Differenzierbarkeit von Funktionen mehrerer Variablen

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Differenzierbarkeit von Funktionen mehrerer Variablen"

Transkript

1 Kapitel 1 Differenzierbarkeit von Funktionen mehrerer Variablen 11 Definition und grundlegende Eigenschaften Bemerkung 11 Motivation Auch die Differenzierbarkeit von Funktionen mehrerer Veränderlicher lässt sich aus einer Eigenschaft differenzierbarer reellwertiger Funktionen einer reellen Veränderlichen motivieren Wenn eine reellwertige Funktion einer reellen Veränderlichen im Punkt ξ ihres Definitionsbereiches differenzierbar ist, kann man in diesem Punkt eine Tangente anlegen Die Tangente ist eine Gerade, also kann man die Funktion in ξ durch ein lineares Polynom Taylor Polynom 1 Grades, Satz 7 approximieren Auch bei der Definition der Differentiation von vektorwertigen Funktionen mehrerer Veränderlicher besteht die Grundidee darin, dass man die Funktion in einer Umgebung eines Punktes durch ein lineares Polynom approximieren kann Aus der Schule ist bereits das Beispiel der Tangentialebene an einer Kugeloberfläche bekannt Definition 1 Differenzierbarkeit vektorwertiger Funktionen Seien D R n offen und f : D R m Die Funktion f heißt im Punkt ξ D differenzierbar, wenn es eine lineare Abbildung M : R n R m und eine in ξ stetige Funktion r : D R m gibt, so dass fx fξ + M x ξ + rx x ξ, x D, 11 und rξ gelten Man nennt M die erste Ableitung von fx in ξ, im Zeichen f ξ : M Bemerkung 13 Komponentenschreibweise Aus der linearen Algebra ist bekannt, dass sich lineare Abbildungen M : R n R m durch m n Matrizen und die Wirkung von M auf den Vektor x ξ als Matrix Vektor Produkt schreiben lassen In Komponentenschreibweise kann 11 daher mit M m ij i1,,m;j1,,n in der Form n f i x f i ξ + m ij x j ξ j + r i x x ξ, x D, i 1,,m, 1 j1 geschrieben werden 78

2 Bemerkung 14 Eindeutigkeit von M und rx Es muss geklärt werden, ob M und r in 11 eindeutig bestimmt sind Seien e j der j te kartesische Einheitsvektor und t R aus einer hinreichend kleinen Umgebung von Null, so dass x ξ + te j in D liegt Dann folgt aus 1 m ij f ix f i ξ r i x x ξ t Das gilt für alle hinreichend kleinen Werte t Betrachte jetzt t Wegen x ξ t e j t, der Stetigkeit von rx in ξ und rξ gilt m ij f i x f i ξ r i x x ξ lim f i x f i ξ t r i x lim lim t t t t t t f i ξ + te j f i ξ lim : i ξ t t x j Die Abbildung M ist also eindeutig bestimmt Sie wird Jacobi 1 Matrix genannt, Schreibweise: M f ξ Jfξ Aus 11 folgt somit auch, dass rx in eindeutiger Weise gegeben ist fx fξ M x ξ x ξ, rx x ξ x ξ Die Differenzierbarkeitsbedingung 11 kann nun komponentenweise wie folgt geschrieben werden 1 1 f 1 x f 1 ξ ξ ξ x 1 x n x 1 ξ 1 + f m x f m ξ r 1 x + r m x m x 1 ξ x ξ m x n ξ x n ξ n Satz 15 Aus Differenzierbarkeit folgt Stetigkeit Ist die Funktion f : D R n R m in ξ D differenzierbar, so ist fx in ξ stetig Beweis: Aus der Differenzierbarkeit von fx in ξ folgt mit der Dreiecksungleichung fx fξ M x ξ + rx x ξ Mit der Cauchy Schwarz schen Ungleichung für Summen erhält man M x ξ mx i1 mx 4 i1 mx m ijx j ξ j j1 j1 i1 j1 m ij m ij 1 Carl Gustav Jacob Jacobi Hermann Amandus Schwarz !! 1/!! 3 1/ x j ξ j 5 j1! x j ξ j M F x ξ, j1 79

3 wobei M F die Frobenius 3 Norm der Matrix M ist Somit gibt es eine Konstante K >, so dass M x ξ K x ξ gilt Nun ist rx stetig in ξ mit rξ Man findet also zu jedem ε > ein δε > derart, dass aus x ξ < δε die Ungleichung rx < ε folgt Setzt man δ ε : min j δε, so gilt für alle x mit x ξ < δ ε die Beziehung ε K + ε ff, fx fξ < K + ε x ξ < K + ε δ ε ε Das heißt, fx ist im Punkt ξ stetig Man hat in Satz 95 gesehen, dass die Stetigkeit vektorwertiger Funktionen f : D R n R m im Punkte ξ D äquivalent zur Stetigkeit aller Komponenten f i : D R n R im Punkte ξ D ist Eine ähnliche Aussage gilt auch für die Differenzierbarkeit Satz 16 Komponentenweise Differenzierbarkeit Die Funktion f : D R n R m ist im Punkte ξ D genau dann differenzierbar, wenn jede ihrer Komponenten f i : D R n R im Punkte ξ D differenzierbar ist Beweis: Der Beweis erfolgt direkt mit Hilfe der Definition der Differenzierbarkeit, aus Zeitgründen siehe Literatur Beispiel 17 Die Funktion f : R R 3, x1 x 1 + x x x 1 x ist für alle x R differenzierbar Es gilt x 1 x Jfx 1 1 Zum Beweis dieser Behauptung betrachtet man die Definitionsgleichung 11 mit beliebigem x,ξ R Ziel ist es, eine Funktion rx zu finden, welche die Bedingungen von Definition 1 erfüllt Es ist rx x ξ Daraus folgt x 1 + x x 1 x ξ 1 + ξ ξ 1 ξ ξ 1 ξ 1 1 x 1 + x ξ1 ξ ξ 1 x 1 + ξ1 ξ x + ξ x 1 ξ 1 + x ξ rx x ξ x ξ x1 ξ 1 x ξ Diese Funktion ist für alle x R definiert, sie ist im R stetig und für x ξ folgt rξ Damit sind alle Bedingungen von Definition 1 erfüllt 3 Ferdinand Georg Frobenius

4 1 Richtungsableitung und Gradient Bemerkung 18 Motivation In Analysis I wurde die Ableitung einer skalaren Funktion einer Variablen in einem inneren Punkt ξ ihres Definitionsbereiches eingeführt f fξ + h fξ ξ : lim h h Dieser Ableitungsbegriff ist auch anwendbar bei vektorwertigen Funktionen einer Variablen Für f 1 x fx f m x definiert man die Ableitung in einem inneren Punkt ξ der Definitionsbereiche aller Komponenten f 1ξ f ξ : f mξ In diesem Abschnitt wird das Konzept der Ableitung in eine Dimension eine Richtung auf skalare Funktionen mehrerer Variablen f : D R n R verallgemeinert Definition 19 Richtungsableitung, partielle Ableitungen Seien D R n offen, f : D R und ξ D Für einen Vektor v R n mit v 1 heißt fξ + hv fξ ξ : lim v h h die Richtungsableitung Gateaux 4 Ableitung von fx in ξ in Richtung v Die Ableitungen in Richtung der kartesischen Einheitsvektoren e 1,,e n nennt man partielle Ableitungen von fx nach x i im Punkt ξ Man schreibt f xi ξ : fξ + he i fξ ξ : lim h h Beispiel 11 Partielle Ableitung Betrachte f : R R mit fx 1, x x 3 1 cos x Es lässt sich mit Hilfe der Definition der partiellen Ableitungen leicht nachrechnen, dass x 1, x 3x 1 cos x, x 1, x x 3 1 sinx x 1 x gelten Das bedeutet, man erhält die partielle Ableitung nach x i indem man wie gewohnt nach x i differenziert und alle anderen Variablen x j, j i, dabei als Konstante betrachtet Bemerkung 111 Zur Jacobi Matrix Die i te Zeile der Jacobi Matrix Jfξ enthält gerade die partiellen Ableitungen der i ten Komponente f i x im Punkt ξ 4 René Eugène Gateaux

