Masse, Kraft und Beschleunigung Masse:

Ähnliche Dokumente
Masse, Kraft und Beschleunigung Masse:

MECHANIK I. Kinematik Dynamik

Zusammenfassung. Kriterien einer physikalischen Messung 1. reproduzierbar (Vergleichbarkeit von Messungen an verschiedenen Orten und Zeiten)

TEIL I: KINEMATIK. 1 Eindimensionale Bewegung. 1.1 Bewegungsfunktion und s-t-diagramm

Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences. 22. Oktober 2015 HSD. Physik. Gravitation

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Die Newton'schen Axiome mit einer Farbfolie

Lösung II Veröffentlicht:

V12 Beschleunigte Bewegungen

Physik 1 für Chemiker und Biologen 3. Vorlesung

Kinematik & Dynamik. Über Bewegungen und deren Ursache Die Newton schen Gesetze. Physik, Modul Mechanik, 2./3. OG

3.2 Relativität der Zeit

Vorlesung 2: Roter Faden: Newtonsche Axiome: 1. Trägheitsgesetz 2. Bewegungsgesetz F=ma 3. Aktion=-Reaktion

Experimentalphysik E1

Physik 1 für Chemiker und Biologen 3. Vorlesung

Anwendung der Infinitesimalrechnung in der Physik (besonders geeignet für Kernfach Physik Kurshalbjahr Mechanik Anforderung auf Leistungskursniveau)

6 Dynamik der Translation

Vorlesung 5: Roter Faden: Newtonsche Axiome: 1. Trägheitsgesetz 2. Bewegungsgesetz F=ma 3. Aktion=-Reaktion

Stärkt Euch und bereitet Euch gut vor... Die Übungsaufgaben bitte in den nächsten Tagen (in Kleingruppen) durchrechnen! Am werden sie von Herrn

4. Veranstaltung. 16. November 2012

Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences. 22. Oktober 2015 HSD. Physik. Bewegung in einer Dimension

2. Kinematik. Inhalt. 2. Kinematik

Dynamik. 4.Vorlesung EP

Physik 1. Kinematik, Dynamik.

3. Vorlesung Wintersemester

2. Kinematik. Inhalt. 2. Kinematik

Das Magnetfeld. Das elektrische Feld

II. Kinematik - Geschwindigkeit und Beschleunigung

Dynamik. 4.Vorlesung EPI

2. Kinematik. Inhalt. 2. Kinematik

Symmetrie von Naturgesetzen - Galilei-Transformationen und die Invarianz der Newton schen Gesetze

5. Veranstaltung. 28. November 2014

Brückenkurs Physik SS11. V-Prof. Oda Becker

Länge der Feder (unbelastet): l 0 = 15 cm; Aus dem hookeschen Gesetz errechnet man die Ausdehnung s:

Theoretische Physik I und II

2. Kinematik Mechanische Bewegung. Zusammenfassung. Vorlesung. Übungen

Physik für Biologen und Zahnmediziner

Dass die Rotation eines konservativen Kraftfeldes null ist, folgt direkt aus der Identität C 1 C 2 C 2 C 1

Gleichförmige Kreisbewegung, Bezugssystem, Scheinkräfte

Physikunterricht 11. Jahrgang P. HEINECKE.

1. Geradlinige Bewegung

2. Kinematik. 2.1 Modell Punktmasse

2 Gleichmässig beschleunigte Bewegung

Physik für Pharmazeuten und Biologen MECHANIK I. Kinematik Dynamik

Physikpraktikum für Pharmazeuten Universität Regensburg Fakultät Physik. 4. Versuch: Atwoodsche Fallmaschine

2. Kinematik. Inhalt. 2. Kinematik

Differentialgleichungen sind überall!

PW2 Grundlagen Vertiefung. Kinematik und Stoÿprozesse Version

Mathematischer Vorkurs für Physiker WS 2011/12 Vorlesung 3

Experimentalphysik E1

Grundwissen. Physik. Jahrgangsstufe 7

Dynamik. 4.Vorlesung EP

Experimentalphysik E1

F R. = Dx. M a = Dx. Ungedämpfte freie Schwingungen Beispiel Federpendel (a) in Ruhe (b) gespannt: Auslenkung x Rückstellkraft der Feder

Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences. 03. November 2016 HSD. Physik. Newton s Gesetze

Physik für Studierende der Biologie und Chemie Universität Zürich, HS 2009, U. Straumann Version 28. September 2009

Differentialgleichungen

Wir werden folgende Feststellungen erläutern und begründen: 2. Gravitationskräfte sind äquivalent zu Trägheitskräften. 1 m s. z.t/ D. g t 2 (10.

