Statistik - Fehlerrechnung - Auswertung von Messungen



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Transkript:

2013-11-13 Statistik - Fehlerrechnung - Auswertung von Messungen TEIL I Vorbereitungskurs F-Praktikum B (Physik), RWTH Aachen Thomas Hebbeker Literatur Eindimensionaler Fall: Grundbegriffe Wahrscheinlichkeitsverteilungen: Gauß Poisson Binomial χ 2 Parameterbestimmung (Fit): Maximum-Likelihood χ 2

Literatur Lehrbücher Roger J. Barlow, Statistics: A Guide to the Use of Statistical Methods in the Physical Sciences, Wiley, 1989 Louis Lyons, Statistics for Nuclear and Particle Physics, Cambridge University Press, 1986 Glen Cowan, Statistical Data Analysis, Clarendon Press, 1998 Volker Blobel und Erich Lohrmann, Statistische und numerische Methoden der Datenanalyse, Teubner, 1998 Martin Erdmann und Thomas Hebbeker, Experimentalphysik 5 - Moderne Methoden der Datenanalyse, Springer Spektrum, 2013 Vorlesungsskripten Wes Metzger: http://www.hef.ru.nl/~wes/stat_course/statist_2002.pdf Glen Cowan: www.pp.rhul.ac.uk/~cowan/stat_course.html Kurzreferenz Particle Physics Booklet, pdg.lbl.gov/

Aufgabenstellungen Wahrscheinlichkeitsrechnung (= Theorie) Wahrscheinlichkeitsdichte analytisch als Funktion von (physikalischen) Parametern gegeben Verteilungen berechenbar Beispiel: f(t τ ) = N(τ ) e t/τ t 0 Statistik (= Experiment) Wahrscheinlichkeitsdichte näherungsweise durch Häufigkeitsverteilung von einzelnen Messresultaten gegeben Estimatoren für physikalische Parameter + statistische Fehler

Beispiel: [τ ] = (13.1 ± 0.7) s Fehlerfortpflanzung Gemessene Größen und Fehler Abgeleitete Größen und deren Fehler. Beispiel: [τ ] = (13.1 ± 0.7) s [T 1/2 ] = [τ ] ln 2 = (9.1 ± 0.5) s

Definitionen (eindimensional) THEORIE: Wahrscheinlichkeitsdichte (bzw. Wahrscheinlichkeitsverteilung) eines Messwertes (= Zufallsvariable): f(n) [diskret] bzw. f(x) [kontinuierlich] (f 0) Normierung: f(n) = 1 n f(x) dx = 1 Wahrscheinlichkeit: p(n 1 n n 2 ) = n 2 n 1 f(n) p(x 1 x x 2 ) = x2 x 1 f(x) dx f(n) bzw. f(x) können von Parametern abhängen!

Erwartungswert einer Funktion H(x): Bedeutung: Mittelwert von H. H(x) = H(x) f(x) dx z.b. Sonnenstrahlung(Wolkendichte) Spezialfälle: a) arithmetischer Mittelwert: µ x = x f(x) dx b) Varianz: σ 2 (x µ) 2 = (x µ) 2 f(x) dx = x 2 f(x) dx µ 2 f(x) dx = x 2 x 2 c) Standardabweichung: σ = σ 2 = x 2 x 2 Bedeutung: Maß für die Breite der Verteilung root mean square = r.m.s. = x 2

Beispiel: f(t) = 1 τ e t/τ µ = 1 τ t e t/τ dt =... = τ σ 2 = 1 τ (t τ ) 2 e t/τ dt =... = τ 2 Man beachte: a + b = a + b aber: a b = a b

EXPERIMENT: Aus N Messwerten berechnet man Estimatoren: [H(x)] = 1 N H(x i ) i Für große N: [H(x)] H(x) Speziell für Mittelwert und Varianz/Standardabweichung: x [x] = 1 N x i s 2 [(x µ) 2 ] = 1 N (x i µ) 2 i i Falls µ nicht bekannt: in Formel für s 2 ersetze µ x: s 2 = 1 N 1 (x i x) 2 Modifizierte Normierung (N 1): Estimator ungebiased. i

WARNUNG: Oft benutzt man doch den gleichen Buchstaben statt zwischen σ, s, s zu unterscheiden! Häufig x = σ x für den Fehler. a = [a] = a Immer auf Kontext achten!

Wichtige Wahrscheinlichkeitsverteilungen

Gauß-Verteilung (Normal-Verteilung) f(x µ, σ) = 1 2πσ e (x µ)2 /(2σ 2 ) Standard-Form (µ = 0, σ = 1): f(x) = 1 2π e x2 /2 kontinuierlich 1-dimensional (kann auf n Dim. verallgem. werden) 2 Parameter: Mittelwert = x = µ Varianz = (x µ) 2 = σ 2 Universelle Bedeutung wegen des Zentralen Grenzwertsatzes (s.u.)