5 Satz 11 Existenz und Darstellung der Richtungsableitungen Sei f : D R n R in ξ D differenzierbar Dann existiert in ξ die Richtungsableitung in jede Richtung v und es gilt n v ξ Jfξ v ξv i 13 Beweis: Man setzt in die Definition der Differenzierbarkeit x ξ + hv Durch Umstellen erhält man unter Nutzung der Linearität von Jfξ fξ + hv fξ h i1 Jfξ v + rξ + hv v {z } 1 Für h verschwindet der letzte Term, da rx stetig ist und rξ ist Beispiel 113 Richtungsableitung Gesucht ist die Richtungsableitung von fx,y e x siny in Richtung im Punkt, π/6 Es gelten v 1, v 3/5 4/5 f x x,y e x siny f x, π , f y x,y e x cos y f y, π Daraus folgt mit 13, π v T f, π 3 v Beispiel 114 Existenz aller Richtungsableitungen reicht nicht für Differenzierbarkeit Die Umkehrung des eben bewiesenen Satzes 11 gilt nicht Betrachte dafür die Funktion f : R R mit x y fx,y x + y für x,y,, für x,y, Betrachtet man den Koordinatenursprung, dann hat ein beliebiger Einheitsvektor dort die Gestalt v v 1, v mit v 1 + v 1 Man erhält, lim v h h 3 v1v hh v1 + v h 3 v lim 1v h h 3 v1v Diese Richtungsableitung ist keine lineare Funktion von v, wie es in der Definition der Differenzierbarkeit verlangt wird Daher kann fx,y in x,y, nicht differenzierbar sein 8

6 Man sieht an diesem Beispiel, dass die Näherung auf jeder beliebigen Gerade einen Wert für die Richtungsableitung in der betreffenden Richtung liefert Für Differenzierbarkeit benötigt man jedoch die Untersuchung beliebiger Annäherungen, nicht nur die auf Geraden Definition 115 Gradient, Nabla Operator Seien D R n offen und f : D R in ξ D nach allen x i partiell differenzierbar Dann nennt man den Vektor der ersten partiellen Ableitungen gradfξ : fξ : ξ x 1 x n ξ den Gradienten von fx in ξ Manche Bücher definieren gradfx als Zeilenvektor und fx als Spaltenvektor Den vektorwertigen Operator x 1 : x n nennt man Nabla Operator nach der Form eines ägyptischen Musikinstruments Folgerung 116 Existenz des Gradienten und Darstellung der Richtungsableitungen für skalare Funktionen Sei f : D R n R in ξ D differenzierbar Dann existiert der Gradient von fx in ξ und für die Richtungsableitung von fx in ξ in Richtung v gilt ξ fξ v v Beispiel 117 Aus Existenz des Gradienten folgt nicht Existenz aller Richtungsableitungen Aus der Existenz des Gradienten folgt nicht notwendig die Existenz der Richtungsableitung in einer von den Koordinatenrichtungen verschiedenen Richtung Betrachte dazu die Funktion { für xy fx,y 1 sonst 83

7 Für diese Funktion existiert der Gradient im Punkt, In allen anderen Richtungen als den Koordinatenrichtungen ist die Funktion im Punkt, jedoch unstetig, also existiert in diese Richtungen keine Richtungsableitung Bemerkung 118 Bedeutung des Gradienten für skalare Funktionen Sei f : D R n R eine skalare Funktion 1 Für fξ nimmt die Richtungsableitung ihren größten Wert für an Das folgt aus der Beziehung v fξ fξ v fξ cos v, fξ v fξ cos v, fξ fξ, da der Kosinus am größten wird, wenn v in Richtung fξ zeigt Dann gilt fξ ξ v fξ fξ fξ fξ v fξ fξ Der Gradient zeigt in Richtung des steilsten Anstiegs In der Gegenrichtung v fξ fξ gilt v ξ fξ 3 Wählt man eine Richtung v die orthogonal zu fξ ist, erhält man v ξ f ξ f fξ ξ Somit ist die Steigung Null, wenn man eine Richtung orthogonal zum Gradienten betrachtet Damit steht der Gradient fξ in ξ senkrecht zu den sogenannten Höhenlinien {x D : fx fξ const} Satz 119 Hinreichendes Kriterium für die Differenzierbarkeit Existieren für f : D R n R in einer Umgebung Bξ, ρ Kugel mit Mittelpunkt ξ und Radius ρ von ξ alle partiellen Ableitungen : Bξ, ρ R n R, und seien diese in Bξ, ρ stetig Dann ist fx in ξ differenzierbar Beweis: Ohne Beschränkung der Allgemeinheit beschränken wir uns auf den Fall n Das Ziel besteht darin, die Definition der Differenzierbarkeit zu überprüfen Mit Hilfe des ersten Mittelwertsatzes der Differentialrechnung gilt fx 1, x fξ 1, ξ fx 1, x fξ 1, x + fξ 1, x fξ 1, ξ x 1 ξ 1 + θ 1x 1 ξ 1, x x 1 ξ 1 + ξ 1, ξ + θ x ξ x ξ x X ξ 1, ξ x i ξ i + R, i1 84

8 mit θ 1, θ, 1 und R ξ 1 + θ 1x 1 ξ 1, x x 1 + «ξ 1, ξ x 1 x ξ 1, ξ + θ x ξ x ξ 1, ξ x 1 ξ 1 «x ξ Da die partiellen Ableitungen in ξ 1, ξ stetig sind, gibt es zu jedem ε > ein δε, so dass für x ξ < δε R < ε x ξ gilt Dies zeigt, dass R in der Form R rx x ξ geschrieben werden kann und rx in Bξ, ρ stetig ist mit rξ Bemerkung 1 Die Funktion aus Beispiel 117 besitzt keine stetigen partiellen Ableitungen auf den Koordinatenachsen, mit Ausnahme des Koordinatenursprungs Das Kriterium von Satz 119 ist nicht notwendig Es gibt Funktionen in mehreren Dimensionen, die an einer Stelle differenzierbar sind, deren partielle Ableitungen aber in der Umgebung dieser Stelle nicht stetig sind, siehe Heuser, Analysis II, S 66, Aufg 7 13 Eigenschaften differenzierbarer Funktionen Die vertrauten Differentiationsregeln übertragen sich ohne Änderung, wenn auch äußerlich etwas umständlicher, auf vektorwertige Funktionen von mehreren Veränderlichen Satz 11 Linearität der Differentiation Seien f,g : D R n R m zwei vektorwertige Abbildungen, die im Punkt ξ D differenzierbar sind Dann ist mit beliebigen α,β R die Linearkombination αf + βgx in ξ differenzierbar und es gilt αf + βg ξ αf ξ + βg ξ Beweis: Der Beweis erfolg direkt mit der Definition der Differenzierbarkeit, Übungsaufgabe Bemerkung 1 Linearität der partiellen Ableitungen Da die Jacobi Matrix f ξ die Matrix aller partiellen Ableitungen erster Ordnung ist, sind die partiellen Ableitungen auch linear αf j x + βg j x α j x + β g j x α,β R Satz 13 Kettenregel Seien g : R n R m, f : R m R p und φx f g x fgx die Verkettung Sind gx in ξ R n und fy in η gξ differenzierbar, so ist auch die Verkettung φx in ξ differenzierbar und es gilt beziehungsweise φ ξ f gξ g ξ φ i x j ξ i g 1 ξ 1,,ξ n,,g m ξ 1,,ξ n x j ξ i 1,,p, j 1,,n m k1 i y k gξ g k x j ξ, 85

9 Beweis: Der Beweis erfolgt analog zum Fall m n p 1, siehe Analysis I Bemerkung 14 Kettenregel in Matrixschreibweise Die Verkettung linearer Abbildungen kann als Matrizenprodukt geschrieben werden, siehe Lineare Algebra Interpretiert man die Ableitungen als entsprechende rechteckige Matrizen, so entspricht der Verkettung von f gξ mit g ξ also dem Produkt dieser Matrizen In Komponentenschreibweise gilt daher φ 1 φ 1 ξ ξ x 1 x n φ p φ p ξ ξ x 1 x n 1 1 gξ gξ y 1 y m p p gξ gξ y 1 y m g 1 ξ x 1 g m ξ x 1 g 1 ξ x n g m ξ x n Hat man insbesondere eine Funktion φs, t fxs, t, ys, t : D R R gegeben, so erhält man φ s s φ, t t s, t oder ausgeschrieben x x, y y x, y x s s, t y s s, t x t s, t y t s, t φ s s, t x x, y x s s, t + y x, y y s s, t, φ t s, t x x, y x t s, t + y x, y y t s, t 14 mit x, y xs, t, ys, t Beispiel 15 Kettenregel Betrachte die Abbildungen g : R R x1 x 5 1 3x 1x 5 + x 7 x x 1 + x f : R g1 R g g g 8, sowie ihre Komposition φx 1, x fgx 1, x f g 1 x 1, x, g x 1, x Für die partielle Ableitung nach x 1 erhält man nach Kettenregel φ g 1 x 1, x + g x 1, x x 1 g 1 x 1 g x 1 17g g 1 + 8g 7 g x 1, x x 1 x 1 17g x 4 1 6x 1 x 5 + 8g x 5 1 3x 1x 5 + x x 4 1 6x 1 x x1 + x 7, 86

