Konsequenz: Höhere Realzinsen für Kreditnehmer, da Risikoprämie im Zins für Inflationsrisiko
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- Sophia Böhme
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1 Musterlösung für Klausur Europäische Makro I. Austritt Italiens aus der EWU 1. Nachteile a) Italien verliert eine stabilitätsorientierte Geldpolitik. Nationale Notenbank hätte geringere Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit als EZB. Gründe für Unabhängigkeit der EZB: allgemein in den Statuten verankerte Unabhängigkeit (Lange Amtzeiten, keine Wiederwahl) hohe Diversifikation bei der Auswahl der Entscheidungsträger auch nur sehr geringer informeller Einfluss der einzelnen nationalen Regierungen keine einheitlichen Wahltermine in den Mitgliedsländern, deshalb auch keine politischen Konjunkturzyklen Status ist EG-Vertrag verankert und deshalb sehr viel schwerer zu verändern als ein nationales Gesetz Kreditvergabe an die nationalen Regierungen ist verboten. Wegen unterschiedlichen Verschuldungsniveaus ist der Anreiz zur Inflationierung der Staatsschuld geringer als bei einer rein nationalen Geldpolitik in Ländern mit einem sehr hohen Schuldenstand Konsequenz: Höhere Realzinsen für Kreditnehmer, da Risikoprämie im Zins für Inflationsrisiko b) Italien hat höhere Transaktions- und Informationskosten im Außenhandel mit den anderen EWU-Mitgliedsländern: aa) Transaktionskosten, die durch das Nebeneinander nationaler Währungen entstehen Kosten des Umtauschs von Bargeld (Reiseverkehr) Kosten von Banküberweisungen zwischen nationalen Währungsräumen Wegfall von Kurssicherungskosten für Unternehmen, die aus dem Währungsraum importieren oder in den Währungsraum exportieren bb) Informationskosten, die durch den Vergleich der Preise identischer oder ähnlicher Güter in unterschiedlicher Währung entstehen cc) Entstehen von Währungsgrenzen für Finanzinstitute (Banken und Versicherungen), die durch aufsichtsrechtliche Bestimmungen gegeben sind ( Marktrisiken gemäß Grundsatz I im Rahmen von 10 KWG). Aus aa) bis cc) folgt weniger Wettbewerb auf den Güter- und Finanzmärkten der Währungsunion. Weniger Wettbewerb führt aus einer statischen Sichtweise zu geringeren Renten der Konsumenten. Aus einer dynamischen Sicht kommt es zu weniger Innovation und geringeren Produktivitätsfortschritten c) Italien muss sich für ein neues Wechselkurssystem entscheiden:
2 Flexible Kurse: In Theorie gut, in der Praxis erratische Wechselkursverläufe, die sich störend auf die inländische Wirtschaftsentwicklung auswirken können. Problematisch vor allem wegen der engen Einbindung der italienischen Wirtschaft mit den anderen EWU- Ländern. Rückkehr zur EWS-System: Im Prinzip gut für Italien (siehe unten), aber auch Gefahr spekulativer Attacken, die Italien zwingen könnten, sehr hohe Zinsen zu haben, um sich im System halten zu können. 2. Vorteile: Italien hat wieder die Möglichkeit, den Wechselkurs und den Zins als wirtschaftspolitische Handlungsparameter einzusetzen: Zinspolitik : Erlaubt eine optimale Reaktion auf nationale Angebots- und Nachfrageschocks. Eventuell mit Grafik. Außerdem werden Störungen vermieden, die daraus resultieren, dass die EZB mit der einheitlichen Zinspolitik auf einen Schock in einem anderen Mitgliedsland reagiert. Wechselkurspolitik : Nach der Theorie der optimalen Währungsräume kann ein Land damit auf Schocks reagieren, die sich durch eine Verschiebung der Nachfrage von einem Land auf das andere ergibt. Im Fall Italiens könnte mit einer Abwertung auf die schwache Auslandsnachfrage nach italienischen Produkten reagiert werden. II. Bundesbank im EWS 1. Hohe Inflationsunterschiede in den EWS-Teilnehmerländern. Entscheidende Frage: Wer passt sich an wen an? Inflationsländer an Bundesbank oder umgekehrt? Erklärung: Logik der Interventionsverpflichtungen des EWS- Wechselkursmechanismus: Es handelte sich dabei um ein Paritätengittermodell mit einer formaler Symmetrie der beteiligten Währungen: Konkret: Es bestanden bilaterale Interventionspunkte für jede Währung gegenüber allen anderen Währungen. Matrix-Form. Aufbau unterscheidet sich vom Typus eines Leitwährungsmodells, wie z.b. Bretton-Woods Systems und des EWS II, bei dem nur Interventionspunkte gegenüber der Leitwährung bestehen. Faktische Asymmetrie des Systems durch Ausgestaltung der Saldenausgleichsmechanismen. Land mit schwacher Währung muss sich an das Land mit starker Währung anpassen. Konkretes Beispiel: Franc ist schwach gegenüber der D -Mark und erreicht seinen oberen bzw. unteren Interventionspunkt. Bundesbank und Banque de France müssen gleichzeitig in Frankfurt und Paris intervenieren. Bundesbank kauft Franc gegen D-Mark an. Die Intervention führt zu expansiven Liquiditätseffekte n auf die deutsche Geldbasis. Diese können aber von der Bundesbank vollständig sterilisiert werden. D.h. die Bundesbank
