Weniger beschreibende Anforderungen und Dokumente in der Normrevision ISO 9001:2015. Ein Aufatmen für die Unternehmensführung?

Transkript

1 Weniger beschreibende Anforderungen und Dokumente in der Normrevision ISO 9001:2015 Ein Aufatmen für die Unternehmensführung? V1.0 Referentin: Zehra Sirin

2 Normrevision ISO 9001: Rahmenbedingungen zur Revision 2

3 1. Rahmenbedingungen zur Revision Berücksichtigte Inputs bei der Überarbeitung Web-basierte Anwenderbefragung Unterschiedlichkeit der ISO 9001 anwendenden Branchen Entwicklungen in Wissen und Technologie Umfassendere Anwenderinteressen Entwicklungen in der Industrie 3

4 Generelle Änderungen der Normrevision 9001:2015 Grenzen des QMS müssen klar definiert werden Kontrolle von extern bereitgestellten Produkten/ DL Betonung Erreichung der beabsichtigten Ergebnisse QMS Risiko-/ Chancenorientierte Haltung für das QMS Weniger beschreibende Anforderungen und weniger Betonung auf Dokumente Stärkere Kontextklärung der Organisation Verwendung der High Level Struktur 4

5 Gesamtzusammenhänge Neue Struktur der ISO 9001:2015 Kpt. 0-3 Vorwort und Einleitung, Anforderungen an QM-Systeme 5

6 Fokus und Nutzen der Normrevision? Stärkere Betonung folgender Themen High-Level-Structure (HLS) Erreichung der beabsichtigen Ergebnisse Einbezug des organisatorischen Kontextes Leadership Anforderungen Risikobasiertes Denken und Handeln inkl. Chancenerwägung Definition des QMS Geltungsbereichs Anwendbarkeit Dienstleister Nutzen Ergebnisorientierung Einbezug von Erwartungen interessierter Parteien und Kontext der Organisation Synergien bei der Systemintegration Vorbeugen von Risiken, Erwägung von Chancen 6

7 Ablauf und Stand des Überarbeitungsprozesses Juni 2013 Entwurf des Technischen Kommittees zur Kommentierung CD Juli 2015 Schlussentwurf zur Abstimmung FIDS September 2018 Ende der Übergangs-/ Umstellungsphase 3 Jahre April 2014 Entwurf der Internation. Norm DIS September 2015 Verbindliche Veröffentlichung der Intern. Norm Published IS 7

8 Normrevision ISO 9001: Gesamtzusammenhänge 8

9 2. Gesamtzusammenhänge Definition des Begriffs «Risiko» Das Risiko wird allgemein aus Eintrittswahrscheinlichkeit eines unerwünschten Ereignisses... und Schadensschwere als Konsequenz definiert. Das bedeutet hinsichtlich der Unternehmung Stärkung des risikobasierten Denkens, zwecks Unterstützung und Verbesserung der QMS-Planung und des Prozessmanagements; Bzw. die Organisationen müssen Risiken ermitteln, die das Erreichen von Produkt- und Prozesszielen beeinflussen können. Das Unternehmen muss Massnahmen planen, um diesen Risiken entgegenzutreten und die Wirksamkeit bewerten. 9

10 2. Gesamtzusammenhänge Neuerungen bei den Grundsätzen des Qualitätsmanagements Die Grundsätze sind in der ISO 9001 integriert (bisher in ISO 9000) Alle Grundsätze sind neu als Aussage und Begründung formuliert Zwei bisherige Grundsätze ( Prozessorientierter Ansatz und Systemorientierter Managementansatz ) sind neu in einem ( Prozessorientierter Ansatz ) zusammengefasst Der Grundsatz 7, Beziehungsmanagement (bisher Lieferantenbeziehungen zum gegenseitigen Nutzen ) ist erweitert worden ( Interessengruppen und Partnernetzwerk ). 10

11 2. Gesamtzusammenhänge Die 7 Grundsätze des Qualitätsmanagements QMP 1 Kundenorientierung QMP 2 Führung QMP 3 Einbeziehung von Personen QMP 4 Prozessorientierter Ansatz QMP 5 Verbesserung QMP 6 Faktengestützte Entscheidungsfindung QMP 7 Beziehungsmanagement 11