10 14 Der Mittelwertsatz Beispiel 16 Einfache Übertragung des Mittelwertsatzes aus einer Dimension gilt nicht Der Mittelwertsatz in einer Dimension besagt, dass man für eine in einem Intervall [a,b] differenzierbare Funktion f : [a,b] R einen Wert ξ a,b findet, so dass fb fa f ξb a gilt Solche eine Aussage gilt für vektorwertige Funktionen nicht Wir betrachten dazu die Funktion f : [,π] R cos x x sinx Dann gilt für alle ξ,π 1 1 fb fa sinξ π cos ξ f ξb a, da Sinus und Cosinus nicht gleichzeitig Null sind, Satz 18 Man kann aber für skalare Funktionen mehrerer Veränderlicher einen Mittelwertsatz formulieren Definition 17 Konvexe Menge Eine Menge D R n heißt konvex, wenn mit zwei beliebigen Punkten a,b D immer die Verbindungsstrecke zwischen diesen Punkten, das heißt die Menge {ξ : ξ a + θb a, θ,1} in D liegt Satz 18 Mittelwertsatz für skalare Funktionen mehrerer Veränderlicher Seien a,b D zwei Punkte einer konvexen, offenen Menge D und f : D R n R auf D differenzierbar Dann gibt es auf dem a und b verbindenden Segment einen Punkt ξ a + θb a, θ,1, so dass gilt fb fa f ξ b a Beweis: Der Beweis erfolgt durch Anwendung der Kettenregel Man betrachtet fx auf dem Segment von a nach b Die Kurve über diesem Segment kann mit einer skalarwertigen Funktion einer reellen Veränderlichen identifiziert werden φ : [, 1] R t fa + tb a Da fx differenzierbar ist, existieren nach Satz 11 alle Richtungsableitungen in allen Punkten von D Insbesonder existieren die Richtungsableitungen in allen Punkten des Segments zwischen a und b in Richtung b a Damit ist die Funktion φt auf diesem Segment differenzierbar und sie genügt auf [, 1] den Voraussetzungen des Mittelwertsatzes in einer Dimension Damit gibt es ein θ, 1 mit fb fa φ1 φ φ θ 1 15 Andererseits kann man auf φt die Kettenregel 14 anwenden, womit man φ t i1 n a+tb a xi t X a+tb ab i a i f a+tb a b a i1 erhält Für t θ erhält man in 15 gerade die Behauptung des Satzes 87

11 Beispiel 19 Mittelwertsatz Sei fx,y cos x + sin y, a, b 1 π π Es gilt f, 1 f π, π Nach dem Mittelwertsatz existiert also ein θ,1 mit π f, π θ f, f π π 1 θπ θπ π sin,cos π π cos θπ sin θπ 1 π π In der Tat ist diese Gleichung für θ 1/ erfüllt 15 Höhere partielle Ableitungen Nun wird der Begriff der partiellen Ableitung auf partielle Ableitungen höherer Ordnung verallgemeinert Definition 13 Partielle Ableitungen höherer Ordnung Seien D R n offen und f : D R Ist fx partiell differenzierbar auf D und sind die partiellen Ableitungen selbst wieder differenzierbar, erhält man als partielle Ableitungen zweiter Ordnung f ξ : ξ x j x j Induktiv definiert man die partiellen Ableitungen k ter Ordnung durch k f ξ : k 1 f ξ für k, k k 1 1 k 1 1 k i 1,,i k {1, n} Man kann zeigen, dass unter gewissen Voraussetzungen die Reihenfolge, in welcher man partielle Ableitungen höherer Ordnung berechnet, keine Rolle spielt Satz 131 Vertauschbarkeitssatz von Schwarz für partielle Ableitungen zweiter Ordnung Seien D R n offen, ξ D und f : D R Falls die partiellen Ableitungen von fx bis zur zweiten Ordnung in einer Umgebung Bξ, ρ D stetig sind, so sind sie vertauschbar f ξ f ξ x j x j i,j {1,,n} Beweis: Der Beweis erfolgt durch Anwendung des Mittelwertsatzes, für Details siehe Literatur Folgerung 13 Vertauschbarkeitssatz von Schwarz für partielle Ableitungen k ter Ordnung SinddiepartiellenAbleitungenvon fx biszurordnung k stetig, so kann man die Reihenfolge der partiellen Ableitungen von fx bis zur Ordnung k beliebig vertauschen 88

12 Bemerkung 133 Multiindexschreibweise Hat man eine Funktion, bei welcher die Reihenfolge der partiellen Ableitungen beliebig gewählt werden kann, verwendet man häufig eine abkürzende Schreibweise unter Verwendung von Multiindizes Ein Multiindex ist ein n Tupel α α 1,,α n nichtnegativer ganzer Zahlen α i mit α n i1 α i Man schreibt dann D α fx : α f 1 x f α1α,,α n x xαn n x α1 Beispiel 134 Höhere partielle Ableitungen Für die Funktion fx,y,z z sinx 3 + cos y sinx e x z soll f 111 x,y,z : f xyz x,y,z berechnet werden Es ist zunächst klar, dass von dieser Funktion die partiellen Ableitungen beliebiger Ordnung existieren und stetig sind Hier bietet es sich an, die Funktion zuerst nach y partiell zu integrieren, weil dann einige Terme sofort verschwinden f xyz x,y,z x z f y x z z siny cos x siny sinxz z siny sinx x Definition 135 Hesse 5 Matrix Seien D R n offen und f : D R sei im Punkt ξ D zweimal partiell differenzierbar Dann nennt man die Matrix der partiellen zweiten Ableitungen Hfξ : f x ξ 1 f x x 1 ξ f x n x 1 ξ f x 1 x ξ f x ξ f x n x ξ f x 1 x n ξ f x x n ξ f x ξ n die Hesse Matrix von fx in ξ Bemerkung 136 Zur Hesse Matrix Für eine Funktion mit stetigen partiellen Ableitungen zweiter Ordnung ist die Hesse Matrix nach dem Vertauschbarkeitssatz von Schwarz symmetrisch Die Hesse Matrix spielt eine große Rolle bei der Klassifikation von Extrema einer Funktion mehrerer Variablen, siehe Kapitel 11 Die Euklidische Norm eines Vektors ist invariant unter Rotationen Ähnlich wie bei fx die wichtige rotationsinvariante Größe fx abgeleitet werden kann, kann man auch aus Hfx eine rotationsinvariante skalare Größe gewinnen Hierzu betrachtet man die Summe der Diagonalelemente, die sogenannte Spur, von Hfx 5 Ludwig Otto Hesse

13 Definition 137 Laplace 6 Operator Seien D R n offen und f : D R in ξ D zweimal partiell differenzierbar Dann nennt man fξ : n i1 den Laplace Operator von fx in ξ f x ξ f x1x f xnx n ξ i Bemerkung 138 Anwendungen des Laplace Operators, partielle Differentialgleichungen Viele Prozesse in der Physik und den Ingenieurswissenschaften lassen sich durch Gleichungen beschreiben, welche die Beziehungen zwischen einer gesuchten Funktion, zum Beispiel Druck, Temperatur, Konzentration,, und ihren partiellen Ableitungen der Ordnung kleiner oder gleich Zwei beinhalten Dabei spielt der Laplace Operator oft eine große Rolle Man nennt diese Gleichungen partielle Differentialgleichungen Ordnung, wegen der Ableitungen zweiter Ordnung im Laplace Operator Im folgenden werden einige Beispiele angegeben 1 Die Laplace Gleichung oder Potentialgleichung hat die Gestalt u in D Sie spielt zum Beispiel bei statischen Problemen eine Rolle, beispielsweise in der Elastizitätstheorie Funktionen, die die Laplace Gleichung erfüllen, nennt man harmonische Funktionen Die Wellengleichung besitzt die Form u tt u in, T D Diese Gleichung beschreibt Schwingungsprobleme, zum Beispiel die Ausbreitung von Schallwellen Hierbei ist t die Zeit und u u xx + u yy + u zz misst die örtliche Veränderung 3 Die Diffusionsgleichung oder Wärmeleitungsgleichung hat die Form u t u in, T D Sie beschreibt die Dynamik von Ausgleichsprozessen wie Diffusion und Wärmeleitung Hierbei ist ut,x die Konzentration oder die Temperatur, und t ist die Zeit In der Bildverarbeitung verwendet man Diffusionsprozesse zum Entrauschen Diffusionsfilter Dabei beschreibt ut,x den Grauwert, und die Diffusionszeit t ist ein Maß für die Glättung 16 Die Taylorsche Formel Bemerkung 139 Motivation Ziel ist die Verallgemeinerung der Taylorschen Formel aus Satz 7 auf den Fall skalarer Funktionen f : D R n R Satz 14 Taylorsche Formel mit dem Restglied von Lagrange Seien D R n offen und konvex und sei fx m + 1 mal stetig differenzierbar in D Dann gilt für ξ,ξ + h D fξ + h m i 1 h i 1 f ξ + h m+1 f ξ + θh i! m + 1! : T m h,ξ + R m h,ξ, 6 Pierre-Simon Marquis de Laplace

