6 Integration auf Untermannigfaltigkeiten

Ähnliche Dokumente
6. Integration auf Untermannigfaltigkeiten

7 Der Gaußsche Integralsatz

10 Untermannigfaltigkeiten

Teil IV : Integration über Untermannigfaltigkeiten. 9 Untermannigfaltigkeiten von R n

9 Integration von Differentialformen und der Satz von Stokes

26. Der Gaußsche Integralsatz

102 KAPITEL 14. FLÄCHEN

Aufgaben. f : R 2 R, f(x, y) := y.

Abbildung 10.1: Das Bild zu Beispiel 10.1

15. Bereichsintegrale

Liste wichtiger Stammfunktionen

TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN

Ferienkurs Analysis 3 für Physiker. Integration im R n

1 Eingebettete Untermannigfaltigkeiten des R d

Analysis III. Vorlesung 72. Korollar Es sei (M,A,µ) ein σ-endlicher Maßraum und v: M R n eine messbare Abbildung. Dann ist die Abbildung

Parametrisierung und Integralsätze

Mathematik für Anwender II

TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN

Fachbereich Mathematik/Informatik 16. Juni 2012 Prof. Dr. H. Brenner. Mathematik für Anwender II. Testklausur mit Lösungen

M U = {x U f 1 =... = f n k (x) = 0}, (1)

Ferienkurs Analysis 3

1 Eingebettete Untermannigfaltigkeiten des R d

Ferienkurs in Vektoranalysis

28. Der Satz von Stokes

Probeklausur zur Analysis II

12 Der Gaußsche Integralsatz

Vorlesung. Mathematik für Physiker III. Kapitel 3 Differentialformen. 10. Differentialformen 1. Ordnung

Analysis 3, Woche 11. Mannigfaltigkeiten II Immersionen

Analysis 3. Weihnachtsblatt Prof. Dr. H. Koch Dr. F. Gmeineder Besprechung: TBC, Januar Aufgabe 1: (Besonders prüfungsrelevant)

Topologie und Differentialrechnung mehrerer Veränderlicher, SS 2009 Modulprüfung/Abschlussklausur. Aufgabe Punkte

Analysis II. 8. Klausur mit Lösungen

ANALYSIS 3. Carsten Schütt WS 2008/9

Klausur HM II/III F 2003 HM II/III : 1

Grundlagen der Mathematik (BSc Maschinenbau)

Wiederholung von Linearer Algebra und Differentialrechnung im R n

1 Definition und Konstruktion vektorwertiger Funktionen und Funktionen mehrerer Variabler

Integration über allgemeine Integrationsbereiche.

9.2. DER SATZ ÜBER IMPLIZITE FUNKTIONEN 89

Lösungen zu Koordinatentrafo und Integration im R n

9 Höhere partielle Ableitungen und die Taylorformel

Mannigfaltigkeiten und Integration I

Nachklausur zur Analysis 2, SoSe 2017

A1: Diplomvorprüfung HM II/III WS 2007/

Extremalprobleme mit Nebenbedingungen

116 KAPITEL 15. INTEGRALSÄTZE

Analysis 2, Woche 9. Mehrdimensionale Differentialrechnung I. 9.1 Differenzierbarkeit

6.4 Koordinatentransformationen

1.6 Implizite Funktionen

Prof. D. Salamon Funktionentheorie ETH Zürich MATH, PHYS 27. Oktober Musterlösung 5

Lösung zu den Übungsaufgaben zur Lebesgueschen Integrationstheorie. Tobias Ried

Vorlesung Mathematik für Ingenieure 2 (Sommersemester 2009)

Das mehrdimensionale Riemann-Integral. 1. Volumenintegrale

2 Koordinatentransformationen

Lineare Algebra I Lösungsvorschlag

Wenn man den Kreis mit Radius 1 um (0, 0) beschreiben möchte, dann ist. (x, y) ; x 2 + y 2 = 1 }

