Statistisches Bundesamt



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Transkript:

Statistisches Bundesamt Wiesbaden, 16. August 2006 Pressekonferenz Gesundheit Ausgaben, Krankheitskosten und Personal 2004 am 16. August 2006 in Berlin Statement von Präsident Johann Hahlen Es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrte Damen und Herren, die drei Rechensysteme zu den Gesundheitsausgaben, zu den Krankheitskosten und zum Gesundheitspersonal deren Ergebnisse wir Ihnen heute vorstellen möchten schaffen Transparenz mit differenzierten und aufeinander abgestimmten Informationen über wesentliche Aspekte des deutschen Gesundheitswesens. Gleichzeitig ermöglichen sie tiefgehende Analysen des Gesundheitswesens im Rahmen der aktuellen Reformdiskussionen. Erstmals informiert das Statistische Bundesamt heute gleichzeitig über statistische Ergebnisse und Entwicklungen der drei Teilbereiche des Gesundheitswesens. Seit der letzten Veröffentlichung haben wir die drei gesundheitsbezogenen Rechensysteme umfassend revidiert. Dabei wurden unter anderem neue Datenquellen erschlossen, zusätzliches Expertenwissen beispielsweise aus dem Bereich Pflege eingebunden und die Zusammenarbeit mit den Daten liefernden Ministerien, Verbänden und Instituten intensiviert. Alle drei Rechensysteme sind aufeinander abgestimmt. Darüber hinaus haben wir zum Zweck einer verbesserten internationalen Vergleichbarkeit die vorliegende Definition der Gesundheitsausgaben auf die Begriffsdefinition der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) abgestimmt. Die Angaben für das Jahr 2004 sind

Seite - 2 - dennoch mit den Angaben zu den früheren Berichtsjahren im vorliegenden Presseexemplar vergleichbar, da die Revision auch rückwirkend erfolgte. Dies gilt für alle drei Rechensysteme gleichermaßen. 1. Zu den Gesundheitsausgaben 2004 wurden 234,0 Milliarden Euro für Gesundheit ausgegeben Im Jahr 2004 beliefen sich die Gesundheitsausgaben in Deutschland auf insgesamt 234,0 Milliarden Euro, das waren 0,4 Milliarden Euro oder 0,2% mehr als im Jahr 2003. Demgegenüber lag im Zeitraum 1995 bis 2003 die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate bei 2,9%. Der Ausgabenanstieg 2003/2004 hat sich damit im Vergleich zu früheren Jahren deutlich abgeschwächt. Das moderate Wachstum der Gesundheitsausgaben von 2003 bis 2004 war zum Teil auf ausgabenbegrenzende Maßnahmen des Gesetzgebers wie die Einführung einer Praxisgebühr und erhöhte Zuzahlungen bei Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln zurückzuführen. Die bisher vorliegenden Angaben der gesetzlichen Krankenversicherung für das Jahr 2005 deuten allerdings wieder auf ein stärkeres Wachstum der gesamten Gesundheitsausgaben für 2004/2005 hin. Von 1995 bis 2004 erhöhten sich die Gesundheitsausgaben um insgesamt 47,5 Milliarden Euro, das entspricht einer Steigerung von 25,5%. Das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im gleichen Zeitraum geringer, nämlich um 19,9%. Dadurch stieg auch der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP. Er lag 1995 bei 10,1% und 2004 bei 10,6%. Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung sanken deutlich Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist nach wie vor der größte Ausgabenträger im Gesundheitswesen. Mit 131,6 Milliarden Euro wurden von ihr im Jahr 2004 56% der Gesundheitsausgaben getragen. Das waren 4,0 Milliarden weniger als im Jahr 2003. Ausgabenbegrenzend wirkte dabei insbesondere das Maßnahmenbündel im Rahmen des Gesetzes zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Modernisierungsgesetz). Der zweitgrößte Ausgabenträger im Gesundheitswesen sind die privaten Haushalte/privaten Organisationen ohne Erwerbszweck. Sie wendeten 32,1 Milliarden Euro im Jahr 2004 für Gesundheitsgüter und -leistungen auf. Ihre Ausgaben nahmen im Vergleich zu 2003 um 3,6 Milliarden Euro zu. Der Anstieg war zum Teil auf die veränderten Zuzahlungsregelungen für GKV-Versicherte zurückzuführen.

