Aspekte des institutionellen Rahmens der Entwicklungen im 19. Jahrhundert: Monetäres Regime und geldpolitische Kontroversen
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- Stephan Lennart Zimmermann
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1 Wirtschafts- und Theoriegeschichte Aspekte des institutionellen Rahmens der Entwicklungen im 19. Jahrhundert: Monetäres Regime und geldpolitische Kontroversen 9. / 18. Juni 2008 Geld (1) 1
2 Monetäres Regime und geldpolitische Kontroversen Geld, Kapital, Zinsen: Einführende Überlegungen Die Kontroverse im Kontext der institutionellen Gegebenheiten: Die Geldversorgung in England um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert Die zentralen Streitpunkte der Kontroverse Die Real-Bills Doktrin Das Transferproblem Geld (1) 2
3 Geld, Kapital, Zinsen: Einführende Überlegungen Was ist Geld? Money is, what money does. Geld (1) 3
4 Was macht Geld? Zahlungsmittelfunktion Funktion als Wertmassstab / Recheneinheit Wertaufbewahrungsfunktion unabhängig davon: Was ist gesetzliches Zahlungsmittel? Geld (1) 4
5 Ungelöst bleiben empirische Probleme Klassifikationsproblem: Kontinuum finanzieller Vermögenswerte, z.b. in den Dimensionen Liquidität oder Höhe der Erträge: wo wird die Grenze gezogen? Aggregationsproblem: Äpfel und Birnen, oder Bargeld, Kontokorrent-, Sparkonten etc. Geld (1) 5
6 Was ist Geld? Die Antwort der Klassischen Ökonomie Geld ist Zahlungsmittel Schleier über dem realen Geschehen damit: enge Gelddefinition: Geld = Bargeld Bargeld (primär Gold- und Silbermünzen, zunehmend auch Banknoten) ist nicht zinstragend Geld (1) 6
7 Zinsen - sind reale Kapitalerträge - entstehen durch reale Investitionen von Vorräten, die der Besitzer nicht selbst konsumieren will oder kann (entsprechend der individuellen Bereitschaft auf späteren Konsum zu warten = Zeitpräferenz). (Bild: landwirtschaftliche Produktion) Geld (1) 7
8 r Zins = Preis für das Leihen und Verleihen von Vorräten Angebot an Ersparnissen r* - Produktivität der Investitionen - Zeitpräferenz r* Nachfrage nach Investitionsmitteln S, I Knappheitsheitsindikator bezüglich der verfügbaren Ersparnisse Geld (1) 8
9 Die Klassiker erkennen die Störungen, die vom Geldsystem auf die Realwirtschaft ausgehen können Schlussfolgerungen: Geldsystem so ausgestalten, dass Störungen minimiert werden Diskussion in der Zeit der Inkonvertibilität Goldstandard kombiniert mit einem Monopol der Banknotenausgabe Forderung des Bullion Committee 1811: Rückkehr zur Konvertibilität spezifische Regeln zur Kontrolle des Geldangebotes Peel s Act 1844 Geld (1) 9
10 EXKURS: Was ist Geld? Die Antwort von John Maynard Keynes The general theory of employment, interest and money Geld ist Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel Überwindung der Dichotomie der klassischen Ökonomie: Geld spielt eine zentrale Rolle im Wirtschaftsgeschehen Gelddefinition: Geld = liquide Mittel Geld (1) 10
11 Zins = Preis für das Aufgeben von Liquidität Das Halten von Geld ist mit Opportunitätskosten verbunden = entgangene Zinserträge Geld (1) 11
12 Zins = Preis für das Aufgeben von Liquidität i M S Geldangebot i* Geldnachfrage = Liquiditätspräferenz M i* ist - Liquiditätsprämie (d.h. Kompensation für das Aufgeben einer liquididen Vermögensposition) - setzt eine Untergrenze für die Rentabilität realer Investitionen Geld (1) 12
13 Im Gegensatz zu den Klassikern untersucht Keynes zwei Entscheidungen: die Entscheidung über Konsumieren vs Sparen aus dem Einkommen ist zinsunabhängig (Konsumneigung: C = C A + cy) die Anlageentscheidung: Liquiditätspräferenz in Abhängigkeit vom Zinssatz (bzw. dem Spektrum an Zinssätzen über verschiedene Laufzeiten und alternative Anlageformen) den Erwartungen über die Zukunft der Unsicherheit hinsichtlich dieser Erwartungen Geld (1) 13