Lösungsvorschlag zur Nachklausur zur Analysis

Vorlesung Mathematik für Ingenieure II (Sommersemester 2008)

10 Der Satz über implizite Funktionen und Umkehrfunktionen

X. Mehrfache Integrale

Definition 1.2. Eine kontinuierliche Gruppe mit einer endlichen Menge an Parametern heißt endliche kontinuierliche Gruppe. x cosξ sinξ y sinξ cosξ

Lösungen zu den Hausaufgaben zur Analysis II

3 Die Integralsätze von Gauß und Stokes

Seite 1. sin 2 x dx. b) Berechnen Sie das Integral. e (t s)2 ds. (Nur Leibniz-Formel) c) Differenzieren Sie die Funktion f(t) = t. d dx ln(x + x3 ) dx

Formelsammlung Analysis I & II

Übungen zur Ingenieur-Mathematik III WS 2012/13 Blatt

Block I: Integration und Taylorentwicklung in 1D

2 Differenzierbare Mannigfaltigkeiten

Wiederholungsklausur zur Analysis II

Der Laplace-Operator auf einer Riemannschen Mannigfaltigkeit

8 Beispiele von Koordinatentransformationen

Musterlösungen zu Serie 6

Analysis II. Vorlesung 52. Diffeomorphismen

1 Definition und Grundeigenschaften

Integration (handgestrickt)

Mathematische Grundlagen für die Vorlesung. Differentialgeometrie

Lösungsvorschlag zum 12. Übungsblatt zur Vorlesung Analysis III im Wintersemester 2018/ Januar 2019

Das heißt, Γ ist der Graph einer Funktion von d 1 Veränderlichen.

Analysis IV. Gruppenübungen

D-MATH, D-PHYS, D-CHAB Analysis II FS 2018 Prof. Manfred Einsiedler. Lösung 11

9. Übung zur Maß- und Integrationstheorie, Lösungsskizze Aufgaben

Mathematik für Anwender II

1 Distributionen und der Satz von Frobenius

11 Untermannigfaltigkeiten des R n und lokale Extrema mit Nebenbedingungen

Bemerkung Als Folge von Satz 6.2 kann man jede ganze Funktion schreiben als Potenzreihe. α m z m. f(z) = m=0. 2πi. re it t [0,2π] 2πi

Lineare Algebra und analytische Geometrie II

B Lösungen. Aufgabe 1 (Begriffe zur Differenziation) Sei (x, y) R 2 Berechnen Sie zur Abbildung. f(x, y) := x sin(xy) f : R 2 R,

Mathematik III. Vorlesung 68. Das Verhalten von Maßen bei linearen Abbildungen

Grundlagen der Mathematik 2 Nachklausur

Tutorium zur Vorlesung Differential und Integralrechnung II Bearbeitungsvorschlag

f(x 0 ) = lim f(b k ) 0 0 ) = 0

Probeklausur zur Analysis 2, SoSe 2017

Zusammenfassung der Lebesgue-Integrationstheorie

Vektoranalysis Übungsblatt 1 Prof. S. Warzel, T. Satzger 11. Dezember von b in R n sowie Abbildungen f C 1 (U a. , R n k ) und g C 1 (U b

i j m f(y )h i h j h m

Mathematik für Naturwissenschaftler, Pruscha & Rost Kap 7 Lösungen

1. und 2. Fundamentalform

Musterlösung Serie 12

Mathematik II für Studierende der Informatik. Wirtschaftsinformatik (Analysis und lineare Algebra) im Sommersemester 2016

8 1. GEOMETRIE DIFFERENZIERBARER MANNIGFALTIGKEITEN

1 Liesche Gruppen: Grundlegendes und Beispiele

Transkript:

