Gesundheit, Gerechtigkeit und Organisationsveränderung am Beispiel des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg
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- Katharina Hofmeister
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1 Dr. Klaus Mucha, Julie Heimlich Gesundheit, Gerechtigkeit und Organisationsveränderung am Beispiel des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg Überblick 1. Das Rahmenkonzept des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg der BGF GmbH 2. Die Rahmenbedingungen im Bezirksamt Reorganisation und ihre Folgen 3. Die Rahmenlösung: Bedeutung der Identifikation im Rahmen von Organisationsveränderungen für die Gesundheit Bedeutung von GM und Diversitiy für Gerechtigkeit und Gesundheit In dem von der AOK Berlin, der Unfallkasse Berlin und dem Bezirksamt Tempelhof- Schöneberg gemeinschaftlich durchgeführten und von der Senatsverwaltung für Inneres geförderten Gesundheitsförderungsprojekt, steht die Stärkung von Gesundheitspotenzialen im Vordergrund und somit die Frage, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit gerechterweise jede/r Beschäftigte Möglichkeiten zur eigenen Gesundheiterhaltung wahrnimmt. Seite 1 von 7
2 1. Das Rahmenkonzept Betriebliches Gesundheitsmanagement im Bezirksamt Die Gesundheit zu erhalten und zu fördern ist oberstes Ziel und Aufgabe des BGM. Es handelt sich um einen ganzheitlichen Prozess menschengerechter Gestaltung der Arbeitsbedingungen und um einen Beitrag zur Humanisierung der Arbeitswelt. Grundlage ist hierbei die WHO-Definition von Gesundheit: Gesundheit ist der Zustand des vollständigen, - körperlichen, - geistigen und - sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit. (Präambel DV Gesundheit) Perspektivenwechsel Warum sind 5,5% meiner Mitarbeiter krank und fallen aus? Warum sind 94,5% meiner Mitarbeiter gesund und kommen zur Arbeit? Quelle: Hill, W. E. (1915): My Wife and My Mother-in-Law, in: Puck 16 Seite 2 von 7
3 Modell zur Diagnose Betrieblicher Gesundheit Gesundheitspotenziale Information und Beteiligung im Betrieb Information und Beteiligung am Arbeitsplatz Entscheidungsspielraum Faire Beurteilung Anerkennung Lernen bei der Arbeit Vollständigkeit der Arbeitsaufgabe Arbeitsorganisation Entwicklungschancen Identifikation Mitarbeiterführung Arbeitsklima Austausch mit Kollegen Unterstützung durch Führung Gesundheitsindikatoren (positiv/negativ) Arbeitsfreude Selbstvertrauen Stressbewältigung Wirtschaftlichkeitsindikatoren Leistung Qualität Umsatz Gesundheitsgefährdungen Zeitdruck Unterbrechungen Fachliche Überforderungen Verantwortungsdilemma Arbeitsplatzunsicherheit Physikalische Umgebungsbelastungen Ergonomische Umgebungsbelastungen Gereiztheit Erschöpfung körperliche Beeinträchtigungen Krankenstand AU-Analysen 2. Die Rahmenbedingungen Die Rahmenbedingungen im Bezirksamt sind aufgrund der Kürzungspolitik des Berliner Senats als schwierig zu bewerten, da im Besonderen Gesundheitsgefährdungen (z.b. Zunahme des Zeitdrucks durch Personalkürzungen) stärker wahrgenommen werden. Die Stärke des Projektes liegt somit darin, Strukturen und Prozesse derart zu gestalten, dass die Wahrnehmung von Potenzialen in den betrieblichen Alltag eingebettet wird. Seite 3 von 7
4 Die Rahmenbedingungen im Bezirksamt Reorganisationen: Abteilungsstrukturveränderungen jeweils nach politischen Wahlen Fusion der Bezirke Tempelhof und Schöneberg Personalabbau: ZeP = Zentrales Personalüberhangmanagement Umstrukturierung des gesamten Bezirksamts 2011 entsprechend der einheitlichen Ämterstruktur im Land Berlin Die Folgen: systematische Erhöhung der Gesundheitsgefährdungen Beschäftigte werden auf ihre Aufgabenerfüllung reduziert und als Kostenfaktor problematisiert Grundwerte des Individuums werden in Frage gestellt: Berufliche Identitäten gehen verloren (Sinnverlust). 