Gauß-Fehler Viele Messgrößen streuen gaußisch um Erwartungswert (s.u.). Messgröße und Fehler: G ± G Normalerweise: Statistischer Fehler G = 1 Standardabweichung ±1 σ p = 68.27% Beispiel: Messresultat x = 24.3 ± 1.1 (gaußisch). Wahrscheinlichkeit, dass wahrer Wert µ im Intervall 24.3 ± 2.2? p 95%

Zentraler Grenzwertsatz Seien x i irgendwelche Zufallsvariablen mit IRGENDEINER Wahrscheinlichkeitsdichte g(x) (so dass Mittelwert = 0 und Varianz =1), dann ist die Zufallsvariable y N = 1 N N i x i GAUSS-verteilt (Mittelwert = 0 und Varianz =1) im Grenzfall N. Das bedeutet: Immer wenn sich ein Effekt aus vielen Einzeleffekten zusammensetzt, erhält man näherungsweise eine Gauß-Verteilung Illustration: g(x) = flach [ nächste Seite ] Beispiel aus der Teilchenphysik: Vielfachstreuung!

Illustration: Zentraler Grenzwertsatz (uniform verteilte Zufallszahlen)

Wichtige Anwendung (Begründung folgt): N Einzelmessungen Mittelwert und statistischer Fehler: x ± x x ± s N x ± σ N Mittelwert ist um wahren Wert gaußisch verteilt mit Standardabweichung x = s/ N σ/ N (auch für nicht gaußische Einzelverteilungen, wenn nur N groß) Nicht verwechseln: σ und x! Beispiel: N = 20 Einzelmessungen: x i = 3.4, 2.7, 2.9, 3.1, 2.7, 3.0, 3.5, 3.1, 2.8, 2.8, 3.1, 2.8, 2.2, 3.1, 3.2, 2.7, 2.5, 2.4, 2.8, 3.1 Form der Verteilung nicht (genau) bekannt. x = 2.90 s = 0.32 x = 0.07

Poisson-Verteilung diskret 1-dimensional 1 Parameter: f(n λ) = e λ λn n! Mittelwert = λ > 0 Varianz = λ Bedeutung: beschreibt die Verteilung der Zahl seltener und unabhängiger Ereignisse (in Zeit- oder Raumintervall). Beispiel aus dem Leben : Zahl der Verkehrsunfälle pro Tag und Stadt Beispiel aus der Kernphysik: Zahl der radioaktiven Zerfälle in einem 1 kg Uran-block in einer Sekunde Zusammenhang mit Gauß-Verteilung: Für λ Gauß-Verteilung mit µ = λ und σ = λ. Nur ein freier Paramter!

Illustration: Poisson-Verteilung

Quatsch! Poisson-Fehler Wichtig hier: Anwendung der gaußischen Näherung! Beispiel: kosmische Strahlung Auf Fläche von 0.5 m 2 werden n = 97 kosmische Myonen in Zeitraum von 1 s registriert. Bei n = 97 ist Poisson-Verteilung in guter Näherung gaußisch! Estimator für Mittelwert: x = 97 ± 97 = 97 ± 10 Beispiel: Boulevard-Zeitung Aufgrund... konnte die Zahl der Verkehrsunfälle in XYZ gegenüber dem Vorjahr um 11.6% gesenkt werden, nämlich von 43 auf 38. Gauß-Näherung: Differenz ist (43 ± 43) (38 ± 38) = 43 38 ± 43 + 38 = 5 ± 9 Varianzen addieren! (s. unten)

Binomial-Verteilung 0 n (= Erfolge) N f(n N, p) = ( N n ) p n (1 p) N n = N! n! (N n)! pn (1 p) N n diskret 1-dimensional (Verallgemeinerung: Multinomial) 2 Parameter: Wahrscheinlichkeit p für Erfolg und Zahl der Versuche N Mittelwert = Np Varianz = Np (1 p) Bedeutung: Wahrscheinlichkeitsverteilung bei genau zwei möglichen Ergebnissen (Erfolg oder nicht) Beispiel: Wahrscheinlichkeit, bei N maligem Würfeln n mal eine 6 zu erhalten. normalerweise p = 1/6 Hier Zusammenhang mit Poisson-Verteilung: Für p 0 (Np = const) Poisson-Vert. mit λ = Np Zusammenhang mit Gauß-Verteilung: Für N, p 0, 1 Gauß-Verteilung mit µ = Np und σ = Np(1 p)

Illustration: Binomial-Verteilung

Binomial-Fehler Beispiel: Ein Teilchendetektor weist von N = 11000 auftreffenden Teilchen n = 9600 nach. Verteilung: Binomial Estimator für Effizienz: ɛ = n N = 87.3% (= p) Standardabweichung (Zahl der Treffer) = Variationsbreite von n: Stat. Fehler der Effizienz: σ 2 = N ɛ (1 ɛ) ɛ = 1 N Nɛ(1 ɛ) = n N 1 ɛ = ɛ(1 ɛ) N = 0.3% Man beachte: - Bedingungen für Näherung durch eine Gaußverteilung erfüllt Fehler normalverteilt. - Fehler für ɛ und (1 ɛ) sind gleich groß!

