Postreanimationsbehandlung

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Fallbeispiel Alarmierung Kreislaufstillstand 78 jährige Patientin RTW ebenfalls alarmiert bei Eintreffen laufende Reanimation Atemwege mit Larynxtubus durch Sanitäter versorgt bereits zweimal defibrilliert, Rhythmus: Kammerflimmern Anamn.: beobachteter Stillstand, T2DM, art. HT

Fallbeispiel Maßnahmen: i.v. Zugang dritter Schock 1mg Adrenalin und 300mg Sedacoron CO 2 ~8mmHg vierter Schock ROSC

Postreanimationssyndrom generalisiertes Ischämie-Reperfusionssyndrom zerebrale Schädigung myokardiale Dysfunktion systemische Entzündungsreaktion zugrundeliegende Pathologie

Postreanimationsbehandlung 4 H und HITS Hypoxie Hypovolämie Hypothermie Hypo bzw. Hyperkalämie Herzbeuteltamponade Intoxikation Thrombembolie Spannungspneumothorax

Postreanimationsbehandlung ABCDE

Atemwege und Beatmung Ziele bei allen Patienten SpO 2 94 98% endtidales CO 2 35-45mmHg Bei komatösen Patienten sichern der Atemwege Normoventilation Kapnographie

Sichern der Atemwege ERC Jeder Patient der nach initial erfolgreicher Reanimation komatös bleibt muss unabhängig vom initialen Atemweg intubiert werden. aber: Jeder Anwender muss sehr gut trainiert sein. Wenn diese Voraussetzungen nicht gegeben sind: SGA bis Personal vorhanden

Oxygenierung 100% O2 bis ROSC Post ROSC Zielbereich 94-98% Hyperoxie oxidativer Stress postischämische Schädigung von Neuronen

Normoventilation möglichst an physiologischen Parametern ausrichten Atemfrequenz: 12 15/min Tidalvolumen: 6-8ml/kg ideales KG (bei 80kg ~ 560ml) PEEP von 4-8 cmh 2 O erwäge Magensonde

Kapnographie Zielbereich 35-45mmHg Hyperventilation Hypokapnie zerebrale Ischämie Linksverschiebung der Sauerstoffbindungskurve d.h. Schlechtere Abgabe von Sauerstoff im Gewebe derzeit Normokapnie empfohlen milde Hyperkapnie führt möglicherweise zu besserem neurologischen Outcome

Kapnographie dient der Lagekontrolle des Tubus kann als Qualitätskontrolle während der CPR angewendet werden spiegelt Cardiac Output und AMV wider Erkennen von ROSC post ROSC als Parameter für einen stabilen Kreislauf verwendbar

Herz/Kreislauf 12-Kanal-EKG: STEMI? verlässlicher i.v./i.o. Zugang Ziel für RR > 100mmHg systolisch Normovolämie (invasive art. Druckmessung)

Hämodynamisches Management myokardiale Dysfunktion führt zu hämodynamischer Instabilität Hypotonie low Cardiac Output Arrhythmien

Hämodynamisches Management Hypotonie Ephedrin 10mg 25mg Akrinor ¼ bis ½ Ampulle (eventl. 1-2 Ampullen ad Infusion) Suprarenin z.b. 1mg auf 100mg NaCl 0,9% (= 10µg/ml) 10-50µg Bolus cave: proarrhythmogen bis Kammerflimmern insbesonders bei Bolus >50µg, HWZ 4 min

Hämodynamisches Management Bradykardie/Tachykardie hämodynamisch stabil? Volumen? Bradykardie kann vorteilhaft sein verbessert diastolische Dysfunktion Atropin 0,5mg (eventl. wiederholen) externer Schrittmacher Tachykardie Sedacoron

Postreanimationssyndrom - Zerebrale Schädigung Koma, Krampfanfälle, Myoklonie verschlechtert durch Beeinträchtigung der Autoregulation, Hypotonie, Hypoxie, Hyperoxie, Fieber, Hypo- und Hyperglykämie weitere Verschlechterung durch zerebrale Krampfanfälle

Sedierung/Narkose notwendig? Midazolam 0,05-0,2 mg/kg KG 5-10 mg Fentanyl 1-2(-5) µg/kg KG 0,1-0,2 mg Esmeron 0,6mg/kg KG 50 mg

Blutzucker Blutzucker unbedingt messen Hypoglykämie muss vermieden werden auf Werte <180mg/dl einstellen innerklinisch strikte Kontrolle erhöht in Studie die Mortalität

Temperaturkontrolle häufig Hyperthermie/Fieber (verschlechtert Outcome) Target temperature management (TTM) Zieltemperatur 32-36 C keine Evidenz für prähospitale Kühlung durch Infusion kalter Flüssigkeit andere Kühlstrategien prähospital nicht ausreichend untersucht daher außerklinisch nicht sinnvoll

Zeit jede Maßnahme kostet wertvolle Zeit auf wesentliche Maßnahmen beschränken Distanz zum optimalen Krankenhaus Rettungsmittel Stay and Play eigentlich überholt Treat and Run

Das Wesentliche Postreanimationssyndrom Stabilisieren: wiederholt ABCDE Regel schnellstmöglich in das RICHTIGE Krankenhaus

Literatur Mongardon, N., Dumas, F., Ricome, S., Grimaldi, D., Hissem, T., Pène, F., Cariou, A., 2011. Postcardiac arrest syndrome: from immediate resuscitation to long-term outcome. Ann Intensive Care 1, 45. doi:10.1186/2110-5820-1-45 Nolan, J.P., Cariou, A., 2015. Post-resuscitation care: ERC ESICM guidelines 2015. Intensive Care Med 41, 2204 2206. doi:10.1007/s00134-015-4094-5 Peberdy, M.A., Callaway, C.W., Neumar, R.W., Geocadin, R.G., Zimmerman, J.L., Donnino, M., Gabrielli, A., Silvers, S.M., Zaritsky, A.L., Merchant, R., Vanden Hoek, T.L., Kronick, S.L., American Heart Association, 2010. Part 9: post-cardiac arrest care: 2010 American Heart Association Guidelines for Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care. Circulation 122, S768-786. doi:10.1161/circulationaha.110.971002 Topjian, A.A., Berg, R.A., Taccone, F.S., 2015. Haemodynamic and ventilator management in patients following cardiac arrest. Curr Opin Crit Care 21, 195 201. doi:10.1097/mcc.0000000000000205 Zwingmann, J., Lefering, R., Feucht, M., Südkamp, N.P., Strohm, P.C., Hammer, T., 2016. Outcome and predictors for successful resuscitation in the emergency room of adult patients in traumatic cardiorespiratory arrest. Crit Care 20, 282. doi:10.1186/s13054-016-1463-6