1. an welchen Schulstandorten im Schuljahr 2011/2012 die vom Grundschulverband entwickelte Grundschrift erprobt wird;
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- Alexa Ingelore Huber
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1 Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / Antrag der Abg. Georg Wacker u. a. CDU und Stellungnahme des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Verbindliches Erlernen der Schreibschrift Antrag Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten, 1. an welchen Schulstandorten im Schuljahr 2011/2012 die vom Grundschulverband entwickelte Grundschrift erprobt wird; 2. wie sie die Grundschrift generell als Alternative zu den aktuell an den Grundschulen gelehrten Schreibschriften bewertet; 3. ob sie von der Grundschrift Vor- oder Nachteile in Bezug auf Leserlichkeit der Handschrift, Flüssigkeit der Handschrift, Rechtschreibung und Entwicklung der Feinmotorik der Grundschüler erwartet; 4. welche Erkenntnisse ihr aus wissenschaftlichen Untersuchungen bzw. aus anderen Ländern vorliegen, die für bzw. gegen eine Einführung der Grundschrift sprechen; 5. wie lange die Erprobungsphase dauern wird; 6. wie bei einem möglichen Schulwechsel in der Grundschule gewährleistet wird, dass die Lehrer den Schülern Lesematerial in der ihnen bekannten Schrift vorlegen, auch wenn die aufnehmende Klasse eine andere Schrift erlernt; Eingegangen: / Ausgegeben: Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Der Blaue Engel. 1
2 7. wie sie auf die kritischen Stimmen aus der Lehrerschaft an den Grundschulen reagieren wird, die keinerlei Vorteile in der Einführung der Grundschrift erkennen wollen Wacker, Dr. Engeser, Viktoria Schmid, Kurtz, Wald, Schebesta CDU Begründung Die Grundschrift, die zum kommenden Schuljahr an einigen Schulen in Baden- Württemberg als Alternative zu den Schreibschriften erprobt wird, unterscheidet sich lediglich durch kleine Bögen von der Grundschrift. Die Vor- und Nachteile dieser Schrift für Leserlichkeit, Rechtschreibung, Flüssigkeit der Schrift und der Einfluss auf die Entwicklung der Feinmotorik sind von Befürwortern und Gegnern umstritten. In einem Sendebeitrag des SWR vom 12. September 2011 äußerten sich verschiedene Grundschullehrkräfte äußerst skeptisch gegenüber diesem Projekt der Landesregierung. Ein möglicher Schulwechsel während der ersten Schuljahre, die Dauer der Erprobung der Grundschrift an den beteiligten Schulen, die angepassten Unterrichtsmaterialien etc. müssen berücksichtigt werden, um den Probelauf für die Kinder möglichst problemlos zu gestalten. Stellungnahme Mit Schreiben vom 10. Oktober 2011 Nr D/149/1 nimmt das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport zu dem Antrag wie folgt Stellung: Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten, 1. an welchen Schulstandorten im Schuljahr 2011/2012 die vom Grundschulverband entwickelte Grundschrift erprobt wird; Die Liste der 16 Grundschulen, die ab dem Schuljahr 2011/2012 die Grundschrift erproben, ist als Anlage beigefügt. 2. wie sie die Grundschrift generell als Alternative zu den aktuell an den Grundschulen gelehrten Schreibschriften bewertet; Nach dem derzeit gültigen Bildungsplan der Grundschulen von 2004 ist die Druckschrift die Ausgangsschrift für das Lesen und Schreiben. Ausgehend von der Druckschrift erlernen die Kinder eine verbundene Schrift, aus der sie im Lauf der Grundschulzeit ihre persönliche Handschrift entwickeln. Die Grundschulen können zwischen der Lateinischen Ausgangsschrift und der Vereinfachten Ausgangsschrift wählen. Die Entscheidung trifft die Gesamtlehrerkonferenz. Neuere Erfahrungen aus der Unterrichtspraxis, Rückmeldungen aus den Schulen und Veröffentlichungen in der Fachliteratur haben gezeigt, dass sowohl die Lateinische Ausgangsschrift als auch die Vereinfachte Ausgangsschrift Vor- und Nachteile haben. Der Grundschulverband entwickelte deshalb die Grundschrift, damit Kinder besser schreiben lernen (Themenheft: Grundschrift, damit Kinder besser schreiben 2