12 Normrevision ISO 9001: Detaillierte Änderungen / Neuerungen 12

13 3. Detaillierte Änderungen / Neuerungen 1. Anwendungsbereich 2. Normative Verweisungen 3. Begriffe Keine normativen Verweisungen, da Begriffe direkt in ISO 9001:2015 definiert sind. 13

14 3. Detaillierte Änderungen / Neuerungen Kontext der Organisation Führungsaufgabe N P 4.1 Verstehen der Organisation und ihres Kontextes Organisation muss externe und interne Themen bestimmen, die strategisch relevant sind. X Nutzen für die Organisation Ein besseres Verständnis von externen Veränderungen/Trends in Politik, Umwelt, Gesetzen, Technologie, Wettbewerb, Märkten, Soziales und Gesellschaft, Wirtschaft usw. schafft Wettbewerbsvorteile. Die Betrachtung kann international, national, regional oder lokal erfolgen. Die gezielte Entwicklung von internen Themen wie z.b. Struktur, Werte, Kultur, Wissen, Systeme, Fertigkeiten und Leistungsvermögen schafft Differenzierungsmerkmale für die Organisation. Meine betroffenen Prozesse Legende: N = Neu / P = Präzisierung 14

15 3. Detaillierte Änderungen / Neuerungen Kontext der Organisation Führungsaufgabe N P 4.2 Verstehen der Erfordernisse und Erwartungen interessierter Parteien Anforderungen der für das QMS relevanten interessierten Parteien bestimmen X Nutzen für die Organisation Durch die Identifizierung der relevanten interessierten Parteien eines Unternehmens wird eine erfolgreiche Positionierung der Organisation gefördert. Meine betroffenen Prozesse Legende: N = Neu / P = Präzisierung 15

16 3. Detaillierte Änderungen / Neuerungen Führung N P Führung und Verpflichtung zum QMS Oberste Leitung zeigt Führung und Engagement, in Bezug auf: Q-Politik und Q-Ziele (strategiekonform) Festlegen der Anforderungen und Umsetzen des QMS Kommunikation der Wichtigkeit und der Resultate (Effektivität) des QMS Fortlaufende Verbesserung Verantwortlichkeiten Nutzen für die Organisation: Durch verstärkte Führungsanforderungen (Mitarbeitende, Kontext, Strategie, Prozessführung, Ergebnisorientierung, Integration) wird das QMS nachhaltiger in die Organisation integriert. Meine betroffenen Prozesse X X Legende: N = Neu / P = Präzisierung 16

17 3. Detaillierte Änderungen / Neuerungen Führung N P Kundenorientierung Risiken und Chancen, die die Konformität von Produkten und Dienstleistungen beeinflussen können, sowie die Fähigkeit zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit müssen bestimmt und berücksichtigt werden. Nutzen für die Organisation: Durch das systematische Behandeln von Risiken und Chancen können Nichtkonformitäten vermieden und die Zufriedenheit von Kunden und Interessengruppen nachhaltig gesteigert werden. Meine betroffenen Prozesse X Legende: N = Neu / P = Präzisierung 17

18 3. Detaillierte Änderungen / Neuerungen Planung über die Führung N P 6.1 Massnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen Allgemeines Organisation muss im QMS strategische Themen und Anforderungen der Interessengruppen berücksichtigen sowie relevante Risiken und Chancen bestimmen. Nutzen für die Organisation: Ein systematischer Ansatz zur Lenkung von Risiken und Chancen hilft der Organisation zu entscheiden, ob Risiken vermieden, vermindert, überwälzt oder akzeptiert werden können. Im Gegenzug bildet dieser die Grundlage für Entschlüsse, gewisse Risiken bewusst einzugehen, um potenzielle Chancen wahrnehmen zu können. Meine betroffenen Prozesse X Legende: N = Neu / P = Präzisierung 18