3. Die Rahmenlösung Bedürfnisse im Zusammenhang mit organisationaler Identifikation (Westermayer, G.; Mucha, K. 2008) Grundbedürfnisse nach Pratt (1998): Bedürfnispyramide nach Maslow (1954): Ganzheitlichkeit Selbstaufwertung Bedürfnis nach überindividuellen Zielen und Werten Bedürfnis nach Selbstverwirklichung Bedürfnis nach Achtung Zugehörigkeit Sicherheit Gesundheit Bedürfnis nach Zugehörigkeit Bedürfnis nach Sicherheit Physiologische Bedürfnisse Sicherheit: Identifikation reduziert Unsicherheit Zugehörigkeit: Identifikation reduziert Isolation Selbstaufwertung: Identifikation dient dem Selbstwert Ganzheitlichkeit: Identifikation trägt zur Sinnfindung bei Seite 4 von 7
5 Drei entscheidende Werte (nach R. Sennett) Um einen kulturellen Anker in der Gesellschaft zu haben, den früher Unternehmen geboten haben, brauchen Mitarbeiter drei entscheidende Werte: 1. Geschichten ( narrative ) 2. Nützlichkeit das Gefühl, gebraucht zu werden ( usefulness ) 3. fachliches Können Fähigkeiten können entfaltet werden ( craftsmanship ) Quelle: R. Sennett; Die Kultur des neues Kapitalismus (2006) Hierzu wurden in einem ganzheitlich angelegten Veränderungsprozess zunächst MitarbeiterInnenbefragungen durchgeführt. Zum Vorgehen Steuerung Steuerkreis: AGM Ausschuss Gesundheitsmanagement Analyse Treiberorientiertes Vorgehen: Gesundheitspotenzial Identifikation Gesundheitsindikator Selbstvertrauen Workshops Gemeinsame Arbeit mit Führungskräften und Mitarbeitern Maßnahmen Veränderung Evaluation Evaluation / Messung des Erfolgs der Maßnahmen Seite 5 von 7
6 Auf Basis der Ergebnisse wurden mit Führungskräften und MitarbeiterInnen die Aspekte herausgearbeitet, die maßgeblich zur Stärkung des gesundheitlichen Wohlbefindens führen (sog. treiberorientiertes Vorgehen). In dem Beitrag wurden auch politische Programme wie Diversity Management und Gender Mainstreaming in die Überlegungen einbezogen, um einerseits den Anspruch an Betriebliches Gesundheitsmanagement zu verdeutlichen, andererseits die darin enthaltenen möglichen Chancen für Gerechtigkeit und Gesundheit aufzuzeigen. Gerechtigkeit und Gesundheit: GM und Diversitiy Langfristig soll die Beachtung des GM Im Verwaltungshandeln ganz natürlich integriert sein. (Handreichung Gender Mainstreaming im Betrieblichen Gesundheitsmanagement der Senatsverwaltung für Inneres Berlin) Analyse: geschlechterspezifische Auswertung Workshop/Maßnahmen: Je nach Bedarf Diversitiy: Vielfalt als Bereicherung nutzen und nicht als Belastung missverstehen. Seite 6 von 7
7 Dr. Klaus Mucha Beauftragter für Betriebliches Gesundheitsmanagement, Suchtprävention und Ergonomie beim Bezirksbürgermeister - Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg Kontakt: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg Beauftragter für Betriebliches Gesundheitsmanagement, Suchtprävention und Ergonomie beim Bezirksbürgermeister Berlin Fax: (030) Tel.: (030) Klaus.Mucha@ba-ts.berlin.de Julie Heimlich Gesellschaft für Betriebliche Gesundheitsförderung mbh Kontakt: Gesellschaft für Betriebliche Gesundheitsförderung Manfred-von-Richthofen-Str Berlin Tel.: (030) Fax: (030) julie.heimlich@bgf-berlin.de Literatur / Quellen: Maslow, A. (1954): Motivation und Persönlichkeit (Erstausgabe: 1954; überarbeitete Ausgabe: 1970) Pratt, M. G. (1998): To be or not to be? Central questions in organizational identification. In: Whetten, D. A.; Godfrey, P. C. (Hrsg.). Identity in Organizations. Building theory through conversations (S ). Thousands Oaks: Sage. Sennett, R. (2006): The culture of the New Capitalism. New Haven & London: Yale University Press. Westermayer, G.; Mucha, K. (2008): Identifikation als Gesundheitspotenzial. In: Busch, R., & Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin (Hrsg.). Gesundheitsforum Berlin: Schriftenreihe des Weiterbildungszentrums der Freien Universität Berlin, Bd. 5. S Zurück zur Übersicht Seite 7 von 7
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