Apotheken: Selbst in der Rezession leichtes Umsatzplus
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1 Apotheken: Selbst in der Rezession leichtes Umsatzplus DB Business Lunch 20. Mai 2009 in Stuttgart Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Think Tank der Deutsche Bank Gruppe
2 Agenda Apotheken A B C D Wirtschaftliches Umfeld Apotheken heute und morgen Entwicklungstrends von übermorgen Fazit Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 2
3 A Wirtschaftliches Umfeld Demografie begünstigt Gesundheitsmarkt in Deutschland Kontinuierlich rückläufige Bevölkerungszahl erwartet Mio. 82,5 82,0 81,5 81,0 80,5 80,0 79,5 79,0 78, Wanderungssaldo Personen pro Jahr Quelle: Statistisches Bundesamt Anteil der über 65-Jährigen steigt in % Wanderungssaldo Personen pro Jahr Quelle: Statistisches Bundesamt Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 3
4 A Wirtschaftliches Umfeld Gesundheitsausgaben legten in Deutschland kontinuierlich zu Ausgaben für Arzneimittel wuchsen überproportional 1997= Insgesamt Arzneimittel Ausgaben für Arzneimittel stiegen in vergangenen elf Jahren mit durchschnittlich 4% p.a. stärker als Gesundheitsausgaben insgesamt (+3% p.a.) Tendenz der letzten Jahre dürfte sich in Zukunft fortsetzen Gründe: Veränderung der Altersstruktur zugunsten älterer Menschen, zunehmendes Gesundheitsbewusstsein Quelle: Statistisches Bundesamt Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 4
5 Agenda Apotheken A B C D Wirtschaftliches Umfeld Apotheken heute und morgen Entwicklungstrends von übermorgen Fazit Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 5
6 B Apotheken heute und morgen Zahl der Apotheken in Deutschland seit 2003 deutlich gestiegen Niveau des Jahres 2000 leicht übertroffen Anzahl der Apotheken Apothekenzahl nahm seit 2003 um knapp 300 auf zu Stark gestiegene Zahl von Filialapotheken von 630 auf gleichzeitig ging Zahl traditioneller Einzelapotheken deutlich zurück Apothekendichte weiter zugenommen. Auf eine Apotheke kamen Einwohner (2003: 3.900) Dichte in Westdeutschland höher als in Ostdeutschland Quelle: ABDA Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 6
7 B Apotheken heute und morgen Deutschland bei Apothekendichte im Mittelfeld Apothekendichte in Deutschland noch verbesserungsfähig 2008, Einwohner je Apotheke in '000 DK SE NL NO AT FI HU GB DE PT PL IT IE FR ES BE MT CY GR Deutschland liegt in EU-27 bei Apothekendichte etwa im Mittelfeld Besonders hoch ist die Dichte z.b. in Spanien (ES), Frankreich (FR) und Italien (IT) Niedriger als in Deutschland ist die Dichte z.b. in Großbritannien (GB), Österreich (AT) und in den Niederlanden (NL) Maßgeblich sind unterschiedliche Treiber (BIP pro Einwohner, Einwohner pro Quadratkilometer etc.) Quelle: ABDA Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 7
8 B Apotheken heute und morgen Rezeptpflichtige Arzneimittel dominieren Der gesamte Apothekenumsatz 2007: EUR 36,7 Mrd. Ergänzungs- Arzneimittelumsatz Krankenpflegesortiment EUR 33,1 Mrd. artikel EUR 1,9 Mrd. EUR 1,7 Mrd. Apothekenpflichtige Arzneimittel EUR 32,8 Mrd. Freiverkäufliche Arzneimittel EUR 0,3 Mrd. Rezeptpflichtige Arzneimittel EUR 28,2 Mrd. Rezeptfreie Arzneimittel EUR 4,6 Mrd.* Abgabe auf Rezept in Apotheken EUR 29,4 Mrd. Handelsverkauf in Apotheken EUR 7,3 Mrd. * davon EUR 1,2 Mrd. von Ärzten verordnet, aber nicht rezeptpflichtig Quellen: Kaapke, Andreas et al.(2007). Die öffentliche Apotheke - ihre Funktion, ihre Bedeutung, Stuttgart; ABDA, DB Research Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 8
