Burnout-Erleben - Wie wir im Arbeitsalltag gesund bleiben -
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- Sofia Winkler
- vor 8 Jahren
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1 Burnout-Erleben - Wie wir im Arbeitsalltag gesund bleiben - Professor Dr. Elisabeth Schramm, Februar 2014 Leitende Psychologin, Privatkliniken
2 Burnout BKK: 9 Millionen TKK: 10 Mio AU-Tage IG-Metall: Zeitbombe Kann das stimmen? 2
3 Google Suche: Burnout Dez. 2006: 21 Millionen Einträge Jan. 2011: 52 Millionen Einträge Feb. 2014: 471 Millionen Einträge 3
4 Aus der Balance Arbeitsunfähigkeitstage (Z 73) je 100 Versicherte Quelle: Bundespsychotherapeutenkammer
5 Burnout Statistiken 1980: 10% aller Arbeitnehmer ausgebrannt Seit 2000: Bis zu 25% aller Erwerbstätigen leiden unter Burnout Natalie Rickli Grosi von Bagatello Ottmar Hitzfeld Mariah Carey Ricky Martin Eminem Sebastian Deisler. 5
6 Burnout eine Berufskrankheit? Repräsentative Befragung in der Schweiz zu Stress und gesundheitlichen Folgen 82.6% fühlen sich gestresst 26.6% fühlen sich sehr oft gestresst 12.5% können Stress nicht bewältigen: - nehmen Medikamente - beanspruchen medizinische Hilfen - schränken berufliche u. private Tätigkeiten ein Bundesamt für Wirtschaft (SECO),
7 2. Teil: Was genau ist ein Burnout? 7
8 Begriffs-Chaos in Deutschland Begriffsverwirrung Burnout als Sammelbegriff für arbeitsstressbedingte psychische Krisen und Erkrankungen Gebrauch von Burnout (der Leistungsstarken ) ersatzweise für Depression (der Schwächlichen ) Burnout kann bei Über- oder auch Unterforderung auftreten 8
9 Burnout Taskforce der DGPPN (M. Berger, M. Linden, U. Voderholzer, A. Hillert, W. Maier, E. Schramm) 9
10 Arbeitsüberlastung - Burnout - Depression Arbeitsüberlastung Vegetative Stresssymptome, Erschöpfung, nicht erholsamer Schlaf andauernde Überforderung Burnout: Risikozustand Emotionale Erschöpfung, kritische Distanz zur Arbeit, Leistungsminderung, veget. Stresssymptome Chronifizierter Stress Depression Andere psychische Erkrankungen: Alkohol- oder Medikamenten-Missbrauch, Angststörungen Körperliche Erkrankungen: Hörsturz, Tinnitus, Bluthochdruck 10
11 Frühwarnsymptome Beispiel Hr. K. Über-Engagement Pausenloses Arbeiten Beruf wird zum Lebensinhalt Hyperaktivität Nichtbeachten eigener Bedürfnisse Individuelle körperliche und psychische Warnzeichen 11
12 Entdecker H. Freudenberger: Staff Burnout Subjektiv: Gefühl der Verausgabung, Müdigkeit, Lustlosigkeit, Schlaflosigkeit, Infektanfälligkeit, Kopfschmerzen,... Im Kontakt mit Kollegen: emotionale Ausbrüche und Reizbarkeit, im Denken rigide, unflexibel... If you have ever seen a burned out building you know how devastated it looks inside. --H. Freudenberger Die Symptomatik ist vielfältig und bei jedem Betroffenen anders... Risikozustand resultierend aus beruflicher Überlastung Journal of Social Issues, Bd. 30,
13 Definition «Burnout» MBI-Skala Emotionale Erschöpfung Kein Burnout 0 1,49 Leichtes Burnout 1,5 3,49 Schweres Burnout 3,5-6 13
14 3. Teil: Risikofaktoren für Stress, Burnout und Folgeerkrankungen 14
15 1. Individueller Ansatz: Gesteigerte Vulnerabilität als Grund für schweres Burnout/Depression Aktuelle Belastungsituation Gene Early life stress 15
