Gibt es ein Osteoporose-Risiko bei Patienten mit Autoimmunen Lebererkrankungen?

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Transkript:

Autoimmune Lebererkrankungen Gibt es ein Osteoporose-Risiko bei Patienten mit Autoimmunen Lebererkrankungen? Christiane Wiegard Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf I. Medizinische Klinik und Poliklinik 12. Mai 2012

Osteoporose - Definition Systemische Skeletterkrankung mit niedriger Knochenmasse und mikroarchitektonischer Verschlechterung des Knochengewebes Tritt sowohl bei Frauen als auch bei Männern auf Hohes Risiko für Knochenbrüche Vor dem Knochenbruch zeigen sich meist keine Beschwerden

Risikofaktoren für Knochenbrüche: Lebensalter, Geschlecht Verminderung der Knochendichte Erbliche Vorbelastung Bestimmte andere Erkrankungen Einnahme knochenschädigender Medikamente Vorliegende Knochenbrüche Sturzgefährdung Untergewicht (BodyMassIndex < 20 kg/m²) Wie kann man das Risiko abschätzen?

Osteoporose - Diagnostik Knochendichtemessung Empfohlen: DEXA-Messung Leitlinienempfehlung Dachverband Osteologie e.v. 2009

Osteoporose - Diagnostik WHO-Definition nach dem Goldstandard der DEXA-Messung: Manifeste Osteoporose mit Knochenbruch Osteoporose: DEXA T-Wert -2,5 Osteopenie: -1 < DEXA T-Wert > -2,5 Leitlinienempfehlung Dachverband Osteologie e.v. 2009

Osteoporose - Häufigkeit Postmenopausale Frauen: ca. 55 Jahre 7% ca. 80 Jahre 19% Primär biliäre Zirrhose (PBC): 14-52%* Primär sklerosierende Cholangitis (PSC): 9-30%** (Stadium, Z.n. Lebertransplantation) Autoimmune Hepatitis (AIH): keine Studien mit WHO-Definition * Wariaghli, G. Osteoporoses in Patients with Primary Biliary Cirrhosis. European Journal of Gastroenterology 2010, 22:1397 ** Angulo, P. Bone Disease in Patients with Primary Sclerosing Cholangitis Gastroenterology 2011; 140:180-188

Klinische Studie in Spezialambulanz Eigene vorläufige Daten (2008-2010): 160 Patienten (Mittelwert = 55 Jahre, Frauen 130, Männer 30), Knochendichtemessung, Labor, krankheitsbezogene Daten

Osteoporose - Häufigkeit Osteoporose % Osteopenie % Nicht erkrankt Autoimmune Lebererkrankung 11 35 54 Leitlinienempfehlung Dachverband Osteologie e.v. 2009, www.lutherhaus.de/dvo-leitlinien ; Hay JE (1991) The metabolic bone disease of primary sclerosing cholangitis. Hepatology 14:257-261

Osteoporose - Häufigkeit Osteoporose % Osteopenie % Nicht erkrankt AIH 7 33 50 PBC 6 55 39 PSC 9 62 29 AIH/PBC 16 28 56 AIH/PSC 14 29 57 >> Unterschied bei den Erkrankungen PBC, PSC!!! Leitlinienempfehlung Dachverband Osteologie e.v. 2009, www.lutherhaus.de/dvo-leitlinien ; Hay JE (1991) The metabolic bone disease of primary sclerosing cholangitis. Hepatology 14:257-261

Osteoporose - Häufigkeit n = 160 Osteoporose % Osteopenie % Nicht erkrankt Weiblich (130) 11 34 55 Männlich (30) 10 37 53 >> kein Unterschied bei den Geschlechtern! Leitlinienempfehlung Dachverband Osteologie e.v. 2009, www.lutherhaus.de/dvo-leitlinien ; Hay JE (1991) The metabolic bone disease of primary sclerosing cholangitis. Hepatology 14:257-261

Mögliche Risikofaktoren n = 160 Osteoporose % Osteopenie % Keine (108) 6,5 35 Zirrhose (33) 21 42 >> Patienten mit Zirrhose haben ein höheres Osteoporoserisiko

