DBR-Symposium Berlin, 15.3.2006 Humankapital wichtigster Wachstumstreiber Erfolgsbeispiele und deutsche Realität Stefan Bergheim stefan.bergheim@db.com Think Tank der Deutsche Bank Gruppe
Humankapital wichtigster Wachstumstreiber Humankapital wichtigster Wachstumstreiber: Gliederung 1) Humankapital bestimmt das Einkommen Quantität der Bildung entscheidend (Zahl der Ausbildungsjahre) Mikroökonomische Bedeutung Gesamtwirtschaftliche Bedeutung 2) Hochschulausbildung für Deutschland immer wichtiger Zunehmende Lebenserwartung Integration von China und Indien in die Weltwirtschaft Führendes Land: Innovation statt Imitation Schneller technologischer Fortschritt 3) Deutsche Realität: Humankapital vernachlässigt Stagnation von Absolventenquoten, Ausbildungsjahren etc. Ziel sollte sein: Abiturientenquote 60%, Hochschulabsolventenquote 40% Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 2
Humankapital bestimmt das Einkommen Ausbildung hebt das Einkommen des Einzelnen Zusätzliches Einkommen pro Studienjahr nach Fach in % relativ zu Vergleichsgruppe ohne Hochschulabschluss, Deutschland Lehramt Jura Humanmedizin Sozialw. Informatik BWL / VWL Mittelwert Theologie Kunst Elektroingenieur Architektur Chemie Physik Maschinenbau Frauen Männer 0 2 4 6 8 10 12 Quelle: Ammermüller & Weber (2005) Pro Jahr Hochschulausbildung rund 8% mehr Einkommen Signifikante Unterschiede zwischen Studienfächern Zeitliche Abfolge: erst Ausbildung, dann Einkommenszuwachs Basis: Mincer-Regression ln w = a + b*s + c*e + (w: Lohn; S: Schuljahre; E: Erfahrung) (Approximation: 1 Jahr entspricht 10% mehr Ausbildung) Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 3
Humankapital bestimmt das Einkommen Hohes Humankapital => hohes BIP pro Kopf Mehr Ausbildung => mehr BIP y = 3222x - 15257 R 2 = 0.75 Spanien USA DE 35000 30000 25000 20000 Positiver Zusammenhang gilt auch für ganze Volkswirtschaften Veränderung des Humankapitals bewirkt Veränderung des BIP Korea BIP/Kopf in PPP 15000 10000 5000 Daumenregel: 10% mehr Humankapital 8-9% mehr BIP/Kopf c.p. Ausbildungsjahre 0 4 6 8 10 12 14 Quellen: OECD, Weltbank Grund für relativ niedriges Niveau des BIP in DE: niedriger Arbeitseinsatz Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 4
Hochschulausbildung für Deutschland immer wichtiger Längere Auszahlungsphase von Bildungsinvestitionen Längere Lebenserwatung => längere Ausbildung Spanien Lebenserwartung Frauen 2002 Korea DE 90 85 80 75 Höhere Lebenserwartung verlängert die Auszahlungsphase einer Bildungsinvestition Lebenserwartung in Deutschland seit 1960 um 8 Jahre gestiegen Indien ID 70 65 Aber: Lebensarbeitszeit gesunken, u.a. da Renteneintrittsalter konstant nahe 61 Jahre durchschnittliche Ausbildungsjahre 60 4 6 8 10 12 14 Quellen: Vereinte Nationen, Weltbank Wissen kann veralten => Lebenslanges Lernen nötig Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 5
Hochschulausbildung für Deutschland immer wichtiger Nachfrage nach niedrig qualifizierter Arbeit sinkt Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten Deutschland, in Prozent ohne Ausbildung berufliche Ausbildung Hochschulausbildung 75 80 85 90 95 00 Quelle: IAB 30 25 20 15 10 5 0 Deutschland hat (noch?) komparativen Vorteil in Produktion von Gütern/ Diensten, die viel qualifizierte Arbeit einsetzen Integration Chinas und Indiens in Weltwirtschaft hebt Angebot an niedrig qualifizierter Arbeit Relative Preise müssten sich anpassen oder das Angebot in Deutschland Anteil eines Jahrgangs ohne Schulabschluss: 9% in 2003 Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 6