9 B Apotheken heute und morgen Umsatz der Apotheken in Deutschland deutlich zugenommen Apothekenumsatz stärker gestiegen als ges. Einzelhandel nominal, 1997= Apotheken * Ohne Handel mit Kfz und Tankstellen Quellen: Statistisches Bundesamt, ABDA Einzelhandel insgesamt* Nominaler Umsatz der Apotheken stieg mit 4,5% p.a. schneller als Einzelhandel insgesamt (+1% p.a.) Anteil der Apotheken am Einzelhandelsumsatz von 6% auf 9,5% zugenommen Umsatz von rezeptpflichtigen Präparaten (Umsatzanteil rd. 77%) stieg überproportional Verkauf von freiverkäuflichen Arzneimitteln (13%) legte nur schwach zu Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 9
10 B Apotheken heute und morgen Umsatz je Apotheke in Deutschland weiter gestiegen Umsatz je Apotheke zuletzt deutlich höher als 1997 '000 EUR Quelle: ABDA 4,5% p.a Umsatz der Einzelapotheke kam 2008 rein rechnerisch auf EUR 1,75 Mio. Etwa zwei Drittel der Apotheken blieb in den letzten Jahren unterhalb des Durchschnittsumsatzes Etwa 10% der Apotheken erzielten einen Umsatz von bis zu EUR 1 Mio. und nur 6% von über EUR 2,5 Mio. Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 10
11 B Apotheken heute und morgen Umsatz im Randsortiment deutscher Apotheken relativ gering Sortiment der Apotheken noch ausbaufähig 2008 Apothekenübliches Ergänzungssortim ent 2,0 Hygiene, Körperpflege, Kosmetika und Sonnenschutz 0,8 Vitamine und Mineralstoffe 0,3 Sonstiges 0,9 Krankenpflege und m edizinischer Bedarf 1,7 Messgeräte, Thermometer und Mrd. EUR Zubehör 0,7 Pflaster und Wundverbände 0,3 Inkontinenzartikel 0,3 Sonstiges 0,4 Ergänzungssortiment der Apotheken und medizinischer Bedarf haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen Umsatzanteil ist mit einem Zehntel aber nach wie vor gering Wettbewerb mit anderen Einzelhandelsformen sehr stark (z.b. Drogerien, Reformhäuser, Sanitätshäuser) Quelle: ABDA Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 11
12 Ärztedichte B Apotheken heute und morgen Standort entscheidend für Markterfolg der Apotheken in Deutschland Enger Zusammenhang von Apotheken- und Ärztedichte y = 0,1x + 259,3 R 2 = 0, in Westdeutschland Apotheken- und Ärztedichte höher als in Ostdeutschland Westdeutschland: Einwohner/Apotheke: Einwohner/Arzt: 640 Ostdeutschland: Einwohner/Apotheke: Einwohner/Arzt: Apothekendichte Quellen: Statistisches Bundesamt, ABDA Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 12
13 B Apotheken heute und morgen Weichenstellung durch Europäischen Gerichtshof Hintergrund: Rechtsstreit aufgrund diverser Klagen beim Verwaltungsgericht des Saarlandes wegen einer Filialeröffnung von DocMorris Im Dezember 2008 sprach sich EuGH-Generalanwalt Yves Bot für die Beibehaltung des geltenden Apothekengesetzes in Deutschland aus Votum galt als eine Art Vorentscheidung EuGH folgte in neun von zehn Fällen dieser Empfehlung Ergebnis war für die Branche eine große Überraschung Europäischer Gerichtshof (EuGH) entschied Mitte Mai 2009, dass Fremd- und Mehrbesitzverbot in Deutschland nicht gegen Niederlassungsfreiheit in EU verstößt Weichen für die Entwicklung des deutschen Apothekenmarktes sind damit auf absehbare Zeit gestellt Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 13
14 Agenda Apotheken A B C D Wirtschaftliches Umfeld Apotheken heute und morgen Entwicklungstrends von übermorgen Fazit Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 14
