Wissensteilung in globalen Konzernstrukturen

Ähnliche Dokumente
Die Verknüpfung von Kompetenz- und Organisationsentwicklung als strategisches Gestaltungsmoment individueller und betrieblicher Lernprozesse

Wissensmanagement in der betrieblichen Praxis - Erfahrungen aus einem Ingenieurbüro -

Unternehmenskultur und soziale Verantwortung:

Anreizsysteme im Wissensmanagement

Anreizgestaltung in Organisationen. Die Prinzipal-Agenten-Theorie und die Verdrängung intrinsischer Motivation

Motivationsstrategien: So steigern Sie die Akzeptanz von PSA bei den Beschäftigten Ihres Betriebes. Volker Fahrenstueck

Grundlagen der praktischen Gestaltung von Anreizsystemen zur Unternehmensführung

Arten von Anreizen. Intrinsische Anreize. Motivationstheorien. Intrinsische Anreize: liegen in der Aufgabenerfüllung selbst begründet

Steinbeis-Transferzentrum. Wissensmanagement & Kommunikation

Wissensmanagement in der Praxis

Internationales Personalmanagement

INFORMATION BEHAVIOURAL CHANGE MOTIVATION

Die Wirkung von Gamification auf Motivation und Leistung. Kapitel 4 & 5

Einführung von Wissensmanagement - Erfolge und Stolpersteine

Zukunftsaufgabe betriebliche Gesundheitsvorsorge

Konkurrenz oder Ergänzung: C und W im Hochschulalltag. Peter Maas

DIN EN ISO Die acht Grundsätze.

Wissen ist eine Zumutung D. Baecker

DIE 7 PRINZIPIEN DER MOTIVATIONSPSYCHOLOGIE RMP-GERMANY.COM 7 PRINZIPIEN 1

Philosophie der Motivation

und Dropout-Prävention

Erfahrungen bei der Einführung von Wissensmanagement in kleinen und mittelständischen Unternehmen und Verknüpfung mit Web 2.

Workshop zum Thema. 4. Workshop Gamification: Spielen wir uns zu Tode?

Update. Lehrende und Lernende bewegen. Eine Definition von Motivation

Serdar Coskun. Auswirkungen monetärer Belohnungen auf die intrinsische Motivation von (ehrenamtlichen) Übungsleitern.

Wissen richtig managen DR. MAIK H. WAGNER FÜR DEN DGQ-REGIONALKREIS DARMSTADT

Wiki Management System Best Practice Kongress

Ich möchte unbedingt mit Menschen arbeiten Motive und Motivation zur beruflichen Tätigkeit mit Randgruppen

Arbeitssysteme. Arbeitssystem. Umwelt Klima / Licht. Methode Ablauf. Rohstoffe Input. Aufgabe. Produkt Output. Werkzeug Betriebsmittel.

Weitere Methoden. Beispiel Risikoindikatoren

Einstellung von Mitarbeitern

Aufgaben in leitender Position

Leistungsorientierte Anreizgestaltung: Theorie, Gestaltungsfelder, Grenzen

Definition. Ehrenamtlichkeit. Definition. Ehrenamt: mehr Kosten oder Nutzen? Freiwilligkeit im Heimbetrieb

WBI Wissensmanagement am Beispiel der LSM Matzka GmbH

2. BVA Symposium Arbeitsplatz Schule: Gesund lehren, gesund führen, gesund leben , Krems an der Donau Workshop 2 - Dr.

Agenda. 2. Einfluss der Zielorientierung auf die Motivation. 3. Thematische Begründung als Motivation

Wissensmanagement im Generationenwechsel Sicherung der Kompetenzen älterer Mitarbeiter

Weck die Kraft, die in Dir steckt

Wissensmanagement: Faktoren der Wissensteilung in deutschen Großunternehmen

Arbeitskreis Berlin Brandenburg 46. AK-Tagung

Wozu? Wie verwerte ich einen wissenschaftliche Artikel? Artikel sind aktuell Lehrbücher beziehen sich häufig auf veraltetes Wissen

Effiziente Anreizsysteme in der Wissenschaft Eine experimentelle Analyse

Angewandte Organisationsentwicklung in mittelständischen Unternehmen

In 7 Schritten zum agilen BGM

Unternehmensführung. Führung ! " " # $ % $ $ ( & ' #) & * Entwicklung Gestaltung Lenkung

FIT FÜR ARBEITEN 4.0 LERNKOMPETENZEN ALS SCHLÜSSELFAKTOR. Dipl.-Psych. Denise Gramß