Seite - 3 - Ein weiterer großer Ausgabenträger ist die private Krankenversicherung. Ihre Ausgaben betrugen 2004 mit 21,1 Milliarden Euro ungefähr 0,7 Milliarden Euro mehr als noch 2003. Der Anteil der privaten Haushalte/privaten Organisationen ohne Erwerbszweck an den Gesundheitsausgaben ist von 1995 bis 2004 um 3,5 Prozentpunkte auf 14% gestiegen. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich auch der Anteil der privaten Krankenversicherung um 1,4 Prozentpunkte auf 9%. Entsprechend sank der Anteil der gesetzlichen Krankenversicherung um 4,1 Prozentpunkte von 60% auf 56%. Die Konsolidierung der Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung ging somit zum Teil zu Lasten der privaten Haushalte. Pflegerisch-therapeutische Leistungen verzeichneten den höchsten Ausgabenanstieg Ärztliche Leistungen verursachten die höchsten Ausgaben: Für sie wurden im Jahr 2004 63,8 Milliarden Euro oder 27% der Gesundheitsausgaben ausgegeben. Die Ausgaben für ärztliche Leistungen stiegen von 1995 bis 2004 um 12,1 Milliarden Euro an. Mit einem durchschnittlichen Anstieg von 2,4% pro Jahr wuchsen sie damit im Vergleich zu den gesamten Gesundheitsausgaben unterdurchschnittlich. Die Aufwendungen für Waren lagen im Jahr 2004 bei 61,1 Milliarden Euro oder 26% der Gesundheitsausgaben. Darunter sind Arzneimittel mit 36,1 Milliarden Euro die größte Einzelleistung. Die Ausgaben für Arzneimittel waren von 2003 auf 2004 infolge des Modernisierungsgesetzes der gesetzlichen Krankenversicherung rückläufig, jedoch lassen erste Jahresergebnisse der gesetzlichen Krankenversicherung für das Jahr 2005 darauf schließen, dass die Ausgaben für Arzneimittel von 2004 auf 2005 wieder deutlich angestiegen sind. Auf die pflegerischen und therapeutischen Leistungen entfielen im Jahr 2004 56,9 Milliarden Euro oder 24% aller Gesundheitsausgaben. Von 1995 bis 2004 nahmen die Ausgaben für pflegerische und therapeutische Leistungen um insgesamt 13,2 Milliarden Euro zu, was einem durchschnittlichen jährlichen Anstieg von 3,0% entspricht. Besonders ausgeprägt war der Anstieg in den Einführungsjahren der Pflegeversicherung 1995 und 1996 durch die damit verbundenen Leistungsausweitungen (+ 3,5 Milliarden Euro; + 8,0%). Bis zum Jahr 2003 lag der Ausgabenanstieg dann durchschnittlich bei 2,6%. Im Jahr 2004 schwächte sich der Zuwachs auf 0,8% ab. Dabei kommt den Ausgaben für ambulant erbrachte pflegerische und therapeutische Leistungen eine besondere Bedeutung zu. Sie erhöhten sich seit 1995 weitaus stärker als die Ausgaben für stationär erbrachte Leistungen (+ 5,0% jährlich gegenüber + 2,3% jährlich); allerdings schwächten sich die Wachstumsraten nach Einführung der Pflegeversicherung ab. Die überproportionale Steigerung im ambulanten Sektor hing vor allem damit zusammen, dass die meisten dauerhaft Pflegebedürftigen zu Hause versorgt werden.

