 53 Jahre alt Neue Medikation vom Hausarzt

Inkretine und DPP-4 Inhibitoren

Diabetestherapie. Fall der Woche Silvia Schwab

Definition. Diagnostik. Hinweise: Kein Diabetes mellitus. DEGAM-Anwenderversion der NVL KURZVERSION

Geschlechtsperspektiven in der Medizin - Gesundheits- und fachpolitische Herausforderungen nach Erkenntnissen bei Diabetes

RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM MEDIZINISCHE UNIKLINIK KNAPPSCHAFTSKRANKENHAUS. Was hilft wie? Dr. Anja Figge

Moderne Diabetestherapie evidence based medicine oder managed care? Martin Pfohl

Neue Medikamente bei der Behandlung von Typ II Diabetes. Prim. Dr. Ewald Binter Privatklinik Althofen Ärztezentrum St. Veit/Glan

Wegweiser im Dickicht der neuen Medikamente und Therapieziele beim Typ 2 Diabetes: Update Niklaus Kamber, Kantonsspital Chur

Assistentenfortbildung 2010

Neue Wirkstoffe und Therapieansätze zur Behandlung von Typ-2-Diabetes

Arzneimittel im Blickpunkt

Neue Medikamentengruppen bei kardiovaskulärem Syndrom SGLT2-Inhibitoren

Metabolische Effekte der Adipositaschirurgie

Priv.-Doz. Dr. Joachim Feldkamp Klinik für Innere Medizin Endokrinologie und Diabetologie, Pneumologie, Infektiologie

Orale Therapie Alternativen und deren Indikationen aus Sicht der DDG

Programm und Übersicht

Im D s D c s h c u h n u g n e g l e de d r e Di D ab a e b t e es e t s he h r e ap a i p e:

DURCH DEN DSCHUNGEL DER THERAPEUTISCHEN MÖGLICHKEITEN

Praktische Diabetologie. BOT orale Therapie mit basaler Insulin-Unterstützung: Wer, wann, was?

Genereller Nutzen körperlicher Aktivität im Alltag

Update: Typ 2 Diabetes - Insulintherapie. Gottfried Rudofsky Kantonsspital Olten Endokrinologie, Diabetologie & Klinische Ernährung

Einsatz von prandialen GLP-1- Rezeptoragonisten bei der Therapie des Typ-2-Diabetes mellitus. Wirkprinzip und Einsatzmöglichkeiten

Alte und neue Antidiabetika - Was ist belegt, was ist bewährt, was ist bezahlbar? Dr. Andreas Klinge Hamburg

Die optimale Therapie des herzkranken Diabetikers

Diabetes kompakt für die Hausarztpraxis

Management von Diabetes mellitus

Bewährte Medikamente neu betrachtet

Fallvorsstellung. Zweifache Ursache des Typ 2 Diabetes. Ungelöste Probleme bei der Behandlung des Typ 2 Diabetes

Adipositas, Diabetes und Schlaganfall Prof. Dr. Joachim Spranger

Fortschritte in der Diabetesforschung Neue Hoffnung für f r Patienten mit Typ 2 Diabetes


Kardiodiabetes. Dr. med. Dieter Scholz St. Antonius-Krankenhaus

Kontroversen und neue Daten zur medikamentösen Therapie des Typ 2-Diabetes U. Brödl

Herzzentrum Klinik III für Innere Medizin Neue An'diabe'ka Was muss der Kardiologe wissen?

Diabetes. Zulassungserweiterung: Levemir (Insulin detemir) als Add-on Therapie zu Victoza (Liraglutid) bei Mens

Tabletteneinstellung Neuigkeiten in der Diabetestherapie

Typ 1... Andere Situationen... Und nicht vergessen. Patient, 53j: Diabetes Typ 2 seit 5 Jahren Hat das gute alte Insulin ausgedient?

STOFFWECHSEL DIABETES MELLITUS 2

Die Behandlungsstrategie folgt keinem starren Stufenschema

Therapieoptionen bei Diabetes mellitus Typ 2 Prof. Dr. Joachim Spranger

Erweiterte Anerkennung als Behandlungseinrichtung für Typ 1 und Typ 2 Diabetiker/innen

HERZLICH WILLKOMMEN ST. GALLER DIABETES SYMPOSIUM.