Leadership und Management Kompetenzen

Neue Herausforderungen für Professionelle im Eingliederungsmanagement

MOTIVATION UND LEISTUNG

Eine Einführung in die Idee des Wissensmanagements

Prototyping Change: Gamification zur Verhaltensveränderung Joël Krapf

Ideenmanagement für intelligente Unternehmen

Herzlich willkommen zur Vorlesung in Schulpädagogik

Unternehmensstrategien

Grundlagen der Motivation

Motiviert + Führen. Prof. Dr. rer. oec. Dipl. Soz.-Päd. Michael Greiling

Führung durch Motivation

Mit neuer Lernkultur zur agilen Unternehmenskultur

Viel Freude beim Entdecken Ihrer Stärken wünscht Ihnen. Ihre Monika Heilmann. Vorwort

Was müssen Ingenieure im Arbeitsprozess lernen?

Unternehmensleitbild DAMPf GmbH

Die Wissenstreppe: Information

Themenbereich 2: Anreizgestaltung in Organisationen Die Prinzipal-Agenten-Theorie und die Verdrängung der intrinsischen Motivation.

WETTBEWERBSFAKTOR MITARBEITER

Motivpotenzialanalyse

Betriebliches Gesundheitsmanagement in der HSH Nordbank. Unternehmenserfolg planen Gesunde Mitarbeiter gesundes Unternehmen

Wissensmanagement in Zeiten von Veränderungen

Prof. Dr. Kerstin Jürgens, Tagung der Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften Hannover-Hildesheim,

wien mags wissen Die Wissensstrategie der Stadt Wien Mag. a Anabela Horta und Mag. a Ulla Weinke

Wie organisiere ich Wissen? Wissensmanagement Projekte und Beispiele. Verwaltung und PädagogikP Eisenach

Führen - motivieren lehren

Inhalt. Vorwort 6. Knowledge Maps und Wissensvisualisierung 43 Die Wissensbilanz als Erfolgsmessungsinstrument

1) Vorteile und Nutzen betrieblicher Ausbildung darstellen und begründen

Forschungsprojekt Allokation und Steuerung von Flächenressourcen in Hochschulen

Unternehmensstrategien

Entlohnung Leitfaden zur Einführung neuer Entlohnungskonzepte

HR-Charta Humankapital unser Erfolgsfaktor

Motivation Grundlagen. Motivation. Grundlagen - Einführung in die Motivation. Motivation: Grundlagen und Motivationsmodelle

Gewinne bei Innovationswettbewerben

Das Geheimnis erfolgreicher und gesunder Unternehmen

MARKETING HEUTE UND MORGEN?! Hans Mühlbacher

Ganzheitliches Wissensmanagement: Trends und kritische Reflexionen

Talent Acquisition 4.0 zukünftige Garanten für die Arbeitgeberattraktivität

Kompetenzprofil für professionelle Beratung ein Rahmenmodell

NACHHALTIGKEIT STRATEGIE DES ERFOLGS. Glossar EGNATON e.v. Schwerpunkte Strategien Diskussion

Rahmenkonzept für Lernlösungen

Neue Beschäftigungsformen in Europa Irene Mandl Eurofound

Digitalisierung und die Konsequenzen jenseits der Technik

Ausbildungsqualität und Prozessorientierung in der Berufsausbildung.

Die digitale Agenda der ÖBB Die Interaktion von Strategie und Technologie

ALTERSGERECHTE GESTALTUNG VON ARBEITSPLÄTZEN FÜR DIE INTRALOGISTIK

Herausforderung 50 plus

3.3.1 Der Einfluss der Präferenzen verschiedener Menschentypen Ableitung eines Verhaltens- bzw. Leistungsentstehungsprozesses...

Flexibilität in der Aus- und Weiterbildung. Ansätze und Ergebnisse der Modellversuche

VEREIN EHEMALIGER MBZ SURSEE Symposium vom 21. November 2018

Mit Betrieblichem Gesundheitsmanagement zu mehr Erfolg

Ich kann, weil ich will, was ich bin! Die Bedeutung der persönlichen Lebensmotive und Ressourcen

Herzlich Willkommen zum Webinar!

