Die neue Patientenschulung Fibromyalgie Syndrom Ergebnisse eines multizentrischen RCT

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Transkript:

Die neue Patientenschulung Fibromyalgie Syndrom Ergebnisse eines multizentrischen RCT Gunda Musekamp & Andrea Reusch Rehabilitationswissenschaftliches Seminar Würzburg, 26.10.2016 Fibromyalgie Syndrom (FMS) Faser Muskel Schmerz ICD 10 M79.9 Prävalenz: 1 3 % DGRh 90 % Frauen Beginn Ende 20. LJ multiple Symptome Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 2

Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 3 Symptomhäufigkeiten Kopfschmerzen, Migräne Depressive Stimmung, Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, verminderte Leistungsfähigkeit Schlafstörungen Schmerzen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Angaben nach DGRh Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 4

1.803 Rehabilitandinnen (94% w.) Aufnahmestatus stat. Rehabilitation IRES Werte: 90% extrem auffällig bei Entlassung starke Verbesserung (SRM = 1,07) aber immer noch 35% extrem auffällige Werte Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 5 Leitlinien: multimodale Behandlung AWMF 2012; Burckhardt et al., 2005; Carville et al., 2008 Verhaltenstherapie Tiefenpsychologische PT Analytische PT Psychotherapie Selbstmanagement Schulung Krankheitsakzeptanz Schmerz und Stressbewältigung Bewegung und Schlafhygiene Kommunikation mit Behandlern und Anderen Entspannung PMR Autogenes Training Medikamente Antidepressiva Amitriptilin (ggf. andere Duloxetin, Pregabalin, ) körperliches Training Funktion, Ausdauer, Kraft, meditative Bewegungstherapien Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 6

multimodale Therapie Evidenz Metaanalyse: Häuser et al 2009 Effekte auf Symptome, Selbstwirksamkeitserwartung und Fitness Effektivität einzelner Behandlungskomponenten unsicher Review & Metaanalyse: Busse et al 2013 Psychologische Behandlung, z. T. Patientenschulungen Metaanalyse: Glombiewski et al 2010 Reviews: Bernardy et al 2013, Lami et al 2013 kleine Effekte, weiterer Forschungsbedarf Selbstmanagementprogramme und Schulungen zahlreiche Einzelstudien, heterogene Interventionen Effekte heterogen, Interpretation unklar deutschsprachige Patientenschulung Wirksamkeitsstudie: Lange et al 2011 keine Effekte zwischen kognitiv behavioraler und informativer Schulung in stat. Rehabilitation Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 7 Leitlinie Fibromyalgie 2012 AWMF Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 8

Schulungsprogramm Fibromyalgie Projekt 2013 2015 Reha Zentrum Bad Eilsen Schulungsprogramm für Patienten mit Fibromyalgie Arbeitskreis Patientenschulung der DGRh Deutsche Rheuma Liga Bundesverband e.v. Merck Pharma GmbH 1998, überarbeitet 2006 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 9 Überarbeitung und Weiterentwicklung FIRE NET Gruppe Vertreter von psychosomatischer und somatischer Versorgung Sichtung bisheriger Programme S3 Leitlinie, AWMF 2012 Neues zu Diagnostik und Therapie Bedarf der Betroffenen Fokusgruppen patientenorientierte Didaktik Zentrum Patientenschulung Selbstmanagementansatz Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 10

Die neue Fibromyalgie Schulung Aufbau multidisziplinäre Schulung in geschlossenen Kleingruppen (max. 12 TN) Patientenschulung, Module à 90 Min. Modul 0: Einführung und Vorbesprechung (optional) Modul 1: Das Fibromyalgie Syndrom Was bedeutet das? Modul 2: Wie wird das Fibromyalgie Syndrom behandelt? Modul 3: Dem Schmerz begegnen! Modul 4: Mir tut alles weh! Warum also Bewegung? Modul 5: Mir wächst alles über den Kopf! Modul 6: Gestärkt in den Alltag! Leitung Arzt / Psychologe Arzt Arzt Psychologe Bewegungstherapeut Psychologe Psychologe Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 12

