13.11.08 Rheinfelden Wenn die Krankheit auf die Psyche schlägt 1



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Transkript:

Gesundheitliche Störungen als Auslöser psychischer Probleme Psychosomatik Alexander Kiss 13.11.08 Psycho Bio/Soma Bio/Soma Psycho 3 4 Biopsychosoziales Modell Bio Sozial Psycho- 6 auf die Psyche schlägt 1

Integration = Psychosomatik Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile Sozial Bio Psycho 7 10 12 auf die Psyche schlägt 2

Beispiel Nr.1: Anämie Beispiel Nr 2: Unterfunktion der Schildrüse Beispiel Nr 3: Krebs Beispiel Nr 4: Herzinfarkt Beispiel Nr 5: Alzheimer und der nächste Angehörige 14 Beispiel Nr.1: Anämie Beschwerden: - Müdigkeit - Rasche Erschöpfbarkeit - Atemnot bei geringer körperlichen Belastung - Schneller Puls - Herzklopfen 15 16 18 auf die Psyche schlägt 3

Beispiel Nr 2: Unterfunktion der Schildrüse Symptome - Müdigkeit, Langsamkeit, Kälteunverträglichkeit,Depression - Verstopfung, Haarverlust, Trockene Haut.. 19 20 21 22 Beispiel Nr 3: Krebs Gesundheitliche Störungen (Symptome je nach Stadium und Tumor) Auslöser psychischer Probleme 23 24 auf die Psyche schlägt 4

25 Definition: Krankheitsverarbeitung Krankheitsverarbeitung stellt das Bemühen dar, bereits bestehende oder zu erwartende Belastungen durch die Erkrankung innerpsychisch (emotional-kognitiv) oder durch zielgerichtetes Handeln zu reduzieren, auszugleichen oder zu verarbeiten (E Heim) 28 Psychische Verarbeitung/Umgang mit einer Erkrankung Ziel: seelisches Gleichgewicht wiederzuerlangen Abwehr (Psychoanalyse) Abwehrmechanismen Sammelbegriff für psychische Reaktionen des Individuums auf äussere Bedrohungen oder innere angstauslösende Triebregungen mit dem Ziel der Erhaltung des seelischen Gleichgewichts Coping (Verhaltenstherapie) Veränderung der Verarbeitung über die Zeit 29 30 auf die Psyche schlägt 5

Abwehrmechanismen bei Krebserkrankungen Sie sind beobachtbar, den Betroffenen nicht bewusst Sie dienen der Erhaltung eines seelischen Gleichgewichtes Je nach Kontext sind sie adaptiv/maladaptiv Je nach Situation flexibel unterschiedliche Abwehrmechanismen zu benutzen (Repertoire) ist vorteilhafter als starr an einem festhalten zu müssen Abwehrmechanismen Verleugnung Das Individuum geht mit der externen Bedrohung so um, dass es diese verleugnet (nicht zu Kenntnis nimmt). Beispiel: "Ja ich hab schon den Knoten getastet..." 31 32 Abwehrmechanismen Sublimierung Umwandlung oder Umlenkung von Triebwünschen in eine geistige Leistung oder kulturell anerkannte Verhaltensweise. Beispiel: "Mir nutzt die Teilname an der Studie nichts, aber vielleicht bringt es etwas für die anderen, die nach mir kommen." "Coping" = Bewältigen Aktives Coping Verhalten: z.b. Zweitmeinung einholen, in Selbsthilfegruppen gehen Denken: z.b.: "Ich lass mich nicht unterkriegen" Passives Coping Verhalten: z.b. sozialer Rückzug Denken: "Ich kann eh nichts machen" 33 34 Stressmodell Lazarus, 1984 Ereignis Reappraisal Primary Appraisal: Einschätzung der Relevanz für das eigene Wohlbefinden Ereignis ist: 1. irrelevant 2. positiv 3. stressreich STRESS! Secondary Appraisal: Einschätzung der persönlichen und sozialen Ressourcen Ereignis scheint: 1. bewältigbar 2. nicht bewältigbar Veränderung der Verarbeitung über die Zeit (Kübler-Ross) Nicht wahrhaben wollen Zorn Feilschen Depression Zustimmung / Versöhnung 36 auf die Psyche schlägt 6

37 Risikofaktoren für f r einen erstmaligen Herzinfarkt! INTERHEART Study: Fallkontrollstudie in 52 Ländern; 15 152 Fälle u. 14 820 Kontrollen Beispiel Nr 4: Herzinfarkt Risikofaktoren für Herzinfarkt Stress zu Hause, bei der Arbeit, mit Finanzen und Anzahl negativer LE im vergangenen Jahr 39 40 Yusuf et al, Lancet 2004;364:937 Beispiel Nr 4: Herzinfarkt -20% der Patienten sind nach dem Herzinfarkt depressiv. -Depression erhöht das Risiko einen neuerlichen Infarkt zu erleiden und daran zu sterben. -Antidepressive Medikamente und/oder verbessern die depressive Stimmung jedoch nicht das Sterberisiko 41 42 auf die Psyche schlägt 7

Beispiel Nr.1: Anämie Beispiel Nr 2: Unterfunktion der Schildrüse Beispiel Nr 3: Krebs Beispiel Nr 4: Herzinfarkt Beispiel Nr 5: Alzheimer und der nächste Angehörige 43 Wenn die Krankheit auf die Psyche schlägt Beispiel Nr 5: Alzheimer und der nächste Angehörige Die Veränderungen im Gehirn des Betroffenen kann zu psychischen Problemen führen: - Depressiver Stimmung - Stimmungsschwankungen - Verhaltensauffälligkeiten 45 46 Wenn die Krankheit auf die Psyche schlägt Beispiel Nr 5: Alzheimer und der nächste Angehörige Die Pflege eines Angehörigen kann ein massiver psychosozialer Stress sein: - Depressiver Stimmung - Mehr Chronische Erkrankungen - Höhere Sterberate 47 48 - auf die Psyche schlägt 8

Stress Reaktion - Anpassungsreaktion Primary appraisal: Ist es gut oder bedrohlich Arousal, Erregung, Anstrengung Abnahme des Reizes Persistenz des Stimulus Ein äusseres oder inneres Ereignis eine relevante Information 51 Secondary appraisal: Kenne ich es und kann ich es bewältigen Physiolog Reaktion: Symphatikotonus, NA, Testo Abwehr und Bewältigungsmechanismen Physiolog: Adrenalin + Cortison - BD +, Puls + Problem gelöst oder verdrängt Physiolog: Parasymp + BD - Problem chronischrez. Physiolog: Cortisol ++, Metabolische Veränderung Stadium 1 Stadium 2 Stadium 3A Stadium 3B Studie zur Demenzversorgung im ambulanten Sektor Wird die Heimunterbringung um nur einen Monat verzögert, könnte man also 2.300 Euro sparen. Dieser Beitrag würde ausreichen, um bei sechs Patienten einen Behandlungsversuch über drei Monate zu unternehmen", so die DGGPP. 53 54 auf die Psyche schlägt 9

Beispiel Nr.1: Anämie Beispiel Nr 2: Unterfunktion der Schildrüse Beispiel Nr 3: Krebs Beispiel Nr 4: Herzinfarkt Beispiel Nr 5: Alzheimer und der nächste Angehörige 55 auf die Psyche schlägt 10