Seite - 4 - Fast 50% der Ausgaben für Leistungen in ambulanten Einrichtungen Die Schwerpunkte der Gesundheitsausgaben liegen bei den Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären Gesundheitsversorgung: Zusammen entfielen im Jahr 2004 rund 198,2 Milliarden Euro von den 234,0 Milliarden Euro Gesamtausgaben auf diese beiden Sektoren. Insgesamt 112,8 Milliarden Euro (48%) betrugen die Ausgaben für Leistungen der ambulanten Einrichtungen; darunter entfielen auf die Arztpraxen 34,6 Milliarden Euro, auf die Apotheken 31,8 Milliarden Euro und auf die Zahnarztpraxen 16,3 Milliarden Euro. 85,4 Milliarden Euro (36%) wurden für Leistungen der (teil-)stationären Einrichtungen aufgewendet. Zu dieser Rubrik zählen unter anderem Krankenhäuser (60,4 Milliarden Euro) und Einrichtungen der (teil-)stationären Pflege (17,7 Milliarden Euro). International liegt Deutschland mit 10,6% der Gesundheitsausgaben am BIP an dritter Stelle Wie bereits in den vergangenen Jahren gaben auch im Jahr 2004 die Vereinigten Staaten mit einem Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Höhe von 15,3% unter den hier verglichenen OECD-Staaten am meisten für Gesundheit aus. Es folgten die Schweiz mit 11,6% und Deutschland mit 10,6%. In Frankreich wurden 10,5% des BIP für Gesundheitsleistungen aufgewendet. Im Vergleich zu 2003 fiel der BIP-Anteil der Gesundheitsausgaben in Deutschland im Jahr 2004 um 0,2 Prozentpunkte, während die Anteile der anderen hier betrachteten Staaten in den vergangenen Jahren durchweg stiegen. Private Haushalte sind die größten Finanzierer im Gesundheitswesen Die Darstellung der Finanzierungsströme im Gesundheitswesen gibt Antwort auf die Frage, wer in welcher Höhe durch die getätigten Gesundheitsausgaben und Einkommensleistungen belastet wird. Das betrachtete Finanzvolumen (313,2 Milliarden Euro) umfasst dabei alle im Gesundheitswesen anfallenden Zahlungsströme, also sowohl die Gesundheitsausgaben als auch den erweiterten Leistungsbereich zu den Einkommensleistungen, wie zum Beispiel Entgeltfortzahlungen im Krankheitsfall und Rente bei Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit, Ausgaben für den Ausgleich krankheitsbedingter Folgen sowie Ausgaben für Ausbildung und Forschung. Bei den Finanzierungsströmen wird nur zwischen den drei Akteuren unterschieden, die letztlich die tatsächliche wirtschaftliche Last der Ausgaben im Gesundheitswesen tragen: Den privaten Haushalten/privaten Organisationen ohne Erwerbszweck, den öffentlichen Haushalten sowie den Arbeitgebern.

