Interkulturalität: Eine besondere Herausforderung mit erweiterten Kompetenzen
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- Max Salzmann
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1 Interkulturalität: Eine besondere Herausforderung mit erweiterten Kompetenzen Mag. a Manuela Angerer / Mag. a Regina Stöbich Fach- und Forschungsstelle für Migration, Integration und interkulturelle Bildung ANP-Kongress FH Linz 21. April 2015 Die FFSt wird durch den Europäischen Integrationsfonds, das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres sowie das Land Oberösterreich kofinanziert.
2 Themen des Workshops Auszüge aus der Forschungsarbeit Forschungsdesign Arbeit in multiethnischen Teams Interkulturalität & Kompetenzen Diskussion
3 Ausgangslage / Ziel der Forschungsarbeit Zukunftsperspektive Pflege? Ausbildungs- und Arbeitssituation von MigrantInnen am Beispiel Oberösterreich steigender Bedarf an Fachkräften für Gesundheits- und Pflegebereich wenig Forschungsliteratur Sichtbarmachen der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen von MigrantInnen in der Pflege
4 Forschungsfragen 1. Was erleichtert bzw. erschwert den Zugang zur Qualifikation als diplomierte Pflegekraft, die Ausbildung selbst bzw. die Anerkennung von Qualifikationen für Menschen mit Migrationshintergrund? 2. Was erleichtert bzw. erschwert die Zusammenarbeit in multiethnischen Teams und den Umgang mit PatientInnen/BewohnerInnen unterschiedlicher Herkunft und Lebenswelten? 3. Wie gehen Institutionen mit der zunehmenden Diversität im Gesundheitsund Pflegebereich hinsichtlich der Zusammensetzung in den Teams und bei den PatientInnen/BewohnerInnen um? 4. Inwieweit ist Kultursensibilität integrierter Bestandteil in der Ausbildung und gelebte Praxis im Pflegealltag?
5 Methodik 20 qualitative Leitfadeninterviews Erhebungszeitraum Juni November ExpertInnengespräche
6 Stichprobe Auswahlkriterien: abgeschlossene Ausbildung diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester / diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger (DGKS/DGKP) oder Fach-SozialbetreuerIn mit Ausbildungsschwerpunkt Altenarbeit (FSB A ) Tätigkeit in Krankenanstalt oder Einrichtung für ältere und pflegebedürftige Menschen in Oberösterreich
7 Stichprobe 15 Frauen / 5 Männer 7 Krankenanstalten / 8 Alten- und Pflegeheime in ganz OÖ Jahre 14 Herkunftsländer 13 DGKS / DGKP (davon 9 NostrifikantInnen) / 7 FSB A
8 Arbeit in multiethnischen Teams Aufnahme im Team: Fast drei Viertel der Befragten erinnern sich an einen positiven Einstieg im derzeitigen Team. Einschließlich der Erfahrungen aus früheren Arbeitsstellen und Praktika machte die Hälfte der InterviewpartnerInnen (auch) negative Erfahrungen.
9 Arbeit in multiethnischen Teams Akzeptanz und Anerkennung: Hohe Akzeptanz und Anerkennung durch KollegInnen und Vorgesetzte. Einzelne InterviewpartnerInnen sprechen davon, sich die Akzeptanz und Anerkennung härter erarbeiten zu müssen.
10 Arbeit in multiethnischen Teams Arbeitsklima: Faktoren für gutes Arbeitsklima: Bereitschaft zur Unterstützung unter TeamkollegInnen Berücksichtigung individueller Bedürfnisse
11 Arbeit in multiethnischen Teams Diskriminierungserfahrungen: Tendenz, Diskriminierungen nicht zu thematisieren oder zu verharmlosen Erklärungsmodelle entscheidend: Unterstützung durch KollegInnen und Vorgesetzte
12 Arbeit in multiethnischen Teams Diskriminierungserfahrungen/Unterstützung durch das Team: Also mir kennt man es nicht an, dass ich eine Migrantin bin, also bei der (Anm.: Name der Kollegin) wiederum, weil sie eine andere Hautfarbe hat, war das am Anfang sehr erschreckend! Weil gewisse Bewohner wollten sich von ihr nicht angreifen lassen: Nein, Du bist ja ein Neger! Sie haben wirklich Neger gesagt. Die (Anm.: Name der Kollegin) hat sich das sehr zu Herzen genommen, [ ] Es hat vier Monate gedauert, bis wirklich die Bewohner, wir sie immer wieder auch ermahnt haben, Neger ist ein Schimpfwort und sie: Seit wann denn?, wir ihnen das auch wirklich immer und immer wieder mit klaren Wörtern erklärt haben. Jetzt ist (Anm.: Name der Kollegin) [ ] ein Mitglied der Familie und sie wird hochakzeptiert. (weiblich, 34 Jahre, FSB A, in einem Alten- und Pflegeheim tätig)