Modul 1 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 13 Modul 2 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 14

Modul 3 Entspannungsübung Zitronenübung Baum am Strand Progressive Muskel Relaxation Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 15 Modul 4 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 16

Handlungs und Bewältigungsplan Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 17 Modul 5 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 18

Modul 5 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 19 Modul 6 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 20

Fakultative Bausteine Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 21 FimS Evaluationsstudie Förderer: Deutsche Rentenversicherung Bund Laufzeit: Januar 2014 Juni 2017 Kooperationskliniken: Reha Zentrum Bad Eilsen (Dr. Ehlebracht König, Dr. Polnau) RehaKlinikum Bad Säckingen GmbH (Dr. Lühr, Dr. Schlittenhardt) Reha Zentrum Bad Aibling, Klinik Wendelstein (Dr. Höfter, Dr. Tomiak)

Fragestellung Ist die neue Patientenschulung der Standardbehandlung überlegen? Primäre Outcomes: Wissen (Reha Ende) Selbstmanagementkompetenz (6 Monate) Nebenfragen: Gibt es Moderatoren des Schulungserfolgs? Wie ist die Akzeptanz und Zufriedenheit der Schulungsleiter? Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 23 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 24

Design multizentrische clusterrandomisierte Studie in drei Reha Kliniken Reha Zentrum Bad Eilsen Dr. Inge Ehlebracht König Cluster = Gruppen von Patientinnen, die gemeinsam anreisen geplant: n = 566 Teilnehmer IG: neue Patientenschulung RehaKlinikum Bad Säckingen GmbH Dr. Daniel Schlittenhardt KG: Standardbehandlung t1: Reha Beginn t2: Reha Ende t3: nach 6 Monaten t4: nach 12 Monaten Reha Zentrum Bad Aibling, Klinik Wendelstein Dr. Alex Höfter Rekrutierung: Okt. 2014 Nov. 2015 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 25 Teilnehmer Einschluss: erwachsene PatientInnen mit Fibromyalgie Syndrom (ICD 10: M79.9) Ausschluss unzureichende Deutschkenntnisse schwerwiegende psychiatrische Komorbidität kognitive Beeinträchtigung schwerwiegende Beeinträchtigung des Seh oder Hörvermögens Aufnahme im zweiwöchigen Rhythmus Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 26

geplant Paket aus der bisherigen Standardbehandlung Inhalt und Umfang ähnlich zur vor allem Frontalvorträge und schriftliches Material abgestimmt zwischen den drei Kliniken tatsächlich Standardbehandlung der jeweiligen Klinik, aber: Inhalt, Umfang sowie Methoden je nach Klinik unterschiedlich Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 27 Standardbehandlung der jeweiligen Klinik Klinik 1 bisherige Patientenschulung mit 5 Modulen à 90 Min. Inhalte: Krankheits und Behandlungsinformation, Umgang mit Schmerzen und Stress, Bewegungstherapie Klinik 2 Schmerzgruppe mit 4 Modulen à 90 Min. Inhalte: Informationen über Schmerz, Umgang mit Schmerz, Alltagstransfer zusätzlich: Flyer mit Informationen über FMS Klinik 3 3 ärztliche Vorträge je 60 Min. zu den Themen: chronische Schmerzen, FMS, Stress ggf. Stressgruppe oder Schmerzgruppe (je 4 x 45 Min.) oder Autogenes Training Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 28

Zielgrößen Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 29 Entwicklungsbedarf in der Rheumatologie Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 30

Neu entwickelte Fragebögen spezifischer Wissenstest Krankheitsakzeptanz Krankheitskommunikation Pretest an n = 91 Rehabilitanden (Reha Beginn) Ausschluss zu leichter (>.65) und missverständlicher Items Explorative Faktorenanalyse, Ausschluss von Items, die nicht erwartungskonform oder zu niedrig laden 25 Items 4 Items 4 Items Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 31 Wissenstest 25 Fragen Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 32