3 lernen, Grundschule aktuell Heft 110 Mai 2010). Die Grundschrift ist Teil einer didaktischen Konzeption der Schreiberziehung, die drei Kriterien erfüllen soll: Formklarheit, Geläufigkeit und Lesbarkeit. Ziel der Grundschule ist eine gut lesbare persönliche Handschrift der Kinder, die in einem angemessenen Schreibtempo geschrieben werden soll und auch unter kommunikativen Gesichtspunkten formklar ist und ästhetische, gestalterische Aspekte berücksichtigt. Dieses Ziel ist unbestritten, davon soll auch künftig nicht abgerückt werden. Die unterschiedlichen Wege zur persönlichen Handschrift, die auch überregional diskutiert werden, sollen beobachtet und die Erfahrungen in die Weiterentwicklung des Bildungsplans der Grundschule einbezogen werden. 3. ob sie von der Grundschrift Vor- oder Nachteile in Bezug auf Leserlichkeit der Handschrift, Flüssigkeit der Handschrift, Rechtschreibung und Entwicklung der Feinmotorik der Grundschüler erwartet; Bereits vor Eintritt in die Schule haben Kinder die unterschiedlichsten Erfahrungen mit Sprache und auch Schrift gesammelt und schreiben zum Teil ihren Namen, einige Druckbuchstaben oder einzelne Wörter in Druckschrift, die ihnen in ihrer Umwelt begegnen. Daran anknüpfend ist die Druckschrift Ausgangsschrift für den Schriftspracherwerb im Anfangsunterricht. Die Grundschrift will Kinder ausgehend von der Druckschrift zu einer schwungvollen, gut lesbaren Handschrift führen. Die Druckschrift ist nicht Zielschrift im Schreiblernprozess, sondern Ausgangsschrift für den Lese- und Schreiblernprozess. Die Grundschrift ist eine Schreibschrift. Auch sie muss geübt werden und bedarf der Anstrengung der Kinder. Unterstützt und begleitet wird der Schreiblernprozess durch vielfältige grob- und feinmotorische Übungen, um eine richtige Körper- und Schreibhaltung zu entwickeln. Die Verbindung der Buchstaben wird ausführlich von den Kindern erprobt und geübt. Die Grundschrift ist nach Einschätzung der Experten mit zunehmender Schreibübung geläufig schreibbar und wird zur individuellen Handschrift weiterentwickelt. Die Formklarheit der Grundschrift kann sich positiv auf die Rechtschreibung auswirken, jedoch bleiben Ergebnisse der Erprobung abzuwarten. Für die Entwicklung der Schreibfähigkeit und einer gut lesbaren persönlichen Handschrift sind in der Schule verlässliche regelmäßige Schreibzeiten und vielfältige Übungsformen notwendig, unabhängig davon, welche Ausgangsschrift die Kinder erlernen. Alle Schulen haben den Auftrag, bei Schülerinnen und Schülern Wert auf eine gute Handschrift zu legen. Hier ist auch das Vorbild der Lehrkräfte wichtig. 4. welche Erkenntnisse ihr aus wissenschaftlichen Untersuchungen bzw. aus anderen Ländern vorliegen, die für bzw. gegen eine Einführung der Grundschrift sprechen; Zur Grundschrift liegen keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Verschiedene wissenschaftliche Studien in Deutschland, der Schweiz und den USA untersuchen die Verwendung von Druckschrift, Schreibschrift und Mischformen in der Grundschule im Hinblick auf die Schreibgeschwindigkeit und die Leserlichkeit (Weinert et al., 1965; Graham & Weintraub, 1998; Hurschler et al., 2008; Lichtsteiner et al., 2010). Danach zeigt sich bis Ende des zweiten