13 Arbeit in multiethnischen Teams Sprache: Schwierigkeiten zu Beginn der Tätigkeit trotz guter Deutschkenntnisse Dialektsprache Bereicherung für Gelingen des Pflegeverlaufes Belastungen durch Vereinnahmung
14 Arbeit in multiethnischen Teams Anpassungsleistung und Assimilierungsdruck: [ ] Das waren die zwei Sachen, die ich immer im Kopf gehabt habe: Ordnung muss sein und Du musst so singen, wie die Leute hier. Nicht dass die anderen müssen sich so ändern wie ich bin, nur irgendwie muss ich mich anpassen, dass es da mit der Gesellschaft zusammenpasst. Das war so. (weiblich, 53 Jahre, DGKS nostrifiziert, in einem Krankenhaus tätig)
15 Arbeit in multiethnischen Teams Empfehlungen: Bewusstseinsbildung hinsichtlich Akzeptanzgrenzen im Sprachgebrauch institutionelles Reglement zum Umgang mit Diskriminierungserfahrungen Auseinandersetzung mit Kommunikationsgestaltung im Team
16 Interkulturalität & Kompetenzen Lebensweltliche Prägungen beeinflussen das Setting der Pflegesituationen, z.b.: ungewohntes, durch die Sozialisation im jeweiligen Lebensumfeld geprägtes geschlechtsspezifisches Rollenverständnis, andere Konzepte von Gesundheit und Krankheit unterschiedliche Haltungen zu Nähe und Distanz (vgl. Binder-Fritz 2013: 13)
17 Interkulturalität & Kompetenzen Persönliche und sozial-kommunikative Kompetenzen: (selbst)reflexive Haltung, vor allem in Bezug auf Vorbehalte und Stereotypen und ambivalenten Empfindungen Sensibilisierung auf den Umgang mit kulturell und religiös geprägten Bedürfnissen
18 Interkulturalität & Kompetenzen Fachliche Kompetenzen: Aneignung von kulturübergreifendem sowie kulturspezifischem Wissen Hintergründe zur Migration und Migrationsprozessen, Lebenssituationen... Methodische Kompetenzen: Fähigkeit, Pflegeprozesse lebensweltorientiert zu planen, durchzuführen und zu evaluieren und kultursensible Pflegekonzepte zu entwickeln (vgl. BMFSFJ 2004: 12f)
19 Interkulturalität & Kompetenzen Fähigkeiten aufgrund der Herkunft: Fokus auf Sprachkenntnisse von Seiten der Institutionen sowie auch der MigrantInnen keine Einladung, mitgebrachte Fähigkeiten und Kenntnisse umfassend und nachhaltig einzubringen Interkulturelle Kompetenz ist mehr als Sprache
20 Interkulturalität & Kompetenzen Fähigkeiten aufgrund der Herkunft: Sprachkenntnisse: Mehr als die Hälfte der InterviewpartnerInnen werden als DolmetscherInnen eingesetzt (überwiegend in Krankenhäusern). unsystematischer Einsatz ohne geeignete strukturelle Rahmenbedingungen
21 Interkulturalität & Kompetenzen Empfehlungen: Chancen und Potentiale von multiethnischen Teams verstärkt nutzen Gegenseitiges Voneinander-Lernen ohne Kompetenzenkonkurrenz Kompetenzenstärkung aller Teammitglieder interkulturelle Teamentwicklung adäquate Integration mitgebrachter Fähigkeiten Professionalisierung der Dolmetschtätigkeiten
22 Diskussion Interkulturalität Welche Herausforderungen sehen Sie in der Praxis?
23 Literatur Angerer, Manuela / Lehofer, Michaela / Stöbich, Regina (2015): Zukunftsperspektive Pflege? Ausbildungs- und Arbeitssituation von MigrantInnen am Beispiel Oberösterreich. Linz: Fach- und Forschungsstelle für Migration, Integration und interkulturelle Bildung / Caritas für Menschen in Not. Binder-Fritz, Christine (2013): Kultursensible Pflege und transkulturelle PatientInnenbetreuung in Österreich: Erfahrung Konzepte Perspektiven. In: Harold, Barbara (Hg.): Wege zur transkulturellen Pflege mit Kommunikation Brücken bauen. Wien: facultas, S Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (Hg.) (2004): Entwicklung und Evaluierung/Erprobung von Ausbildungsmodulen für eine kultursensible Altenpflegeausbildung auf der Grundlage das Altenpflegegesetzes des Bundes. Zwischenbericht.
24 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und einen schönen Tag! Die FFSt wird durch den Europäischen Integrationsfonds, das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres sowie das Land Oberösterreich kofinanziert.
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