Zur Arbeit im Fachseminar Erziehungswissenschaft (H. Rogowski Stand: Oktober 2009)
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- Gerhard Sauer
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1 Zur Arbeit im Fachseminar Erziehungswissenschaft (H. Rogowski Stand: Oktober 2009) Der Unterricht im Fach Erziehungswissenschaft soll den Schülerinnen und Schülern pädagogische Bildung vermitteln, die in einer immer komplexer werdenden Welt eine sinnvolle, wenn nicht sogar notwendige, Hilfe für die aktuelle und zukünftige Lebenswelt anbietet. Dies gilt nicht nur in Bezug auf die Partizipation im Bereich der Bildung und Erziehung sondern auch im Bereich der menschlichen Beziehung und Kommunikation. Pädagogische Bildung kann somit die Persönlichkeitsentwicklung in besonderer Weise unterstützen und fördern. Diese Komplexität und Vielschichtigkeit, immer unter besonderer Berücksichtigung des genuin Pädagogischen, findet sich auch in den Inhalten, den Arbeitsweisen des Fachseminars und der Zusammenarbeit von Fachseminarleiter und Referendarinnen und Referendaren. Einen besonderen Stellenwert nehmen daher die Reflexion der Absichten und des Handelns als Lehrerin oder Lehrer des Faches Erziehungswissenschaften ein, sie dienen sowohl der Entwicklung der Persönlichkeit als auch der Entwicklung der Professionalität. Die Arbeit im Fachseminar Erziehungswissenschaft orientiert sich an: - Lehrplan Erziehungswissenschaft (Nr.4719) - der OVP (Ordnung des Vorbereitungsdienstes und der Zweiten Staatsprüfung) - den Rahmenvorgabe für den Vorbereitungsdienst in Studienseminar und Schule, Runderlass des Schulministeriums vom Informationen zur Ausbildung im Studienseminar für Lehrämter an Schulen Rheine, Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen - Beyer, K (Hrsg.).: Grundlagen der Fachdidaktik Pädagogik, Schneider Verlag Hohengehren Stiller, E.: Dialogische Fachdidaktik, Bd.I, Paderborn (Schöningh) 1997, Bd.II Paderborn (Schöningh) Storck, C./Wortmann, E.: Kompetenzfördernder Pädagogikunterricht. Kompetenzen, Kompetenzbereiche, Leistungsstandards, Aufgaben (hg. von der Gesellschaft für Fachdidaktik Pädagogik), Schneider Verlag Hohengehren Hilbert Meyer: Was ist guter Unterricht? Berlin Andreas Helmke: Was wissen wir über guten Unterricht. In: PÄDAGOGIK 2/2006, S. 42ff. Grundsätzlich wird stark teilnehmerorientiert gearbeitet, wobei auch immer wieder theorieorientierte Inputs des Fachleiters und der Teilnehmer zur Erweiterung herangezogen werden. Die Sitzungen des Fachseminars sollen modellhaften Charakter für den Unterricht haben (Zielsetzung, inhaltliche und methodische Entscheidungen, Evaluation). Die in den Rahmenvorgaben genannten Lehrerfunktionen: Unterrichten, Erziehen, Diagnostizieren und Fördern, Beraten, Leistung messen und beurteilen, Organisieren und Verwalten und Evaluieren, Innovieren und Kooperieren sind die zentralen Grundlagen der Ausbildung. Sie können aber nicht in einzelnen Modulen bearbeitet werden, sondern durchdringen sich oft einander und bauen spiralförmig aufeinander auf. Auch die Reihenfolge der Themen ist nur zum Teil ausbildungsdidaktisch zwingend (vgl. dazu Grundsätze von Planung von U.-Reihen und U.-Stunden am Beginn), ansonsten erfolgt die Abfolge den Bedürfnissen und internen Logik des jeweiligen Fachseminars.