Schuljahres, dass Schülerinnen und Schüler mit Schreibschrift schneller schreiben als diejenigen mit Druckschrift. Ab der dritten Klasse hingegen kehrt sich dieser Befund um, die Schülerinnen und Schüler mit Druckschrift schreiben schneller und auch lockerer als diejenigen mit Schreibschrift. Gegensätzliche Aussagen werden zur Leserlichkeit von Druckschrift oder Schreibschrift getroffen; die Untersuchungen vermitteln daher keinen eindeutigen Befund. Verwenden Schülerinnen und Schüler die gemischt-überwiegende Druckschrift, der die Grundschrift zugeordnet werden kann, dann zeigen sich gegenüber der Druckschrift und der Schreibschrift eindeutige Vorteile in Bezug auf die Schreibgeschwindigkeit und Leserlichkeit. Die gemischt-überwiegende Druckschrift wird ferner von den Schreibenden automatisch im Lauf der Zeit dann eingenommen, wenn in den ersten beiden Klassen die Druckschrift und danach die Schreibschrift unterrichtet werden. Von der gemischt- 3
4 überwiegenden Druckschrift profitieren insbesondere die insgesamt weniger leserlich schreibenden Jungen. Im Rahmen einer bundesweiten Tagung der Grundschulreferentinnen und -referenten der Länder am 17./18. Februar 2011 in Göttingen auf Einladung des Grundschulverbands wurden die Ausführungen zur Grundschrift diskutiert. In den meisten Bundesländern ist keine Ausgangsschrift mehr festgelegt. Eine Genehmigung für eine Erprobung der Grundschrift durch die Ministerien ist deshalb nicht notwendig. Die Grundschulen entscheiden selbstständig, auf welchem Weg sie Kinder zu einer formklaren Handschrift führen. Dies kann auch die Grundschrift sein. In Bayern und Hamburg finden Erprobungen statt. 5. wie lange die Erprobungsphase dauern wird; Die Erprobungsphase ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. 6. wie bei einem möglichen Schulwechsel in der Grundschule gewährleistet wird, dass die Lehrer den Schülern Lesematerial in der ihnen bekannten Schrift vorlegen, auch wenn die aufnehmende Klasse eine andere Schrift erlernt; Im Bildungsplan für die Grundschulen 2004 ist verankert, dass für das einzelne Kind die Ausgangsschrift während der Grundschulzeit nicht gewechselt werden darf. Dadurch wird verhindert, dass Kinder bei einem Umzug umlernen müssen. Dies gilt auch für die Erprobungsphase der Grundschrift. 7. wie sie auf die kritischen Stimmen aus der Lehrerschaft an den Grundschulen reagieren wird, die keinerlei Vorteile in der Einführung der Grundschrift erkennen wollen. Die Erfahrungen der Erprobungsgrundschulen sollen im Rahmen von Expertengesprächen beraten und ausgewertet werden. Dabei werden Vertreter der Gremien, der Verbände, der Lehrerbildung, der Schulen und der Schulaufsicht zu Wort kommen. Vor- und Nachteile der Grundschrift werden im Vergleich zur Lateinischen Ausgangsschrift und Vereinfachten Ausgangsschrift sorgfältig geprüft werden. Warminski-Leitheußer Ministerin für Kultus, Jugend und Sport 4
5 Anlage Erprobung der Grundschrift im Schuljahr 2011/2012 Herderschule Esslingen Grundschule am Eisenrüttel Dottingen Lautertalschule Münsingen-Hundersingen Härtenschule Kusterdingen-Mähringen Grundschule Nassig Wertheim Heiligenbergschule Heidelberg Häusel-GS Zuzenhausen Bildungswerkstatt/Grundschule Schönbrunn Wendlerschule Mühlacker-Lomersheim Kirsten-Boie-Grundschule Dürrn Konrad-Adenauer-Schule Bruchsal Pestalozzischule Dettenheim-Liedolsheim Marylandschule Karlsruhe Grundschule Langenau-Albeck Grundschule Denzlingen Grundschule Merdingen 5
2. welche Rückmeldungen sie von Lehrkräften, Schulleitungen und Eltern im Rahmen der Erprobung erhalten hat;
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