Abmahnung - im Fokus. Ausgearbeitet vom Expertenkreis Arbeitsrecht des HDE. Stand: November 2016

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Transkript:

Abmahnung - im Fokus Ausgearbeitet vom Expertenkreis Arbeitsrecht des HDE Stand: November 2016 Sollten Sie Rückfragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren zuständigen Verband

2 Inhaltsverzeichnis I. Abgrenzung Abmahnung zur Ermahnung... Seite 3 II. Abmahnung als Voraussetzung einer Kündigung... Seite 3 III. Inhalt und Form... Seite 3 IV. Zugang und Kenntniserlangung... Seite 4 V. Abmahnungsberechtigung... Seite 5 VI. Frist... Seite 5 VII. Wirkungsdauer... Seite 5 VIII. Gleichartigkeit des Pflichtenverstoßes... Seite 5 IX. Anzahl notwendiger Abmahnungen... Seite 6 X. Rechtsschutz des Arbeitnehmers... Seite 6 Muster Abmahnung

3 I. Abgrenzung Abmahnung zur Ermahnung Die Abmahnung ist das Rügen eines arbeitsvertraglichen Fehlverhaltens, verbunden mit der Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen für den Wiederholungsfall. Sie hat Hinweis-, Warn- und Androhungsfunktion. Einer Ermahnung fehlt die Androhung von Rechtsfolgen für die Zukunft. Auf sie kann eine spätere Kündigung daher nicht gestützt werden. Der Betriebsrat hat bei Abmahnung und Ermahnung kein Mitbestimmungsrecht und braucht daher nicht angehört zu werden. II. Abmahnung als Voraussetzung einer Kündigung Die Abmahnung ist in Arbeitsverhältnissen, die in den Anwendungsbereich des Kündigungsschutzgesetzes fallen (vgl. Merkblatt Kündigung - im Fokus), regelmäßig Voraussetzung einer wirksamen Kündigung wegen eines arbeitsvertraglichen Fehlverhaltens. Sie soll dem Arbeitnehmer Gelegenheit geben, sein Verhalten zu ändern, bevor sein Arbeitsverhältnis beendet wird. Abmahnungen sind im Einzelfall entbehrlich, wenn sie kein geeignetes Mittel zum Abstellen des Verstoßes darstellen. Einer Abmahnung bedarf es ausnahmsweise nicht, wenn ein besonders schwerer Pflichtenverstoß, der das Vertrauensverhältnis für den Arbeitgeber unzumutbar zerstört (Straftaten zulasten des Arbeitgebers, vorsätzliche Körperverletzung gegenüber dem Arbeitgeber, Mitarbeitern oder Kunden) gegeben ist, der oftmals auch eine außerordentliche Kündigung rechtfertigen kann, Mit einer Abmahnung verzichtet der Arbeitgeber zugleich konkludent auf ein ihm eventuell zustehendes Kündigungsrecht. Deshalb kann er nicht wegen desselben Verhaltens gleichzeitig abmahnen und kündigen. III. Inhalt und Form Die Abmahnung muss dem Arbeitnehmer eindringlich vor Augen führen, dass der Arbeitgeber nicht bereit ist, sein Fehlverhalten hinzunehmen und deswegen arbeitsrechtliche Konsequenzen androht. Dabei bestehen für eine Abmahnung keine bestimmten Formvorschriften. Eine Abmahnung ist daher auch mündlich möglich. Selbst eine Abmahnung mit fehlender Unterschrift kann gültig sein, wenn sie ihren Aussteller und dessen Abmahnungswillen erkennen lässt. Aus Beweisgründen sollte die Abmahnung auf jeden Fall schriftlich und mit Unterschrift erfolgen! Das Fehlverhalten des Arbeitnehmers ist anhand konkreter Fakten darzustellen und auch nach Ort und Zeit genau zu beschreiben (Bestimmtheitsgebot). Es darf kein Zweifel aufkommen, welcher Vorgang beanstandet wird. Schlagworte und subjektive Einschätzungen sind zu vermeiden. Ferner muss in der Abmahnung zum Ausdruck kommen, dass das zuvor geschilderte Verhalten missbilligt wird. Gleichzeitig muss dem Arbeitnehmer klargemacht werden, was von ihm in Zukunft erwartet wird. Schließlich ist für den Wiederholungsfall die Beendigung des Arbeitsverhältnisses anzudrohen. Nur die Androhung pauschaler arbeitsrechtlicher Konsequenzen reicht nicht.