3 reduziert ihre Kredite an das inländische Bankensystem in dem Maße, in dem sie ihre Währungsreserven erhöht. Die durch die Intervention erworbenen Franc-Bestände werden an die Banque de France weitergeleitet. Diese mus s dafür der Bundesbank innerhalb von drei Monaten einen Ausgleich in Dollar oder D-Mark bieten. Bei begrenzten Reservebeständen der BdF wird somit ein Anpassungsdruck auf das Schwachwährungsland ausgeübt. BdF kauft ebenfalls Franc gegen D -Mark an: Die restriktiven Liquiditätseffekte auf die französische Geldbasis können ebenfalls vollständig sterilisiert werden. D.h. die Banque de France erhöht die Kredite an das inländische Bankensystem. Die Banque de France verliert durch die Intervention Währungsreserven und kann deshalb eine solche Situation nur begrenzt durchhalten. Damit wird also ebenfalls ein Anpassungsdruck auf das Schwachwährungsland ausgeübt. Für die Interventionen stand den Teilnehmerländern ein Kreditmechanismus zur Verfügung ( sehr kurzfristige Finanzierung ) mit unbegrenztem Finanzierungsvolumen. Allerdings war im Prinzip stets eine Rückzahlung innerhalb von 3 ½ Monaten gefordert. Der Anpassungsdruck auf das Schwachwährungsland wurde dadurch also nicht grundsätzlich aufgehoben. Eventuell: Hinweis darauf, dass die Bundesbank als Notenbank eines großen Landes sehr viel eher in der Lage war, eine solche Leitwährungsfunktion wahrzunehmen als z.b. die holländische Notenbank. III. 3 %-Grenze a) Hergeleitet aus dem durchschnittlichen Schuldenstand der EWU-Länder im Jahr Dieser betrug 60 %. Unter der Annahme eines nominellen BIP -Wachstums von 5 % (ebenfalls Durchschnitt der damaligen Zeit) wurde ein jährliches Defizit hergeleitet, das diesen Schuldenstand stabil hält. Dies führte über die Gleichung d =b(g+p), [ Defizitquote(d), die eine Schuldenstandsquote (b) konstant hält, ergibt sich aus der Multiplikation der Schuldenstandsquote mit der Summe aus der realen Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (g) und der Preisentwicklung des Bruttoinlandsprodukts (p)]. zu der 3 %-Grenze für die Neuverschuldung. Entscheidend: Grenze ist rein pragmatisch hergeleitet worden. D.h. sie resultiert nicht aus einer wissenschaftlichen Analyse eines optimalen Schuldenstands oder einer optimalen Neuverschuldung. Aus heutiger Sicht ist die 3%-Grenze zu hoch, wenn man einen 60% -Schuldenstand stabilisieren möchte. Für Deutschland liegt das nominelle BIP -Wachstum bei allenfalls
4 3%. Damit wäre ein Defizit von 1.8 % erforderlich, um ein Niveau von 60 % zu stabilsieren. b) Die Bedingung für eine konstante Schuldenquote lautet: Bei einem ausgeglichenen Primärsaldo = Staatseinnahmen Staatsausgaben (ohne Zinsausgaben) bleibt der Schuldenstand bezogen auf das nominelle BIP konstant, wenn Realzins = reales Wirtschaftswachstum. Bei einem Schuldenstand von 60 % und einem Nominalzins von 5 % ergeben sich für ein Land Zinsausgaben in Höhe von 3 % des nominellen BIP. Wenn es also über einen ausgeglichenen Primärsaldo verfügt, hat es Defizit von genau 3 %. Die Bedingung Realzins = reales Wirtschaftswachstum war bei der Herleitung der 3 % insoweit erfüllt, als man 2 % Inflation unterstellte, womit sich ein Realzins von 3 % und reales Wachstum von 3 % ergab. c) Stabilitäts- und Wachstumspakt fordert in Normaljahren ein ausgeglichenes Budget oder sogar einen leichten Überschuss. Vorteile: Ein Land hat bei konjunkturellem Abschwung einen ausreichenden Spielraum bis zur 3 % Grenze, um die automatischen Stabilisatoren wirken zu lassen. Eventuell auch noch Luft für diskretionäre antizyklische Fiskalpolitik. Bei Ländern mit hohem Schuldenstand kommt es damit zu einer deutlicheren Reduktion der Verschuldung als wenn ein durchschnittliches Defizit von 2 oder 3 % gefahren würde. Nachteile: Goldene Regel der Finanzpolitik sieht vor, dass staatliche Investitionen durch Kredite finanziert werden, da damit auch Leistungen für zukünftige Generationen erbracht werden. Konsequente Anwendung des SWP kann dazu führen, dass Länder an sich vorteilhafte Investitionen nicht mehr vornehmen können (na chteilig für zukünftige Generationen) Bei konsequenter Anwendung des SWP kommt es dazu, dass die Staatsschuld/BIP gegen Null tendiert. Verschiebung der 60 %-Grenze des Vertrags von Maastricht auf eine 0 %-Grenze. Damit stehen immer weniger Staatsanleihen als Finanzierungsinstrument zur Verfügung. Da diese Titel als besonders sicher angesehen werden, kann sich das nachteilig ausw irken, insbesondere, wenn steigende Nachfrage nach sicheren Titeln für private Altersvorsorge.
5 Ziel der Stabilisierung der Wechselkurse innerhalb des Systems konnte gut erreicht werden. Ziel der Disinflation wurde ebenfalls im Laufe der 80er Jahre erreicht. Inflationsraten gingen zurück und auch die Unterschiede ebneten sich ein EWS wurde bis 1987 im Prinzip als ein System des managed floating gefahren, d.h. es gab relativ häufige Anpassungen der Wechselkurse. Disinflation wurde in den meisten Ländern über eine starke Anhebung der Realzinsen erreicht.
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