6 Integration auf Untermannigfaltigkeiten 6.1 annigfaltigkeiten. Eine k dimensionale C α annigfaltigkeit ist ein metrischer Raum mit einer Überdeckung {V : J} durch offene engen und Homöomorphismen ϕ : T V von offenen Teilmengen T des R n auf die V mit der Eigenschaft, dass für alle k und ϕ 1 k ϕ : ϕ 1 (V ) ϕ 1 k (V ) eine C α -Abbildung ist, falls V = V V k nichtleer ist. (i) (ii) Eine stetige Abbildung heißt Homöomorphismus, falls sie biektiv ist und auch ihre Inverse stetig ist. an nennt die ϕ Koordinatenabbildungen oder lokale Karten. (iii) Wichtig ist insbesondere der Fall kompakter annigfaltigkeiten. Hier gibt es stets eine endliche Überdeckung. (iv) Das C α lässt man oft weg. Dann ist nicht klar, was gemeint ist. eist heißt es C. Hier soll es mindestens C 1 heißen. 6.2 Bemerkung. Äquivalent ist folgende Darstellung. R n für ein (hinreichend großes) n N, und zu edem Punkt a existieren eine offene Umgebung U R n und eine α-mal stetig differenzierbare Funktion f = (f 1,...,f n k ) : U R n k gibt mit folgenden Eigenschaften: (i) U = {x U : f(x) = 0} (d.h. f 1 (x) =... = f n k (x) = 0) und (ii) Für edes x hat die Ableitung f (x) at (n k) n den (maximalen) Rang n k. (a) (b) (c) Sprechweise: Wenn der Schnitt von mit einer hinreichend kleinen offenen enge eine Eigenschaft hat, so sagen wir, habe lokal diese Eigenschaft. In diesem Sinn können wir formulieren: Lokal ist das gemeinsame Nullstellengebilde der n k C α Funktionen f 1,... f n k, deren Gradientenvektoren in allen Punkten linear unabhängig sind. Untermannigfaltigkeiten der Dimension k = n 1 nennt man Hyperflächen. Sie sind lokal die Nullstellenmenge einer reellwertigen C α Funktion mit nichtverschwindendem Gradienten. annigfaltigkeiten, die als Teilmenge des R n gegeben sind, nennt man eingebettete annigfaltigkeiten. Wir werden im folgenden damit arbeiten und annehmen, dass die Kartenabbildungen ϕ ebenfalls α-mal differenzierbar sind und ϕ inektiv ist (maximalen Rang hat). 6.3 Beispiel: Die Einheitskreislinie S 1 R 2. Wir können S 1 einerseits als Nullstellengebilde schreiben: S 1 = {(x,y) R 2 : x 2 + y1 2 = 0}. Andererseits haben wir zwei (in diesem Fall ganz einfache) Kartenabbildungen, die S 1 beschreiben, nämlich ϕ 1 : T 1 = ]0,2π[ V 1 = S 1 \ {(1,0)}, ϕ 1 (t) = (cos t,sin t) und ϕ 2 : T 2 = ] π,π[ V 2 = S 1 \ {(1,0)}, ϕ 2 (t) = (cos t,sin t) 6.4 Der aßtensor auf. Es sei ϕ : T R k V eine Karte für. Wir definieren den aßtensor g = (g i ) i,=1,...,k durch g(t) = ϕ (t) T ϕ (t). 40