Hochschulausbildung für Deutschland immer wichtiger Deutschland als führendes Land: Innovation statt Imitation Hochschulabschlüsse in Naturwissenschaften und Ingenieurwesen in Tausend USA Japan China Deutschland Korea UK 1983 1987 1991 1995 1999 2001 Quelle: National Science Foundation (2006) 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Im Aufholprozess 60er & 70er Jahre: Imitation => Berufliche Ausbildung Seit 80er Jahren führendes Land: Innovation => Universitäre Ausbildung Wandel der Ausbildungsschwerpunkte bisher nicht ausreichend Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 7
Hochschulausbildung für Deutschland immer wichtiger Chancen des technologischen Fortschritts nutzen Mehr Bildung => mehr Weiterbildung Teilnahme an beruflicher Weiterbildung nach Qualifikation und Abschluss in % der jew eiligen Gruppe, Deutschland 2003 Hochschulabschluss 44 Strukturwandel (New Economy) erfordert hohe Anpassungsfähigkeit Abitur Meister mittlere Schulbildung Lehre / Fachschule niedrige Schulbildung Keine Berufsausbildung 11 0 10 20 30 40 50 Quelle: Berichtssystem Weiterbildung 2005 16 24 32 38 38 Allgemeine Fähigkeiten werden immer wichtiger, Firmen- und Jobspezifische Fähigkeiten weniger wichtig (Krüger & Kumar JME 2004) Hochschulausbildung erleichtert berufliche Neuausrichtung Bildung zeugt Bildung Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 8
Deutsche Realität: Humankapital vernachlässigt Hochschulabsolventenquote stagniert Bevölkerung mit Hochschulabschluss nach Altersgruppen In Prozent der Altersgruppe 55-64 45-54 35-44 25-34 60 50 40 30 20 Anteil einer Kohorte mit Hochschulabschluss stagniert in Deutschland Erfolgreiche Länder haben Anteil auf (über) 40% angehoben Besonders beeindruckend: Spanien und Südkorea 10 Korea Spanien Japan Finnl. Schweden DE Quelle: OECD Education at a Glance 2005 0 Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 9
Deutsche Realität: Humankapital vernachlässigt Wert des Humankapitals stagniert Wert des Humankapitalbestandes Pro Kopf in 1998 US-Dollar Deutschland Finnland 30.000 28.000 26.000 Bewertung des Bestandes an Humankapital zu Entstehungskosten Stagnation in Deutschland seit Mitte der 90er Jahre UK Spanien Schweden 24.000 22.000 20.000 Entscheidend für Wachstum: Veränderung des Humankapitals 1980 1985 1990 1995 2000 Quelle: Centre for the Study of Living Standards 18.000 Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 10
Deutsche Realität: Humankapital vernachlässigt Nur minimale Verbesserung in Sicht Studienanfängerquoten 2003 Anteil an einem Jahrgang in % Schweden Finnland Polen USA 63 70 73 80 Kleine Erfolge sichtbar: Einschreibezahlen stiegen in Deutschland von 1999 bis 2003 Italien Korea UK Spanien Japan Schweiz Deutschland Österreich 54 50 48 46 42 38 36 35 Aber auch 2003 noch sehr niedrige Studienanfängerquote von 36% Abendgymnasien mit Nachfrageboom nach Hartz IV 0 20 40 60 80 Quelle: Statistisches Bundeamt 2005 Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 11
Humankapital wichtigster Wachstumstreiber Schlussfolgerungen und Organisationsprinzipien Schlussfolgerung: Hochschulquoten kräftig anheben Basis frühkindlicher Erziehung stärken: u. a. gebührenfreie Krippenplätze Quote derer ohne Schulabschluss von 9% mindestens halbieren (Fach)Abiturientenquote von 60% anstreben (2004: 41,5%; BY 32%) (Fach)Hochschulabsolventenquote von 40% anstreben (heute: 22%) Zentrale Leistungskontrolle dezentrale Leistungserstellung Bundesweite Erfolgskontrolle (re: PISA) Mehr Autonomie der lokalen Leistungserstellung (Auswahl Studenten, Lehrende) Bildung als Investition; Eigenverantwortung des Einzelnen Preis als Allokationsvehikel: Studiengebühren nach Kosten, Qualität und Nachfrage staffeln Stefan Bergheim 15.3.2006 Seite 12
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