Seite - 5 - Die privaten Haushalte/privaten Organisationen ohne Erwerbszweck zahlten im Jahr 2004 insgesamt 147,5 Milliarden Euro (47%) für die Finanzierung des Gesundheitswesens in Deutschland. Davon gingen Beiträge in Höhe von 113,7 Milliarden Euro an die Sozialversicherungen und die private Krankenversicherung. Die restlichen 33,8 Milliarden Euro gaben die privaten Haushalte/privaten Organisationen ohne Erwerbszweck direkt für den Kauf von Gesundheitsgütern aus. Insgesamt 112,8 Milliarden Euro oder 36% der Gesamtausgaben finanzierten die öffentlichen und privaten Arbeitgeber: 75,1 Milliarden Euro stammten aus Arbeitgeberbeiträgen zur Finanzierung der Versicherungsleistungen. 9,7 Milliarden Euro beziehungsweise 28,0 Milliarden Euro erhielten private Haushalte in Deutschland von den Arbeitgebern direkt für den Kauf von Gesundheitsgütern und -leistungen sowie in Form von Einkommensleistungen. 17% der Ausgaben des Gesundheitswesens wurden von den öffentlichen Haushalten gezahlt, das entspricht 52,8 Milliarden Euro. Davon gingen 18,7 Milliarden Euro in Form von öffentlichen Mitteln an die Versicherungen. Außerdem finanzierten die öffentlichen Haushalte Gesundheitsausgaben und Einkommensleistungen für die privaten Haushalte in Höhe von 31,5 Milliarden Euro beziehungsweise 2,6 Milliarden Euro. Insgesamt hat sich seit 1995 die Struktur der Finanzierung im Gesundheitswesen zu Gunsten der öffentlichen Haushalte sowie der öffentlichen und privaten Arbeitgeber und zu Lasten der privaten Haushalte/privaten Organisationen ohne Erwerbszweck verschoben. Während die öffentlichen Haushalte 1995 noch rund 18% der gesamten Gesundheitsausgaben trugen, ging dieser Anteil bis zum Jahr 2004 auf rund 17% zurück. Der Anteil der Arbeitgeber reduzierte sich im gleichen Zeitraum von 40% auf 36%. Der Anteil der privaten Haushalte/privaten Organisationen an der Finanzierung stieg hingegen von 42% im Jahr 1995 auf 47% im Jahr 2004. 2. Zu den Krankheitskosten Im Jahr 2004 entstanden durch Prävention, Behandlung, Rehabilitation und Pflege Krankheitskosten in Höhe von 224,9 Milliarden Euro. Die Krankheitskosten sind rund 9,0 Milliarden Euro geringer als die gesamten Gesundheitsausgaben. In letzteren sind auch die Investitionen enthalten, während die Krankheitskostenrechnung nur die laufenden Gesundheitsausgaben berücksichtigt.

Seite - 6 - Durch Kreislauferkrankungen entstehen die höchsten Kosten Die höchsten Kosten von 35,3 Milliarden Euro wurden 2004 durch Krankheiten des Kreislaufsystems verursacht. Ihr Anteil an den gesamten Krankheitskosten lag bei 16%. Es folgten Krankheiten des Verdauungssystems mit 33,3 Milliarden Euro (15%) sowie Muskel- Skelett-Erkrankungen mit 24,5 Milliarden Euro (11%). Auf psychische und Verhaltensstörungen entfielen 22,8 Milliarden Euro der Krankheitskosten (10%). Damit verteilte sich über die Hälfte (51%) der Krankheitskosten im Jahr 2004 waren das rund 115,8 Milliarden Euro auf nur vier Krankheitsklassen. Auf jeden Einwohner Deutschlands entfallen im Durchschnitt Krankheitskosten von 2 730 Euro In Deutschland entfielen auf jeden Einwohner im Jahr 2004 durchschnittliche Krankheitskosten von 2 730 Euro. Dabei lagen die Pro-Kopf-Kosten der Frauen mit 3 110 Euro über denen der Männer (2 320 Euro). Die Ursachen für diese ungleiche Verteilung sind vielfältig: Neben der unterschiedlichen Bedeutung typischer geschlechtsspezifischer Erkrankungen und den Kosten durch Schwangerschaft und Geburt spielt der größere Anteil älterer Frauen an der Gesamtbevölkerung unter anderem infolge der höheren Lebenserwartung eine wesentliche Rolle. Mit dem Lebensalter der Betroffenen steigen die Krankheitskosten an. Bei den unter 15-jährigen Kindern und Jugendlichen waren sie im Jahr 2004 mit 1 110 Euro pro Kopf am geringsten. In den Altersgruppen bis 44 Jahre stiegen diese Kosten an, lagen aber weiterhin unter dem Durchschnitt von 2 730 Euro pro Kopf. In den höheren Altersgruppen schließlich überschritten sie ihn durchgängig. Zum Beispiel entstanden im Jahr 2004 bei den 65- bis 