Mögliche Risikofaktoren Vitamin D-Mangel

Mögliche Risikofaktoren Vitamin D-Mangel Sonne? Winter, Abend, Wolken, Kleidung, Sonnencreme, Alter

Mögliche Risikofaktoren Vitamin D: 25 OH Cholecalciferol Zielwert = 30 ng/ml Mangel < 20 ng/ml

Knochendichteminderung - Risikofaktoren Primär biliäre Zirrhose: Alter, Schwere der Erkrankung, Niedriger Body Mass Index Niedriger Vitamin D-Spiegel Primär sklerosierende Alter >54, Cholangitis: BodyMass Index <24 kg/m², Chronisch entzündliche Darmerkrankung > 19 Jahre Autoimmune Hepatitis: lange Steroidmedikation, späte Menarche

Generelle Osteoporose - Prophylaxe Muskelkraft steigern durch Krafttraining Verhindern von Stürzen > Gleichgewichtstraining Ausgleich des Vitamin D Mangels Verzicht auf Nikotin DVO-Leitlinie 2009, Leitlinie Physiotherapie und Bewegungstherapie bei Osteoporose, www.dv-osteologie.de

Generelle Osteoporose - Prophylaxe Calcium 1000 mg/d (1200-1500 reduziert) über Nahrung Vitamin D3: ca. 30 min Sonnenlicht/Tag 800-2000 IE/Tag Kapseln 20000 IE alle 2 Wochen über 6 Monate Vitamin B12 und Folsäure Ernährung (BMI > 20) kein Nikotin Geringstmögliche Cortisondosis DVO-Leitlinie 2009, Leitlinie des Dachverbands der deutschsprachigen osteologischen Fachgesellschaften

Osteoporose Therapie Bisphosphonate: Steroide > 3 Monate > 7,5 mg Oder Osteoporotische Fraktur DXA-T-Wert <-1,5 (Cortison) Lebensalter (J) T-Wert Frau Mann < 50 < 60-4,0 50-60 60-70 -4,0 60-65 70-75 -3,5 65-70 75-80 -3,0 70-75 80-85 -2,5 > 75 > 85-2,0 Alendronat* Risedronat* Zolendronat* Teriparatid* Denosumab (mind. 3-5 Jahre) + Physiotherapie Zulassung für Postmenopause, Mann, Glucocorticoid-ind. Osteoporose, nicht Prämenopause DVO-Leitlinie 2009, Leitlinie des Dachverbands der deutschsprachigen osteologischen Fachgesellschaften

Osteoporose Zusammenfassung Häufigkeit der Osteoporose bei Patienten mit primär biliärer Zirrhose und primär sklerosierender Cholangitis erhöht Diagnostik mit DEXA Messung und Vitamin-D Spiegel bei Erstdiagnose einer autoimmunen Lebererkrankung empfohlen Prophylaxe mit Vitamin D empfohlen, ausreichend Calcium über Ernährung, sowie Allgemeinmaßnahmen Medikamentöse Therapie bei DEXA-T-Wert < -1,5 (unter Steroidmedikation), sonst altersadaptiert (bisher keine Interventionsstudien bekannt)

Neue Studie Frauen für Frauen Dr. C. Weiler-Normann und Dr. C. Wiegard F. Huber Wer ist angesprochen? > Patientinnen mit primär biliärer Zirrhose > Jedes Erkrankungsstadium > In Begleitung einer altersgleichen Freundin für eine Kontrollgruppe

Neue Studie Primär biliäre Zirrhose: Welche gynäkologischen und sexuellen Beschwerden/ Veränderungen treten im Rahmen der Erkrankung auf? 1.Fragebögen (gynäkologische Beschwerden, Hormonveränderungen, Sexualbeschwerden, Medikamente) 2.Blutentnahme (Hormone) 3.Optional: ggf. gynäkologische Untersuchung der Scheidenschleimhaut, Testung lokaler Hormonveränderungen

Vielen Dank.