Klausurvorbereitende Übungen 1: Kommentierte Lösungen
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1 Klausurvorbereitende Übungen 1: Kommentierte Lösungen Teil I: Dependenz 1: Köpfe bestimmen Bestimmen ie die Köpfe in den nachstehend eingeklammerten Konstituenten. Zu welcher Kategorie gehört die Konstituente folglich? 1. [des Kaisers neue Kleider]: Kopf: Kleider, [des Kaisers neue Kleider] 2. [[der tadt nahe] Häuser] Kopf: nahe, [der tadt nahe] PP Kopf: Häuser, [[der tadt nahe] PP Häuser] 3. [gelobten dem König ewige Treue] Kopf: gelobten, [gelobten dem König ewige Treue] 4. [ganz versessen [auf den Kartoffelbrei]] Kopf: auf, [auf den Kartoffelbrei] PP Kopf: versessen, [ganz versessen [auf den Kartoffelbrei] PP ] AP 5. [[über das Ergebnis] sehr froh] Kopf: über, [über das Ergebnis] PP Kopf: froh, [[über das Ergebnis] PP sehr froh] AP 2: Argumentation Die nachstehende Nominalphrase umfasst die Nomina Töchter und Freundin. Wie begründen ie, dass das Nomen Töchter Kopfstatus der Gesamt- hat und nicht das Nomen Freundin? Illustrieren ie Ihre Antwort durch geeignete Beispiele: [Die Töchter meiner Freundin]. In dieser Aufgabe sollten ie das, was ie in der vorigen Aufgaben vielleicht mehr oder weniger intuitiv gemacht haben, begründen. Es bietet sich bei solchen Aufgaben an, sich zunächst auf das fragliche Konzept (hier»kopf«) bzw. dessen Definition zu beziehen und dann zu überlegen, ob die dafür eingeführten Kriterien mit der in der Frage gemachten Aussage übereinstimmen. Bereits in der Morphologie haben wir den Kopf einer Konstituente als dasjenige Element definiert, das Form und Distribution der Phrase bestimmt sowie die Form seiner Dependentien. Diese Faktoren können wir nun auf sowohl Töchter als auch Freundin anwenden: Der Kopf bestimmt die Form der Phrase: die fragliche trägt das Merkmal PLURAL. Um das anhand eines»geeigneten Beispieles«zu illustrieren, können ie die in einen PLURAL und in einen INGULAR Kontext stellen: Die Töchter meiner Freundin gehen in die Kita vs. *Die Töchter meiner Freundin in die Kita. Hier wird deutlich, dass nach der Aussage»morphologische Form der Phrase ist durch den Kopf determiniert«nur Töchter der Kopf sein kann; Freundin ist ja INGULAR. Der Kopf bestimmt die Form seiner Ergänzungen: über diesen Faktor kann Töchter ebenfalls als Kopf etabliert werden, abhängig davon wäre dann die Genitiv- meiner Freundin.»Illustrierende Beispiele«müssten also zeigen, dass die Form von Töchter variieren kann, während die Form von Freundin stets gleich bleibt: Ich gebe es [den Töchtern meiner Freundin] DATIV vs. Ich sehe [die Töchter meiner Freundin] AKKUATIV. Je nach Verb hat Töchter bzw. die Konstituente, deren Kopf Töchter ist, unterschiedliche Kasusformen. Die meiner Freundin ist aber stets Genitiv, ein Indiz dafür, dass dieser Kasus vom Kopf der zugewiesen ist, in der meiner Freundin auftritt, also von Töchter. 3: Dependenzregeln interpretieren Es gelten die folgenden generalisierten Dependenzregeln: Nomina regieren Adjektive Nomina regieren Determinatoren Verben regieren Nomina Adjektive regieren Adverbien Präpositionen regieren Nomina Welche der folgenden yntagmen können mit diesen Regeln erfasst werden, welche nicht, und wie müsste das Regelset erweitert werden: 1. seine alte Mutter 2. in der Nachspielzeit 1