VHS Floridsdorf elopa Manfred Gurtner Was ist der Differentialquotient in der Physik?

Vorbereitung der Klausur Grundkurs Physik11-1 Mechanik

Übungsblatt IX Veröffentlicht:

Physik A3. 2. Mechanik

Physik für Biologen und Zahnmediziner

1 Die drei Bewegungsgleichungen

Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences. 22. Dezember 2016 HSD. Physik. Schwingungen

8.1 Gleichförmige Kreisbewegung 8.2 Drehung ausgedehnter Körper 8.3 Beziehung: Translation - Drehung 8.4 Vektornatur des Drehwinkels

Physik für Bachelors

Experimentalphysik 1

Inhalt der Vorlesung A1

Mathematischer Vorkurs für Physiker WS 2009/10

Kräfte und Bewegungen. Die Schülerinnen und Schüler. beschreiben unterschiedliche Phänomene in Verkehrssituationen

zu 2.1 / I. Wiederholungsaufgaben zur beschleunigten Bewegung

Formelsammlung: Physik I für Naturwissenschaftler

Grund- und Angleichungsvorlesung Energie, Arbeit & Leistung.

5. Übungsblatt zur VL Einführung in die Klassische Mechanik und Wärmelehre Modul P1a, 1. FS BPh 10. November 2009

2. Vorlesung Wintersemester

2.2 Dynamik von Massenpunkten

Grund- und Angleichungsvorlesung Energie, Arbeit & Leistung.

Was versteht man unter Bewegung?

Die Kraft. Mechanik. Kräfteaddition. Die Kraft. F F res = F 1 -F 2

2 Elektrostatik. 2.1 Coulomb-Kraft und elektrische Ladung. 2.1 Coulomb-Kraft und elektrische Ladung

Physik I für Chemiker, Biochemiker und Geowissenschaftler. Vorlesung 01b (24. Okt. 2007)

Bewegungsgleichung im Gravitationsfeld mit dem 2. Axiom von Newton und mit Gravitationsladungen ausgedrückt. Gyula I. Szász*

T1: Theoretische Mechanik, SoSe 2016

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Masse, Trägheit, Kraft. Das komplette Material finden Sie hier:

1. Eindimensionale Bewegung

Was versteht man unter Bewegung?

4. Beispiele für Kräfte

Blatt 1. Kinematik- Lösungsvorschlag

1. Eindimensionale Bewegung

Allgemeine Bewegungsgleichung

Physik für Biologen und Zahnmediziner

EXPERIMENTALPHYSIK I - 4. Übungsblatt

Dom-Gymnasium Freising Grundwissen Natur und Technik Jahrgangsstufe 7. 1 Grundwissen Optik

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Lernwerkstatt: Die allgemeine Relativitätstheorie - einfach erklärt

Organisatorisches Arbeitsmittel: Kollegblock, Hefter Schreibgerät, Bleistifte, Farbstifte Lineal, Dreieck wissenschaftlicher Taschenrechner Lehrbücher

Physik für Biologen und Zahnmediziner

Learn4Med. 1. Größen und Einheiten

2) Nennen und beschreiben Sie kurz die drei Newtonschen Axiome! 1. Newt. Axiom: 2. Newt. Axiom: 3. Newt. Axiom:

Transkript:

Masse, Kraft und Beschleunigung Masse: Seit 1889 ist die Einheit der Masse wie folgt festgelegt: Das Kilogramm ist die Einheit der Masse; es ist gleich der Masse des Internationalen Kilogrammprototyps. Einzige Einheit, die durch einen Prototyp-Körper dargestellt wird Internationaler Prototyp 1 Kilogramm: Zylinder mit 39 mm Höhe und 39 mm Durchmesser; Legierung von 90% Platin und 10% Iridium; Problem: Masse des Prototypen verändert sich langsam im Laufe der Zeit. 4 Ursprünglich Zurückführung der Masseneinheit auf das Meter: vor 1889 war 1 kg definiert als die Masse von 1dm 3 Wasser. Heute wird versucht, die Definition des Kilogramms über eine Naturkonstante, die Avogadro-Konstante N A auf eine Atommasse zurückzuführen. 1 Gramm = N A Masse von 1 C ( N A = 6,0 136 7 10 3 mol -1 ) Das Mol ist diejenige Substanzmenge eines Systems, die soviele elementare Einheiten enthält, wie Atome in 0,01 kg 1 C. Messen einer Masse hieße dann einfach Zählen von Atomen. Massenbestimmung durch Gewichtsvergleich Hochauflösende 1-kg-Komparatorwaage Vergleich unter Luftdruck und Vakuum möglich. Die Waage besitzt einen Fehler von 10-9 kg. 5

