Fachhochschule Wiesbaden Allgemeine BWL - WS 2008/2009 Einführung, Beschaffung und Produktion ln@syracom.de
Vorlesungsinhalte I. Einführung in die Betriebswirtschaftslehre II. Beschaffung 1. Aufgaben, Bedeutung und Rahmenbedingungen der Beschaffung 2. Strategische Beschaffungsplanung 3. Operative Beschaffungsplanung III. Produktion IV. Übungen -2-
Strukturbezogene Strategien Schaffung eines leistungsfähigen Planungs- & Entscheidungssystems Gestaltung leistungsfähiger Organisationsstrukturen Fähigkeit zur Gewinnung und Verarbeitung zukunftsrelevanter Informationen (Frühaufklärungssystem) Methodenbezug Verknüpfung unterschiedlicher Planungs- und Entscheidungsbereiche (bspw. Bedarfs- mit Bestandsplanung) Generierung und Verarbeitung von Feedback-Informationen Personenunabhängige Systemgestaltung Organisatorische Einbindung des Beschaffungsbereichs in der Unternehmenshierarchie (Erfüllungsgehilfe vs. Top- Managementebene) Trennung von strategischen und operativen Beschaffungsaufgaben Effiziente Strukturierung von Verfahrensabläufen und Entscheidungsprozessen -3-
Marktbezogene Strategien -4-
Beschaffungsabsprachen (Kooperationsformen) (1) Aufteilung des Beschaffungsmarktes Sachlich (z.b. Bietungsabsprachen bei Versteigerungen) Räumlich (z.b. Gebietsaufteilung bei Bodenschätzen) Zeitlich (z.b. zeitliche Abstimmung der Bedarfsäußerung) Drosselung der Nachfrage Fixierung von Höchstmengen Lagerhaltungsabsprachen Einkaufsabsprachen Beachtung von Höchst- bzw. Festpreisen Preisinformationsdienste -5-
Beschaffungsabsprachen (Kooperationsformen) (2) Absprache von Nebenleistungen Rabatt- und Konditionsabsprachen Normungen, Typungen Marktinformationsverfahren Informationen über günstige Beschaffungsquellen Gegenseitige Informationen über Bedarfsplanung Bezugsbindungen Verpflichtung zum Kauf bei bestimmten Lieferanten Behinderungswettbewerb Aufkommen von Newcomern durch Warenkauf verhindern -6-
Grundlagen der Portfoliomethoden (1) Grundsätzliche Methodik 1. Zwei strategisch bedeutsame Dimensionen werden definiert (strategische Geschäftsfelder) 2. Norm- bzw. Standardstrategien werden definiert 3. Dimension 1 wird bewertet (meist ein umweltspezifischer Einflussfaktor, z.b. Marktwachstum) 4. Dimension 2 wird bewertet (meist unternehmensinternes Leistungsmerkmal, z.b. spezifische Fähigkeiten) -7-
Grundlagen der Portfoliomethoden (2) Kritik: 1. Inhaltliche Interpretation der Dimensionen oft unbestimmt, da Konstruktionen nicht operationalisierbar 2. Auswahl der Dimensionen oft nur unzureichend begründet 3. Aggregation auf 2 Dimensionen meist unangemessen (Bild der Wirklichkeit nicht differenziert genug wiedergegeben) 4. Normstrategien bergen die Gefahr einer schematischen Handhabung 5. Portfoliomethoden meist zeitpunktbezogen und daher statisch angelegt Aber: leistungsfähiges Instrument der Ist-Analyse zur Kennzeichnung der relativen Wettbewerbsposition. -8-
Wertigkeits-Risiko-Matrix Prozessschritte: Festlegung des Versorgungsrisikos (Nachfrageüberhang, Markteintrittsbarrieren, Produktionsengpässe, etc.) Festlegung der Wertigkeit (Menge x Preis im Vergleich zum Gesamtbedarf ABC Analyse) Einordnung in Matrix Erarbeitung von Grundstrategien Dimensionen sind unabhängig!! -9-
Einkaufsportfolio Prozessschritte: Güter mit Hilfe der Dimensionen Gewinneinfluss und Beschaffungsrisiko bewerten (strategische Produkte, Engpassprodukte, Schlüsselprodukte, Normalprodukte) Bewertung der Lieferanten- bzw. Nachfragemacht für strategische Produkte Einordnung in Einkaufsportfolio Festlegung der Norm- bzw. Standardstrategien Erstellung detaillierter Aktionspläne Kritik: Dimensionen sind nicht unabhängig voneinander!! -10-