84- Jährigen Krankheitskosten von 5 950 Euro pro Kopf. Noch höher waren sie bei den Hochbetagten über 84 Jahren: Hier entstanden im Jahr 2004 Krankheitskosten von 14 750 Euro pro Kopf. Rund die Hälfte der Krankheitskosten der über 84-Jährigen entsteht in Pflegeeinrichtungen Mit 24,5 Milliarden Euro entstand im Jahr 2004 gut ein Zehntel der Krankheitskosten (11%) in ambulanten oder (teil-)stationären Pflegeeinrichtungen. Dabei handelt es sich ausschließlich um Kosten für pflegerische Leistungen sowie Unterkunft und Verpflegung. Pro Kopf war das ein Betrag von durchschnittlich 300 Euro der insgesamt 2 730 Euro. Besonders hoch waren die Kosten für Leistungen in ambulanten beziehungsweise (teil-)stationären Pflegeeinrichtungen bei den über 84-Jährigen (Hochbetagten): Hier wurden pro Kopf rund 7 500 Euro für diese Leistungen ausgegeben damit wurde bei den Hochbetagten rund die Hälfte der Krankheitskosten durch die Versorgung in diesen Einrichtungen verursacht (51%). Im Jahr 2004 waren das insgesamt rund 10,4 Milliarden Euro. Bei hochbetagten Frauen war der Kostenanteil in diesen Einrichtungen mit 54% (8 450 Euro pro Kopf) deutlich höher als bei hochbetagten Männern mit 38% (4 510 Euro pro Kopf).

Seite - 7 - Rund 4,2 Millionen Erwerbstätigkeitsjahre gingen der Volkswirtschaft durch Krankheit verloren Bei der erwerbstätigen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sind 2004 neben den direkten Krankheitskosten rund 4,2 Millionen Erwerbstätigkeitsjahre krankheitsbedingt durch Arbeitsunfähigkeit, Invalidität oder vorzeitigen Tod verloren gegangen. Insgesamt verursachten Verletzungen und Vergiftungen den höchsten Ausfall mit anteilig 23% der verlorenen Erwerbstätigkeitsjahre. Es folgten die psychischen und Verhaltensstörungen mit anteilig 16%; durch diese Erkrankungen gingen im Jahr 2004 36 000 Erwerbstätigkeitsjahre mehr verloren als noch zwei Jahre zuvor; sie sind damit gegenüber 2002 von der dritten auf die zweite Stelle vorgerückt. Infolge Muskel-, Skelett- und Bindegewebserkrankungen gingen im Jahr 2004 rund 84 000 Erwerbstätigkeitsjahre weniger verloren als im Jahr 2002. Ihr Anteil an den verlorenen Erwerbstätigkeitsjahren lag im Jahr 2004 bei 13%. Damit verteilte sich im Jahr 2004 über die Hälfte (51%) der verlorenen Erwerbstätigkeitsjahre auf die drei genannten Krankheitsklassen. 3. Zum Gesundheitspersonal Rund 4,2 Millionen Beschäftigte arbeiten im Gesundheitswesen Ende 2004 waren 4,2 Millionen Personen im Gesundheitswesen tätig, das entspricht rund 11% aller Beschäftigten in Deutschland. Im Vergleich zu 1997 dem ersten Jahr mit Angaben aus der Gesundheitspersonalrechnung waren im Jahr 2004 im Gesundheitswesen 128 000 Beschäftigte mehr tätig, ein Beschäftigungszuwachs von insgesamt 3,1%. Die Entwicklung der Beschäftigten im Gesundheitswesen verlief vor und nach dem Jahr 2000 unterschiedlich: Von 1997 bis 2000 war ein leichter, aber kontinuierlicher Rückgang des Gesundheitspersonals um 20 000 Beschäftigte oder 0,5% zu beobachten. Von 2000 bis 2004 stieg die Beschäftigtenzahl im Gesundheitswesen dagegen um rund 148 000 Beschäftigte beziehungsweise 3,6% an. Dem Gesamtbeschäftigungszuwachs im Gesundheitswesen von 3,1% in den Jahren 1997 bis 2004 stand ein Beschäftigungszuwachs in der Gesamtwirtschaft von 4,0% gegenüber. Die Entwicklung verlief in den verschiedenen Berufsgruppen des Gesundheitswesens unterschiedlich. Von 1997 bis 2004 stieg die Zahl der Beschäftigten in den Gesundheitsdienstberufen dazu zählen Ärzte, Apotheker, Gesundheits- und Krankenpfleger um 158 000 und in den sozialen Berufen dazu zählen etwa Altenpfleger um 102 000. Durch diesen Beschäftigungszuwachs wurde der Rückgang von 6 000 Beschäftigten im Gesundheitshandwerk (zum Beispiel Augenoptiker, Zahntechniker), von 2 000 Beschäftigten in den sonstigen Gesundheitsfachberufen (zum Beispiel Gesundheitstechniker, Gesundheitsingenieure) und von 125 000 Beschäftigten in den so genannten anderen Berufen im Gesundheitswesen (zum Beispiel Küchenhilfen und Reinigungskräfte) mehr als ausgeglichen.