14 mit θ,1 Dabei werden T m h,ξ Taylor Polynom vom Grad m und R m h,ξ Restglied nach Lagrange genannt Beweis: Die formale Schreibweise der Taylorschen Formel wird innerhalb des Beweises erklärt Wie im Beweis des Mittelwertsatzes wird eine Funktion einer reellen Veränderlichen betrachtet, nämlich φt fξ + th, t R, ξ + th D Da fx m+1 mal stetig differenzierbar ist, existieren alle Ableitungen in Richtung ξ+th bis zur Ordnung m + 1, Satz 11 Damit erfüllt die Funkion φt die Voraussetzungen des Satzes von Taylor, Satz 7 Um diesen Satz anwenden zu können, muss man φt differenzieren Mit Hilfe der Kettenregel, Bemerkung 14, folgt φ t ξ + th,, ξ + th x 1 x n ξ + thh i : h fξ + th i1 mit der formalen Schreibweise h : h h n x n «h 1,, h n Für die zweite Ableitung erhält man analog betrachte am einfachsten die Summendarstellung der ersten Ableitung mit φ t h : i 1,i 1 h 1 f 1 ξ + thh i1 h i : `h f ξ + th ««h h n h h n x 1 x n x 1 x n x 1 i 1,i 1 + h 1h x 1 x + + h h 1 1 h i1 h i x x h n x n Für die k te Ableitung erhält man schließlich φ k k f t ξ + thh i1 h ik : h k f ξ + th 1 k i 1,,i k 1 Der Satz von Taylor für die Funktion φt ergibt die Darstellung φ1 mx i φ i i! + φm+1 θ m + 1! mit θ, 1 Setzt man die berechneten Ableitungen von φt ein, ergibt sich gerade die Aussage des Satzes Bemerkung 141 Zur Schreibweise der Taylor Formel In der Literatur findet man die äquivalente Darstellung h i h T i WiebereitsimBeweis angedeutet, wirddieserausdruckformalausmultipliziertund dann nach Ableitungen sortiert Die ersten drei Summanden lassen sich übersichtlich wie folgt schreiben: fξ + h fξ + h T fξ + 1 ht Hfξh + 91

15 mit der Hesse Matrix Hfξ Oft wird auch x ξ + h gesetzt Dann hat die Taylor Formel die Gestalt m 1 fx x ξ i 1 f ξ + x ξ m+1 f ξ + θx ξ i! m + 1! i mit θ,1 Dann wird das Taylor Polynom mit T m x,ξ bezeichnet und das Restglied mit R m x,ξ Beispiel 14 Taylor Polynom Gesucht ist das Taylor Polynom zweiten Grades von fx,y,z xy sinz im Entwicklungspunkt ξ 1,, T Zur Lösung dieser Aufgabe benötigt man die Funktionswerte aller partiellen Ableitungen bis zur zweiten Ordnung im Entwicklungspunkt: Damit erhält man Ableitungen Auswertung in 1,, T f xy sinz f x y sinz f y xy sinz f z xy cos z 4 f xx f yy xsinz f zz xy sinz f xy y sinz f xz y cos z 4 f yz xy cos z 4 fξ, fξ 4, Hfξ und es folgt für das Taylor Polynom Grades mit h x ξ T x,ξ + x 1 1 x x 3 T x 1 1 x x 3 T x x 1 1x 3 + 8x x 3 8x 3 + 4x 1 x 3 + 4x x 3 Bemerkung 143 Zum Satz von Taylor Für m liefert der Satz von Taylor fx fξ + x ξ T fξ + θx ξ, θ,1 x 1 1 x x 3 Dies ist äquivalent zum Mittelwertsatz 18 angewendet auf a ξ, b x Der Mittelwertsatz ist also ein Spezialfall des Satzes von Taylor Für beschränkte partielle Ableitungen der Ordnung m + 1 hat das Restglied die Fehlerordnung O x ξ m+1 Somit folgt für die Approximationsgüte des Taylorpolynoms fx T m x,ξ + O x ξ m+1 9

Analysis III. Teil I. Rückblick auf das letzte Semester. Themen aus dem SS Inhalt der letzten Vorlesung aus dem SS.

Analysis III. Teil I. Rückblick auf das letzte Semester. Themen aus dem SS Inhalt der letzten Vorlesung aus dem SS. Analysis III für Studierende der Ingenieurwissenschaften Technische Universität Hamburg-Harburg Reiner Lauterbach Teil I Rückblick auf das letzte Semester Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften

Mehr

Richtungsableitungen.

Richtungsableitungen. Richtungsableitungen. Definition: Sei f : D R, D R n offen, x 0 D, und v R n \ {0} ein Vektor. Dann heißt D v f(x 0 f(x 0 + tv) f(x 0 ) ) := lim t 0 t die Richtungsableitung (Gateaux-Ableitung) von f(x)

Mehr

f(x) f(a) f (a) := lim x a Es existiert ein Polynom ersten Grades l(x) = f(a) + c (x a) derart, dass gilt lim x a x a lim

f(x) f(a) f (a) := lim x a Es existiert ein Polynom ersten Grades l(x) = f(a) + c (x a) derart, dass gilt lim x a x a lim A Analysis, Woche 8 Partielle Ableitungen A 8. Partielle Ableitungen Wir haben vorhin Existenzkriterien für Extrema betrachtet, aber wo liegen sie genau? Anders gesagt, wie berechnet man sie? In einer

Mehr

H.J. Oberle Analysis III WS 2012/ Differentiation

H.J. Oberle Analysis III WS 2012/ Differentiation H.J. Oberle Analysis III WS 2012/13 13. Differentiation 13.1 Das Differential einer Abbildung Gegeben: f : R n D R m, also eine vektorwertige Funktion von n Variablen x = (x 1,..., x n ) T, wobei D wiederum

Mehr

AM3: Differenzial- und Integralrechnung im R n. 1 Begriffe. 2 Norm, Konvergenz und Stetigkeit. x 1. x 2. f : x n. aus Platzgründen schreibt man:

AM3: Differenzial- und Integralrechnung im R n. 1 Begriffe. 2 Norm, Konvergenz und Stetigkeit. x 1. x 2. f : x n. aus Platzgründen schreibt man: AM3: Differenzial- und Integralrechnung im R n 1 Begriffe f : x 1 f 1 x 1, x 2,..., x n ) x 2... f 2 x 1, x 2,..., x n )... x n f m x 1, x 2,..., x n ) }{{}}{{} R n R m aus Platzgründen schreibt man: f

Mehr

Analysis 2, Woche 9. Mehrdimensionale Differentialrechnung I. 9.1 Differenzierbarkeit

Analysis 2, Woche 9. Mehrdimensionale Differentialrechnung I. 9.1 Differenzierbarkeit A Analysis, Woche 9 Mehrdimensionale Differentialrechnung I A 9. Differenzierbarkeit A3 =. (9.) Definition 9. Sei U R m offen, f : U R n eine Funktion und a R m. Die Funktion f heißt differenzierbar in

Mehr

1.3 Differenzierbarkeit

1.3 Differenzierbarkeit 1 1.3 Differenzierbarkeit Definition Sei B R n offen, a B, f : B R eine Funktion und v 0 ein beliebiger Vektor im R n. Wenn der Grenzwert D v f(a) := lim t 0 f(a + tv) f(a) t existiert, so bezeichnet man

Mehr

12. Partielle Ableitungen

12. Partielle Ableitungen H.J. Oberle Analysis III WS 2012/13 12. Partielle Ableitungen 12.1 Partielle Ableitungen erster Ordnung Gegeben: f : R n D R, also eine skalare Funktion von n Variablen x = (x 1,..., x n ) T. Hält man

Mehr

Elemente der Analysis II

Elemente der Analysis II Elemente der Analysis II Kapitel 5: Differentialrechnung im R n Informationen zur Vorlesung: http://www.mathematik.uni-trier.de/ wengenroth/ J. Wengenroth () 17. Juni 2009 1 / 31 5.1 Erinnerung Kapitel

Mehr

Teil 6. Differentialrechnung mehrerer Veränderlicher

Teil 6. Differentialrechnung mehrerer Veränderlicher Teil 6 Differentialrechnung mehrerer Veränderlicher 95 96 6.1 Topologie von Mengen Umgebung ε-umgebung eines Punktes x R n : B ε (x) = {y : y x < ε} Umgebung U von x: Menge, die eine ε-umgebung von x enthält

Mehr

Vorlesung Mathematik für Ingenieure II (Sommersemester 2008)

Vorlesung Mathematik für Ingenieure II (Sommersemester 2008) Vorlesung Mathematik für Ingenieure II (Sommersemester 8) Kapitel : Differenzialrechnung R n R m Volker Kaibel Otto-von-Guericke Universität Magdeburg (Version vom 8. Mai 8) Differenzialrechnung R R 4

Mehr

Integraldarstellung des Restgliedes; Lagrangesche Restgliedformel;

Integraldarstellung des Restgliedes; Lagrangesche Restgliedformel; Kapitel Der Satz von Taylor. Taylor-Formel und Taylor-Reihe (Taylor-Polynom; Restglied; Integraldarstellung des Restgliedes; Lagrangesche Restgliedformel; die Klasse C ; reell analytische Funktionen) In