Selbsteingeschätztes Wissen entnommen aus PACED Studie (Reusch et al., 2016) Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 33 Krankheitskommunikation und akzeptanz Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 34

Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 35 Übersicht verwendeter Instrumente Outcome Primäre proximale Outcomes Erkrankungs und behandlungsbezogenes Wissen Subjektive Selbstmanagementkompetenz Sekundäre proximale Outcomes Behandlungszufriedenheit schmerzbezogene Kontrollüberzeugung Krankheitsakzeptanz und kommunikation Verhaltensdeterminanten für körperliche Aktivität / Entspannung Instrument selbst entwickelter Fragebogen Health education impact Questionnaire heiq, Skalen Erwerb von Fertigkeiten und Handlungsstrategien, Selbstüberwachung und Krankheitsverständnis Fragebogen zur Erfassung der Schulungszufriedenheit Rheuma Kontroll Skala selbst entwickelter Fragebogen HAPA Items Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 36

Übersicht verwendeter Instrumente Outcome Sekundäre distale Outcomes Verhalten Gesundheitsförderndes Verhalten, Aktiver Lebensstil Interaktion im Gesundheitssystem Gesundheitliche Beeinträchtigung PsychischeBelastung Teilhabe Instrument Godin Fragebogen zur Bewegung in der Freizeit Entspannungsindex heiq, Skalen Aktive Beteiligung am Leben, Gesundheitsfördernde Aktivitäten heiq, Skala Kooperation und Zurechtfinden im Gesundheitswesen Fibromyalgia Impact Questionnaire FIQ G Patient Health Questionnaire PHQ 4 Fibromyalgia Participation Questionnaire FPQ Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 37 Auswertungsmethoden Vorbereitung Analyse fehlender Werte multiple Imputation Nonresponder und Dropout Analysen Prüfung, ob Klinik = Moderator Hierarchische lineare Modelle Mehrebenen Regressionsanalyse unter Einbezug der Ausgangswerte Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 38

Rekrutierungsverlauf Eingeschlossene Patienten (n = 666) Kein Einverständnis: n = 55 Einverständnis Zuweisung zu Cluster (n = 611, 92%) Randomisierung n = 295 / 40 Cluster n = 316 / 40 Cluster n = 14 n = 14 t1: n = 281 t1: n = 583 t1: n = 302 Klinik 1: n = 302, Klinik 2: n = 137, Klinik 3: n = 144 Ausschluss: kein FB t1 n = 29 n = 37 Dropout t2 t2: n = 252 t2: n = 517 (89%) t2: n = 265 n = 57 n = 58 Dropout t3 t3: n = 224 t3: n = 468 (80%) t3: n = 244 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 39 Stichprobe Gesamt KG IG Teilnehmer n 583 281 302 Lebensalter M (SD) 51.6 (8.1) 51.7 (8.1) 51.5 (7.2) Frauen % 94 95 93 In Partnerschaft lebend % 76 77 76 Angestellte % 71 72 71 Erwerbstätige % 73 72 74 Schwerbehindertenausweis % 30 27 33 AU Tage 6 Monate M (SD) * 33.3 (54.4) 31.8 (52.5) 34.7 (56.2) ACR: Widespread Pain Index M (SD) 12.1 (3.9) 12.2 (3.8) 12.0 (3.9) ACR: Symptom Severity M (SD) 8.6 (1.9) 8.6 (1.8) 8.6 (2.0) Jahre seit Erstdiagnosestellung M (SD) 5.5 (6.2) 5.6 (6.0) 5.4 (6.3) * n = 425 Erwerbstätige Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 40