Bewegung von Massen: Galileo Galilei stellte fest: Eine geradlinig gleichförmige Bewegung einer Masse mit konstanter Geschwindigkeit bedarf keiner Ursache sondern geht aus sich heraus immer weiter. Trägheitsprinzip Ruhe ist nur ein Spezialfall der geradlinig gleichförmige Bewegung ( v = 0 ) Um die Geschwindigkeit einer Masse zu verändern, muß auf die Masse eine Kraft wirken. Isaac Newton (1643-177) stellte folgendes Axiom auf: F = m a Kraft = Masse Beschleunigung Aktionsprinzip Beschleunigung ist die Änderung der Geschwindigkeit 6 Herausragende Leistung der Abstraktion zu damaliger Zeit. Axiome wiedersprechen eigentlich der Alltagserfahrung: 1. Durch Reibung kommt jeder Körper irgendwann zur Ruhe.. Jeder Körper unterliegt der Erdanziehungskraft und wird ggf. auch dadurch beschleunigt. Alltagsbedingungen: Erdanziehung, Luft-Umgebung, Temperatur 300 K, etc. Idealisiert: Keine Gravitationskraft, Vakuum, absoluter Nullpunkt. Vorstellung zum Verständnis der mechanischen Gesetze am besten: kleine Massen, die durchs Weltall fliegen Im Experiment: Kompensation oder Vernachlässigung der Umgebungseinflüsse! Versuch: Geradlinig gleichförmige Bewegung auf Luftkissenschiene 7

Beschleunigung Beschleunigung ist die zeitliche Änderung der Geschwindigkeit. Mathematische Beschreibung durch Ableitungsbegriff. Die Infinitesimalrechnung ist parallel zur Physik entstanden, um physikal. Phänomene zu beschreiben. Mathematik bietet daher die Möglichkeit, physikalische Zusammenhänge mathematisch präzise zu formulieren und Vorhersagen zu berechnen. Beschreibung einer Änderung, Beispiel: In der Zeit von 1:00:00 bis 1:00:0 Uhr ändert sich die Geschwindigkeit der Masse m von 5,0 m/s auf 5,4 m/s. Beschleunigung = Änderung der Geschwindigkeit / Verstrichene Zeit a = 0,4 m/s / s a = 0, m/s Für korrekte Berechnung dauernder Veränderungen müssen Zeitintervalle klein sein. 8 Geschwindigkeit v Graphische Darstellung: v α v v v 1 a = tg t t 1 α v 1 t a v. t a v lim. t 0 t = t 1 t Zeit t 9

Mathematische Formulierung: Die momentane Geschwindigkeit v zu jedem Zeitpunkt t wird durch die Funktion v(t) beschrieben. Berechnung der Änderung wie eben: v( t ) v( t a = t t 1) 1 v = t Für präzise Berechnung muss t sehr klein sein Deshalb Grenzübergang t 0 (Mathematischer Ableitungsbegriff). Wird ausgedrückt durch die Schreibweise dv a = a ist selbst wieder eine Funktion von der Zeit: a(t) Ableitungen nach der Zeit werden auch abgekürzt geschrieben: a ( t) = v& ( t) 30 Ebenso kann man die Geschwindigkeit definieren: Der momentane Ort x zu jedem Zeitpunkt t wird durch die Funktion x(t) beschrieben. Versuch: Luftkissenschiene, x(t) Diagramm Berechnung der Änderung wie eben (Geschwindigkeit = Weg / Zeit): v = x( t ) x( t t t 1) x = t Für präzise Berechnung muss t sehr klein sein. Grenzübergang t 0 dx v ( t ) = = x&. Für die Beschleunigung ergibt sich: v ( t ) & t 1 = x( ) und a ( t) = v( t) a ( t ) = x& ( t ) oder: & d x( t) a ( t) =. 31