16 Aus der Balance... Beispiel Hr. K.. 1) Anforderungen und Handlungsspielraum Karasek, ) Verausgabung und Belohnung Bezahlung Wertschätzung Status /Aufstieg Arbeitsplatzsicherheit Anforderungen Verpflichtungen Verausgabungsbereitschaft Belohnung Aufwand Siegrist,
17 Aus der Balance... 3) Verausgabung Rückzug (> Konflikte) 4) Work-Life-Balance Prozessorientiert Selbstbestimmt Freiwilligkeit Bindung, Nähe, Gefühle Ergebnisorientiert Fremdbestimmt Zeitvorgabe Verpflichtung Private Welt Leistungs -welt 17
18 2. Arbeitsorganisatorische Erklärung: Berufliche Überlastung als Ursache? 18
19 Die Arbeitswelt in der globalisierten Leistungsgesellschaft Effizienzsteigerung Arbeitsverdichtung- u. Beschleunigung (inkl. Multitasking) Fragmentierung Ständige Erreichbarkeit, Entgrenzung der Arbeit Rascher Verlust von erworbener Kompetenz Verlust an Sicherheit Wem gehört die Zeit? Die moderne Gesellschaft besteht in einem immer schnelleren In-Bewegung-Setzen der materiellen, sozialen und geistigen Welt. Das Ergebnis ist, dass wir alle immer schneller laufen müssen, um unseren Platz zu halten im sozialen Gefüge. Anstieg der Arbeitsproduktivität seit 1991 um 34,8% (Statistisches Bundesamt 2012). 19
20 Veränderungen im Alter: Geschwindigkeit nimmt ab, Wissen nimmt zu kristalline Intelligenz fluide Intelligenz Lebensjahre 20
21 3.Gesellschaftskritische Erklärung Prof. Han (2010): Die Müdigkeitsgesellschaft Die Leistungsgesellschaft gibt dem einzelnen vor, dass er die Freiheit hat, alles aus seinem Leben zu machen, wenn er es nur aktiv angeht. Selbstausbeutung heißt, dass man der Unternehmer seiner selbst ist: Ausbeuter und Ausgebeuteter in einem. Deswegen kann oft nur ein Erschöpfungssyndrom den Prozess beenden. 21
22 4. Teil: Individuelle Schutzmaßnahmen und betriebliche Prävention 22
23 Stufenplan bei Burnout- Beschwerden Arbeitsüberforderung Versuch der Entlastung und Abwarten Regeneration Burnout-Beschwerden Lebensstil- und Arbeitsplatzmodifikation Regeneration Ärztliche Einschätzung Erkrankung Therapie Genesung 23
24 Möglichkeiten der Prävention Verhältnisse Verhalten 24
25 Anforderungen & Belastung Abhängig Beschäftigte BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2005/2006 n= 17767; 2011/2012; n=17562 verschiedenartige Arbeiten gleichzeitig starker Termin- und Leistungsdruck ständig wiederkehrende Arbeitsvorgänge bei der Arbeit gestört, unterbrochen sehr schnell arbeiten müssen Konfrontation mit neuen Aufgaben Stückzahl, Leistung, Zeit vorgegeben Verfahren verbessern, Neues ausprobieren 0 26 Arbeitsdurchführung detailliert kleine Fehler, große finanzielle Verluste arbeiten an Grenze der Leistungsfähigkeit nicht rechtzeitig informiert nicht alle notwendigen Informationen nicht Erlerntes/Beherrschtes wird verlangt % belastet % häufig Häufigkeit in Prozent 25
26 Bekämpfung psychosozialer Risikofaktoren in Dänemark Es bestehen Abläufe, um psychische Gefährdungen zu prüfen. Die Ergebnisse sind auf der Internetseite der Behörde transparent einsehbar - z.b. für zukünftige Arbeitnehmer. Jeder Arbeitnehmer hat das Recht, bei psychischen Belastungen durch seine Arbeit eine Gesundheitsgefährdungsüberprüfung einzufordern. Diese Anlass-bezogenen Überprüfungen erfolgen durch paritätisch besetzte, betriebsinterne Kommissionen. 26