DIABETES MELLITUS I. HAUPTSYMPTOME, DIAGNOSE, KLASSIFIKATION + THERAPIE

Heutzutage. 1. Individuelle HbA1c Ziele 2. Individualisierte, patientenzentrierte Therapie je nach Ko-morbiditäten bzw Problemen

Optimale Blutzuckereinstellung bei kardial erkrankten Menschen mit Diabetes - Wege und Ziele

Diabetestherapie Neues und Bewährtes

Nach der Nahrungsaufnahme werden so genannte Inkretinhormone im Darm freigesetzt, dazu gehören Glucagon-Like Peptide-1 (GLP-1) und

INFORMATIONEN FÜR TYP-2-DIABETIKER. Warum der HbA 1c -Wert für Sie als Typ-2-Diabetiker so wichtig ist!

Neue Therapiemöglichkeit: Hemmung der Zuckerwiederaufnahme im Urin

Behandlung des Diabetes:

Metabolisches Syndrom und Diabetes mellitus Typ 2. Dr. Roman Iakoubov - Diabetesambulanz - II. Medizinische Klinik Klinikum rechts der Isar

Liraglutid: Effektive Blutzuckerkontrolle ohne Angst vor Hypoglykämien und Gewichtszunahme

Humanes-GLP-1 Analogon Liraglutid ist DPP-IV Inhibitor Sitagliptin signifikant überlegen

Antihyperglykämische Therapie des TYP 2 DIABETES

Honigsüßer Durchfluss

BAnz AT B1. Beschluss

Was gibt es Neues bei den Antidiabetika

Progressives Diabetes-Management: Wo passen GLP-1-Rezeptoragonisten in den Behandlungsalgorithmus?

Diabetes mellitus: Tipps und Tricks in Diagnostik und Therapie. Dr. Niklas Thilo und Dr. Andreas Klinge

Neue Medikamente in der Behandlung des Typ-2-Diabetes

Zulassung für JANUMET (Sitagliptin/Metformin) zur Behandlung des Typ-2-Diabetes in der Europäischen Union

Diabetes Typ 2 die Volksseuche -die europäischen Zahlen-

Aktuelle medikamentöse Therapieoptionen beim Diabetes

Herzzentrum Klinik III für Innere Medizin. Diabetestherapie bei KHK: Überhaupt noch indiziert? Evren Çağlayan

Frühjahrstagung 2011

Herausforderung Diabetes-Management: Lust statt Frust Andreas Fischbacher, Sedrun Andreas Rohrer-Theus, Chur Ärztekongress Arosa 22.3.

Praktische Diabetologie im Krankenhaus

Diabetes mellitus. Risikofaktor

Scuoler FB-Tage Diabetes Workshop / Fallbeispiele. Roger Lehmann; Zürich Andreas Rohrer; Chur

Risikofaktoren für f r das Ausscheiden aus einem Disease Management Programm Befunde aus dem DMP Diabetes mellitus Typ 2 in der Region Nordrhein

FKDB 2012 Steroiddiabetes gibt es Kochrezepte?

27/06/2011. Stellenwert der 'neuen' Antidiabetika. Patientin x / Typ 2 - Denk 3 (Update 2011) Therapie des T2DM: Sulfonylharnstoffe

Der Typ 2 Diabetiker mit arterieller Hypertonie. 1. zu spät gehandelt. 2. zu spät behandelt. 3. zu ineffektiv therapiert.

Insulintherapie Nicht zu früh, nicht zu spät

Orale Antidiabetika & Insulin Wirkungen, Nebenwirkungen & Wechselwirkungen. Apotheke Bulgariplatz Linz Mag. pharm.

Neue Führerscheine ab 2013 Mehr Sicherheit oder bloß Schikane?