2 3. mit der Mutter von meinem Mann nicht, Ergänzung: Nomina regieren Präpositionen 4. kocht einen dicken Brei 5. dieser absolut schreckliche Roman 6. liest oft Romane nicht, Ergänzung: Verben regieren Adverbien 7. sehr froh über den großen Erfolg nicht, Ergänzung: Adjektive regieren Präpositionen Wenn ie sich für jedes yntagma zunächst die Dependenzstruktur inklusive lexikalischer Kategorien vorstellen bzw. aufnotieren, ist die Lösung dieser Aufgabe nicht schwer. In (1) haben wir seine(det) alte(a) Mutter(N), d.h. hier regiert ein N ein A und einen Det, was gleich in den ersten beiden Regeln erfasst ist. In (6) dagegen taucht ein Adverb auf, das frei herumschwebt, da die fragliche Regel fehlt und ergänzt werden muss. Was Kette (3) und die Regel»Nomina regieren Präpositionen«betrifft, gab es darüber in der itzung einen kleinen Exkurs. ehen ie dazu den auf der Materialseite verlinkten Text über Dependenzstrukturen mit Präpositionen. Was diese Aufgabe erneut deutlich machte, ist, dass ie sich in den Wortarten auskennen müssen. Teil 2: Konstituenz 1: Konstituenten beurteilen Finden alle der nachstehenden Konstituentenstrukturen Ihre Zustimmung? Wenn nicht, warum nicht? 1. [[Die Mäuse] [tanzen [auf [dem Tisch]]]] 2. [[[Die Mutter] [meiner Freundin]] [wohnt [in [Berlin]]]] 3. [[Die chüler] [legten [das Buch [auf den Tisch]]]] 4. [[Die chüler] [lesen [ein Buch] [in Afrika]]] 5. [[Er] [überrascht [das Kind] [mit [dem Ball]]] Jeder der obigen Klammerausdrücke macht eine Aussage über die Konstituentenstruktur des fraglichen atzes. Ihr Aufgabe ist es, diese Aussagen einer kritischen Prüfung zu unterziehen. In (1) wird ausgesagt, dass in dem atz Die Mäuse tanzen auf dem Tisch folgende Ketten Konstituentenstatus haben: [Die Mäuse], [tanzen auf dem Tisch], [auf dem Tisch] und [dem Tisch]. Jede dieser Aussagen kann belegt werden, also ist die Analyse gerechtfertigt. In (2) wird ausgesagt, dass [Die Mutter meiner Freundin], [die Mutter], [meiner Freundin], [wohnt in Berlin] und [in Berlin] Konstituentenstatus haben. Diese Aussage ist insofern problematisch, als die vermeintliche Konstituente [die Mutter] weder pronominalisiert noch erfragt werden kann: *Wer meiner Freundin... bzw. *ie meiner Freundin... Also hat [die Mutter] keinen Konstituentenstatus und die korrigierte Fassung sähe so aus: [[Die Mutter [meiner Freundin]] [wohnt [in Berlin]]]. In (3) wird [das Buch auf den Tisch] als Konstituente ausgewiesen, was nicht zulässig ist: [das Buch] und [auf den Tisch] sind zwei separate Konstituenten und beide unmittelbare Töchter der : [legten [es] [auf den Tisch]] bzw. [legten [das Buch] [dorthin]]. Auch semantisch ergibt die vorgegebene Analyse keinen inn, da auf den Tisch nicht das Buch näher beschreibt, sondern den Zielort der Handlung. atz (4) ist wieder in Ordnung, atz (5) ist ambig und müsste durch eine truktur ergänzt werden, in der deutlich wird, dass [mit dem Ball] auch nähere Bestimmung zu Kind sein kann: [[Er] [überrascht [das Kind [mit dem Ball]]]]. 2: Konstituenten ermitteln Zeigen ie anhand geeigneter Tests, dass sich die nachstehenden ätze strukturell unterscheiden. Konzentrieren ie sich auf die unterstrichenen yntagmen: 1. Er mag blutige teaks. 2. Er mag teaks blutig innvollerweiser man strukturiert an eine solche Aufgabe heran.»trukturiert«heißt, dass man sich zunächst genau die Optionen überlegt, die für die Beispielkette in Frage kommen. Da ie sich auf die unterstrichenen yntagmen konzentrieren sollen, ergibt dies die folgenden vier Hypothesen, die ie dann 2