Seite - 8 - Vom Beschäftigungszuwachs im Gesundheitswesen haben nur Frauen profitiert. Bei ihnen war ein Plus von 145 000 Beschäftigten zu beobachten. Bei den Männern war ein Rückgang von 17 000 Beschäftigten zu verzeichnen. 1997 bis 2004: Starker Anstieg der Teilzeitbeschäftigten und geringfügig Beschäftigten Besonders ausgeprägt war im Gesundheitswesen die Zunahme der Teilzeit- und der geringfügigen Beschäftigung von 1997 bis 2004: In diesem Zeitraum stieg die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um insgesamt 169 000 Personen (darunter 148 000 Frauen) beziehungsweise 17% an. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten erhöhte sich gleichzeitig um 114 000 (darunter 102 000 Frauen) beziehungsweise 41%. Damit war der Anteil der Teilzeitbeschäftigten mit 27% im Gesundheitswesen fast doppelt so hoch wie der in der Gesamtwirtschaft (15%). Bei der ärztlichen Versorgungsdichte liegt Deutschland im OECD-Vergleich im oberen Drittel In Deutschland ist die Versorgungsdichte mit Ärzten hoch: Beim Vergleich der praktizierenden Ärztinnen/Ärzte je 1 000 Einwohner ausgewählter Staaten lag die Schweiz im Jahr 2004 mit 3,8 an erster Stelle. Es folgten die Niederlande mit 3,6 und Deutschland und Frankreich mit je 3,4 praktizierenden Ärztinnen/Ärzten je 1 000 Einwohner. Im Vereinigten Königreich (2,3), Kanada (2,1) und den Vereinigten Staaten (2,4) war die durchschnittliche ärztliche Versorgungsdichte um rund ein Drittel niedriger als in Deutschland und Frankreich. Von allen dreißig OECD-Staaten lag Deutschland im oberen Drittel. Starker Rückgang der unter 35-jährigen praktizierenden Ärztinnen/Ärzte Trotz der heute hohen Versorgungsdichte ist zu beachten, dass es in Deutschland immer weniger junge praktizierende Ärztinnen und Ärzte gibt. Im Jahr 2004 waren in ambulanten Einrichtungen 3 000 praktizierende Ärztinnen/Ärzte unter 35 Jahren tätig, in (teil-)stationären Einrichtungen waren es rund 45 000 in dieser Altersgruppe. Dieser deutliche Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass Ärztinnen/Ärzte eine Facharztausbildung überwiegend im stationären und nur vereinzelt im ambulanten Sektor absolvieren und sich erst nach der Facharztausbildung in einer Praxis niederlassen. Zwischen 1995 und 2004 ging die Zahl der unter 35-jährigen praktizierenden Ärztinnen/Ärzte in beiden Bereichen stark zurück: Im ambulanten Sektor hat sich ihre Zahl mehr als halbiert, im (teil-)stationären Sektor nahm sie um 22% ab.