14 Zusammenfassend Reale Zinssatzerklärung Zins entsteht als Prämie für Warten bzw. als realer Kapitalertrag Ersparnisangebot und Investitionsnachfrage Die Entscheidung über Konsum und Sparen ist zinsabhängig Monetäre Zinssatzerklärung Zins ist Prämie für das Aufgeben von Liquidität bzw. Opportunitätskosten der Geldhaltung Geldangebot und Geldnachfrage Die Entscheidung über Konsum und Sparen ist einkommensabhängig Geld (1) 14
15 Zentralbanken Was sind charakteristische Aufgaben einer Zentralbank? Was unterscheidet eine Zentralbank von einer Geschäftsbank? Wann wurde die erste Zentralbank gegründet in Deutschland in England in den Vereinigten Staaten? Geld (1) 15
16 Monetäres Regime und geldpolitische Kontroversen Geld, Kapital, Zinsen: Einführende Überlegungen Die Kontroverse im Kontext der institutionellen Gegebenheiten: Die Geldversorgung in England um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert Die zentralen Streitpunkte der Kontroverse Die Real-Bills Doktrin Das Transferproblem Geld (1) 16
17 Die Geldversorgung in England um die Jahrhundertwende zum 19. Jh.: 1694 Gründung der Bank of England Zirkulation: Noten, Goldmünzen, Scheidemünzen Wechsel und bargeldloser Zahlungsverkehr im Großhandel Goldreserven konzentrieren sich bei der Bank of England Geld (1) 17
18 Bank of England Notenausgabe in London Kredite an Nicht-Banken London Banks Kredite an Nicht-Banken Kredite an Nicht-Banken Country Banks Notenausgabe außerhalb Londons Geld (1) 18
19 Bis 1833 sind Wuchergesetze in Kraft: Zinssatzobergrenze: 5 % de facto: Goldstandard Goldstandard verbindet das nationale Preisniveau und den Gold(markt)preis Goldparität legt Wechselkurse mit anderen Goldstandard- Währungen fest über ein Arbitragegleichgewicht bei voller Konvertibilität der Noten Geld (1) 19
20 Geld- und Kreditschöpfung auf der Basis von durch Wechsel besicherten Kreditgeschäften Geld (1) 20
21 Bank Lieferversprechen Zahlungsversprechen = Wechsel Warenverkäufer Warenkäufer Geld (1) 22
22 Aufhebung der Konvertibilität des Pfundes 1797 (Restriction Act als temporäre Massnahme konzipiert, tatsächlich erst 1821 Rückkehr zur Konvertibilität) Preissteigerungen Wechselkursverluste Geld (1) 23
23 Monetäres Regime und geldpolitische Kontroversen Geld, Kapital, Zinsen: Einführende Überlegungen Die Kontroverse im Kontext der institutionellen Gegebenheiten: Die Geldversorgung in England um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert Die zentralen Streitpunkte der Kontroverse Die Real-Bills Doktrin Das Transferproblem (nächste Sitzung) Geld (1) 24
24 Theoretisches Verständnis: Geld ist Transaktionsmittel Arbitragemechanismen im Goldstandard Quantitätsgleichung / Quantitätstheorie Price-Specie-Flow Modell (David Hume) (specie: Hartgeld / Münzen) Geld (1) 25
25 1810 David Ricardos Kritik an der Bank of England: The high price of bullion, a proof of the depreciation of bank notes 1810 Einsetzung des Select Committee on the High Price of Gold Bullion durch das House of Commons (Gold Bullion: Goldbarren) 1811 Vorlage des Kommissionsberichtes Stellungnahmen zu Real Bills doctrine Transferproblem Geld (1) 26
26 Real Bills Doctrine Postulat der Verteidiger der Bank of England: Solange die Bank of England sich auf die Diskontierung von Handelswechseln (Real Bills) beschränkt, kann keine übermässige Notenausgabe stattfinden. Kritik: Der Umfang der zum Diskont vorgelegten Wechsel hängt von den Zinsen ab. Bei tiefen (Real)Zinsen steigt die Geldnachfrage. Geld (1) 28
27 Schlussfolgerung des Bullion Committee Ablehnung der Real-Bills Doctrine als Mittel zur Regulierung der Notenausgabe. Geld (1) 29
28 Auszüge aus Eichengreen (2000) (Funktionsweise Goldstandard) Laidler (2000) nächste Vorlesung: Geld (2) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Geld (1) 30
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