Job Crafting: Wird Arbeit gesü nder und besser, wenn wir sie selbst gestalten? Oder The revival of the American Dream

Transkript:

Wissensteilung in globalen Konzernstrukturen Vortrag im Rahmen der Lehrveranstaltung Wissenskommunikation an der Universität Essen am 29. Januar 2003 www.ingolf-rascher.de

AGENDA HBS Projekt Wissensmanagement Referenzen Warum Wissensmanagement? Generierung und Verarbeitung von Wissensbeständen Motivation Organisationales Lernen und Motivation Gestaltung von Anreizsystemen Lässt sich Wissen durch Datenbanken managen?

HBS Projekt Wissensmanagement Einführung und Begleitung von Informationsund Wissensdatenbanken über Onlineportale in Intranets.

Referenzen BMW München Deutsche Bahn AG IBM Heidelberg Landschaftsverband Westfalen Lippe Perotsystems Frankfurt am Main und Siemens München

Warum Wissensmanagement? Es ist davon auszugehen, dass der Shareholder die Fähigkeit eines Unternehmens, Wertschöpfung durch Wissen zu betreiben hoch einschätzt. Deshalb versuchen Unternehmen, das organisationale Wissen allen MA zugänglich zu machen. Dieses Handeln setzt jedoch auf Arbeitnehmerseite ein Wollen voraus. Unternehmen setzten deshalb häufig auf extrinsische Motivation und Anreize, um diese Kompetenzen zu erwerben. Die Nicht-Berücksichtigung der intrinsischen Motivation und der innerbetrieblichen Kommunikation sowie mangelnde Strukturveränderungen lassen Wissensmanagementprojekte scheitern. Es entstehen Datenfriedhöfe.

Generierung und Verarbeitung von Wissensbeständen (1/3) 1. Knowledge Network Architecture: die Grundlage und das Werkzeug für den innerbetrieblichen Austausch von Wissen 2. Knowledge Work Processes: Ebene der Sozialbeziehungen 3. Facilitating Conditions: Organisationsstruktur, betriebliches Sozialklima, Unternehmenskultur

Generierung und Verarbeitung von Wissensbeständen (2/3) Berücksichtigt werden muss: Wissen entsteht und verbreitet sich nicht von allein, sondern setzt menschliche Geistesleistung voraus, die keine Wissensmaschine und Organisation übernehmen kann. Erst im persönlichen Kontext kann durch Daten und Informationen Wissen entstehen. Auch wenn überall dieselben Informationen verfügbar sind, können dennoch unterschiedliche Ergebnisse entstehen.

Generierung und Verarbeitung von Wissensbeständen (3/3) Daraus ergeben sich folgende Anforderungen: Der Schwachpunkt liegt häufig im Fehlen geeigneter Mechanismen, die zusätzlich zur technischen auch eine soziale Vernetzung bieten. Diese ist aber notwendig, damit entlang der Wertschöpfungskette Innovationen und damit das Lernen und geeignete Verhaltensmuster ausgeprägt werden können. Eine Vermittlung rein technischer Schnittstellen reicht nicht aus.

Motivation (1/2) Der Begriff Motivation gehört mittlerweile zum festen Bestandteil der Umgangssprache. Er wird häufig synonym gebraucht für: Antrieb, Drang, Lust, Wunsch, Bedürfnis. Häufig wird fälschlicherweise dargestellt, dass Geld oder Incentives die einzigen Motivationsinstrumente seien.

Motivation (2/2) Motivation meint das Streben der Mitarbeiter nach Zielen, die sich in einer Wechselwirkung von Person und Situation vollziehen. Mitarbeiter handeln nicht im luftleeren Raum sondern in einer spezifischen Situation.

Anreizmanagement (1/4) Anreizsysteme schaffen bewusst gestaltete Arbeitsbedingungen zur Verhaltensbeeinflussung durch: finanzielle Anreize durch ökonomische extrinsische Anreize (Geld) oder durch intrinsische (Spaß an der Arbeit durch herausfordernde oder interessante Tätigkeiten) Anreizsysteme. Extrinsische Anreizsysteme lassen sich definieren durch: eine Menge von Anreizen (Belohnung, Bestrafung) eine Menge von Messgrößen (Leistungsmaße, Bemessungsgrundlagen

Anreizmanagement (2/4) Funktionen Motivationsfunktion: Anreizsysteme sollen die Mitarbeiter zu einer höheren Leistung bewegen. Koordinationsfunktion: Die Aktivitäten der Mitarbeiter sollen in eine für das Unternehmen wünschenswerte Richtung gelenkt werden und alle Aktivitäten koordinieren. Selektionsfunktion: Anreizsysteme sollen dazu beitragen, dass die Mitarbeiter im Unternehmen gehalten werden oder gewonnen werden.