2 Beispiel eines Fachseminarplans: I. Einführungsphase (1. Halbjahr) STANDARDS UND INDIKATOREN (UND INHALTE) KOMPETENZEN Unterricht kriteriengeleitet beobachten und bewerten. Sie können Merkmale guten Unterrichts und guten Unterricht im Fach Erziehungswissenschaft wahrnehmen, nennen und anwenden. Sie können diese Merkmale nutzen, um fremden und eigenen Unterricht zu analysieren und zu verbessern. Entscheidungen zur Unterrichtsplanung und - durchführung fachlich, didaktisch und pädagogischpsychologisch begründen. Sie können fachwissenschaftliche Gedankengänge auf lebensweltliche Situationen beziehen und umgekehrt. Sie können Ihr Unterrichtsvorhaben in Bezug zum Lehrplan und zu Vorgaben der Fachkonferenz setzen. Sie können Unterrichtsstunden (dann auch Unterrichtssequenzen und -reihen) so planen, - dass die fachwissenschaftlichen Inhalte didaktisch angemessen reduziert werden: im Blick auf das Alter und die Vorkenntnisse der Schüler und im Rahmen der verfügbaren Unterrichtszeit; - dass Ihre methodischen Einzelentscheidungen aus dem Hauptziel der Stunde verständlich werden. Unterricht in Lernschritten aufbauen. Sie können mehrere Modelle, Lernprozesse in Phasen aufzubauen, nennen und anwenden. Sie kennen besondere Anforderungen einzelner Phasen. Sie können den Zusammenhang von Zielen, Inhalten und Methoden Ihres Unterrichts reflektieren und Alternativen abwägen. Sie können einen schriftlichen Unterrichtsentwurf verfassen. Unterricht in unterschiedlichen Sozialformen und Gesprächsweisen planen und durchführen. Sie können die Vorzüge und Nachteile verschiedener Sozialformen (Einzel-, Partner-, Gruppenarbeit und Frontalunterricht) nennen und zweckdienlich einsetzen. Gleiches gilt für die Gesprächsweisen (Lehrer-, Schülervortrag, fragend-entwickelndes Verfahren, offenes und gelenktes Unterrichtsgespräch, Kreisgespräch, Schreibgespräch).
3 Unterrichtsmaterialien aufbereiten. Sie kennen und nutzen Lehrbücher in ihren Vorzügen und Nachteilen. Sie kennen wichtige Internetquellen (und ihre Tücken). Sie beginnen eine systematische eigene Sammlung von Materialien und tauschen sie mit Kolleginnen und Kollegen aus. Sie können Materialien fachgerecht und ästhetisch ansprechend erstellen. Sie nutzen Kontakte zu außerschulischen Personen, Institutionen. Aufgaben formulieren. Sie können Aufgaben mit Hilfe der eingeführten Operatoren auf unterschiedlichen Anspruchsniveaus verständlich und eindeutig formulieren. Sie können vor- und nachbereitende Hausaufgaben so stellen, dass sie den Lernprozess motivierend und zeitökonomisch unterstützen. Medien einsetzen. Sie haben Erfahrungen mit unterschiedlichen Medien, können sie didaktisch verantwortungsvoll nutzen und die Schüler zur kritischen Nutzung anleiten: Tafel, Papiere, OHP, Internet; Powerpoint; Bilder, Ganzschriften, Zeitungstexte, literarische Texte, wissenschaftliche Texte; Musik, Musikvideo; Hörfunk; Kurzfilme, Spielfilme, Dokumentationen. Biografisches Lernen im Unterricht reflektieren. Ausgehend von der eigenen Biografie lernen Sie Chancen und Gefahren des biografischen Arbeitens im EW- Unterricht kennen und entwickeln daraus Konsequenzen für die Planung und Durchführung von Unterricht. Lerntagebuch Rollenspiel Freiwilligkeit eigene Erfahrung wissenschaftl. Erkenntnis II. Phase der Intensivierung und Systematisierung der Kenntnisse und Fähigkeiten (2. und 3. Halbjahr) Positionen der Fachdidaktik Pädagogik reflektieren. Sie kennen unterschiedliche didaktische Positionen (Beyer, Stiller, Storck,...), reflektieren diese sowohl in ihren didaktischen als auch methodischen Kompetenzen und können das Potential nutzen. Sie positionieren sich und Ihren Unterricht.
4 Das genuin Pädagogische im Fach Erziehungswissenschaft. Halbjahresplanungen im Fach Erziehungswissenschaft konzipieren. Methoden der Texterarbeitung nutzen. Sie kennen und beurteilen typische Lehr- und Lernfallen im Pädagogikunterricht (Röken) und entwickeln Strategien um ihnen zu entgehen. Sie können, in Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen, Unterrichtsreihen mit erkennbarem Lernzuwachs konzipieren für ihren Einsatz im bedarfsdeckenden Unterricht. Sie können unterschiedliche Methoden der Textanalyse selbst anwenden und vermitteln: Hauptaussage Gedankengang Argumentationsanalyse pädagogische Relevanz Begriffsarbeit (Erläuterung, Definition, Wortfeld) Textpuzzle Tabelle Text-Teilen Gruppenlesen Produktionsorientierte Methoden nutzen: Texte verfassen. Weitere produktionsorientierte Methoden nutzen. Sie wissen aus Ihrer eigenen Schreiberfahrung heraus die Schüler zu diesen Formen anzuleiten: stummes Schreibgespräch Leserbrief Zeitungsartikel Interview Sie können Gedankenexperimente nutzen und selbst entwerfen. Sie können eine PRO und CONTRA Diskussion organisieren. Sie können ein Fallbeispiel schreiben. Sie können ein Rollenspiel durchführen. Sie kennen Chancen und Gefahren der szenischen Darstellung im EW-Unterricht. Gespräche steuern und unterschiedliche Formen des Gesprächs nutzen. Visualisierungen fruchtbar machen. Sie üben, Impulse für Gespräche zu geben sowie (Zwischen-) Ergebnisse zu sichern. Sie kennen unterschiedliche Formen des Gesprächs und die jeweiligen Methoden und Ziele. Sie können Schaubilder, Cluster, Mindmaps (Begriffsnetze) erstellen und den Schülern vermitteln. Sie können die Tafel als Visualisierungsmittel nutzen.