3 schrittweise prüfen können: o Hypothese A: blutige teaks in (1) ist eine Konstituente. o Hypothese B: teaks blutig in (2) ist eine Konstituente. o Hypothese C: blutige teaks in (1) ist keine Konstituente. o Hypothese D: teaks blutig in (2) ist keine Konstituenten. Verschiebe bzw. Umstellungs- bzw. Permutationstest: belegen Hypothesen (A) und (D), widerlegen Hypothese (B) und (C): Blutige teaks mag er. *teaks blutig mag er *teaks mag er blutige. *Blutige mag er teaks teaks mag er blutig. Blutig mag er teaks. Pronominalsierungstest: belegt Hypothesen (A) und (D), widerlegt Hypothesen (B) und (C): Er mag sie (für atz 1) Er mag sie für atz 2 ist zwar ein korrekter atz, aber keine Paraphrase des Inhalts von atz 2, die würde nämlich lauten: Er mag sie so. Das wiederum nicht bei atz 1: *Er mag so teaks/sie. *Er mag blutige sie. Er mag sie blutig. Danach treffen die Hypothesen A und D zu und ie haben gezeigt, dass die trukturen der ätze (1) und (2) unterschiedlich sind. Er mag teaks blutig ist eine Form von atz, die die moderne prachwissenschaft intensiv diskutiert. Das Problem, das hier vorliegt, ist folgendes: teaks und blutig bilden keine Konstituente, wie die Tests zeigen. Dennoch aber wissen wir, dass blutig einen direkten Bezug zu teaks hat. Wenn wir davon ausgehen, dass in Konstituenz- und Dependenzstrukturen angezeigt wird, was im atz zusammengehört, und dass eine Konstituente auch eine Art semantische Einheit darstellt wie gehen wir dann mit solchen ätzen um? ehen ie, wenn ie sich für sowas interessieren, den auf der Webseite verlinkten Text über Prädikation und sekundäre Prädikation. Teil 3: Phrasenstrukturen 1: P-trukturen beurteilen Kommentieren ie die nachstehenden P-Bäume für englische ätze. ind ie mit diesen trukturen einverstanden? Erstellen ie, falls nötig, korrigierende oder ergänzende Fassungen für die jeweiligen ätze. (Hinweis: das Dreieck drückt aus, dass die interne truktur der fraglichen Phrase nicht von Bedeutung ist) a) John V PP Dieser Baum ist in Ordnung. told his wife about the accident b) Det AP V the A N threw Det N PP little boy the ball into the water Dieser Baum ist nicht in Ordnung. Korrektur: Det AP N V PP the A boy threw Det N into the water little the ball 3
4 c) Det A V PP The rich live P in mansions Dieser Baum ist nicht in Ordnung. Korrektur: Det N V PP The rich live P in mansions d) Dieser Baum ist in Ordnung. Der atz ist aber ambig und folgende trukturbeschreibung muss ergänzt werden: Many V PP complain P about Det N PP Many V PP PP complain about the weather in England the weather P 2: P-Regeln interpretieren Gegeben sei die folgende Grammatik: Det N (PP) PP P V Det {the} in England N {boy, girl, garden, car} P {in, behind} V {kissed, hit, slept} Welche der nachstehenden ätze sind durch diese Grammatik beschrieben, welche nicht und wie müsste die Grammatik erweitert werden, um auch die anderen ätze zu beschreiben? 1. The boy kissed the girl. 2. The boy in the car kissed the girl. 3. The rather ugly boy hit the girl. 4. The boy in the car slept. 