Wirksamkeit Reha Ende Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 41 Wirksamkeit Reha Ende primärer Outcome Wissen 25 20 15 10 5 0 Summenwert Wissen d =.45 * Reha-Beginn Reha-Ende Wissen Einschätzung und Zufriedenheit Selbsteinschätzung und Zufriedenheit mit dem Wissen 35 30 25 20 15 10 Reha-Beginn d =.23 * Reha-Ende n = 517; * p<.05 klein: d=.20 mittel: d =.50 groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 42

4,0 Erwerb von Fertigkeiten und Handlungsstrategien Wirksamkeit Reha Ende proximale Outcomes 4,0 Selbstüberwachung und Krankheitsverständnis heiq Fertigkeiten 3,5 3,0 2,5 2,0 d =.14 (n.s.) heiq Selbstüberwachung 3,5 3,0 2,5 2,0 d =.31 * 1,0 Reha-Beginn Reha-Ende 1,0 Reha-Beginn Reha-Ende schmerzbezogene Kontrollüberzeugung 4,0 n = 517; * p<.05 Rheuma-Kontroll-Skala 3,5 3,0 2,5 2,0 d =.18 * klein: d=.20 mittel: d =.50 groß: d =.80 1,0 Reha-Beginn Reha-Ende Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 43 Wirksamkeit Reha Ende proximale Outcomes 6,0 Krankheitsakzeptanz 6,0 Krankheitskommunikation Krankheitsakzeptanz 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 d =.07 (n.s.) Krankheitskommunikation 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 d =.33 * 2,5 2,5 1,0 Reha-Beginn Reha-Ende 1,0 Reha-Beginn Reha-Ende n = 517; * p<.05 klein: d=.20 mittel: d =.50 groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 44

Wirksamkeit Reha Ende Schulungszufriedenheit 6 5 4 3 2 Skala: Schulnoten (von 1 bis 6) d =.31 * d =.33 * d =.25 * d =.40 * 1.99 2.14 2.11 1.96 1.87 2.00 1.88 1.70 1 Inhalte Gruppe/Interaktion Materialien Bewertung insgesamt (n = 517) klein: d =.20, mittel: d =.50, groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 45 Wirksamkeit Reha Ende Moderatoreffekt Klinik 6 5 Skala: Schulnoten (von 1 bis 6) 4 3 d =.15 (n.s.) d =.62 * 2.78 1.93 d =.67 * 2 2.74 1.78 1.75 1.80 1 Klinik (n = 517) 1 2 3 Bewertung der Schulung insgesamt (n = 517) klein: d =.20, mittel: d =.50, groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 46

Wirksamkeit Reha Ende proximale Verlaufseffekte t1 t2 Wissen Wissen Einschätzung u. Zufriedenheit schmerzbez. Kontrollüberzeugung Krankheitsakzeptanz * * * Krankheitskommunikation Selbstüberwachung Erwerb von Fertigkeiten * * Intention körperliche Aktivität HP körperliche Aktivität BP körperliche Aktivität * Intention Entspannung HP Entspannung BP Entspannung SES 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 1,1 klein: d =.20, mittel: d =.50, groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 47 Wirksamkeit Reha Ende distale Verlaufseffekte t1 t2 gesundh. Beeinträchtigung Depressivität Angst * SES 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 1,1 klein: d =.20, mittel: d =.50, groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 48