Kraft Definition und Einheit der Kraft leitet sich aus Newton s Aktionsprinzip ab: F = m a Die Kraft, die eine Masse von 1kg mit 1m/s beschleunigt, wird als 1 Newton bezeichnet. Die Einheit ist: Newton = kg m / s Wegen dieser Wahl der Einheit tritt keine weitere Proportionalitätskonstante in der Gleichung F = m a auf. Dieses Gesetz bietet auch eine Meßvorschrift für Kräfte. Die Messung wird auf eine Messung von Masse, Länge und Zeit zurückgeführt. Auch das Gewicht ist eine Kraft, Messung durch Wägung. 3 Lösung der Bewegungsgleichung F = m a. d x( t) a ( t) = = x&. F m = x& &= a. Integration der Differentialgleichung (Dgl.): Gesucht ist zu vorgegebenem a(t ) = a 0 eine spezielle Funktion x(t). Lösungsversuch: 1 ( t ) = a t + b t c. x + (Beweis durch Differentiation:) x& = at + x&& = a. b, Speziell für b = 0, c = 0: x ( t ) = at. b, c: Integrationskonstanten, b: Anfangsgeschwindigkeit, b = v(t=0). c: Anfangskoordinate, c = x(t=0). 1 Der unter dem Einfluß einer Kraft F (Beschleunigung a) zurückgelegte Weg wächst quadratisch mit der Zeit. 31

Versuch: Kraftmessung durch Beschleunigung auf Luftkissenschiene. Messung der Funktion x(t) einer beschleunigten Masse Anpassung der Meßdaten durch Parabel x( t) = κ t κ = const. x Berechnung der Geschwindigkeit v(t) dx v( t) = = κ t Berechnung der Beschleunigung a(t) d x dv a( t) = = = κ = const. t Aus der Konstanten κ wird a = κ berechnet. Die Beschleunigung wurde durch eine konstante Kraft verursacht. F = m a = m κ 33 Kräfte besitzen eine weitere wichtige Eigenschaft: Newton formulierte sie in seinem dritten Axiom: Wenn die Kraft F, die auf einen Körper (Masse) wirkt, ihren Ursprung in einem anderen Körper (Masse) hat, so wirkt auf diesen die entgegengesetzt gleiche Kraft ( -F ). Reaktionsprinzip Versuch: Feder erzeugt abstoßende Kraft: F -F m 1 m Die Kraft F wirkt auf Masse m 1 und hat ihren Ursprung in Masse m Masse m 1 wird durch die Kraft F beschleunigt, Masse m wird durch die entgegengesetzte Kraft F beschleunigt. Versuch: Demonstration auf Luftkissenbahn 35

Das Prinzip von Kraft und Gegenkraft gilt auch, wenn keine Beschleunigungen auftreten: Versuch: Durchbiegung einer mit Gewicht belasteten Tischplatte 5 kg Die Gewichtskraft der Masse wirkt auf den Balken (Kraft zeigt nach unten). Die Durchbiegung des Balkens (elastische Verformung) bewirkt Kraft auf das Gewichtsstück. (Kraft zeigt nach oben). 36 Gewicht ist der Spezialfall einer Kraft auf eine Masse in einem Gravitationsfeld. Ein frei fallender Körper führt unter dem Einfluß dieser Kraft eine gleichförmig beschleunigte Bewegung aus. Natürlich gilt das Reaktionsprinzip auch hier: Der fallende Körper übt seinerseits eine anziehende Kraft von der Größe seines Gewichts auf die Quelle der Gravitationsfeldes aus. Beide Körper fallen aufeinander zu. Ruht ein schwerer Körper unter dem Einfluß von Gravitation, so wirkt eine Gegenkraft gleicher Größe auf ihn, die dem Gewicht entgegenwirkt (z. B.infolge Durchbiegung der Tischplatte). 37

37 Isaac Newton (1643-177) entdeckt die Gravitation (1666). 37

In der Natur gibt es 4 verschiedene Kräfte (Wechselwirkungen): 1. Gravitation (noch nicht vollständig verstanden!). elektromagnetische Wechselwirkung 3. schwache Wechselwirkung 4. starke Wechselwirkung Im alltäglichen Leben verursachte Kräfte können auf Gravitation und elektromagnetische Wechselwirkung zurückgeführt werden. Beispiele: Erdanziehung, elastische Verformungen (chemische Bindung!). Starke und schwache Wechselwirkung spielen nur in und in der Nähe von Atomkernen eine Rolle. 38