Therapie des Diabetes mellitus Typ II mit oralen Antidiabetika

Was gibt es Neues in 2006 und 2007? Dr. Iris Gerlach

Der Diabetes liegt mir am Herzen

Für welche Diabetespatienten sind GLP-1-Rezeptoragonisten eine Erfolg versprechende Option? OmniaMed Update Neo Leipzig,

Einfluss des DMP auf die Antidiabetikaverordnungen

Typ 2 Diabetes Therapie 2012

Workshop Diabetes: Tipps für die Praxis

Gestations- Diabetes. Referentin: Agnes Ruckstuhl

Transkript:

Therapie des Typ 2 - Diabetes W. A. Scherbaum Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie Direktor: Prof. Dr. med. Werner A. Scherbaum Vorlesung am 24. Mai 2011

Häufige Komorbiditäten beim Typ 2 - Diabetes Adipositas Arterielle Hypertonie Dyslipoproteinämie Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Hyperurikämie

Nationale Versorgungs-Leitlinie Diabetes mellitus Typ 2 Differenzierte Therapieplanung Gemeinsam mit dem Patienten ist eine differenzierte Therapieplanung auf der Basis einer individuellen Risikoabschätzung vorzunehmen. Patient mit Diabetes mellitus Typ 2 Hyperglykämie Fettstoffwechsel störungen arterielle Hypertonie Rauchen Adipositas Individuelle und vereinbarte Therapieziele Nichtmedikamentöse Maßnahmen Nichtmedikamentöse Maßnahmen nicht ausreichend nicht ausreichend Pharmakotherapie Pharmakotherapie

Behandlungsziele beim Typ 2 Diabetes bei nicht-schwangeren Erwachsenen [Glukosestoffwechsel] [Wert] HbA 1c (%) < 7 % (<6,5 %) Nüchternglukose i. Plasma (mg/dl) [mmol/l] 90-130 [5,0-7,2] Postprandiale Glukose 90-130 [< 10] [Blutdruck] Systolisch [mmhg] < 140 Diastolisch < 80 [Lipide] LDL-Cholesterin [mg/dl] [mmol/l] < 100 [< 2,6] HDL-Cholesterin > 45 [> 1,2] Triglyzeride < 200 [< 2,3]

Antihyperglykämische Therapie des Typ 2-Diabetes Schrittweise Intensivierung der Diabetestherapie für eine kontinuierliche Stoffwechselkontrolle ICT + bedarfsgerechtes BOTplus Mahlzeiteninsulin schnellwirksames Insulin OAD + Basalinsulin (BOT) OAD (und Kombinationen) Veränderung des Lebensstils Progressive Verschlechterung der -Zellfunktion

Frisch diagnostizierter Typ 2 - Diabetes Erfolg nicht medikamentöser Maßnahmen mittlerer HbA1c Wert initial 9,2 % nach 3 Monaten Diät alleine 7,0 % nach Ergebnissen der UKPDS - Studie

Lebensstil-Änderung bei Typ 2 Diabetes The Look AHEAD Research Group et al., Diabetes Care 2008; 30: 1374-1383 Einschlußkriterien: Alter 55-74 Jahre Diabetesdauer > 3 Monate BMI > 25 bzw 27 kg/m 2 bei Insulintherapie HbA1c < 11% Blutdruck <160/<100 mmhg Triglyceride < 600 mg/dl

Look AHEAD Studie Lebensstil-Änderung bei Typ 2 Diabetes The Look AHEAD Research Group et al., Arch Intern Med 2010; 170: 1566-1575

Lebensstil-Änderung bei Typ 2 Diabetes The Look AHEAD Research Group et al., Diabetes Care 2008; 30: 1374-1383 5.145 Personen mit Typ 2 Diabetes Randomisierung Intensive Lebens- Stil Intervention (ILI) > 7% Gewichtsverlust > 175 min/woche körperliche Aktivität Kontrollgruppe (DSE) Primärer Endpunkt: Sekundärer Endpunkt: Kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität Änderung kardiovaskuläre Risikofaktoren

Lebensstil-Änderung bei Typ 2 Diabetes The Look AHEAD Research Group et al., Diabetes Care 2008; 30: 1374-1383 Ausgangswerte der randomisierten Patienten Intensive Lebensstil- Intervention Kontrollen Alter (Jahre) 58,6 58,9 Geschlecht (% Frauen) 59,3 59,6 BMI (kg/m 2 ) Frauen 36,3 36,6 Männer 35,3 35,1 HbA1c (%) 7,25 7,29 CVD (%) 14,4 13,6 Metabolisches Syndrom (%) 93,6 94,4 Insulintherapie (%) 4,8 15,8