In Komponenten: g i (t) = n µ=1 ϕ µ (t) ϕ µ ϕ (t) =, ϕ. t i t t i t Die Determinante γ = detg heißt Gramsche Determinante. ehr dazu später in 6.10. Wie verhält sich der aßtensor bei Koordinatenwechsel, d.h. wenn wir statt ϕ eine andere Kartenabbildung ϕ : T V (obda gleiches V ) wählen? Nach Definition ist ϕ = ϕ ψ für eine C α Funktion ψ. Dann gilt für den zugehörigen aßtensor g und dessen Determinante γ: g(s) = ϕ (s) T ϕ (s) = ( ϕ (ψ(s))ψ (s) ) T ( ϕ (ψ(s))ψ (s) ) und γ(s) = γ(ψ(s)) (det ψ (s) ) 2 6.5 Lemma. Die Gramsche Determinante ist stets positiv. Beweis. Für edes t ist g(t) = ϕ (t) T ϕ (t) ist eine quadratische atrix. Ferner ist ker g(t) = ker ϕ (t) = {0} nach Annahme. (Hier verwenden wir, dass stets ker A A = ker A gilt). Damit ist g(t) inektiv, also auch surektiv. Somit ist die Determinante 0. Sie ist sogar positiv, weil ϕ T ϕ wegen ϕ T ϕ v,v = ϕ v,ϕ v 0 keine negativen Eigenwerte hat. 6.6 Zerlegung der Eins. Es sei eine annigfaltigkeit mit einer endlichen Überdeckung {U : = 1,...,N}} durch offene engen und Kartenabbildungen ϕ : T U (gibt es z.b., falls kompakt ist). Dann gibt es Funktionen α : R, = 1,...,N mit folgenden Eigenschaften: (i) 0 α 1 für edes ; (ii) α (x) = 0, falls x / U ; (iii) α = 1. (iv) Die Funktionen α ϕ : R k R sind messbar (dabei denken wir uns diese Funktion außerhalb von T durch Null fortgesetzt). (an kann sogar C α -Funktionen bekommen.) Beweis. Wir setzen α = χ U k χ U k. Das geht, weil mindestens eine der Funktionen im Nenner = 1 ist. 6.7 Integration auf annigfaltigkeiten. it den obigen Bezeichnungen nennen wir eine Funktion f : C auf der k dimensionalen annigfaltigkeit messbar, falls sie in allen Karten messbar ist, d.h., falls für = 1,...,N die Funktionen f ϕ : T C messbar sind. Wir setzen f(x)ds(x) = (α f)(ϕ (t)) γ (t)dt. T =1 Dabei ist γ die Gramsche Determinante für ϕ. Wir nennen S das Oberflächenmaß für. Wir können dann auch schreiben f(x)ds(x) = α (x)f(x)ds(x). =1 Es ist noch zu zeigen, dass diese Definition unabhängig ist 41

(i) von der Wahl der Kartenabbildungen; (ii) von der Wahl der Zerlegung der Eins (bei Einhaltung der Eigenschaften (i)-(iv) aus 6.6). Zu (i): Wir betrachten obda den Fall einer Karte mit der Notation aus 6.4. Hier ist für eine Funktion g : V C nach 6.4 und dem Transformationssatz g( ϕ(t)) γ(t)dt = g(ϕ ψ(t)) γ(t)det ψ(t) 2 dt = g(ϕ(s)) γ(s) ds. et et Zu (ii) Nehmen wir an, wir haben eine weitere Zerlegung der Eins 1 = p l=1 β l, bezüglich anderer Karten ϕ l : T l V l, l = 1,...,p. Dann ist und p l=1 =1 α (x)β l (x)f(x)ds(x) = α (x)β l (x)f(x)ds(x) = T α (x)f(x)ds(x) β l (x)f(x)ds(x), da im ersten Fall alle Funktionen auf \ V und im zweiten Fall alle Funktionen auf \ Ṽl verschwinden. Summation über bzw. l ergibt: =1 α (x)f(x)ds(x) = p =1 l=1 α (x)β l (x)f(x)ds(x) = p l=1 β l (x)f(x)ds(x). 6.8 k-dimensionale Volumina. Wir nennen eine Teilmenge E von messbar/integrierbar, falls ihre charakteristische Funktion in obigem Sinn messbar/integrierbar ist. Wir nennen dann vol k (E) = χ E (x)ds(x) das k dimensionale Volumen von E. Die enge aller messbaren engen bildet wegen ϕ 1 ( A k ) = ϕ 1 (A k ), ϕ 1 (A 1 \ A 2 ) = ϕ 1 eine σ-algebra A(), und (, A(),vol k ) ist ein aßraum. (A 1 ) \ ϕ 1 (A 2 ) Wir können also auch auf annigfaltigkeiten die üblichen Integralsätze aus 2-4 anwenden. 6.9 Beispiel. Es sei T R ein offenes Intervall und ϕ : T R n eine stetig differenzierbare Kurve mit ϕ (t) 0 für alle t. Ist ϕ zusätzlich ein Homöomorphismus (also insbesondere überschneidungsfrei), so ist ϕ(t) eine eindimensionale Untermannigfaltigkeit des R n mit der globalen Karte ϕ : T ϕ(t). Die Gramsche Determinante ist und somit vol 1 (ϕ(t)) = ϕ(t) 1dS(x) = γ(t) = ϕ (t) T ϕ (t) = ϕ (t) 2, T γ(t) dt = J ϕ (t) dt = Kurvenlänge von ϕ : T R n. 42