15 C Entwicklungstrends von übermorgen Strukturelle Veränderungen auf der Angebotsseite Erweiterung des Filialnetzes einzelner Apotheken bei derzeitigen Rahmenbedingungen wahrscheinlich Franchisesysteme im Kommen unterschiedliche Schwerpunktbildung (z.b. Sortimentsgestaltung, Standortwahl) Zunahme von Bestell- und Abholservice in Drogerien Stärkere Bedeutung von Onlinebestellungen; Marktanteil am Apothekenmarkt aber gering (derzeit 4%) Shop-in-Shop-Systeme durch selbständige Apotheker denkbar Änderung der Apothekenbetriebsordnung aber notwendig (z.b. Vorschriften über Labor, Lagerung und Nachtdienstzimmer) Bei Apothekenneugründungen Kosten nicht unterschätzen Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 15
16 C Entwicklungstrends von übermorgen Vereinfachtes Prinzip des Franchising Vertragliche Kooperation Selbstständiger Selbstständiger Franchisepaket Weisungen & Kontrollen Entgelt Franchisegeber Franchisenehmer Quelle: Westfälische Wilhelms-Universität Münster Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 16
17 C Entwicklungstrends von übermorgen Franchise-Geber mehr Vor- als Nachteile Vorteile Nachteile Kontrolle über Geschäftsidee und Zugriff auf lokale Marktdaten Schnelles Wachstum bei geringer Kapitalbindung Unternehmerisches Risiko gering Einmalige Lizenzgebühr und umsatzabhängige Einnahmen Verzicht auf Teile der Erträge Gefahr, dass Konzept verwässert und Image des Systems leidet Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 17
18 C Entwicklungstrends von übermorgen Franchise-Nehmer profitieren von Vorteilen Vorteile Nachteile Nutzen eines bewährten Geschäftsmodells (vor allem des Branchen Know-hows und des Marktimages) Unterstützung bei Ressourcenbeschaffung, Betriebsführung, Marketing und Weiterbildung Eigenes unternehmerisches Handeln eingeengt Teil der Einnahmen gehen an Geber Informationsasymmetrie zu Gunsten der Geber Risiko, dass Franchisegeber aufgibt oder aufgekauft wird Dr. Uwe Perlitz Seite 18
19 C Entwicklungstrends von übermorgen Einstiegsgebühr und Investitionssumme für Franchise- Nehmer unterschiedlich Anteile Einstiegsgeb. 10% 15% Anteile Invest.- summe 28% 5% 30% 45% Keine Bis EUR Über bis EUR Über bis EUR Quelle: DFV 45% 22% Keine Bis EUR Über bis EUR Über bis EUR Quelle: DFV Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 19
20 C Entwicklungstrends von übermorgen Strukturelle Veränderungen auf der Nachfrageseite Impulse durch zunehmendes Gesundheitsbewusstsein neben dem traditionellen Gesundheitsmarkt (der weitgehend reguliert wird) könnte ein zweiter entstehen (aktive Erhaltung der Gesundheit im Form präventiver Maßnahmen) Für freiverkäufliches Sortiment der Apotheken ist Einkommen der Bevölkerung eine wichtige Größe Mit dem Alterungsprozess in der Gesellschaft geht ein steigender Absatz von Medikamenten einher bis 2020 nimmt Anteil der über 65-Jährigen an Gesamtbevölkerung um 3%-Punkte auf 23% zu = knapp 3 Mio. mehr als 2007 Apotheke der Zukunft könnte zweigeteilt sein Beratungsintensiver Pharmabereich (Gesund werden) Healthcare-Bereich (Gesund bleiben) Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 20
21 C Entwicklungstrends von übermorgen Marktergebnisse: positive Entwicklung setzt sich fort Apothekenzahl dürfte in Deutschland weiter zunehmen Trend zu größeren Einheiten hält an; Gründung jedoch überwiegend an lukrativen Standorten (z.b. in Großstädten oder in Einkaufscentern) Wachstumschancen vor allem in den Bereichen Wellness und Schönheit Wettbewerb wird deutlich an Intensität zunehmen besonders im Bereich rezeptfreier Medikamente Marktanteil der Versandapotheken mit zehn Prozent weiterhin relativ gering Neupositionierung der Einzelapotheke Konzentration auf bestimmte Zielgruppen (z.b. ältere Menschen) Differenzierung (über Service-Leistungen, Ausstattung, Produktsortiment) Kostenführerschaft anstreben (lässt sich nur über Einkaufsgemeinschaften erreichen) Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 21
