Sexualität Freiheit und Verantwortung

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1 Sexualität Freiheit und Verantwortung Stand: Jahrgangsstufen Fach/Fächer Übergreifende Bildungsund Erziehungsziele Zeitrahmen Benötigtes Material Vorklasse Biologie (Ausbildungsrichtung ABU) Alltagskompetenz, Familien- und Sexualerziehung, Gesundheitsförderung, Werteerziehung, soziales Lernen 60 Minuten Arbeitsblätter Kompetenzerwartungen Diese Aufgabe unterstützt den Erwerb folgender Kompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler... beantworten naturwissenschaftliche Fragestellungen mithilfe bereitgestellter fachwissenschaftlicher Quellen. (B10 1) stellen unterschiedliche Methoden der Empfängnisverhütung und Familienplanung vergleichend gegenüber und reflektieren diese unter ethischen und gesetzlichen Gesichtspunkten. (B10 5) wenden ihre Kenntnisse über Reproduktions- und Verbreitungsstrategien von Bakterien und Viren an, um ihr eigenes Sexualverhalten kritisch zu hinterfragen und leiten daraus präventive Maßnahmen, insbesondere gegen HIV-Infektionen, ab. (B10 5) Seite 1 von 8

2 Aufgabe Bereits im Jahr 1980 untersuchte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) zum ersten Mal im Rahmen einer repräsentativen Umfrage die Einstellungen und Verhaltensweisen zum Thema Sexualität von Jugendlichen aus der gesamten Bundesrepublik. Der Bericht Jugendsexualität 2014/15 ist die achte Studie der Trendreihe, in der 5750 Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren hinsichtlich Aufklärung, Sexualität und Kontrazeption (Verhütung) befragt wurden. Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung wurden zusammengefasst und dabei auch textlich und grafisch aufbereitet. Anschließend werden Ergebnisse dieses Berichts thematisiert. 1. Kontrazeption Kontrazeption (auch Antikonzeption, Konzeptionsschutz) umfasst alle Methoden, die die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis und Schwangerschaft trotz Geschlechtsverkehr verringern. Besonders verbreitet sind heute die Antibabypille und das Kondom. Im Folgenden finden Sie Grafiken, die sich mit Kontrazeption auseinandersetzen. a) Analysieren Sie die vier Grafiken und arbeiten Sie dabei die Trends heraus, die Ihnen am Wichtigsten erscheinen. (Einzelarbeit) Diagramm 1: Verhütung beim ersten Geschlechtsverkehr (Daten aus dem Bericht 2014/2015; Mehrfachnennungen möglich; 14- bis 25-jährige) Seite 2 von 8

3 Diagramm 2: Keine Verhütung beim ersten Geschlechtsverkehr (Langzeittrend; 14- bis 17- jährige) Diagramm 3: Keine Verhütung beim ersten Geschlechtsverkehr (10-Jahrestrend; 14- bis 17-jährige) Seite 3 von 8

4 Diagramm 4 und 5: Gründe für Nichtverhütung beim ersten Geschlechtsverkehr (Mehrfachnennungen möglich; 14- bis 25-jährige) a) Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse innerhalb der Gruppe und gehen Sie dabei besonders auf die Gefahren ungeschützten Geschlechtsverkehrs ein. (Gruppenarbeit) Seite 4 von 8

5 2. Familienplanung Als demografischen Wandel bezeichnet man Tendenzen in der Bevölkerungsentwicklung, welche beispielsweise die Altersstruktur der Bevölkerung und Geburtenraten umfassen. Lebendgeborene (Anzahl) in Deutschland Alter der Mutter 2015 Lebendgeburtenfolge erstes Kind zweites Kind 18-Jährige Jährige Jährige Jährige Jährige Jährige Jährige Jährige Jährige Jährige Jährige Jährige Jährige Jährige (C)opyright Statistisches Bundesamt (Destatis), 2017 Tabelle 1: Lebendgeburtenfolge beim 1. und 2. Kind bei 18- bis 44-jährigen Müttern a) Stellen Sie die Daten aus Tabelle 1 in Form eines geeigneten und aussagekräftigen Diagramms dar. (Einzelarbeit) b) In der Befragung der BzgA setzen sich die Interviewpartner ebenfalls mit der Thematik der Familienplanung auseinander. Dabei trat folgendes Ergebnis auf: Diagramm 6: Idealer Zeitpunkt, das erste Kind zu bekommen (14- bis 25-jährige) Vergleichen Sie Ihr Diagramm aus 2a) mit den Daten der BzgA und beurteilen Sie die Folgen des aktuellen und zukünftigen Trends für die Zusammensetzung der Bevölkerung in 30 Jahren und die für die Gesellschaft daraus erwachsenden Folgen. (Gruppenarbeit) Seite 5 von 8