Ergebnisse: Patientenstimmen Ich habe mich mit der Schulung sehr wohl gefühlt, hätte mir aber noch mehr Stunden gewünscht Durch die Schulung und den Fragebogen, wurde vieles wieder ins Gedächtnis gerufen, was ich vergessen hatte, das war sehr wichtig. Auch die Zusammenkunft mit anderen Fibromyalgiepatienten und das Verständnis der Ärzte wirkten auf mich sehr positiv. Jeder konnte sich öffnen und anderen mitteilen, wie und wo sich der Schmerz breit macht. Jeder fand sich verstanden, da viele Symptome sich glichen und man sich nicht so allein mit seiner Krankheit fühlen musste. Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 49 mittelfristige Wirksamkeit 6 Monate nach Reha primärer Outcome 4,0 Erwerb von Fertigkeiten und Handlungsstrategien 4,0 Selbstüberwachung und Krankheitsverständnis heiq Fertigkeiten 3,5 3,0 2,5 2,0 d =.05 (n.s.) heiq Selbstüberwachung 3,5 3,0 2,5 2,0 d =.11 (n.s.) 1,0 t1 t3 1,0 t1 t3 n = 468; * p<.05 klein: d=.20 mittel: d =.50 groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 50

Wissen Einschätzung und Zufriedenheit Krankheitsakzeptanz 35 30 25 20 15 10 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 1,0 mittelfristige Wirksamkeit 6 Monate nach Reha proximale Outcomes Wissen Selbsteinschätzung und Zufriedenheit n = 468; * p<.05 t1 t1 d =.20* t3 Krankheitsakzeptanz d =.09 (n.s.) t3 Rheuma-Kontroll-Skala schmerzbezogene Kontrollüberzeugung Krankheitskommunikation 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,0 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 1,0 t1 t1 d =.09 (n.s.) Krankheitskommunikation t3 d =.18 (n.s., p = 0.06) Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 51 t3 klein: d =.20, mittel: d =.50, groß: d =.80 mittelfristige Wirksamkeit 6 Monate nach Reha Schulungszufriedenheit 3 2 1 0 d =.28 * 1.96 2.16 Zufriedenheit (Skala: von 0 bis 3, höher = besser) häufig genannte positive Aspekte: Austausch mit anderen, ich bin nicht allein Entspannung Bewegung, Sport Informationen über Erkrankung u. Behandlung Krankheits, Schmerz, Stressbewältigung klein: d =.20, mittel: d =.50, groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 52

mittelfristige Wirksamkeit 6 Monate nach Reha proximale Verlaufseffekte t1 t3 Erwerb von Fertigkeiten Selbstüberwachung Wissen Einschätzung u. Zufriedenheit * schmerzbez. Kontrollüberzeugung Krankheitsakzeptanz Krankheitskommunikation SES 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 1,1 klein: d =.20, mittel: d =.50, groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 53 mittelfristige Wirksamkeit 6 Monate nach Reha distale Verlaufseffekte t1 t3: Verhalten körperliche Aktivität (Min.) Häufigkeit Entspannungsübungen * gesundheitsförderliche Aktivitäten aktive Beteiligung am Leben Kooperation und Zurechtfinden im Gesundheitswesen SES 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 1,1 klein: d =.20, mittel: d =.50, groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 54

mittelfristige Wirksamkeit 6 Monate nach Reha distale Verlaufseffekte t1 t3: Gesundheit und Teilhabe gesundh. Beeinträchtigung Depressivität Angst Teilhabe am sozialen Leben Teilhabe am täglichen Leben Teilhabe am Arbeitsleben SES 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 1,1 klein: d =.20, mittel: d =.50, groß: d =.80 Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 55 Überblick Interventionseffekte proximal Proximale Schulungsziele Reha Ende 6 Monate Erkrankungs und Behandlungswissen mittel Wissen Einschätzung und Zufriedenheit klein klein Selbstmanagementkompetenz: Selbstüberwachung (S), Fertigkeiten (F) klein (S) / (F) Schmerzbezogene Kontrollüberzeugung klein Krankheitsakzeptanz Krankheitskommunikation klein (klein) Verhaltensdeterminanten für körperliche Aktivität und Entspannung klein (HP körp. Akt.) / Schulungszufriedenheit klein klein Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 56