Mehr

Mathematische Grundlagen für die Vorlesung. Differentialgeometrie

Mathematische Grundlagen für die Vorlesung. Differentialgeometrie Mathematische Grundlagen für die Vorlesung Differentialgeometrie Dr. Gabriele Link 13.10.2010 In diesem Text sammeln wir die nötigen mathematischen Grundlagen, die wir in der Vorlesung Differentialgeometrie

Mehr

4 Differenzierbarkeit

4 Differenzierbarkeit 4 Differenzierbarkeit 16 4 Differenzierbarkeit Wir wollen nun Differenzierbarkeit von Funktionen mehrerer Veränderlicher definieren Dazu führen wir zunächst den Begriff der partiellen Ableitung ein Definition

Mehr

AM3: Differenzial- und Integralrechnung im R n. 1 Begriffe. 2 Norm, Konvergenz und Stetigkeit. x 1. x 2. f : x n. aus Platzgründen schreibt man:

AM3: Differenzial- und Integralrechnung im R n. 1 Begriffe. 2 Norm, Konvergenz und Stetigkeit. x 1. x 2. f : x n. aus Platzgründen schreibt man: AM3: Differenzial- und Integralrechnung im R n 1 Begriffe f : x 1 f 1 (x 1, x 2,..., x n ) x 2... f 2 (x 1, x 2,..., x n )... x n f m (x 1, x 2,..., x n ) }{{}}{{} R n R m aus Platzgründen schreibt man:

Mehr

(a), für i = 1,..., n.

(a), für i = 1,..., n. .4 Extremwerte Definition Sei M R n eine Teilmenge, f : M R stetig, a M ein Punkt. f hat in a auf M ein relatives (oder lokales) Maximum bzw. ein relatives (oder lokales) Minimum, wenn es eine offene Umgebung

Mehr

Vorlesung Mathematik für Ingenieure 2 (Sommersemester 2009)

Vorlesung Mathematik für Ingenieure 2 (Sommersemester 2009) 1 Vorlesung Mathematik für Ingenieure 2 (Sommersemester 2009) Kapitel 10: Differenzialrechnung R n R m Volker Kaibel Otto-von-Guericke Universität Magdeburg (Version vom 27. März 2009) Differenzialrechnung

Mehr

9 Höhere partielle Ableitungen und die Taylorformel

9 Höhere partielle Ableitungen und die Taylorformel Vorlesung SS 29 Analsis 2 Prof Dr Siegfried Echterhoff 9 Höhere partielle Ableitungen und die Talorformel Definition 91 Sei U R n offen, f : U R m eine Funktion Dann heißt f 2-mal partiell differenzierbar,

Mehr

Differenzierbarkeit im R n. Analysis III October 30, / 94

Differenzierbarkeit im R n. Analysis III October 30, / 94 Differenzierbarkeit im R n Analysis III October 30, 2018 36 / 94 Partielle Ableitungen Buch Kap. 5.5 Definition 5.23: (partielle Differenzierbarkeit) Sei die Funktion f : D R, D R n, wobei D eine offene

Mehr

Übungen zur Ingenieur-Mathematik III WS 2012/13 Blatt

Übungen zur Ingenieur-Mathematik III WS 2012/13 Blatt Übungen zur Ingenieur-Mathematik III WS 2012/13 Blatt 9 19.12.2012 Aufgabe 35: Thema: Differenzierbarkeit a) Was bedeutet für eine Funktion f : R n R, dass f an der Stelle x 0 R n differenzierbar ist?

Mehr

Mathematik. für das Ingenieurstudium. 10 Funktionen mit mehreren Variablen. Jürgen Koch Martin Stämpfle.

Mathematik. für das Ingenieurstudium. 10 Funktionen mit mehreren Variablen. Jürgen Koch Martin Stämpfle. 10 Funktionen mit mehreren Variablen www.mathematik-fuer-ingenieure.de 2010 und, Esslingen Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung

Mehr

50 Partielle Ableitungen

50 Partielle Ableitungen 50 Partielle Ableitungen 217 50 Partielle Ableitungen 501 Beispiel Die Differenzierbarkeit von Funktionen von mehreren Veränderlichen kann nach jeder Variablen einzeln untersucht werden, wobei die anderen

Mehr

49 Differenzierbarkeit, Richtungsableitung und partielle Differenzierbarkeit

49 Differenzierbarkeit, Richtungsableitung und partielle Differenzierbarkeit 49 Differenzierbarkeit, Richtungsableitung und partielle Differenzierbarkeit 49.1 Differenzierbarkeit 49.2 Eindeutigkeit des Differentials; Unabhängigkeit der Differenzierbarkeit von den gewählten Normen

Mehr

Kapitel 6 Differential- und Integralrechnung in mehreren Variablen

Kapitel 6 Differential- und Integralrechnung in mehreren Variablen Kapitel 6 Differential- und Integralrechnung in mehreren Variablen Inhaltsverzeichnis FUNKTIONEN IN MEHREREN VARIABLEN... 3 BEISPIELE UND DARSTELLUNGEN... 3 GRENZWERT UND STETIGKEIT (ABSTANDSBEGRIFF)...

Mehr

7.2.1 Zweite partielle Ableitungen

7.2.1 Zweite partielle Ableitungen 72 72 Höhere Ableitungen 72 Höhere Ableitungen Vektorwertige Funktionen sind genau dann differenzierbar, wenn ihre Koordinatenfunktionen differenzierbar sind Es ist also keine wesentliche Einschränkung,

Mehr

Definition: Differenzierbare Funktionen

Definition: Differenzierbare Funktionen Definition: Differenzierbare Funktionen 1/12 Definition. Sei f :]a, b[ R eine Funktion. Sie heißt an der Stelle ξ ]a, b[ differenzierbar, wenn der Grenzwert existiert. f(ξ + h) f(ξ) lim h 0 h = lim x ξ

Mehr

Analysis I. Guofang Wang , Universität Freiburg

Analysis I. Guofang Wang , Universität Freiburg Universität Freiburg 10.1.2017, 11.1.2017 Definition 1.1 (Ableitung) Die Funktion f : I R n hat in x 0 I die Ableitung a R n (Notation: f (x 0 ) = a), falls gilt: f(x) f(x 0 ) lim = a. (1.1) x x 0 x x

Mehr

40 Lokale Extrema und Taylor-Formel

40 Lokale Extrema und Taylor-Formel 198 VI. Differentialrechnung in mehreren Veränderlichen 40 Lokale Extrema und Taylor-Formel Lernziele: Resultate: Satz von Taylor und Kriterien für lokale Extrema Methoden aus der linearen Algebra Kompetenzen:

Mehr

Thema 12 Differentialrechnung, Partielle Ableitungen, Differenzierbarkeit, Taylor-Formel, Lokale Extrema

Thema 12 Differentialrechnung, Partielle Ableitungen, Differenzierbarkeit, Taylor-Formel, Lokale Extrema Thema 12 Differentialrechnung, Partielle Ableitungen, Differenzierbarkeit, Taylor-Formel, Lokale Extrema In diesem Kapitel befassen wir uns mit der Ableitung von Funktionen f : R m R n. Allein die Schreibweise

Mehr

1 Partielle Differentiation

1 Partielle Differentiation Technische Universität München Christian Neumann Ferienkurs Analysis 2 Vorlesung Dienstag SS 20 Thema des heutigen Tages sind Differentiation und Potenzreihenentwicklung Partielle Differentiation Beim

Mehr

Vorlesung: Analysis I für Ingenieure

Vorlesung: Analysis I für Ingenieure Vorlesung: Analysis I für Ingenieure Michael Karow Thema: Satz von Taylor Die Taylor-Entwicklung I Satz von Taylor. Sei f : R D R an der Stelle x n-mal differenzierbar. Dann gilt für x D, n f (k) (x )

Mehr

Übersicht. 1. Motivation. 2. Grundlagen

Übersicht. 1. Motivation. 2. Grundlagen Übersicht 1. Motivation 2. Grundlagen 3. Analysis 3.1 Folgen, Reihen, Zinsen 3.2 Funktionen 3.3 Differentialrechnung 3.4 Extremwertbestimmung 3.5 Nichtlineare Gleichungen 3.6 Funktionen mehrerer Variabler

Mehr

1 Ableitungen. Definition: Eine Kurve ist eine Abbildung γ : I R R n, γ besteht also aus seinen Komponentenfunktionen. a 1 + tx 1. eine Kurve.