27 Job-Person Mismatch Beispiel Hr. K. Hohe Arbeitsbelastung Geringer Handlungsspielraum Mangelnde Anerkennung Mangelnder Teamgeist Fehlende Fairness Inkongruente Wertevorstellungen Leiter & Maslach,
28 Herbert J. Freudenberger (1974): Burnout-Präventionsvorschläge 1. Klärung der eigenen Ansprüche und Ziele: realistische vs. unrealistische 2. Begrenzung der Arbeitsstunden: Auszeit heißt Auszeit 3. Klare Urlaubsregelungen 4. Pflege von Kollegialität 5. Körperliche Fitness steigern 6. Trainings- und Eingewöhnungsprogramm für neue Mitarbeiter 7. Gelegentliche Wechsel des Arbeitsbereiches 8. Austausch mit Kollegen, um eigene Belastungen in Grenzen zu halten 9. Workshops Unterbrechung der Routine durch Weiterbildung 10. Erhöhung der Zahl der Mitarbeiter 28
29 Unser Präventionsprogramm für Sie Achtsam dem Leben und sich selbst begegnen Balance schaffen Selbstfürsorge Soziales Netz überdenken Werte bewusst machen AOK, Lebe Balance,
30 Wie funktioniert Achtsamkeit? Inne halten. Aufmerksamkeit trainieren, präsent sein (vs. abschweifen, zerstreuen) Offene, akzeptierende Haltung für die Erfahrung im Moment (vs. Grübeln über Vergangenheit /Zukunft) Achtsamkeit nach innen und außen: Wahrnehmung von Körperempfindungen und Emotionen, Einlassen auf Andere Verbindung zu unseren Ressourcen und Zuversicht stärken (Selbstakzeptanz, Selbstfürsorge) 30
31 Achtsamkeit in der Natur: Ein Gruppenprogramm Übungen: Geräusche-Meditation im Wald Augenscan Meditationsplatz suchen Naturmaterial verarbeiten (z.b. Filzen, Korbflechten, Kräuterpesto) Kontakt zu Tieren Grübeln RSQ-D: Rumination mean score pre post 31
32 Work-Life-Balance 32
33 Wertenetz: Lebe Balance 33
34 5. Teil: Behandlung arbeitsstressbedingter Depressionen 34
35 Interpersonelle Psychotherapie (IPT): Arbeitsbezogener Stress häufigster Problembereich Primärer Problembereich bei 124 depressiven Patienten Schneider Schramm 35
36 Interpersonelle Psychotherapie (IPT): Arbeitsbezogener Stress / Burnout Konzeptualisierung Veränderungen, Rollenwechsel am Arbeitsplatz Interpersonelle Konflikte am Arbeitsplatz Äußere psychosoziale/ strukturelle Arbeitsbedingungen Intraindividuelle Bedingungen 36
37 IPT: Arbeitsbezogener Stress/Burnout Therapieziele: Arbeitsbezogene interpersonelle Kompetenzen Balance zwischen Veränderung und Akzeptanz der Arbeitsbedingungen (Wertearbeit und Achtsamkeit) Soziale Unterstützung Regenerationsmöglichkeiten im Arbeitsalltag & Freizeit (Selbstfürsorge) Organisationsbezogene Maßnahmen 37
38 Take-home-messages Burnout ist keine Krankheit, aber ein ernst zu nehmender Risikozustand Die Risikofaktoren bilden ein Zusammenspiel zwischen arbeitsbedingten, individuellen und gesellschaftlichen Faktoren Deswegen ist sowohl Verhältnis- als auch Verhaltensprävention wichtig Es geht darum, eine Balance herzustellen zwischen arbeitsbezogenen Werten und persönlichen Werten 38
39 DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT Professor Dr. Elisabeth Schramm Leitende Psychologin, Privatklinik 39
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