22 C Entwicklungstrends von übermorgen Überproportional steigende Apothekenumsätze erwartet Umsatzanteil der Apoheken erreicht zwei Fünftel 1997= Apotheken Einzelhandel insg.* * Ohne Handel m. Kfz u. Tankstellen Quellen: Statist. Bundesamt, ABDA, DB Research Bis 2020 nominale Umsatzzunahme der Apotheken um durchschnittlich 2,5 % p.a. (2008/1997: +4,5% p.a.); deutlich höher als Einzelhandel insgesamt Umsatzabschwächung gegenüber vergangenen zehn Jahren im dominierenden verschreibungspflichtigen Segment der Apotheken Kann durch Zunahme im frei verkäuflichen und Ergänzungssortiment nicht ganz ausgeglichen werden Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 22
23 Agenda Apotheken A B C D Wirtschaftliches Umfeld Apotheken heute und morgen Entwicklungstrends von übermorgen Fazit Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 23
24 D Fazit Abschwächung erwartet Konjunkturelle Rahmenbedingungen in Deutschland 2009 und 2010 schlecht Schwacher privater Konsum Apotheken können sich von Konjunkturausschlägen weitgehend abkoppeln Zunehmendes Gesundheitsbewusstsein, Alterungsprozess in der Gesellschaft Apothekenzahl dürfte weiter zunehmen, aber Trend zu größeren Einheiten Umsatz legt weiter zu allerdings abgeschwächt gegenüber vergangenen Jahren (bis ,5% p.a. gg. +4,5% p.a. in vergangenen elf Jahren) Apothekensysteme weiter auf Vormarsch Wettbewerb dürfte dadurch an Intensität zunehmen Neupositionierung der Einzelapotheke zu erwarten (Zweiteilung möglich: beratungsintensiver Pharmabereich, beratungsärmerer Healthcare-Bereich) Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 24
25 Copyright Deutsche Bank AG, DB Research, D Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe Deutsche Bank Research gebeten. Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen entspricht. Alle Meinungen können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die Meinungen können von Einschätzungen abweichen, die in anderen von der Deutsche Bank veröffentlichten Dokumenten, einschließlich Research-Veröffentlichungen, vertreten werden. Die vorstehenden Angaben werden nur zu Informationszwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung zur Verfügung gestellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Angemessenheit der vorstehenden Angaben oder Einschätzungen wird keine Gewähr übernommen. In Deutschland wird dieser Bericht von Deutsche Bank AG Frankfurt genehmigt und/oder verbreitet, die über eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht verfügt. Im Vereinigten Königreich wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG London, Mitglied der London Stock Exchange, genehmigt und/oder verbreitet, die in Bezug auf Anlagegeschäfte im Vereinigten Königreich der Aufsicht der Financial Services Authority unterliegt. In Hongkong wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Hong Kong Branch, in Korea durch Deutsche Securities Korea Co. und in Singapur durch Deutsche Bank AG, Singapore Branch, verbreitet. In Japan wird dieser Bericht durch Deutsche Securities Limited, Tokyo Branch, genehmigt und/oder verbreitet. In Australien sollten Privatkunden eine Kopie der betreffenden Produktinformation (Product Disclosure Statement oder PDS) zu jeglichem in diesem Bericht erwähnten Finanzinstrument beziehen und dieses PDS berücksichtigen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen. Dr. Uwe Perlitz Mai 2009 Seite 25
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