6.10 Interpretation des aßtensors. Für edes t 0 T (Koordinatenumgebung) definiert die positiv definite atrix g(t 0 ) ein Skalarprodukt auf R k (genauer auf den Tangentialvektoren in t 0, mehr dazu später) durch v,w g(t0 ) = v,g(t 0 )w = ϕ (t 0 )v,ϕ (t 0 )w. Es erlaubt uns, in den Koordinatenumgebungen die Längen und Winkel zu messen, die die Bildvektoren unter ϕ auf der annigfaltigkeit bilden: Es seien γ 1,γ 2 : ] 1,1[ T zwei Kurven mit γ 1 (0) = γ 2 (0) = t 0 und Tangentialvektoren γ 1 (0) = v, γ 2 (0) = w. Für die Bildkurven Γ = ϕ γ : ] 1,1[ ergibt sich: Γ 1(0),Γ 2(0) }{{} Skp der Bild-TV, unabh.von ϕ = ϕ (γ 1 (0))γ 1(0),ϕ (γ 2 (0))γ 2(0) = ϕ (t 0 )v,ϕ (t 0 )w = v,w g(t0 ) = }{{} i g-skalarprodukt der TV Insbesondere verwenden wir zur Bestimmung der Länge der Bildkurve Γ 1 das aß gi ds = Γ 1(u) du = γ 1i (u)γ 1 (u) du. g i v i w. Schreibt man dt = γ 1 (u)du als Veränderung der -ten t-komponente, so ist ds = g i dt i dt. an nennt ds das Längenelement und schreibt meist ds 2 = i g i dt i dt. Oft gibt man daher den aßtensor in der Form g = i g i dt i dt an; später wird diese Schreibweise klarer. 6.11 Beispiel. Wir betrachten die 2-Sphäre S 2 in R 3. Wir haben die Karte Φ : ]0,π[ ]0,2π[ R 3 sinθ sin ϕ Φ(ϕ, θ) = sinθ cos ϕ. cos θ Der aßtensor bzw. die Gramsche Determinante sind ( sin 2 ) θ 0 g(ϕ,θ) = bzw. γ(ϕ,θ) = detg(ϕ,θ) = sin 2 θ. 0 1 Das Bild von Φ ist die 2 Sphäre ohne den Nullmeridian. Da er eine Nullmenge ist, spielt er für die Integration keine Rolle. Für f : S 2 C ist also 2π π f(x)ds(x) = f(φ(ϕ,θ))sin θ dθ dϕ. S 2 0 0 Insbesondere erhalten wir für die Oberfläche der Einheitskugel 2π π vol 2 (S 2 ) = 1dx = sin θ dθ dϕ = 4π. S 2 0 0 43

