Grundlagen der Fourier Analysis

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KAPITEL A Grundlagen der Fourier Analysis Wir definieren wie üblich die L p -Räume { ( } 1/p L p (R) = f : R C f(x) dx) p =: f p < 1. Fourier Transformation in L 1 (R) Definition A.1. (Fourier Transformation, inverse FT) a) Die Fourier Transformierte einer Funktion f L 1 (R) ist definiert als ˆf(ω) = (Ff)(ω) := f(t)e 2πiωt dt. b) Gegeben sei f L 1 (R) mit ˆf L 1 (R). Dann definiert (F 1 ˆf)(x) := ˆf(ω)e 2πiωx dω die inverse Fourier Transformierte von ˆf. Grundlegende Eigenschaften der Fourier Transformierten auf L 1 (R): Satz A.2. Es sei f L 1 (R) und ˆf die Fourier Transformierte von f. Dann gilt: a) ˆf ist gleichmäßig stetig und beschränkt, ˆf f 1. b) Falls f existiert und in L 1 (R) liegt, so ist c) Riemann Lebesgue: lim ˆf(ω) = 0. ω ± (f )ˆ(ω) = 2πiω ˆf(ω), ω R. Beweis. (a) Für δ > 0 gilt (A.1) sup ω ˆf(ω +δ) ˆf(ω) = sup ω e 2πiωx( ) e 2πiδx 1 e 2πiδx 1 f(x) dx. 33 f(x) dx

34 A. GRUNDLAGEN DER FOURIER ANALYSIS Wegen e 2πiδx 1 2 und 2 f(x) dx < folgt aus dem Satz über die majorisierte Konvergenz lim e 2πiδx 1 f(x) dx = lim δ 0 δ 0 e 2πiδx 1 f(x) dx = 0. }{{} =0 AlsoistdiegleichmäßigeStetigkeitvon ˆf gezeigt. DieUngleichung ˆf = sup ω f(t)e 2πiωx dt f(t) dt = f 1 ist trivial. Zum Beweis von (b) benötigen wir den folgenden Hilfssatz. Hilfssatz A.3. Aus f L 1 (R) und der Existenz von f L 1 (R) folgt lim f(x) = 0. x ± Beweis Durch Betrachtung von Ref und Imf kann o.b.d.a. angenommen werden, dass f reellwertig ist. Der Beweis erfolgt durch Widerspruch. Wir nehmen an, es existiere eine Folge (x n) mit limx n = und c > 0 so, dass f(x n) c > 0 für alle n N gilt. Wähle R > 0 so, dass R f (x) dx < c 2 erfüllt ist. Weiterhin wähle n 0 so, dass x n0 > R gilt. Dann gilt für alle x > x n0 Damit wäre aber f / L 1 (R). x x f(x) = f(x n0 )+ f (x)dx c f (x) dx c x n0 x n0 2. Nun folgt die Aussage (b) in Satz A.2 durch partielle Integration (wieder begründet durch die Lebesgue Integrierbarkeit von f und f ): (f )ˆ(ω) = f (t)e 2πiωt dt = f(t) ( 2πiω)e 2πiωt dt = 2πiω ˆf(ω). (c) 1. Falls f existiert und in L 1 (R) liegt, folgt für ω 0 sofort ˆf(ω) = 1 (f )ˆ(ω) 1 2πω 2πω f 1 0, für ω. 2. Andernfalls wählen wir zu ε > 0 eine Funktion g L 1 (R) mit g L 1 (R) so, dass f g 1 < ε gilt. Dann ist ˆf(ω) ˆf(ω) ĝ(ω) + ĝ(ω) f g 1 + ĝ(ω) < ε+ ĝ(ω). Mit Teil 1. folgt lim ω ± ĝ(ω) = 0 und hieraus die Behauptung. Bemerkung A.4. Als Ergänzung zu Teil a) des obigen Satzes formulieren wir die folgende Verschärfung: Falls für ein 0 < α 1 die Bedingung K α := f(x) (1+ x α )dx < erfüllt ist, so gilt ˆf Lip α (R). Zum Beweis schätzen wir den Ausdruck in (A.1) weiter ab gemäß sup ˆf(ω +δ) ˆf(ω) ω e 2πiδx 1 f(x) dx 2πδx f(x) dx+ x 1/(2πδ) x >1/(2πδ) 2 f(x) dx. Im ersten Integral folgt aus 2πδx 1 und α (0,1] sofort 2πδx 2πδx α, und im zweiten Integral folgt 2 2 2πδx α. Also erhalten wir die Abschätzung sup ˆf(ω +δ) ˆf(ω) 2(2πδ) α x α f(x) dx 2K α (2πδ) α. ω