5. The girl kissed the boy in the garden. The boy kissed the girl: Kann beschrieben werden. The boy in the car kissed the girl: Kann beschrieben werden The rather ugly boy hit the girl: Kann nicht beschrieben werden. Umgangssprachliche Beschreibung: in diesem atz taucht eine AP bestehend aus Adverb und Adjektiv auf ([rather ugly]). Es gibt aber (a) keine Regel für die AP, (b) keine Lexikonregeln für rather und ugly und (c) keine -Regel für eine mit AP. Diese müssen ergänzt werden: Adj {ugly} Adv {rather} AP Adv A Det AP N The boy in the car slept: Kann nicht beschrieben werden. Umgangssprachliche Beschreibung: in allen, die mit der Grammatik beschrieben werden, kommt obligatorisch eine vor. Es fehlt also an einer Regel für mit intransitiven Verben. Diese muss ergänzt werden: V. The girl kissed the boy in the garden.: Kann in einer Lesart beschrieben werden. Der atz ist aber ambig, und die Bedeutung, nach der der»küßvorgang«im Garten stattfindet, ist nicht erfasst. 4
5 Umgangssprachliche Beschreibung: die Grammatik stellt nur die Lesart dar, in der in the garden Attribut zu boy ist. Was fehlt, ist die Regeln, nach der die fragliche PP auch Teil der sein kann. Diese muss ergänzt werden: V PP Danach hat die ergänzte Grammatik folgende Form: Det {the} Det N (PP) N {boy, girl, garden, car} Det AP N P {in, behind} AP Adv A V {kissed, hit, slept} PP P A {ugly} V Adv {rather} V V PP Ob ie diese Regeln noch wie folgt durch runde bzw. geschweifte Klammer abkürzen, ist Ihnen freigestellt. ie sollten das nur machen, wenn ie hier sicher sind: Det N (PP) Det (AP) N (PP) Det AP N V V V V ( ) V PP PP 3: yntaktisch argumentieren Die der nachstehenden ätze enthalten jeweils einen eingebetteten atz: John said that the girl kissed the boy. Mary said that the boy slept. Um auch diese mit der modifizierten Grammatik aus 3.2 zu beschreiben, haben wir theoretisch zwei Möglichkeiten der Erweiterung (e in Möglichkeit 2 steht für»eingebetteter atz«): Möglichkeit 1: V Conj Conj {that} Möglichkeit 2: e e Conj Conj {that} Welche dieser Möglichkeiten würden ie für sinnvoller erachten und warum? Auch bei dieser Aufgabe es darum, trategien der linguistischen Argumentation anzuwenden. Entscheidend hier ist, dass ie sich stets vor Augen halten, dass sich die von tatsächlichen Daten scheinbar losgelösten Regeln doch immer auf konkretes prachmaterial beziehen. Es bietet sich immer an, solche Regeln oder andere, eher abstrakt wirkende Aussagen über sprachliche trukturen in direkten Bezug zu den sprachlichen Daten zu setzen. Für die konkrete Frage bedeutet das, sich genau anzusehen, wie denn die trukturen der aus den Beispielsätzen mit diesen Regeln aussähen: Regel 1 liefert uns folgende trukturen: [[said] V [that] CONJ [the girl kissed the boy] ] und [[said] V [that] CONJ [the boy slept] ] Regel 2 dagegen hat folgendes Ergebnis:: [[said] V [[that] CONJ [the girl kissed the boy] ] e ] und [[said] V [[that] CONJ [the boy slept] ] e ] Der kriegsentscheidende Unterschied ist, dass den Ketten [that the girl kissed the boy] bzw. [that the boy slept] per Regel 2 Konstituentenstatus zugewiesen wird, was über Regel 1 nicht ausgedrückt ist. Wenn ie das herausarbeiten, haben ie die halbe Miete, denn nun müssen ie nur noch prüfen, ob die Aussage in Regel 2 sinnvoll ist. Genau zu diesem Zweck können wir wieder die»verfahren zur atzanalyse«einsetzen, die uns bestätigen werden, dass es Regel 2 ist, die die Daten besser beschreibt: Pronominalisierung: Mary said it (it = that the boy slept) Clefting: What Mary said was that the boy slept. Umstellung: That the boy slept, Mary said. Diese Test zeigen, dass der eingebettete atz eine Konstituente darstellt, und dass Regel 2 obwohl sie vielleicht mit»e«eine unerwünschte Zunahme an Kategorien darstellt besser in der Lage ist, dieses Faktum auszudrücken. 5
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