4 Der Aufbau einer Abmahnung stellt sich insoweit wie folgt dar: Klarstellung, welche konkreten Aufgaben dem Mitarbeiter zufallen. ( Sie sind in unserem Unternehmen als... beschäftigt. Nach dem Ihnen bekannten... gehört es zu Ihren Aufgaben... ) Genaue Bezeichnung des Pflichtverstoßes nach Ort, Zeit und Zusammenhang. ( am... um... Uhr stellte der Abteilungsleiter fest, dass... ) Verknüpfung des Verstoßes mit den Pflichten aus dem Arbeitsvertrag ( Dieses Verhalten widerspricht den Vorgaben aus... Mit diesem Verhalten verstoßen Sie gegen Ihre arbeitsvertraglichen Pflichten. ) Aufforderung, sich künftig vertragsgetreu zu verhalten. ( Wir erwarten, dass Sie sich künftig vertragstreu verhalten und ) Kündigungsandrohung bei Wiederholung ( sollte sich ein solcher oder gleichartiger Pflichtenverstoß wiederholen, müssen Sie mit arbeitsrechtlichen Maßnahmen bis hin zu einer Kündigung Ihres Arbeitsverhältnisses rechnen. ) Des Weiteren sollte für jeden einzelnen Pflichtenverstoß eine gesonderte Abmahnung erfolgen. Notfalls sind mehrere Abmahnungen an einem Tag zu erteilen. Zusammenfassungen bergen die Gefahr, dass eine Ungenauigkeit bezüglich einer einzelnen Pflichtverletzung die sogenannte Sammelabmahnung unwirksam macht. Aus Beweisgründen ist die Schriftform mit Datum und Unterschrift des Abmahnungsberechtigten zu wählen. Dabei sollte der Begriff Abmahnung verwendet werden. Ein Duplikat der Abmahnung (mit Empfangsvermerk) gehört in die Personalakte. IV. Zugang und Kenntniserlangung Der Arbeitgeber muss den Zugang bzw. die Kenntniserlangung der Abmahnung beweisen. Deshalb wird empfohlen, sich den Empfang der schriftlichen Abmahnung vom Arbeitnehmer quittieren zu lassen. Verweigert der Arbeitnehmer die Quittierung oder die Annahme der Abmahnung, sollte die Zustellung durch Boten, Werfen in den Hausbriefkasten erfolgen. Praxistipp: Wir empfehlen, von dem arbeitgeberseitig unterschriebenen Abmahnungsschreiben eine Kopie zu machen und diese von einem Zeugen lesen zu lassen. Der Zeuge sollte dann auf der Kopie Folgendes vermerken: gelesen am..., kuvertiert am... (Unterschrift des Zeugen).

5 V. Abmahnungsberechtigung Wirksam abmahnen kann, wer kündigungsberechtigt ist (z. B. Arbeitgeber selbst oder Personalchef). Die Abmahnungsberechtigung steht auch jedem Vorgesetzten zu, der aufgrund seiner Aufgabenstellung dazu befugt ist, verbindliche Anweisungen bezüglich Ort, Zeit sowie Art und Weise der geschuldeten Arbeitsleistung zu erteilen. VI. Frist Grundsätzlich gilt keine bestimmte Frist, innerhalb der abzumahnen ist. Trotzdem gilt, dass Pflichtverletzung und Abmahnung in einem zeitlichen Zusammenhang stehen müssen. Auf jeden Fall kann sich der Arbeitgeber ebenso wie bei der außerordentlichen Kündigung 14 Tage seit Kenntniserlangung vom Fehlverhalten Zeit lassen. Soweit jedoch keine weiteren Sachverhalte mehr aufgeklärt werden müssen, sollte die Abmahnung zeitnah ausgesprochen werden. VII. Wirkungsdauer Wann eine Abmahnung ihre Wirkung verliert, hängt von den Umständen des Einzelfalles, insbesondere der Schwere des Fehlverhaltens ab. Nach der Rechtsprechung wird eine Abmahnung nach 2 Jahren jedoch grundsätzlich gegenstandslos, wenn sich der Arbeitnehmer in diesem Zeitraum beanstandungsfrei verhalten hat. VIII. Gleichartigkeit des Pflichtenverstoßes Ein erneuter Pflichtenverstoß nach vorhergehender Abmahnung kann nur dann zum Anlass einer Kündigung genommen werden, wenn eine Gleichartigkeit des neuen Pflichtenverstoßes zu bisherigen Abmahnungen vorliegt. Das ist nicht nur bei identischen Fehlverhalten, sondern auch bei einer strukturellen Vergleichbarkeit gegeben. Unter Berücksichtigung der Pflichtenstruktur müssen sich die Pflichtverletzungen unter einem einheitlichen Gesichtspunkt (sog. roter Faden ) zusammenfassen lassen können. Ausreichend ist, dass die jeweiligen Pflichtwidrigkeiten aus demselben Bereich stammen und somit Abmahnungs- und Kündigungsgrund in einem inneren Zusammenhang stehen. Vergleichbarere, gleichartige Wiederholungsfälle sind z. B. verschiedene Fälle der Unpünktlichkeit: Zuspätkommen, Überziehen der Pausen, vorzeitiges Verlassen des Arbeitsplatzes. Nicht vergleichbar dürfte sein Zuspätkommen und verspätete Krankmeldung.