1. FOURIER TRANSFORMATION IN L 1 (R) 35 Das Resultat lässt sich sogar auf beliebige α > 0 und die zugehörigen Lip α -Räume ausdehnen. Auf einen Beweis verzichten wir hier. Beispiel A.5. a) Obwohl ˆf(ω) 0 für ω ±, muss nicht ˆf L 1 (R) gelten: { e f(x) = x, 0 x, hat 0, x < 0, ˆf(ω) 1 = 1+2πiω. b) Gauss Funktion Für a > 0 sei g a (x) := ae aπx2. Es gilt ĝ a (ω) = e πω2 /a (d.h. die Fourier Transformierte der Gauss Funktion ist wieder eine Gauss Funktion). Beweis. Wir definieren die Funktion h(y) := a = a = e πy2 /a e π(ax2 2xy) dx e aπ(x y a) 2 e πy2 /a dx e πt2 dt = e πy2 /a zunächst für y R, damit die Substitution t = x y a durchgeführt werden kann. Beide Seiten der Identität definieren aber eine ganze (holomorphe) Funktion f : C C, also gilt die Identität sogar für alle y C. Setzen wir y = iω mit ω R ein, so gibt dies die Behauptung. Der folgende Satz erklärt, dass die formale Definition der inversen Fourier-Transformieren in Definition A.1 tatsächlich die inverse Transformation darstellt. Dies werden wir später auf den Raum der L 2 -Funktionen verallgemeinern. Satz A.6. Für f L 1 (R) mit ˆf L 1 (R) gilt f(x) = F 1 (ˆf)(x) = in allen Stetigkeitspunkten von f. ˆf(ω)e 2πiωx dω Beweis von Satz A.6. Sei f L 1 (R) mit ˆf L 1 (R). Weiter sei f stetig in x. Setze h a(t) = e 2πitx e πat2 mit a > 0, t R. Dann ist ĥa(y) = a 1/2 e (y x)2 /a = g 1/a (y x), wobei g 1/a wie in Beispiel A.5(b) definiert ist. Wir verwenden die folgenden Eigenschaften von g 1/a : (i) Normierung und gleichmäßige Beschränktheit: 1 = g 1/a (y)dy = g 1/a (y) dy = 1, a > 0. (ii) Lokalität bei y = 0: für festes δ > 0 ist lim sup g 1/a (y) = 0. a 0 y >δ Man nennt die Familie (g 1/a ) a>0 eine approximative Einheit, weil für jede Funktion f L p (R), 1 p <, gilt lim a 0 f (f g 1/a) p = 0,

36 A. GRUNDLAGEN DER FOURIER ANALYSIS und in Stetigkeitspunkten von f auch die punktweise Konvergenz vorliegt (Nachweis mit Sätzen der Integrationstheorie). Also ist f(x) = lim f g 1/a (x) = lim f(y)g 1/a (x y)dy a 0 a 0 = lim f(y)ĥa(y)dy. a 0 Einfache Anwendung des Satzes von Fubini ergibt (beachte f, ˆf,h a,ĥa L1 (R)) f(y)ĥa(y)dy = f(y) h a(u)e 2πiuy dudy = h a(u)ˆf(u)du. Also haben wir f(x) = lim h a(u)ˆf(u)du. a 0 Der Grenzwert a 0 kann in das Integral hereingezogen werden, weil h a(u)ˆf(u) ˆf(u) für alle a > 0 gilt und ˆf L 1 (R) ist (Satz von der majorisierten Konvergenz des Lebesgue-Integrals). Mit lim a 0 h a(u) = e 2πiux folgt die Behauptung. Weitere Eigenschaften und Rechenregeln der Fourier-Transformation für Funktionen f,g L 1 (R) lassen sich unter natürlichen Voraussetzungen (etwa an die Existenz der Ableitungen und deren Integrierbarkeit) formulieren. Eigenschaften und Rechenregeln A.7. Es gelten die folgenden Rechenregeln: Eigenschaft Funktion Fourier Transformierte f(t) ˆf(ω) 2πiuω Translation f(t u) e ˆf(ω) Modulation e 2πiξt f(t) ˆf(ω ξ) Skalierung f(t/s) s ˆf(sω) Ableitung in der Zeit Komponente f (k) (t) (2πiω) k ˆf(ω) Ableitung in der Frequenz Komponente ( 2πit) k f(t) d k dω k ˆf(ω) Komplex Konjugierte f(t) ˆf( ω) Reelle Funktion f = Ref ˆf( ω) = ˆf(ω) Faltung f g(t) ˆf(ω)ĝ(ω) Produkt f(t)g(t) 1 2π ˆf ĝ(ω) Inverse ˆf(t) f( ω) Übung A.8. Beweisen Sie folgende Eigenschaften der Fourier-Transformierten: F[f (k) (t)](ω) = (2πiω) k ˆf(ω) (Ableitungsformel im Zeit-Bereich), F[( 2πit) k f(t)](ω) = ˆf (k) (ω) (Ableitungsformel im Frequenz-Bereich).

