Wissensarbeit im Unternehmen der Zukunft nachhaltig gestalten Katrin Gül, Andreas Boes, Tobias Kämpf, Alexander Ziegler Gewappnet für die digitale Arbeitswelt Gute Praxis in der betrieblichen Weiterbildung Workshop 6: Berufsbildung und Weiterbildung 4.0 Digitalisierungskongress der HBS und ver.di Berlin, 18. Oktober 2016
Die digitale Transformation erreicht die Wirtschaft Neue Geschäftsmodelle & disruptive innovation : Produkte, Dienstleistungen und Geschäfts-Strategien werden neu gedacht Agilität: Veränderungsflexibel, kundenorientiert, Empowerment von mündigen und eigenverantwortlichen Mitarbeitern und Führungskräften Kommunikationsumgebungen: Kollaboration in der Community, Wissen teilen und zugänglich machen, neue Kultur der Zusammenarbeit Neue Produktionsmodelle: Industrie 4.0 und die Digitalisierung der Fabrik, Cloud Working und Crowd Sourcing Digital natives : Eine neue Generation von Mitarbeitern kommt in den Unternehmen an Neue Leitbilder: Google, Apple und die Stars des Silicon Valley werden zu Benchmarks und Vorbildern für die deutsche Industrie Es entstehen grundlegend neue Anforderungen an die Beschäftigten 18.10.2016/2
Qualifizierung: Ein strategisches Feld Struktureller Qualifikationsumbruch: Es geht nicht nur um IT-Kompetenzen, sondern neue Meta-Anforderungen entstehen: Umgang mit abstrakten und komplexen Informationen Fähigkeit zu interdependentem Arbeiten und Kommunikation Kommunikative Fachlichkeit Agilität: eigenverantwortlich, kurzzyklisch und ergebnisorientiert handeln Reflexion und Anpassung der eigenen beruflichen Identität Der Blick in die Praxis zeigt: Die strategische Bedeutung von Weiterbildung wird unterschätzt Meist steht die Entwicklung des Weiterbildungsangebots noch am Anfang Mit Blick auf den strukturellen Qualifikationswandel wird insbesondere auf die Rekrutierung von digital natives gesetzt Viele Unternehmen setzen auf Abfindungen und Formen betrieblicher Altersteilzeit für ältere Beschäftigtengruppen Es drohen große Beschäftigtengruppen abgehängt zu werden - Gefahr eines Generationenkonflikts 18.10.2016/3
Fallbeispiel I: Weiterbildung hoch priorisieren und intelligent in den Arbeitsalltag integrieren Mittelständisches Unternehmen aus der Elektroinstallationsbranche Innovationen auf den Gebieten erneuerbare Energien, Gebäudeautomatisierung und E-Mobilität verändern die Branche grundlegend Die Vernetzung einzelner Teil-Komponenten durch Sensoren, Software und IT-Infrastruktur gehören nun zum Anforderungsprofil an die Beschäftigten Qualifizierungsstrategie Weiterbildung wird zum Kern der Geschäftsstrategie: Das Unternehmen setzt auf Mitarbeiter, welche die neuen Technologien im Detail verstehen und den Kunden optimal beraten können Der hohe Stellenwert der Weiterbildung spiegelt sich auch im finanziellen Aufwand für Qualifizierungsmaßnahmen wieder (57 % über dem Bundesdurchschnitt) Umsetzung der Weiterbildung Mitarbeiter können neueste Technik-Anwendungen auf dem Betriebsgelände testen Internes Wissen wird transparent gemacht, z.b. Key User, monatliche Vorträge Mit dem Digitalen Schwarzen Brett wird Weiterbildung auf die Baustelle verlagert: Via Firmen-Smartphone haben Mitarbeiter Zugriff auf Qualifikationseinheiten Erfolgsfaktoren Eine starke Weiterbildungskultur sichert die Motivation der Beschäftigten Fort- und Weiterbildung wird systematisch in den Arbeitsalltag integriert Vorhandenes Know-how wird allen Mitarbeitenden zugänglich gemacht 18.10.2016/4