Überblick Interventionseffekte distal Distale Schulungsziele Reha Ende 6 Monate körperliche Aktivität Entspannungsübungen (klein zugunsten KG) Gesundheitsförderliche Aktivitäten Aktive Beteiligung am Leben Kooperation und Zurechtfinden im Gesundheitssystem Gesundheitliche Beeinträchtigung Depressivität, Angst (klein zugunsten KG) Teilhabe (sozial, täglich, Arbeit) Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 57 Werden Schulungseffekte moderiert durch Alter Schulabschluss Krankheitsschwere psych. Komorbidität Funktionsfähigkeit Lebensqualität Teilhabe FimS Schulung vs. Standardbehandlung Morbidität Selbstmanagement Bewältigung Emotionsregulation Adhärenz, Gesundheitsverhalten Empowerment partizipative Entscheidung Gesundheitskompetenzen Wissen Fertigkeiten Einstellungen, Motivation Effekte der Patientenschulung Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 58

soziodemographische Moderatoren Alter Krankheitskommunikation t2 Interventionseffekt ist bei älteren Patientinnen geringer Schulabschluss Krankheitskommunikation t2 Interventionseffekt größer bei Realschulabschluss oder höher Schulabschluss Fertigkeiten t3 Interventionseffekt nur bei Hauptschulabschluss oder keinem Schulabschluss Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 59 Moderatoren FIQ Fertigkeiten t3 Interventionseffekt bei Patientinnen mit geringerer gesundheitlicher Beeinträchtigung größer Depressivität Wissen t2 Interventionseffekt bei depressiveren Patientinnen größer Krankheitsschwere (ACR Kriterien) keine Moderatoreffekte psychische Komorbidität (F Diagnose, Angst) keine Moderatoreffekte Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 60

Akzeptanz und Zufriedenheit der Schulungsleiter n = 19 (6 7 je Klinik), davon würden 16 die Schulung beibehalten (2 teilweise, 1 nicht) M (SD) Skala 1bis 6 Zufriedenheit insgesamt 1,61 (0,61) sinnvolles Angebot 1,53 (1,17) Spaß 1,39 (0,50) zufriedener bei der Arbeit 2,65 (1,41) Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 61 Akzeptanz und Zufriedenheit der Schulungsleiter positiv negativ schwierig Feedback der Patienten eigene FMS Gruppe Raum für Austausch Struktur interdisziplinär Didaktik aktive Mitarbeit der Patienten Übungen Material Folien (viel Text, wenig Bild) 90 Min. schwer für Klinikalltag viel Inhalt in kurzer Zeit fehlende Themen viel Redundanz Zeitmanagement Gruppenzusammensetzung schwierige Patienten als Psychologe Bewegungsplan besprechen Patienten vergessen Unterlagen Letztlich führen alle Kliniken die Schulung weiter, allerdings in zwei Kliniken in verkürzter Form Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 62

Zusammenfassung der Ergebnisse kurzfristige Effektivität belegt Effekt auf Hauptzielgröße (Wissen) Effekte auf weitere proximale Zielgrößen, Schulungszufriedenheit mittelfristige Effektivität nicht ausreichend belegt kein Effekt auf Hauptzielgröße (Selbstmanagementfertigkeiten) Effekte auf subjektives Wissen und Schulungszufriedenheit Überprüfung der langfristigen Effektivität steht noch aus Ergebnisse der 12 Monats Katamnese ab April 2017 wenig Hinweise auf differenzielle Effekte gute Akzeptanz der Schulungsleiter Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 63 Transferaspekte weitere Verwendung in den Kliniken aber nicht die psychologisch relevanten Strategien (BCT)? Manual verfügbar unter www.zentrum patientenschulung.de/forschung/projekte/ TTT Angebot über Zentrum Patientenschulung Integration in das neue Rahmenkonzept Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie DGRh Deutschen Rheuma Liga DRL Verband Rheumatologischer Akutkliniken VRA Universität Würzburg Gunda Musekamp & Andrea Reusch, Universität Würzburg 64

www.zentrum patientenschulung.de 65 Vielen Dank!