5 Lernergebnisse sichern. Sie können die Schüler anleiten - zur kontrollierten Führung eines Heftes bzw. einer Mappe (auch zur Rückmeldung über Hausaufgaben), - evt. zur Dokumentation von Lernfortschritten in einem Portfolio. - zur Führung eines Lerntagebuchs Lernerfolgsüberprüfungen vorbereiten, durchführen, korrigieren und bewerten. Sie können prinzipielle Fragen der Leistungsmessung erörtern. Sie können Leistungen (in Sonstiger Mitarbeit, Klausuren und Facharbeiten) nach transparenten Kriterien bewerten und verständlich begründen. Sie nutzen die Ergebnisse für die individuelle Diagnose und Beratung der Schüler. Sie können Aufgaben erstellen, die sich aus Ihrem Unterricht ergeben: in Hausaufgaben, in Erarbeitungsphasen, in Klausuren, im mündlichen Abitur. Wissenschaftspropädeutik vermitteln. Sie können die Schüler bei ihren Referaten und Facharbeiten beraten: bei der Themenformulierung, bei wissenschaftlichen Standards, bei Formen der Präsentation. Projektarbeit sowie fächerübergreifendes und fächerverbindendes Arbeiten gestalten. Sie können die Schüler zur Planung anleiten. Sie können für Binnendifferenzierung sorgen. Sie organisieren eine Exkursion und eine Expertenbefragung( an der Grundschule) Sie organisieren eine Studienfahrt (nach Texel) Was ist Erziehungswissenschaft? Das Fach vorstellen. Den eigenen Unterricht auswerten. Sie können Eltern und Schülern Inhalte und Methoden und Leistungsanforderungen des Faches erklären. Sie kennen verschiedene Evaluationsmethoden und können Rückmeldungen der Schüler über Ihren Unterricht organisieren. Sie wissen Konsequenzen aus diesen Rückmeldungen zu ziehen. Die II. Staatsarbeit verfassen. Sie können sich intensiv und systematisch mit didaktischen und methodischen Problemen auseinandersetzen, Theorie und Praxis verbinden und evt. innovative Vorschläge entwickeln.
6 III. Examensphase: Spezialisierung, Integration und Vertiefung (4. Halbjahr) Schüler fördern. Sie können heterogene Lernvoraussetzungen und Lernprobleme feststellen und darauf fördernd reagieren. Sie wissen besonders begabte Schüler herauszufordern und zu fördern. Sie bemühen sich bei der Förderung darum, mit anderen Kollegen zusammenzuarbeiten. Sich als Lehrperson und Erzieher verstehen. Sie können verschiedene Rollenverständnisse kritisch reflektieren: als Erziehungswissenschaftler, Philologe, Traditionsvermittler, Moderator, Coach. Sie können zwischen neutraler Wissensvermittlung und Ihrer eigenen Positionierung glaubwürdig vermitteln. Erziehung durch den Unterricht in Erziehungswissenschaft befördern. Sie können den Beitrag des Faches für die moralische Kompetenz und für die Persönlichkeitsbildung erörtern. Sie können Diskussionen über Erziehung leiten und einschätzen. Sie können aktuelle Diskussionen über das Verständnis von Erziehung und Unterricht in Beziehung zum traditionellen Bildungsbegriff setzen. Schulisches Leben innovieren. Den eigenen Unterricht in seinem bildungspolitischen Kontext verorten. Das Staatsexamen vorbereiten. Sie können eigene Schwerpunkte Ihrer Arbeit wählen, in denen Sie Ihre Stärken und Ideen für das Seminar und für die Schule entwickeln. Sie können den Unterricht in Erziehungswissenschaft in historische und politische Kontexte einordnen. Sie haben Kenntnisse vom Unterricht in anderen Bundesländern und anderen Ländern. Sie wissen die Themenfelder des Kolloquiums aus Ihrem Fachunterricht mit Beispielen zu veranschaulichen und zu konkretisieren. Sie üben die Stellungnahme zur UPP.
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