Zeitstetige Markov-Prozesse: Einführung und Beispiele

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Transkript:

Zeitstetige Markov-Prozesse: Einführung und Beispiele Simone Wielart 08.12.10

Inhalt Q-Matrizen und ihre Exponentiale

Inhalt Q-Matrizen und ihre Exponentiale Zeitstetige stochastische Prozesse

Inhalt Q-Matrizen und ihre Exponentiale Zeitstetige stochastische Prozesse Poisson-Prozesse

Q-Matrizen und ihre Exponentiale Definition Sei I eine abzählbare Menge. Q := (q ij ) i,j I heißt Q-Matrix, wenn für alle i I i) 0 q ii < ii) q ij 0 für i j, j I iii) j I q ij = 0.

Zeitstetige Markov-Prozesse: Einführung und Beispiele Q-Matrizen und ihre Exponentiale Beispiele Die Markov-Kette 1 2 1 3 1 1 4 2 hat die Q-Matrix 2 1 1 Q = 4 4 0. 2 1 3

Q-Matrizen und ihre Exponentiale Zusammenhang zwischen Q-Matrix und stochastischer Matrix Satz Sei Q eine Matrix auf einer endlichen Menge I. Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent: i) Q ist eine Q-Matrix ii) P(t) = exp(t Q) ist für alle t 0 eine stochastische Matrix. Bedeutung für zeitstetige Markov-Ketten folgt

Zeitstetige stochastische Prozesse Definition Sei I eine abzählbare Menge. Eine Familie von ZV en X t : Ω I, t [0, ), heißt zeitstetiger stochastischer Prozess mit Werten in I. Schreibweise: (X t ) t 0

Zeitstetige stochastische Prozesse Bemerkung Betrachten rechtsstetige Prozesse, d.h. für t s t + ε ω Ω, t 0 ε > 0 : X s (ω) = X t (ω)

Zeitstetige stochastische Prozesse Definition Sprungzeit: J n, n N 0, mit J 0 = 0 und J n+1 = inf{t J n : X t X Jn } n 1, wobei wir inf := setzen. Wenn J n+1 = für ein n I gilt, so setzen wir X := X Jn. Sprungkette: (Y n ) n 0 mit Y n = X Jn Verweildauer: S n, n N, mit { J n J n 1 wenn J n 1 < S n = sonst

Zeitstetige stochastische Prozesse Abbildung: Beispielprozess aus Norris, S.68

Poisson-Prozesse Definition Ein rechtsstetiger Prozess (X t ) t 0 mit Werten in N 0 heißt Poisson-Prozess der Intensität λ, 0 < λ <, wenn i) S n iid Exp(λ), n N, ii) die Sprungkette (Y n ) n 0 ist gegeben durch Y n := X Jn = n.

Poisson-Prozesse Das zugehörige Diagramm ist 0 λ 1 λ 2 λ 3, die Q-Matrix λ Q = λ λ λ.......

Poisson-Prozesse Abbildung: Poisson-Prozess aus Norris, S.74

Poisson-Prozesse Markov-Eigenschaft Satz Sei (X t ) t 0 ein Poisson-Prozess der Intensität λ. Für jedes s 0 ist dann (X s+t X s ) t 0 ein Poisson-Prozess der Intensität λ und unabhängig von (X r ) r s. Beweis. s. Tafel

Poisson-Prozesse

Poisson-Prozesse

Poisson-Prozesse Beispiele Beschreibung von zufälligen, in der Zeit gleichmäßig verteilten Ereignissen, wie Schadensfälle einer Versicherungsgesellschaft Zerfall von Atomen ankommende Gespräche bei einer Telefonzentrale Eintreffen neuer Kunden an der Supermarktkasse

Poisson-Prozesse Definition Sei (X t ) t 0 ein R-wertiger Prozess. X t X s heißt Inkrement über dem Intervall (s, t] stationäre Inkremente: Verteilung von X s+t X s hängt nur von t 0 ab Inkremente unabhängig: Inkremente über jeder endlichen Menge disjunkter Intervalle sind unabhängig

Poisson-Prozesse Satz Sei (X t ) t 0 ein wachsender, rechtsstetiger Poisson-Prozess der Intensität λ mit Werten in N 0 der in 0 startet, 0 < λ <. Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent: a) (Sprungzeiten-/Verweildauerdefinition) b) (Infinitesimaldefinition) (X t ) t 0 hat unabhängige Inkremente und für kleine h 0 gilt P[X t+h X t = 0] = 1 λ h + o(h), P[X t+h X t = 1] = λ h + o(h). c) (Definition mit Hilfe von Übergangswahrscheinlichkeiten) (X t ) t 0 hat stationäre und unabhängige Inkremente und X t Poisson(λ t) für alle t 0.

Poisson-Prozesse Algorithmus zur Bestimmung von Sprungzeiten bis zum Zeitpunkt T 1. t = 0, n = 0, 2. Generiere Zufallszahl U, 3. Setze t = t 1 λ log(u), stoppe, falls t > T, 4. n = n + 1, J n = t, 5. Wieder zu 2.

ENDE Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!