6.12 Rotationsflächen. Es sei I ein Intervall in R und f : I R >0 stetig differenzierbar und strikt positiv. Dann ist die Rotationsfläche des Graphen von f um die z Achse = {(x,y,z) R 3 : z I,x 2 + y 2 = f(z)} eine zweidimensionale annigfaltigkeit: Bis auf eine Nullmenge ist sie durch die Karte gegeben. Hier ist und g(t,ϕ) = Φ : I ]0,2π[ R 3 f(t)cos ϕ Φ(t, ϕ) = f(t)sin ϕ t f (t)cos ϕ f(t)sin ϕ Φ (t) = f (t)sin ϕ f(t)cos ϕ (Rang 2). 1 0 ( 1 + f (t) 2 0 ) 0 f(t) 2 und γ(t),ϕ) = f(t) 2 (1 + f (t) 2 ). Das Volumen der Rotationsfläche ist daher sofern das Integral existiert 2π vol 2 () = f(t) 1 + f (t) 2 dt dϕ = 2π f(t) 1 + f (t) 2 dt. 0 I I 6.13 Beispiel. Es sei T R n 1 offen und F : T R stetig differenzierbar. Dann ist der Graph von F, nämlich die enge = {(x 1,...,x n ) : x n = F(x 1,...,x n 1 )}, eine Hyperfläche in R n : Die zugehörige Karte ist Dann gilt: ϕ : T ( ) t ϕ(t) = ; mit ϕ (t) = F(t) ( ) Idn 1 grad F(t) von Rang n 1. detg(t) = det(ϕ (t) T ϕ (t)) = det(i + grad F(t) T grad F(t)) Bekannt? = 1 + grad F(t) 2 und sofern das Integral existiert f(x)ds(x) = T f(t,f(t)) 1 + grad F(t) 2 dt. 6.14 Die obere Halbsphäre vom Radius r. (Ein Spezialfall von 6.13) Wir schreiben die Halbsphäre S + r = {x R n : x = r,x n > 0} als Graph: Wir wählen T = {t R n 1 : t < r} und F : T R, F(t) = r 2 t 2 und ( ) t ϕ : T H, ϕ(t) = F(t) 44

Dann ist F t (t) = t r 2 t 2; detg(t) = 1 + t 2 r 2 t 2 = r 2 r 2 t 2. Für ede integrierbare Funktion ist also f(x)ds(x) = S + r rs=t = t r s 1 f(t, r 2 t 2 ) f(rs,r 1 s 2 ) r r 2 t 2 dt r n 1 1 s 2 ds. 6.15 Polarkoordinaten. Es sei f : R n C integrierbar. Dann ist für fast alle r > 0 die Einschränkung der Funktion f auf die Sphäre vom Radius r integrierbar, und es gilt: ( ) ( ) f(x)dx = f(y)ds(y) dr = f(rt)ds(t) r n 1 dr. R n 0 y =r 0 t =1 Beweis. Wir bezeichnen mit H + = {(x 1,...,x n ) : x n > 0} die obere Halbebene. Es langt offensichtlich, den Satz für den Fall zu beweisen, dass f = fχ H + ist. Wir setzen B = B(0,1) R n 1 und definieren die Abbildung ϕ : B R >0 H + ; ϕ(s,r) = r(s 1,...,s n 1, 1 s 2 ). Dies ist offensichtlich eine Biektion. Ferner ist ϕ (s,r) =... r s 1 r sn 1 rs 1... rs n 1. 1 s 2 Entwicklung nach der letzten Spalte (und Vertauschen der ten mit der letzten Zeile) liefert detϕ (s,r) = rn 1 s 2 1 +... r n 1 s 2 n 1 + rn 1 1 s 2 = 1 s 2 1 s 2 r n 1 1 s 2 0, somit ist ϕ ein C Diffeomorphismus. Nach dem Transformationssatz ist f(x)dx = f(rs,r 1 s 2 r n 1 ) dsdr. H + B R >0 1 s 2 Nach dem Satz von Fubini existiert für fast alle r > 0 das Integral über B, und es gilt: ( f(x)dx = f(rs,r 1 s 2 r n 1 ) )dr. ds H + 0 B 1 s 2 Nun ist das innere Integral nach 6.14 gerade das Integral von f über die obere Halbsphäre vom Radius r. Wir erhalten also die erste Identität unseres Satzes. Für die zweite klammern wir erst r n 1 aus und wenden dann 6.14 (mit r = 1) auf g(s) = f(rs) an. 45