Systolischer Blutdruck (mmhg) HDL-Cholesterin (mg/dl) HbA1c (%) Glukose (mg/dl) Lebensstil-Änderung bei Typ 2 Diabetes The Look AHEAD Research Group et al., Diabetes Care 2008; 30: 1374-1383 Ergebnisse nach 1 Jahr Intervention HbA1c Nüchtern Glukose 7,4 7,2 7 6,8 6,6 6,4 6,2 p < 0.001 Intervention Kontrolle 155 150 145 140 135 130 125 120 115 p < 0.05 Intervention Kontrolle Systolischer Blutdruck HDL-Cholesterin 130 128 126 124 122 120 118 p < 0.001 p < 0.01 47 46 45 44 43 42 p < 0.001 116 Intervention Kontrolle 41 Intervention Kontrolle

Antihyperglykämische Therapie beim Typ 2 Diabetes Körperliche Aktivität Metformin Kombinations- Alleinige Diät Sufonylharnstoffe therapie Insulin- Acarbose OAD therapie Glitazone mit Insulin Glinide GLP-1 Mimetika DPP-4 Inhibitoren Glykämische Zielwerte bestimmen Eskalation

Konsens-Algorithmus Antihyperglykämische Therapie des Typ-2-Diabetes (ADA und EASD) Nathan DM et al. Diabetes Care, 2008; 31: 1-11 Weg 1 gut validierte Kerntherapien Bei Diagnose Lifestyle + Metformin HbA1c-Ziel: <7,0%, Therapiekontrolle alle 3 Monate bis Ziel erreicht Lifestyle + Metformin + Basalinsulin Lifestyle + Metformin + Sulfonylharnstoff Lifestyle + Metformin + Intensive Insulinth. Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Weg 2: weniger validierte Therapien Lifestyle + Metformin + Pioglitazon Lifestyle + Metformin + GLP-1 Agonisten Lifestyle + Metformin + Pioglitazon + Sulfonylharnstoff Lifestyle + Metformin + Basalinsulin 21

Pharmakologische Ziele Sulfonylharnstoffe (Glibenclamid u.v.a.) Steigern die Insulinsekretion der pankreatischen Betazellen Meglitinide (Repaglinid) Steigern die Insulinsekretion der pankreatischen Betazellen Glitazone (Pioglitazon) Erhöhen die Glukoseaufnahme in der Skelettmuskulatur und setzen die Lipolyse im adipösen Gewebe herab Alpha-Glukosidasehemmer (Acarbose) Verzögern die Disacharidspaltung und so die intestinale Kohlenhydratabsorption Modifiziert nach Cheng AY, Fantus IG. CMAJ. 2005; 172: 213 226.

Wichtige Nebenwirkungen oraler Antidiabetika Metformin 1 Sulfonylharnstoffe 1 Gastrointestinale Nebenwirkungen (Übelkeit, Diarrhoe), Laktatazidose (selten) Hypoglykämie, Gewichtszunahme, Hyperinsulinämie Meglitinid 1 Glitazone 1,2 Gewichtszunahme, Ödeme, Herzinsuffizienz Alpha- Glukosidasehemmer 1 Gastrointestinale Nebenwirkungen (Flatulenz, Diarrhoe) KHK = Koronare Herzkrankheit; Rolle unbekannt 1. Inzucchi SE. JAMA. 2002; 287: 360 372. 2. Dormandy JA, et al. Lancet. 2005; 366: 1279 1289. 3. Buse JB, et al. Diabetes Care. 2004; 27: 2628 2635. 4. DeFronzo RA, et al. Diabetes Care. 2005; 28: 1092 1100. 5. Kendall DM, et al. Diabetes Care. 2005; 28: 1083 1091. 6. Kolterman OG, et al. Am J Health-Syst Pharm. 2005; 62: 173 181.