2. FOURIER TRANSFORMATION IN L 2 (R) 37 Bemerkung A.9. Für f,g L 1 (R) ist die Faltung definiert als f g(x) := f(t)g(x t)dt. Offensichtlich ist f g eine Funktion in L 1 (R), denn mit dem Satz von Fubini gilt f g(x) dx f(t) g(x t) dtdx = f(t) g(x t) dx dt = g 1 f 1. } {{ } = g 1 Auch für f L 1 (R) und g L p (R) ist f g L p (R): zum Beweis führen wir mit 1 p + 1 q = 1 die Aufteilung f(t) = f(t) 1/q f(t) 1/p durch und erhalten mit der Hölder-Ungleichung f g(x) p dx = f p/q 1 ( p f(t) 1/q ( f(t) g(x t) dt) 1/p dx ) p/q ( ( f(t) dt } {{ } = f p/q 1 f(t) = f 1+(p/q) 1 g p p. Wegen 1+ p q = p(1 p + 1 q ) = p ergibt sich also f g p p = f p 1 g p p. p/p f(t) g(x t) dt) p dx g(x t) p dx dt Noch etwas allgemeiner ist die Youngsche Ungleichung (siehe z.b. Zygmund, Trigonometric Series, Satz II.1.15, Seite 37): Für 1 p,q,r gelte die Beziehung 1 r = 1 p + 1 q 1. Dann gilt für alle f Lp und g L q f g L r sowie f g r f p g q. 2. Fourier Transformation in L 2 (R) Der natürliche DefinitionsbereichderFourier-TransformationistderRaumL 2 (R) der quadrat integrierbaren Funktionen. Wegen L 2 (R) L 1 (R) ist die Definition der FT auf L 2 (R) etwas komplizierter, liefert aber dafür eine Isometrie! Hilfssatz A.10. Die Autokorrelation von f L 2 (R) ist definiert als F(x) := f(t)f(x+t)dt. F ist gleichmäßig stetig und beschränkt mit F(x) f 2 2 für alle x R. Den Beweis führen wir in der Übung.