6 IX. Anzahl notwendiger Abmahnungen Wie viele Abmahnungen erforderlich sind, um eine Kündigung oder andere arbeitsvertragliche Maßnahmen zu rechtfertigen, hängt von der Schwere des Pflichtenverstoßes und dem konkreten Einzelfall ab (bspw. Dauer der Betriebszugehörigkeit). Bei mehreren Abmahnungen wegen gleichartiger Pflichtenverstöße (grundsätzlich max. 3 Abmahnungen) muss dem Arbeitnehmer bei der letzten Abmahnung entsprechend deutlich gemacht werden, dass es sich nunmehr um die tatsächlich letzte Abmahnung handelt und der Arbeitgeber bei einem weiteren Pflichtenverstoß ohne weitere Ankündigung eine Kündigung ausspricht. Ansonsten sieht die Rechtsprechung die Abmahnungen als leere Drohungen an, die nicht mehr zu einer Kündigung berechtigen. X. Rechtsschutz des Arbeitnehmers Der Arbeitnehmer kann verlangen, dass eine Gegendarstellung in die Personalakte aufgenommen wird. Bei einer fehlerhaften Abmahnung kann der Arbeitnehmer die Berichtigung oder die Entfernung aus der Personalakte verlangen. Eine Gegendarstellung schließt jedoch das berechtigte Interesse an der Entfernung einer Abmahnung aus der Personalakte nicht aus. Hat der Arbeitnehmer davon abgesehen, die Berechtigung einer Abmahnung gerichtlich überprüfen zu lassen, so ist er grundsätzlich nicht daran gehindert, die Richtigkeit des abgemahnten Fehlverhaltens inzidenter erst in einem späteren Kündigungsschutzprozess zu bestreiten.

Muster Vorbemerkung: Dieses Muster soll die wesentlichen Bestandteile der Abmahnung in allgemeiner Form verdeutlichen. Abmahnung Datum Sehr geehrte/r Frau/Herr, Zu Ihren Aufgaben als.. gehört es,.. Ihr nachfolgend dargestelltes Verhalten gibt uns Veranlassung, Sie auf die ordnungsgemäße Erfüllung Ihrer arbeitsvertraglichen Verpflichtungen hinzuweisen: (Es folgt das zu beanstandende Fehlverhalten, das konkret zu beschreiben ist, insbesondere Ort und Datum des Sachverhalts). Mit diesem Verhalten / Unterlassen haben Sie Ihre arbeitsvertraglichen Pflichten verletzt. Wir nehmen dieses Fehlverhalten nicht unbeanstandet hin und fordern Sie auf, diesbezüglich Ihren arbeitsvertraglichen Pflichten in Zukunft ordnungsgemäß nachzukommen und... (konkret ordnungsgemäßes Verhalten benennen). Sollte Ihr Verhalten erneut Anlass zu Beanstandungen geben, müssen Sie mit weiteren arbeitsrechtlichen Maßnahmen bis hin zu einer Kündigung Ihres Arbeitsverhältnisses rechnen. Mit freundlichen Grüßen (Unterschrift des Abmahnungsberechtigten) Erhalten am: (Unterschrift des Arbeitnehmers) *Ggf. ist die entsprechende Vorschrift im Arbeitsvertrag/Tarifvertrag anzugeben.