Medikamente zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 Metformin Sulfonylharnstoffe Glibenclamid Glimepirid Acarbose Glinide (Repaglinid) Nateglinid Glitazone Rosiglitazon Pioglitazon Insulin DPP-4 Hemmer Sitagliptin Vildagliptin Saxagliptin GLP-1 Analoga Exenatide Liraglutide (Exenatide LAR)

Medikamente zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 Metformin Sulfonylharnstoffe Glibenclamid Glimepirid Acarbose Glinide (Repaglinid) Nateglinid Glitazone Rosiglitazon Pioglitazon Insulin DPP-4 Hemmer Sitagliptin Vildagliptin Saxagliptin GLP-1 Analoga Exenatide Liraglutide (Exenatide LAR)

IR Insulin (mu/l) IR Insulin (mu/l) Venöse Plasmaglukose (mmol/l) Venöse Plasmaglukose (mmol/l) Orale/intravenöse Glukoseinfusionsstudie Der Inkretineffekt ist bei Typ-2-Diabetikern nach oraler Glukose vermindert 20 Gesunde Kontrollen (n=8) Orale Glukose (50 g/400 ml) 20 Typ-2-Diabetes (n=14) Isoglykämische i.v. Glukose 15 10 5 15 10 5 0 80 60 40 20 10 5 60 120 180 10 5 60 120 180 Normaler Inkretineffekt 0 80 60 40 20 Verminderter Inkretineffekt 0 10 5 60 120 180 10 5 60 120 180 Zeit (Minuten) Zeit (Minuten) p 0,05 vs. jeweiligem Wert nach oraler Verabreichung IR=immunreaktiv Nauck M et al. Diabetologia 1986;29:46 52. 0

Blutzuckerabhängiger Effekt von GLP-1 an Beta- und Alphazellen (bei T2DM) Glukose (mg/dl) C-Peptid (nmol/l) Glukagon (pmol/l) 300 3,0 Infusionsdauer Infusionsdauer Infusionsdauer 30 250 2,5 25 200 150 100 50 2,0 1,5 1,0 0,5 20 15 10 5 0 30 0 60 120 180 240 Zeit (min) 0,0 30 0 60 120 180 240 Zeit (min) 0 30 0 60 120 180 240 Zeit (min) GLP-1 = Glucagon-Like-Peptide-1; p < 0,05 GLP-1 (7 36 amide) infundiert mit 1,2 pmol/kg/min über 240 Minuten. Modifiziert nach Nauck MA, et al. Diabetologia. 1993; 36: 741 744. GLP-1-Infusion Placebo

Glukose (mmol/l) GLP-1 Infusion normalisiert die Plasmaglukose bei Patienten mit Typ-2-Diabetes 16 14 12 Kochsalz (T2DM) GLP-1 (T2DM) Nicht-Diabetiker (n=13) 10 8 6 4 2 0 Frühstück Mittagsmahlzeit Zwischenmahlzeit 00:00 04:00 08:00 12:00 16:00 GLP-1 Modifiziert nach Rachman J, et al. Diabetologia. 1997;40:205-211. Tageszeit

GLP-1 Rezeptoragonisten (Inkretin Mimetika) Exenatide (Byetta ), Liraglutide (Victoza ) Wirkung: Binden an den selben Rezeptor wie GLP, wirken aber viel länger senken Blutzucker durch a) Stimulation der Glukose-abhängigen Insulinsekretion b) Suppression der Glukagonsekretion Gewichtsabnahme durch Verminderung des Appetits Verlangsamung der Magenentleerung

Exenatide (Byetta ) Liraglutide (Victoza) Indikation: Typ 2 Diabetiker Kombinationstherapie mit Metformin und/ oder Sulfonylharnstoff- Präparaten Dosierung: Byetta: 2 mal täglich Injektion 5-10µg subkutan, z.b. mit Pen Victoza: 1x täglich Injektion von 0,6-1,8 mg subcutan

DPP-4 Hemmer erhöhen körpereigenes GLP-1 DPP-4 inaktiviert GLP-1 DPP-4 H A E G T F T S D V S S Y L E G Q A A G R G K V L W A I F E K T ½ = 1 2 Minuten DPP-4 = Dipeptidyl-Peptidase-4

DPP4-Hemmer Hemmung des Abbaus des körpereigenen GLP-1 Sitagliptin Januvia 1 Tbl (=100 mg) / Tag Vildagliptin Galvus 2x1 (= 2x50 mg) / Tag Saxagliptin Onglyza 1 Tabl (2,5 mg oder 5 mg) / Tag Senkung des HbA1c- Wertes ähnlich wie Metformin oder SHS Keine Hypoglykämien Ideal kombinierbar mit Metformin