ABC-Analyse Ziel: Vermeidung einer Überbelastung der Beschaffungsabteilung mit Routineaufgaben. Entscheidungshilfe, welche Materialien besonders sorgfältig und vorrangig behandelt werden sollten. Verfahren: Klassifizierung der Materialien nach ihrem relativen Wertanfall Vorsicht: auch andere Beurteilungskriterien sind wichtig, z.b. strategische Bedeutung, Qualität -11-
Folgerungen aus der ABC-Analyse (Bsp.) -12-
XYZ-Analyse Ziel: siehe ABC-Analyse Verfahren: Klassifizierung der Materialien nach Bedarfsvorhersagen (regelmäßig vs. sporadisch; planbar vs. nicht planbar) X-Artikel: Y-Artikel: Z-Artikel: konstanter Verbrauch bzw. hohe Vorhersagegenauigkeit schwankender Verbrauch bzw. mittlere Vorhersagegenauigkeit unregelmäßiger Verbrauch bzw. niedrige Vorhersagegenauigkeit Industrieller Sektor X-Artikel: 50-60% Y-Artikel: 10-20% Z-Artikel: 20-30% -13-
Kombination ABC- mit XYZ-Analyse -14-
Folgerungen aus der ABC-XYZ-Analyse (Bsp.) -15-
Multiple vs. Single Sourcing -16-
Modular Sourcing (System Sourcing) Reduktion des Materialsortiments Reduzierung Bestände aber Reduzierung Kapitalbindung Reduzierung Dispositionskosten Reduktion der Lieferantenanzahl Reduzierung Koordinationsaufwands Kostendegressionseffekte Einbuße der Autonomie Verlust des Fertigungs-Know-how Höhere Abhängigkeiten -17-
Just in Time Beschaffung (1) Definition: Vorraussetzung: Beispiel (Automobilindustrie): Nachfrage- und einsatzsynchrone Lieferung, d.h. weder Lieferant noch Abnehmer unterhalten Lager Intensiver Informationsaustausch 1. Lieferabruf (=Grobplanung 2 Monate vor Bedarfsanfall) 2. Feinabruf (=exakte Planung für 5 Tage und unverbindliche Planung für weitere 10 Tage mit täglicher Aktualisierung) 3. Produktionssynchrone Abrufe (=Anforderung der Menge und Uhrzeit der benötigten Materialien unmittelbar vor Bedarfsanfall) Wegen Störanfälligkeit des physischen Gütertransports siedeln sich die JiT-Lieferanten i.d.r. in geografischer Nähe zum Abnehmer an. -18-
Just in Time Beschaffung (2) Voraussetzungen: 1. Erhöhung des Versorgungsrisikos setzt vertrauensvolle Partnerschaft voraus. 2. Wegen hoher Implementierungskosten nur für A-Güter sinnvoll. 3. Kurzfristigkeit der Lieferabrufe setzt hohe Flexibilität des Lieferanten voraus. 4. Bestandslose Fertigung ist nur dann möglich, wenn Lieferabrufe mit höchster Genauigkeit erfolgen. 5. Null-Toleranz-Qualität muss vorliegen. 6. Leistungsfähiger Spediteur (logistischer Dienstleister) muss integriert werden. -19-
Just in Time Beschaffung (3) -20-
Verbrauchsgerechte Lieferung Definition: Einsatzsynchrone Lieferung aber Lieferung ab Lager, d.h. der Lieferant unterhält weiterhin Lager. 1. Vertragslagerkonzept: Lager in räumlicher Näher zum Abnehmer, in dem die Lieferungen mehrere Zulieferer zusammengefasst werden Möglichkeit der Fremdvergabe der Lager Abnehmer trägt Lagerkosten 2. Einsatz von Gebietsspediteuren: Zusammenfassung kleinerer Liefermengen verschiedener Lieferanten Kosten kleiner Lieferungen können vermieden werden 3. Konsignationslager: Wie Vertragslagerkonzept, aber Lieferant trägt Lagerkosten -21-
Übungsfragen Was sind strukturbezogene und was sind marktbezogene Strategien der Beschaffung? Was ist die Portfolio-Methode? Worin besteht die Kritik an dieser Methode? Was ist die Wertigkeits-Risiko-Matrix? Was ist die ABC-Analyse und wie funktioniert sie? Was ist die XYZ-Analyse und wie funktioniert sie? Worin unterscheiden sich die ABC-und die XYZ-Analyse? Was ist Modular Sourcing? Was ist Just in Time Beschaffung? Worin bestehen ihre Vor und ihre Nachteile? Was ist verbrauchsgerechte Lieferung? -22-
Literaturhinweise Zur Vertiefung: Arnold, U. (1997): Beschaffungsmanagement, 2. Auflage, Schäffer-Poeschel, Stuttgart, Kapitel 4. -23-