1 Ableitungen. Definition: Eine Kurve ist eine Abbildung γ : I R R n, γ besteht also aus seinen Komponentenfunktionen. a 1 + tx 1. eine Kurve. 1 Ableitungen Definition: Eine Kurve ist eine Abbildung γ : I R R n, γ besteht also aus seinen Komponentenfunktionen γ 1 (t) γ(t) = γ n (t) Bild(γ) = {γ(t) t I} heißt auch die Spur der Kurve Beispiel:1)

Mehr

Totale Ableitung und Jacobi-Matrix

Totale Ableitung und Jacobi-Matrix Totale Ableitung und Jacobi-Matrix Eine reelle Funktion f : R n R m ist in einem Punkt x differenzierbar, wenn f (x + h) = f (x) + f (x)h + o( h ) für h 0. Totale Ableitung 1-1 Totale Ableitung und Jacobi-Matrix

Mehr

Mehrdimensionale Differentialrechnung Übersicht

Mehrdimensionale Differentialrechnung Übersicht Mehrdimensionale Differentialrechnung Übersicht Partielle und Totale Differenzierbarkeit Man kann sich mehrdimensionale Funktionen am Besten für den Fall f : R 2 M R vorstellen Dann lässt sich der Graph

Mehr

Kapitel 3: Differentiation

Kapitel 3: Differentiation 7 ABBILDUNGEN UND KOORDINATENFUNKTIONEN 35 Kapitel 3: Differentiation Wir beginnen mit einigen Vorbetrachtungen. In diesem Kapitel soll die Differentialrechnung für Funktionen von n reellen Veränderlichen

Mehr

Mathematik II für Studierende der Informatik. Wirtschaftsinformatik (Analysis und lineare Algebra) im Sommersemester 2016

Mathematik II für Studierende der Informatik. Wirtschaftsinformatik (Analysis und lineare Algebra) im Sommersemester 2016 und Wirtschaftsinformatik (Analysis und lineare Algebra) im Sommersemester 2016 5. Juni 2016 Definition 5.21 Ist a R, a > 0 und a 1, so bezeichnet man die Umkehrfunktion der Exponentialfunktion x a x als

Mehr

Der Satz von Taylor. Kapitel 7

Der Satz von Taylor. Kapitel 7 Kapitel 7 Der Satz von Taylor Wir haben bereits die Darstellung verschiedener Funktionen, wie der Exponentialfunktion, der Cosinus- oder Sinus-Funktion, durch unendliche Reihen kennen gelernt. In diesem

Mehr

Implizite Funktionen, der Umkehrsatz und Extrema unter Nebenbedingungen

Implizite Funktionen, der Umkehrsatz und Extrema unter Nebenbedingungen Kapitel XII Implizite Funktionen, der Umkehrsatz und Extrema unter Nebenbedingungen 53 Implizite Funktionen und allgemeine partielle Differenzierbarkeit 54 Der Umkehrsatz 55 Lokale Extrema unter Nebenbedingungen,

Mehr

Wiederholung von Linearer Algebra und Differentialrechnung im R n

Wiederholung von Linearer Algebra und Differentialrechnung im R n Wiederholung von Linearer Algebra und Differentialrechnung im R n 1 Lineare Algebra 11 Matrizen Notation: Vektor x R n : x = x 1 x n = (x i ) n i=1, mit den Komponenten x i, i {1,, n} zugehörige Indexmenge:

Mehr

Vorlesung Analysis I WS 07/08

Vorlesung Analysis I WS 07/08 Vorlesung Analysis I WS 07/08 Erich Ossa Vorläufige Version 07/12/04 Ausdruck 8. Januar 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 1 1.1 Elementare Logik.................................. 1 1.1.A Aussagenlogik................................

Mehr

1 Übungsaufgaben zu Kapitel 1

1 Übungsaufgaben zu Kapitel 1 Übungsaufgaben zu Kapitel. Übungsaufgaben zu Abschnitt... Aufgabe. Untersuchen Sie die nachstehend definierten Folgen ( a k ) k und ( b k ) k auf Konvergenz und bestimmen Sie ggf. den jeweiligen Grenzwert:

Mehr

Technische Universität München. Probeklausur Lösung SS 2012

Technische Universität München. Probeklausur Lösung SS 2012 Technische Universität München Andreas Wörfel & Carla Zensen Ferienkurs Analysis für Physiker Probeklausur Lösung SS Aufgabe Differenzierbarkeit / Punkte: [4,, 3, 4] Es sei f(x, y) = sin(x3 + y 3 ) x +

Mehr

i j m f(y )h i h j h m

i j m f(y )h i h j h m 10 HÖHERE ABLEITUNGEN UND ANWENDUNGEN 56 Speziell für k = 2 ist also f(x 0 + H) = f(x 0 ) + f(x 0 ), H + 1 2 i j f(x 0 )h i h j + R(X 0 ; H) mit R(X 0 ; H) = 1 6 i,j,m=1 i j m f(y )h i h j h m und passendem

Mehr

Wenn man den Kreis mit Radius 1 um (0, 0) beschreiben möchte, dann ist. (x, y) ; x 2 + y 2 = 1 }

Wenn man den Kreis mit Radius 1 um (0, 0) beschreiben möchte, dann ist. (x, y) ; x 2 + y 2 = 1 } A Analsis, Woche Implizite Funktionen A Implizite Funktionen in D A3 Wenn man den Kreis mit Radius um, beschreiben möchte, dann ist { x, ; x + = } eine Möglichkeit Oft ist es bequemer, so eine Figur oder

Mehr

Mathematik für Physiker, Informatiker und Ingenieure

Mathematik für Physiker, Informatiker und Ingenieure Mathematik für Physiker, Informatiker und Ingenieure Folien zu Kapitel IV SS 2010 G. Dirr INSTITUT FÜR MATHEMATIK UNIVERSITÄT WÜRZBURG dirr@mathematik.uni-wuerzburg.de http://www2.mathematik.uni-wuerzburg.de

Mehr

Analysis I. Guofang Wang Universität Freiburg

Analysis I. Guofang Wang Universität Freiburg Universität Freiburg 30.11.2016 5. Teilmengen von R und von R n Der R n ist eine mathematische Verallgemeinerung: R n = {x = (x 1,..., x n ) : x i R} = } R. {{.. R }. n mal Für x R ist x der Abstand zum

Mehr

Technische Universität München Zentrum Mathematik. Übungsblatt 10

Technische Universität München Zentrum Mathematik. Übungsblatt 10 Technische Universität München Zentrum Mathematik Mathematik 2 (Elektrotechnik) Prof. Dr. Anusch Taraz Dr. Michael Ritter Übungsblatt Hausaufgaben Aufgabe. Sei f : R 2 R gegeben durch x 2 y für (x, y)

Mehr

Reellwertige Funktionen mehrerer Veränderlicher

Reellwertige Funktionen mehrerer Veränderlicher Reellwertige Funktionen mehrerer Veränderlicher Teilnehmer: Philipp Besel Joschka Braun Robert Courant Florens Greÿner Tim Jaschek Leroy Odunlami Gloria Xiao Heinrich-Hertz-Oberschule, Berlin Ludwigs-Georgs-Gymnasium,

Mehr

HM I Tutorium 9. Lucas Kunz. 19. Dezember 2018

HM I Tutorium 9. Lucas Kunz. 19. Dezember 2018 HM I Tutorium 9 Lucas Kunz 19. Dezember 2018 Inhaltsverzeichnis 1 Theorie 2 1.1 Definition der Ableitung............................ 2 1.2 Ableitungsregeln................................ 2 1.2.1 Linearität................................

Mehr

Analysis II 13. Übungsblatt

Analysis II 13. Übungsblatt Jun.-Prof. PD Dr. D. Mugnolo Wintersemester 22/3 F. Stoffers 28. Januar 23 Analysis II 3. Übungsblatt. Aufgabe 4322 Punte a Sei U R n offen und f : R n R m eine stetig Fréchet-differenzierbare Abbildung.

Mehr

Übungen zum Ferienkurs Analysis II

Übungen zum Ferienkurs Analysis II Übungen zum Ferienkurs Analysis II Differenzierbarkeit und Taylor-Entwicklung Übungen, die mit einem Stern markiert sind, werden als besonders wichtig erachtet.. Jacobi-Matrix Man bestimme die Jacobi-Matrix

Mehr

MATHEMATIK 2 FÜR DIE STUDIENGÄNGE CHE- MIE UND LEBENSMITTELCHEMIE

MATHEMATIK 2 FÜR DIE STUDIENGÄNGE CHE- MIE UND LEBENSMITTELCHEMIE Mathematik und Naturwissenschaften Fachrichtung Mathematik, Institut für Numerische Mathematik MATHEMATIK 2 FÜR DIE STUDIENGÄNGE CHE- MIE UND LEBENSMITTELCHEMIE Differentialrechnung für Funktionen mehrerer

Mehr

Heinrich-Hertz-Oberschule, Berlin

Heinrich-Hertz-Oberschule, Berlin Reellwertige Funktionen mehrerer Variabler Teilnehmer: Maximilian Ringleb Jakob Napiontek Kay Makowsky Mallku Schlagowski Trung Duc Nguyen Alexander Reinecke Herder-Oberschule, Berlin Heinrich-Hertz-Oberschule,

Mehr

3 Funktionen in mehreren Variablen

3 Funktionen in mehreren Variablen 3 Funktionen in mehreren Variablen Funktionen in mehreren Variablen Wir betrachten nun Abbildungen / Funktionen in mehreren Variablen. Dies sind Funktionen von einer Teilmenge des R d nach R. f : D f R,

Mehr

5 Stetigkeit und Differenzierbarkeit

5 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 5 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 5.1 Stetigkeit und Grenzwerte von Funktionen f(x 0 ) x 0 Graph einer stetigen Funktion. Analysis I TUHH, Winter 2006/2007 Armin Iske 127 Häufungspunkt und Abschluss.