6 Quellen- und Literaturangaben Daten: Bode, Heidrun, Heßling, Angelika: Jugendsexualität Die Perspektive der 14- bis 25-Jährigen. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2015 Hinweise zum Unterricht Die Unterrichtseinheit ist zur Annäherung an einen sensiblen Lehrplaninhalt gedacht. Die Einheit ist so konzipiert, dass zunächst die beiden Einzelarbeitsaufträge und dann die Gruppenarbeitsaufträge von den Schülerinnen und Schülern bearbeitet werden. Die Lehrkraft nimmt in der Diskussionsphase die Rolle eines objektiven Moderators ein und sorgt dafür, dass die vorher festgelegten Diskussionsregeln eingehalten werden. Beispiel für Diskussionsregeln: Es redet immer nur einer Andere ausreden lassen Aktiv zuhören Sachlich bleiben Beim Thema bleiben Keine Beleidigungen Keine Zwischenrufe Beim Thema bleiben Ich-Botschaften statt Du-Botschaften Es ist bei dieser Thematik aufgrund der kontrovers interpretierbaren Daten zudem auf die Wahrung der Sachlichkeit zu achten. Neben dem sozialen Lernen und der Auseinandersetzung mit den Wertesystemen der Mitschüler, stehen auch fachliche Kompetenzen wie z. B. das Interpretieren von Daten sowie das Lesen und Zeichnen von Diagrammen im Fokus der Unterrichtseinheit. Außerdem besteht für die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Kompetenzen und Wissen aus anderen Fächern (z. B. Sozialkunde, Wirtschaft und Recht, Katholische bzw. Evangelische Religionslehre, Ethik, ) einzubringen. Steht ausreichend Zeit zur Verfügung, so kann man die Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse sammeln lassen und die anschließende Diskussion im Plenum abhalten. Seite 6 von 8

7 Beispiele für Produkte und Lösungen der Schülerinnen und Schüler Da die Daten sehr frei interpretierbar sind und für die Unterrichtseinheit nicht die eine richtige Lösung präsentierbar ist, sollen hier lediglich die augenscheinlichsten Trends angeführt und frei von jeder Wertung zusammengefasst werden a) a) zu Diagramm 1: Mehrfachverhütung ist durchaus üblich. Personen, die nicht verhüten, sind in der Minderheit, dabei liegt der Durchschnitt bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund leicht über dem der deutschen Jugendlichen. Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund wird die Pille nicht so oft verwendet, wie bei deutschen Jugendlichen. Kondome werden häufiger eingesetzt als die Pille. zu Diagramm 2: Die Nichtverhütung hat in den letzten 25 Jahren bei beiden Geschlechtern insgesamt abgenommen. Bei den männlichen Befragten ist der Rückgang stärker als bei den weiblichen, wobei bei der letzten Befragung die Frauen erstmals seit Beginn der Erhebungen weniger verhütet haben als die Männer. zu Diagramm 3: Bei fast allen Gruppen ist ein stetiger Rückgang bei der Nicht-Verhütung zu verzeichnen, am stärksten fällt der Rückgang bei Personen mit Migrationshintergrund aus. zu Diagramm 4: Bei den Befragten fällt die prozentuale Verteilung recht ähnlich aus. Der größte Unterschied tritt bei Antwortmöglichkeiten weiß nicht, warum und nicht anzusprechen getraut zu Tage. Seite 7 von 8

8 b) Zunächst lässt sich feststellen, dass sich die aktuellen Daten des statistischen Bundesamtes mit den Trends in der Befragung decken. In Deutschland herrscht bereits eine Überalterung der Gesellschaft, wobei der immer später im Leben auftretende Kinderwunsch nur einer von mehreren Faktoren ist (außerdem z. B. sinkende Fertilität, sinkende Mortalität, ). Folglich ist in Zukunft mit einem weiter steigenden Durchschnittsalter in Deutschland zu rechnen. Einige mögliche Folgen wären: Kollaps der sozialen Systeme, Minderung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, Anregung zum weiteren Lernen Je nach Informationsgrad in der Klasse kann als Ergänzung eine Recherche mit konkreten Fragestellungen auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durchaus Sinn machen. Wenn in der Klasse Fragen zum Thema bestehen, die man nicht im Plenum stellen möchte, da diese einem peinlich sind, hat sich eine Gesprächstechnik bewährt, die als Gurkenglasmethode bezeichnet wird. Hierzu sollen alle Schülerinnen und Schüler ihre Fragen auf Karteikarten schreiben, die anschließend in einem Behältnis gesammelt werden. Anschließend liest die Lehrkraft die Fragen anonymisiert laut vor und man beantwortet diese gemeinsam im Plenum. Die Bildung eines Stuhlkreises hilft hier die entsprechende Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Erfahrungsgemäß muss man hierfür ausreichend Zeit einplanen, da fast immer eine sehr lockere und fruchtbare Gesprächsatmosphäre entsteht. Des Weiteren eignet sich der Pearl-Index, der die Zuverlässigkeit von Kontrazeptiva misst, für die Vergabe eines Kurzreferats, wenn man die Thematik Wirksamkeit der Methoden der Empfängnisverhütung vertiefen soll. Seite 8 von 8