19 3. Detaillierte Änderungen / Neuerungen Planung Führung top-down approach N P Planung von Aktionen Die Organisation muss Massnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen planen, diese Massnahmen in QMS-Prozesse der Organisation integrieren und umsetzen und deren Wirksamkeit bewerten X Nutzen für die Organisation: Durch die Stärkung des risikobasierten Denkens wird die QMS-Planung besser auf die Gesamtausrichtung der Organisation und ihren Kontext ausgerichtet. Meine betroffenen Prozesse Legende: N = Neu / P = Präzisierung 19

20 3. Detaillierte Änderungen / Neuerungen Unterstützung Führungsaufgabe N P Wissen der Organisation Die Organisation muss notwendiges Wissen bestimmen, aufrechterhalten und zugänglich machen Der aktuelle Kenntnisstand ist bei der Umsetzung von Veränderungen zu berücksichtigen Die Möglichkeiten notwendiges neues Wissen zu erlangen, müssen sichergestellt werden Die Organisation stellt nach eigenem Ermessen sicher, dass die erforderlichen Fähigkeiten (Kompetenzen) verfügbar sind, um Produkte und Dienstleistungen in der geforderten Qualität bereitzustellen und zu liefern Wissensmanagement wird aufgrund von Risiken und Chancen angemessen betrieben Nutzen für die Organisation: Ein systematischer Umgang mit organisatorischem Wissen aus internen Quellen wie z.b. geistiges Eigentum, gewonnene Erfahrungen, lernen aus Fehlern oder erfolgreichen Projekten (PDCA!), erfassen von nichtdokumentiertem Wissen, Spezialisten-Know- How in der Organisation externen Quellen wie Normen, Wissenschaft, Konferenzen oder im Austausch mit Kunden und Lieferanten befähigt die Organisation zur Erhaltung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Meine betroffenen Prozesse X Legende: N = Neu / P = Präzisierung 20

21 3. Detaillierte Änderungen / Neuerungen Unterstützung durch die Führung N P 7.3 Bewusstsein Mitarbeitende müssen sich über den eigenen Beitrag zur Wirksamkeit des QMS sowie der daraus resultierenden Vorteile bewusst sein. X Nutzen für die Organisation: Durch den Einbezug der Mitarbeitenden und externer Auftragnehmer wird das Bewusstsein bezüglich des eigenen Beitrages zur Qualitätsleistung sowie möglicher Konsequenzen bei Nichteinhaltung geschärft. Meine betroffenen Prozesse Legende: N = Neu / P = Präzisierung 21

22 3. Detaillierte Änderungen / Neuerungen Unterstützung N P 7.4 Kommunikation Neu ist auch externe Kommunikation (wann, worüber, mit wem und wie). X Nutzen für die Organisation: Durch eine systematische Lenkung der externen Kommunikation geht die Organisation auf die Bedürfnisse und Erwartungen von interessierten Parteien ein. Meine betroffenen Prozesse Legende: N = Neu / P = Präzisierung 22

23 Workshop Bestimmen Sie in Ihrer Gruppe ein Unternehmen, wozu Sie folgende Fragestellungen betr. der Führungsebene beantworten: a) Kpt. 4: Welche konkreten Tätigkeiten stehen hinter der Anforderung «Klärung des Kontextes der Organisation»? Nennen Sie 2-3 Beispiele. b) Kpt. 5: Zu welchen unternehmungsinternen Aufgaben wird die Führung in der Norm direkt aufgefordert? Nennen Sie 2 Beispiele aus der Praxis. c) Kpt. 6: Wie können die oben festgestellten Massnahmen auf ihre Risiken/Chancen bearbeitet werden? Nennen Sie je ein Beispiel. d) Kpt. 7, 9, 10: Welche Tätigkeiten sind erforderlich, um die Wirksamkeit der Massnahmen sicherzustellen? Bitte nennen 2 Beispiele und begründen Sie stichwortartig. e) Zwecks Präsentation, dokumentieren Sie Ihre Lösung bitte auf Flip-Charts - Vorbereitungszeit: 25 Minuten. 23

24 Kann also die Unternehmungsführung aufatmen? Nur die Unternehmungsführung, die das QM bisher als (strategisches) Führungsinstrument verstanden und (vor)gelebt hat! 24

25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 25

26 Bei Fragen Zehra Sirin Dozentin/Senior Consultant D +41 (0) M +41 (0)