38 A. GRUNDLAGEN DER FOURIER ANALYSIS Satz A.11. Für f L 2 (R) L 1 (R) gilt ˆf L 2 (R); genauer: es gilt die Parseval Identität ˆf 2 2 = ˆf(ω) 2 dω = f(t) 2 dt = f 2 2. Beweis. ˆf ist stetig und beschränkt nach Satz A.2 a). Wir verwenden den Gauß-Kern ga(x) = ae πax 2, a > 0, aus Beispiel A.5(b) zur Faltung mit f. Beachte ĝ a(y) = e πy2 /a. 1. Wegen f L 2 (R) ist ĝ a ˆf 2 L 1 (R) und ĝ a(y) ˆf(y) 2 dy = ĝ a(y)ˆf(y)ˆf(y)dy ( )( ) = ĝ a(y) f(t)e 2πiyt dt f(u)e 2πiyu du Fubini ( ) = f(t)f(u) ĝ a(y)e 2πiy(u t) dy dudt }{{} =g a(u t), wie in Beispiel A.5 = f(t) f(u)g a(u t)dudt = g a(x) f(t)f(x+t)dt dx. }{{} =:F(x) (Autokorrelation) 2. Die Autokorrelation F ist laut Lemma A.10 stetig und beschränkt. Für a erhält man mit Mitteln der Integrationstheorie (hier: Approximation der δ-distribution) lim g a a(x)f(x)dx = F(0) = f 2 2. 3. Andererseits gilt die punktweise Konvergenz lim a ĝa(y) ˆf(y) 2 = ˆf(y) 2 für alle y R. Die Integrationstheorie (hier: Fatous Lemma) liefert zunächst die Abschätzung ˆf(y) 2 dy = lim a ĝa(y) ˆf(y) 2 dy liminf a Also gilt ˆf L 2 (R) und ˆf 2 f 2. ĝ a(y) ˆf(y) 2 dy = liminf a g a(x)f(x)dx = f 2 2. 4. Wir verwenden schließlich ein weiteres Mittel der Integrationstheorie (Satz über die majorisierte Konvergenz): wegen 0 ĝ a(y) 1 ist ĝ α(y) ˆf(y) 2 ˆf(y) 2 für alle a R. Die Majorante ˆf(y) 2 ist integrierbar, also gilt in der Rechnung in 3. sogar ˆf(y) 2 dy = lim a ĝa(y) ˆf(y) 2 dy = lim ĝ a a(y) ˆf(y) 2 dy = f 2 2. BetrachtenwirimobigenSatzauchdieL 2 -NormimDefinitionsbereichderFounrier- Transformation F : L 1 L 2 L 2, so ist hierdurch ein linearer beschränkter Operator definiert. Seine Operatornorm ist F L 1 L 2 L 2 = sup Ff 2 = 1. f L 1 L 2 f 2 =1 Weil L 1 L 2 dicht in L 2 liegt, kann F eindeutig auf L 2 (R) fortgesetzt werden, u.z. unter Beibehaltung der Operatornorm. Konkret lässt sich diese Fortsetzung durch = verschiedene Approximationen f n L 2 f mit f n L 2 L 1 angeben. Dies führt zu folgenden äquivalenten Definitionen der Fourier-Transformierten von f L 2 (R).

2. FOURIER TRANSFORMATION IN L 2 (R) 39 Die Fourier-Transformation F : L 2 (R) L 2 (R) ist definiert als (i) eindeutige Fortsetzung von F : L 1 L 2 L 2, oder (ii) N ˆf(ω) = lim f(t)e 2πitω dt, N N (iii) oder ˆf(ω) = lim f(t)e aπt2 e itω dt. a 0 Für festes N N existieren die Integrale in (ii) und (iii) für jedes ω R. Für N liegt Konvergenz in der L 2 -Norm gegen ˆf vor. Mit den bisherigen Vorbereitungen folgt nun der Hauptsatz der Fourier-Transformation. Satz A.12. (Hauptsatz zur FT) Der Operator F : L 2 (R) L 2 (R) ist ein isometrischer Isomorphismus des Hilbertraums L 2 (R); d.h. F ist eine lineare beschränkte bijektive Abbildung mit Ff 2 = f 2, f L 2 (R). Die Umkehrabbildung ist der adjungierte Operator F, F 1 g = F g = g(ω)e 2πiω dω, g L 2 (R). Beweis. Zu beweisen ist nur die Surjektivität und die Formel für F 1. Zu g L 2 (R) setze h(x) = (Fg)( x) und zeige ĥ g 2 = 0. Korollar A.13. Für f,g L 2 (R) gelten a) ˆf 2 2 = f 2 2 (Parseval Identität); b) f,g = ˆf,ĝ (Plancherel-Identität) Beweis (a) wurde bereits gezeigt. Die übliche Polarisierung gibt Damit folgt (b) aus (a). f,g = f +g 2 2 f g 2 2 4 + f ig 2 2 f +ig 2 2. 4i Übung A.14. Sei φ(t) = { 1, 1 t < 1, 0, sonst. a) Bestimmen Sie die Fourier Transformierte von φ.

40 A. GRUNDLAGEN DER FOURIER ANALYSIS b) Bestimmen Sie den Wert des Integrals sin 2 y y 2 dy unter Anwendung der Parsevalschen Gleichung.