Mehr

39 Differenzierbare Funktionen und Kettenregel

39 Differenzierbare Funktionen und Kettenregel 192 VI. Differentialrechnung in mehreren Veränderlichen 39 Differenzierbare Funktionen und Kettenregel Lernziele: Konzepte: totale Ableitungen, Gradienten, Richtungsableitungen, Tangentenvektoren Resultate:

Mehr

Taylorentwicklung von Funktionen einer Veränderlichen

Taylorentwicklung von Funktionen einer Veränderlichen Taylorentwicklung von Funktionen einer Veränderlichen 17. Januar 2013 KAPITEL 1. MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN 1 Kapitel 1 Mathematische Grundlagen 1.1 Stetigkeit, Differenzierbarkeit und C n -Funktionen Der

Mehr

Der Begriff der konvexen Menge ist bereits aus Definition 1.4, Teil I, bekannt.

Der Begriff der konvexen Menge ist bereits aus Definition 1.4, Teil I, bekannt. Kapitel 3 Konvexität 3.1 Konvexe Mengen Der Begriff der konvexen Menge ist bereits aus Definition 1.4, Teil I, bekannt. Definition 3.1 Konvexer Kegel. Eine Menge Ω R n heißt konvexer Kegel, wenn mit x

Mehr

2 Funktionen in mehreren Variablen: Differentiation

2 Funktionen in mehreren Variablen: Differentiation Satz 2. (Richtungsableitung) Für jede auf der offenen Menge D R n total differenzierbaren Funktion f (insbesondere für f C 1 (D, R) und für jeden Vektor v R n, v 0, gilt: n v f(x) = f(x) v = f xi (x)v

Mehr

UNIVERSITÄT KARLSRUHE Institut für Analysis HDoz. Dr. P. C. Kunstmann Dipl.-Math. M. Uhl. Sommersemester 2009

UNIVERSITÄT KARLSRUHE Institut für Analysis HDoz. Dr. P. C. Kunstmann Dipl.-Math. M. Uhl. Sommersemester 2009 UNIVERSITÄT KARLSRUHE Institut für Analysis HDoz Dr P C Kunstmann Dipl-Math M Uhl Sommersemester 009 Höhere Mathematik II für die Fachrichtungen Elektroingenieurwesen, Physik und Geodäsie inklusive Komplexe

Mehr

18 Höhere Ableitungen und Taylorformel

18 Höhere Ableitungen und Taylorformel 8 HÖHERE ABLEITUNGEN UND TAYLORFORMEL 98 8 Höhere Ableitungen und Taylorformel Definition. Sei f : D R eine Funktion, a D. Falls f in einer Umgebung von a (geschnitten mit D) differenzierbar und f in a

Mehr

55.3 Die zentralen Begriffe zur totalen Differenzierbarkeit

55.3 Die zentralen Begriffe zur totalen Differenzierbarkeit Abschnitt 55 Totale Differenzierbarkeit R Plato 35 sind all diejenigen Punkte E Q Randpunkte, für die k D oder k D für mindestens einen Inde k gilt Für all solche Punkte E enthält nämlich die enge BE;

Mehr

1 Definition und Konstruktion vektorwertiger Funktionen und Funktionen mehrerer Variabler

1 Definition und Konstruktion vektorwertiger Funktionen und Funktionen mehrerer Variabler Zusammenfassung Kapitel IV: Funktionen mehrerer Veränderlicher und vektorwertige Funktionen 1 Definition und Konstruktion vektorwertiger Funktionen und Funktionen mehrerer Variabler Definition vektorwertige

Mehr

6 Weiterer Ausbau der Differentialrechnung

6 Weiterer Ausbau der Differentialrechnung 6 Weiterer Ausbau der Differentialrechnung 6.1 Mittelwertsätze, Extremwerte, Satz von Taylor Motivation: Wie wählt man Höhe und Durchmesser einer Konservendose, so dass bei festem Volumen V möglichst wenig

Mehr

ε δ Definition der Stetigkeit.

ε δ Definition der Stetigkeit. ε δ Definition der Stetigkeit. Beweis a) b): Annahme: ε > 0 : δ > 0 : x δ D : x δ x 0 < δ f (x δ f (x 0 ) ε Die Wahl δ = 1 n (n N) generiert eine Folge (x n) n N, x n D mit x n x 0 < 1 n f (x n ) f (x

Mehr

Ferienkurs der TU München- - Analysis 2 Funktionen in mehreren Variablen Vorlesung

Ferienkurs der TU München- - Analysis 2 Funktionen in mehreren Variablen Vorlesung Ferienkurs der TU München- - Analysis 2 Funktionen in mehreren Variablen Vorlesung Jonas J. Funke 30.08.2010-03.09.2010 Inhaltsverzeichnis 1 Funktionen in mehreren Variablen 3 2 Partielle Differentiation

Mehr

Bemerkung Als Folge von Satz 6.2 kann man jede ganze Funktion schreiben als Potenzreihe. α m z m. f(z) = m=0. 2πi. re it t [0,2π] 2πi

Bemerkung Als Folge von Satz 6.2 kann man jede ganze Funktion schreiben als Potenzreihe. α m z m. f(z) = m=0. 2πi. re it t [0,2π] 2πi Funktionentheorie, Woche 7 Eigenschaften holomorpher Funktionen 7.1 Ganze Funktionen Definition 7.1 Eine Funktion f : C C, die holomorph ist auf C, nennt man eine ganze Funktion. Bemerkung 7.1.1 Als Folge

Mehr

4.7 Der Taylorsche Satz

4.7 Der Taylorsche Satz 288 4 Differenziation 4.7 Der Taylorsche Satz Die Differenzierbarkeit, also die Existenz der ersten Ableitung einer Funktion, erlaubt bekanntlich, diese Funktion lokal durch eine affine Funktion näherungsweise

Mehr

8 Extremwerte reellwertiger Funktionen

8 Extremwerte reellwertiger Funktionen 8 Extremwerte reellwertiger Funktionen 34 8 Extremwerte reellwertiger Funktionen Wir wollen nun auch Extremwerte reellwertiger Funktionen untersuchen. Definition Es sei U R n eine offene Menge, f : U R

Mehr

MIA Analysis einer reellen Veränderlichen WS 06/07. Kapitel VI. Differenzierbare Funktionen in einer Veränderlichen

MIA Analysis einer reellen Veränderlichen WS 06/07. Kapitel VI. Differenzierbare Funktionen in einer Veränderlichen Version 01.02. Januar 2007 MIA Analysis einer reellen Veränderlichen WS 06/07 Kurzfassung Martin Schottenloher Kapitel VI. Differenzierbare Funktionen in einer Veränderlichen In diesem Kapitel werden differenzierbare

Mehr

Übungsaufgaben zu den mathematischen Grundlagen von KM

Übungsaufgaben zu den mathematischen Grundlagen von KM TUM, Institut für Informatik WS 2003/2004 Prof Dr Thomas Huckle Andreas Krahnke, MSc Dipl-Inf Markus Pögl Übungsaufgaben zu den mathematischen Grundlagen von KM 1 Bestimmen Sie die Darstellung von 1 4

Mehr

Kapitel 6. Differenzialrechnung für Funktionen von mehreren Variablen

Kapitel 6. Differenzialrechnung für Funktionen von mehreren Variablen Kapitel 6. Differenzialrechnung für Funktionen von mehreren Variablen 6.1 Funktionen von mehreren Variablen Eine Abbildung f : D R, D R n, ordnet jedem n-tupel x = (x 1, x 2,...,x n ) D (eindeutig) eine

Mehr

10 Differenzierbare Funktionen

10 Differenzierbare Funktionen 10 Differenzierbare Funktionen 10.1 Definition: Es sei S R, x 0 S Häufungspunkt von S. Eine Funktion f : S R heißt im Punkt x 0 differenzierbar, wenn der Grenzwert f (x 0 ) := f(x 0 + h) f(x 0 ) lim h

Mehr

Höhere Mathematik III für Physiker Analysis 2

Höhere Mathematik III für Physiker Analysis 2 Ralitsa Bozhanova Jonas Kindervater Ferienkurs im Anschluss an das Wintersemester 2008 Höhere Mathematik III für Physiker Analysis 2 16. bis 20. Februar 2009 1 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Der

Mehr

Stetigkeit vs Gleichmäßige Stetigkeit.