Anreizmanagement (3/4) Anreizmanagement setzt Kenntnisse über die individuellen Verhaltensweisen der Mitarbeiter voraus. Die Motivationstheorie geht davon aus, dass: menschliches Verhalten grundsätzlich motiviert ist Mitarbeiter Gründe für ihr Tun haben, die darauf zurückzuführen sind, spezifische Bedürfnisse zu befriedigen

Anreizmanagement (4/4) In der Motivationspsychologie gibt es eine lange Tradition, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Arbeitsaufgabe und Motivation beschäftigt, dabei gilt: Je höher der Entscheidungs- und Handlungsspielraum einer Person ist, desto wahrscheinlicher tritt bei ihr intrinsische Motivation auf.

Organisationales Lernen und Motivation (1/2) Die Übertragung von Wissensleistung ist weder in Bezug auf Input noch Output zurechen- oder kontrollierbar. Eigennützig denkende MA haben ein hohes Interesse, ihr individuelles Wissen zurückzuhalten. Sie werden versuchen, kooperative Zusammenarbeit zu unterlaufen, wenn Sie das Gefühl haben, ihr Beitrag zum Ergebnis werde nicht hoch genug entlohnt.

Organisationales Lernen und Motivation (2/2) Daraus folgt, dass organisationales Lernen in hohem Maße intrinsische Motivation voraussetzt, dabei die monetäre Entlohnung aber nicht unwichtig ist.

Gestaltung von Anreizsystemen (1/2) Bei der Gestaltung von Anreizsystemen ist zu berücksichtigen: Gerechtigkeit - Anreizsysteme müssen der internen und externen Leistungs- und Sozialgerechtigkeit genügen. Transparenz Die Mitarbeiter müssen erkennen, für welche Handlung sie welchen Anreiz bekommen. Flexibilität Anreizsysteme müssen sich über die Zeit verändern können. Wirtschaftlichkeit Dies umfasst die Gegenüberstellung des Nutzen und der Kontrolle durch qualitative Daten.

Gestaltung von Anreizsystemen (2/2) Wichtiger als das monetäre Entgelt sind: persönliche Beziehungen und Kommunikation Partizipation Interesse an der Tätigkeit faire Behandlung

Lässt sich Wissen durch Datenbanken managen? (1/6) Probleme bei der Datensammlung: Warum sollte ein Mitarbeiter seine wichtigste Ressource, sein Wissen, überhaupt abgeben? Welche Anreize sind notwendig, damit überhaupt Daten in eine Datenbank eingegeben werden, und zwar auch für andere relevante Daten?

Lässt sich Wissen durch Datenbanken managen? (2/6) Überwindungsmöglichkeiten Intrinsische Motivation Extrinsische Anreize Handlungsroutinen

Lässt sich Wissen durch Datenbanken managen? (3/6) Problem der intrinsischen Motivation Individuelle Motivation muss nicht mit Unternehmenszielen übereinstimmen Nachteile der extrinsischen Motivation Anspruchsspirale Multiple tasks Verdrängungseffekt Extrinsische Anreize ohne Verdrängungseffekt Sozialer Status Erfahrener Nutzen

Lässt sich Wissen durch Datenbanken managen? (4/6) Allgemeine Funktionsvoraussetzungen: Kritische Masse an Daten Qualitativ hochwertige Information Weder zu viele noch zu wenig Treffer Technik

Lässt sich Wissen durch Datenbanken managen? (5/6) Wissensgemeinschaften Personengruppen, die über einen längeren Zeitraum Interesse an einem gemeinsamen Thema haben und Wissen gemeinsam austauschen und generieren; Die Teilnahme ist freiwillig und persönlich; Sind um spezifische Inhalte gruppiert

Lässt sich Wissen durch Datenbanken managen? (6/6) Fazit Wissen lässt sich durch Datenbanken nicht managen, aber es lassen sich Kontextbedingungen schaffen, die den Austausch von Informationen fördern. Organisationale und motivationale Bedingungen sind dabei zu berücksichtigen. Intrinsische Motivation und Routinen können vorgängige Lösungen des Dilemmas sein. Extrinsische Motivation ermöglicht z.b., eine kritische Masse zu erzeugen. Es sind Strukturen bei der Implementierung zu schaffen, welche die Bildung von Wissensgemeinschaften ermöglichen.

Wissensteilung in globalen Konzernstrukturen Danke für ihre Aufmerksamkeit?