Fallbeispiel II: Erfahrene Pflegekräfte in einem Krankenhaus lernen mit digitalen Medien Demografischer Wandel und Digitalisierung: Neue Herausforderungen für die Qualifikation von Pflegekräften Demografische Wandel: Verschiebung der Altersstruktur in der stationären Pflege Neue Anforderungen für Pflegekräfte: Wissenschaftliches Fachwissen gewinnt an Bedeutung, neue Richtlinien müssen online abgerufen und selbständig im Arbeitsalltag umgesetzt werden Qualifizierungsstrategie Beteiligung am Projekt Flexicare 50+: Einsatz von digitalen Medien zur Erprobung neuer Weiterbildungsformen für die Gruppe der über 50-jährigen Pflegekräfte Ziel: Verbesserung der Pflegequalität durch die Etablierung evidenzbasierten Handelns und Schaffung einer lernförderlichen Umgebung für ältere Beschäftigte durch die Heranführung an die Nutzung digitaler Medien und die Ermöglichung individueller Lernwege Umsetzung: Ganzheitliche Strategie durch drei aufeinander aufbauende Phasen Micro-Learning: Beschäftigte absolvieren mit Tablet kleine Lerneinheiten (Tutoren-Begleitung) Blended-Learning: Kombination aus klassischen Seminaren und internetbasierten Lektionen Community of Practice: Austausch mit anderen Kliniken sowie Aufbau themenspezifischer Foren Erfolgsfaktoren Die systematische Einarbeitung in die Mediennutzung Kombination von E-Learning und Präsenzveranstaltungen Intensive Lernbegleitung über ein Tutorenteam 18.10.2016/5
Fallbeispiel III: Mit praxisnahen Qualifizierungskonzepten Metakompetenzen gezielt fördern Große Unternehmensberatung: Digitalisierung verändert eigene Prozesse und die der Mandanten Standardisierung, Skalierung und Automatisierung der eigenen Prozesse: Die täglichen Arbeitsprozesse ändern sich grundlegend Modifizierung der Beratungsangebote auf die unterschiedlichen Digitalisierungsgrade der Mandanten (Cloud Computing, Cyber Security und Data & Analytics) Qualifizierungsstrategie Ein Gremium, in dem alle Abteilungen vertreten sind, tagt zwei Mal jährlich und trifft strategische Entscheidungen zu den Qualifizierungsangeboten Hybride Mischung didaktischer Methoden (Präsenzschulungen, Virtual Classrooms, webbasierte Trainingseinheiten, Apps, Videos oder Dokumente ) für hohe Motivation und Effizienz Umsetzung Blended-Learning-Seminare: effiziente und praxisnahe Qualifizierung (Kombination von kurzen Präsenzphasen mit Teamarbeiten in Virtual Classrooms) Innovative Ansätze wie Serious-Games werden genutzt, um den Mitarbeitenden praxisnahes Lernen bei einer hohen intrinsischen Motivation zu ermöglichen Erfolgsfaktoren Inhaltlich und didaktisch hochwertige Schulungen, die regelmäßig evaluiert werden Tutorielle Begleitung von Blended-Learning-Schulungen 18.10.2016/6
Lessons Learned Eine vorausschauende Personalpolitik und Qualifizierung sind zentrale Erfolgsfaktoren für die erfolgreiche Bewältigung der digitalen Transformation Erfolgskriterien für die betriebliche Weiterbildung in der Praxis Weiterbildung als Kernthema in der Unternehmensstrategie verankern Frühzeitige Einbindung der betrieblichen Akteure Systematisches und nachhaltiges Kompetenzmanagement Lernen mit digitalen Medien Schlüsselkompetenzen fördern Wissen teilen Netzwerke nutzen Gruppenspezifische Ansätze verfolgen Weiterbildung als Lackmus-Test : Stellen sich die Unternehmen ernsthaft auf den digitalen Umbruch ein? 18.10.2016/7
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Weitere Informationen Katrin Gül ISF München Jakob-Klar-Str. 9 80796 München +49 (0) 89 272921-0 katrin.guel@isf-muenchen.de 18.10.2016/8 T. Gül Kämpf, et al.: A. Gewappnet Boes: Auf dem für die Weg digitale in die Arbeitswelt digitale Arbeitswelt