Stetigkeit vs Gleichmäßige Stetigkeit. Stetigkeit vs Gleichmäßige Stetigkeit. Beispiel: Betrachte ie Funktion f(x) = 1/x auf em Intervall D = (0, 1]. f ist in jeem Punkt p (0, 1] stetig. Denn: Sei p (0, 1] un ε > 0 gegeben. Setze δ = min (

Mehr

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) SS 2013 Institut für Analysis Prof. Dr. Tobias Lamm Dr. Patrick Breuning

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) SS 2013 Institut für Analysis Prof. Dr. Tobias Lamm Dr. Patrick Breuning Karlsruher Institut für Technologie KIT SS 203 Institut für Analysis 504203 Prof Dr Tobias Lamm Dr Patrick Breuning Aufgabe Höhere Mathematik II für die Fachrichtung Physik Übungsblatt Bestimmen Sie die

Mehr

Kapitel 1. Holomorphe Funktionen

Kapitel 1. Holomorphe Funktionen Kapitel 1 Holomorphe Funktionen Zur Erinnerung: I IR sei ein offenes Intervall, und sei z 0 I. Eine Funktion f : I IR heißt differenzierbar in z 0, falls der Limes fz fz 0 lim =: f z 0 z z 0 z z 0 existiert.

Mehr

Kapitel 7. Differentialrechnung. Josef Leydold Mathematik für VW WS 2017/18 7 Differentialrechnung 1 / 56

Kapitel 7. Differentialrechnung. Josef Leydold Mathematik für VW WS 2017/18 7 Differentialrechnung 1 / 56 Kapitel 7 Differentialrechnung Josef Leydold Mathematik für VW WS 2017/18 7 Differentialrechnung 1 / 56 Differenzenquotient Sei f : R R eine Funktion. Der Quotient f x = f (x 0 + x) f (x 0 ) x = f (x)

Mehr

Vorlesung: Analysis II für Ingenieure. Wintersemester 07/08. Michael Karow. Themen: Niveaumengen und Gradient

Vorlesung: Analysis II für Ingenieure. Wintersemester 07/08. Michael Karow. Themen: Niveaumengen und Gradient Vorlesung: Analysis II für Ingenieure Wintersemester 07/08 Michael Karow Themen: Niveaumengen und Gradient Wir betrachten differenzierbare reellwertige Funktionen f : R n G R, G offen Zur Vereinfachung

Mehr

4.4 Taylorentwicklung

4.4 Taylorentwicklung 4.4. TAYLORENTWICKLUNG 83 4.4 Taylorentwicklung. Definitionen f sei eine reellwertige m + -mal stetig differenzierbare Funktion der n Variablen x bis x n auf einem Gebiet M R n. Die Verbindungsgerade der

Mehr

Mathematik für Anwender II

Mathematik für Anwender II Prof. Dr. H. Brenner Osnabrück SS 2012 Mathematik für Anwender II Vorlesung 49 Zu einer reellwertigen Funktion Extrema auf einer offenen Menge G R n interessieren wir uns, wie schon bei einem eindimensionalen

Mehr

Mathematik für Naturwissenschaftler I WS 2009/2010

Mathematik für Naturwissenschaftler I WS 2009/2010 Mathematik für Naturwissenschaftler I WS 2009/2010 Lektion 18 8. Januar 2010 Kapitel 5. Funktionen mehrerer Veränderlicher, Stetigkeit und partielle Ableitungen 5.2. Partielle Ableitungen von Funktionen

Mehr

TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN

TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN Prof Dr M Keyl M Kech TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN Zentrum Mathematik Mathematik für Physiker 3 (Analysis 2) MA923 http://wwwm5matumde/allgemeines/ma923_26s Sommersem 26 Probeklausur (4726) Krümmung

Mehr

Kompetenz: Verinnerlichung des Mittelwertsatzes Daraus ergibt sich leicht der wichtige Mittelwertsatz der Differentialrechnung:

Kompetenz: Verinnerlichung des Mittelwertsatzes Daraus ergibt sich leicht der wichtige Mittelwertsatz der Differentialrechnung: 16 Mittelwertsätze und Anwendungen 71 16 Mittelwertsätze und Anwendungen Lernziele: Konzepte: Konvexität und Konkavität Resultate: Mittelwertsätze der Differentialrechnung Methoden: Regeln von de l Hospital

Mehr

Mathematischer Vorkurs NAT-ING II

Mathematischer Vorkurs NAT-ING II Mathematischer Vorkurs NAT-ING II (02.09.2013 20.09.2013) Dr. Jörg Horst WS 2013-2014 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 1 / 252 Kapitel 7 Differenzierbarkeit Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite

Mehr

Funktionen mehrerer Veränderlicher

Funktionen mehrerer Veränderlicher Funktionen mehrerer Veränderlicher Betrachtet werden Funktionen f : D R mit Denitionsbereich D R n und Wertebereich R, d. h. man hat die Funktionsgleichung y = f (x) = f (x, x 2,..., x n ) Beispiele: f

Mehr

Extrema multivariater Funktionen

Extrema multivariater Funktionen Extrema multivariater Funktionen Ist f (x ) ein Minimum (Maximum) einer stetig differenzierbaren skalaren Funktion f auf einer Umgebung U von x, so gilt grad f (x ) = (0,..., 0) t. Extrema multivariater

Mehr

Analysis II. Vorlesung 47

Analysis II. Vorlesung 47 Prof. Dr. H. Brenner Osnabrück SS 2014 Analysis II Zu einer reellwertigen Funktion Vorlesung 47 interessieren wir uns wie schon bei einem eindimensionalen Definitionsbereich für die Extrema, also Maxima

Mehr

Analysis II. 8. Klausur mit Lösungen

Analysis II. 8. Klausur mit Lösungen Fachbereich Mathematik/Informatik Prof. Dr. H. Brenner Analysis II 8. Klausur mit en 1 2 Aufgabe 1. Definiere die folgenden kursiv gedruckten) Begriffe. 1) Eine Metrik auf einer Menge M. 2) Die Kurvenlänge

Mehr

x 11 x 31. x 3n x 21. x 1n x 2n ( 1 k 2 und (x k k2) k = ( 1 x k1 des R n ist konvergent, wenn alle Komponentenfolgen x kn = 0

x 11 x 31. x 3n x 21. x 1n x 2n ( 1 k 2 und (x k k2) k = ( 1 x k1 des R n ist konvergent, wenn alle Komponentenfolgen x kn = 0 Mathemati für Naturwissenschaftler II 33 32 Folgen Seien (x = x,x 2, und (y = y,y 2, zwei Folgen in den reellen Zahlen ( x ( y = x ( y, x2 y 2, bildet dann eine Folge im R 2 und dies lässt sich natürlich

Mehr

Musterlösungen Serie 1

Musterlösungen Serie 1 D-MAVT D-MATL Analysis II FS 03 Prof. Dr. P. Biran Musterlösungen Serie. Frage Wie lautet der Gradient der Funktionf : R R,(x,y x y +y? f(x,y = x +xy +. f(x,y = ( xy x + f(x,y = ( x + xy Der Gradient vonf

Mehr

Analysis II. Vorlesung 44. Partielle Ableitungen

Analysis II. Vorlesung 44. Partielle Ableitungen Prof. Dr. H. Brenner Osnabrück SS 2015 Analysis II Vorlesung 44 Sei f: K n K eine durch Partielle Ableitungen (x 1,...,x n ) f(x 1,...,x n ) gegebene Abbildung. Betrachtet man für einen fixierten Index

Mehr

Klausur zu Analysis II - Lösungen

Klausur zu Analysis II - Lösungen Mathematisches Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Dr. Axel Grünrock WS 1/11 11..11 Klausur zu Analysis II - Lösungen 1. Entscheiden Sie, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind.

Mehr

P n (1) P j (1) + ε 2, j=0. P(1) P j (1) + ε 2 < ε. log(1+x) =

P n (1) P j (1) + ε 2, j=0. P(1) P j (1) + ε 2 < ε. log(1+x) = Zu ε > 0 gibt es ein N N mit P n (1) P j (1) < ε/2 für j,n > N, also gilt Es folgt (1 x) n 1 j=n+1 und schließlich mit n x j P n (1) P j (1) (1 x) ε 2 P n (1) P n (x) (1 x) P(1) P(x) (1 x) für x hinreichend

Mehr

Thema 5 Differentiation

Thema 5 Differentiation Thema 5 Differentiation Definition 1 Sei f : D R. Dann ist f im Punkt x 0 differenzierbar, falls f(x) f(x 0 ) x x 0 x x 0 auf der Menge D \ {x 0 } existiert. Der Limes ist dann die Ableitung von f im Punkt

Mehr

12. Trennungssätze für konvexe Mengen 83

12. Trennungssätze für konvexe Mengen 83 12. Trennungssätze für konvexe Mengen 83 C_1 C_2 a Abbildung 12.4. Trennung konvexer Mengen durch eine Hyperebene mit Normalenvektor a Dann ist int(c) nicht leer (warum?) und [als Minkowski-Summe von C

Mehr