Delta-Glukagon (ng/l) Vildagliptin supprimiert die Glukagonsekretion bei Einmalgabe 20 10 Vildagliptingabe Mahlzeit Placebo Vildagliptin 100 mg 0 10 20 30 40 50 60 17:00 20:00 23:00 Zeit 02:00 05:00 08:00 p < 0,05 vs. Placebo Balas B, et al. J Clin Endocrinol Metab. 2007; 92: 1249-1255

Delta-EGP (mg/kg/min) Vildagliptin reduziert die endogene Glukoseproduktion bei Einmalgabe Vildagliptingabe Mahlzeit Zeit 17:00 20:00 23:00 02:00 05:00 08:00 0 0,3 0,6 0,9 1,2 1,5 Placebo Vildagliptin 100 mg p < 0,05 vs. Placebo; EGP= endogene Glukoseproduktion Balas B, et al. J Clin Endocrinol Metab. 2007; 92: 1249-1255

Mittlerer HbA1c (%) Vildagliptin als Add-On zu Metformin: zusätzliche -1,1%-Punkte HbA 1c -Reduktion über 24 Wochen 8,6 8,4 8,2 8,0 7,8 1,1 % 7,6 7,4 7,2 Vildagliptin 50 mg/tag + Metformin Vildagliptin100 mg/tag + Metformin Placebo + Metformin -4 0 4 8 12 16 20 24 Zeit (Behandlungswochen) HbA 1c = Hämoglobin A 1c ; Anzahl der Patienten bezieht sich auf die primäre ITT-Population (Intention-To-Treat). Bosi E, et al. Diabetes Care. 2007; Feb 2 [Epub].

Wirkungen und Nebenwirkungen von GLP-1 Mimetika und DPP4-Hemmern GLP-1 Mimetika DPP4-Hemmer Glukoseabhängige Stimulierung der Insulinsekretion Glukoseabhängige Suppression der Glukagon - Sekretion + + + + Verzögerung der Magenentleerung + + Hemmung der Nahrungszufuhr, Gewichtsabnahme Gastrointestinale und zentrale Nebenwirkungen + - + -

Fazit GLP-1 Mimetika und DPP4-Hemmer sind neue Behandlungsoptionen beim Typ 2 Diabetes GLP-1 Mimetika und DPP4-Hemmer führen als Monotherapie nicht zu Hypoglykämien GLP-1 führt zur Senkung der Blutglukose und zur Gewichtsabnahme; DPP4-Hemmer sind gewichtsneutral GLP-1 Mimetika können zentrale und gastrointestinale Nebenwirkungen verursachen; DPP4-Hemmer haben bisher keine signifikanten Nebenwirkungen gezeigt DPP4-Hemmer sind insbesondere in Kombination mit Metformin geeignet für die blutzuckersenkende Therapie beim Typ 2 Diabetes

Ausblick

Exenatide 1x/Woche versus 2x/Tag in der Behandlung von Typ 2 Diabetes 30 Wochen Exenatide einmal wöchentl. 2 mg 295 T2DM HbA 1C 7,1-11% MET, SU, TZD oder jede Kombination von zwei o.g. Therapeutika Exenatide 2x tägl. 5 mcg 3 Tage Exenatide zweimal tägl. 10 mcg 4 Wochen Exenatide 1x/Woche 2 mg Initiale Erhebungsperiode Fortgesetzte Erhebungsperiode Drucker et al., Lancet 2008, 372:1240-1250

Änderung des HbA1C (%) Exenatide einmal wöchentlich versus zweimal täglich in der Behandlung von Typ 2 Diabetes Drucker et al., Lancet 2008, 372:1240-1250 0,0 0.0 Exenatide QW, N=148, BL=8.3% Exenatide Exenatide BID, N=147, 2xtägl., BL=8.3% n = 147-0,5-0.5 Exenatide 1xwöchentl., n = 148 p = 0,0023, 1xwöchentl. vs. 2xtägl.D -1,0-1.0-1,5-1.5-2,0-2.0-1,5% -1,9% -2,5-2.5 0 3 6 10 14 18 22 26 30 Zeit (Wochen)