χ 2 -Verteilung f(χ 2 N dof ) (χ 2 /2) N dof /2 1 e χ2 /2 x χ 2 kontinuierlich 1-dimensional 1 Parameter: Zahl der Freiheitsgrade N dof Mittelwert = N dof Varianz = 2N dof Zusammenhang mit Gauß-Zufallsvariablen: Sind x i Gauß-Zufallsvariable (µ = 0, σ = 1), dann ist χ 2 = N dof i x 2 i Zufallsvariable mit χ 2 -Verteilung für N dof Freiheitsgrade Wichtigste Anwendung: χ 2 -Fit, x i = (Messung i Theorie i )/Fehler i Zusammenhang mit Gauß-Verteilung: Für N dof : Gauß-Verteilung mit µ = N dof und σ = 2N dof

Illustration: χ 2 -Verteilung

Wichtige Wahrscheinlichkeitsverteilungen

Parameterbestimmung (1-dim.) Aufgabe: Theorie mit unbekanntem Parameter a Experiment } Estimator für a Beispiel: Radioaktiver Zerfall mit Lebensdauer τ = a. Methoden: Formel für Estimator (Beispiel: = Mittelwert Messdaten) Maximum-Likelihood-Fit: Maximiere Übereinstimmung Theorie(a) Experiment χ 2 -Fit: = Spezialfall (auch: Methode der kleinsten Quadrate )

Maximum-Likelihood-Fit-Methode, 1-dim. Bestimmung eines freien Parameters a aus Vergleich von N unabhäng. Messwerten x i mit Wahrscheinlichkeitsdichte f(x i a): Maximiere Likelihood f(x i a) bzw. minimiere Log-Likelihood i L(a) = 2 ln N f(x i a) = 2 N ln f(x i a) i=1 i=1 Estimator für a: L(a) = L min Fehler a +, a : L(a ± ) = L min + 1 Fehler im allgemeinen asymmetrisch! Nachteil: keine Information über Qualität des Fits = Anpassungrechnung VORSICHT: Größe des Fehlers sagt NICHTS über Fit-Qualität

Beispiel: Messung: N Ereignisanzahlen n i Theorie: Poisson-Verteilung Zu bestimmen: Parameter λ (= Mittelwert) der Poisson-Verteilung L(λ) = 2 i ln f(n i λ) = 2 i [ = 2 ln [ ] e λ λn i n i! Nλ + i n i ln λ ln n i! ] = 2Nλ 2 i n i ln λ + const Minimum: dl dλ = 0 2 N 2 i n i λ = 0 λ = 1 N n i = arithmetischer Mittelwert! i

Beispiel (konkreter Fall): Zahl der Geburten pro Tag in Stadt. Messung: N = 3 Tage: n 1 = 2, n 2 = 6, n 3 = 4 Minimum für Fehlerberechnung: λ = 1 N n i = 4.0 i L min = 2 n i 2 n i ln( 1 n i ) + const N i i i = 24 24 ln 4 + const = 9.271 + const 68%-Fehler aus 1 = L(λ) L min = 6λ 24 ln λ + 9.271 λ = 4.0 +1.3 1.1

χ 2 -Fit-Methode, unkorreliert, 1-dimensional N Messungen: x i, y i ± σ i (gaußisch) KEINE Korrelationen zwischen Messwerten Theorie: 1 freier Parameter a A-posteriori-Wahrscheinlichkeit: f(x i, y i a) = 1 2πσi e (y i t(x i a)) 2 /(2 σ 2 i ) Zu minimieren: L(a) χ 2 (a) = N i=1 (y i t(x i a)) 2 σ 2 i = ( ) 2 Messung Theorie(a) Fehler Estimator für a: Fehler von a: χ 2 (a) = χ 2 min χ 2 (a ± a) = χ 2 min + 1 Qualität des Fits: Falls gut: χ 2 min ist χ2 -verteilt (!) mit [χ 2 min ] = N dof = Zahl Messpunkte N minus Zahl Fit-Parameter = N 1 N

Unkorrelierte Daten (Gas in Kolben): i T i /K y i /mm 1 90.4 712 ± 4 2 100.5 799 ± 6 3 95.9 749 ± 2 4 90.7 711 ± 3 5 97.7 763 ± 5 Beispiel: Temperaturkoeffizient, Folge 1 Theorie: y i (T i ) t(t i a) = a T i χ 2 -Fit liefert: a = (7.833 ± 0.015) mm/k χ 2 /N dof = 6.4/4 1 ok!