Konjunkturbericht Tourismus Ostbrandenburg

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1 Konjunkturbericht Tourismus Ostbrandenburg Herbst 2016 GESCHÄFTSBEREICH WIRTSCHAFT I UNTERNEHMENSFÖRDERUNG Foto: Ferienpark am Scharmützelsee, Wendisch Rietz / IHK MN

2 Tourismusumfrage der IHK Ostbrandenburg Saisonbericht mit der Bilanz der Sommer- und Herbstsaison 2016 sowie den Erwartungen für die Wintersaison 2016/2017 in Ostbrandenburg. Foto: Frankfurt (Oder) / IHK MN An der aktuell durchgeführten Saisonumfrage der IHK Ostbrandenburg beteiligten sich 97 Unternehmen der Bereiche Beherbergung, Camping, Gastronomie, Reisebüros, Reiseveranstalter und Omnibus. Sie bewerteten ihre wirtschaftliche Lage in der Zeit vom 1. Mai bis 31. Oktober Befragt wurden Touristiker aus den Landkreisen Uckermark, Barnim, Märkisch-Oderland, Oder-Spree sowie der Stadt Frankfurt (Oder). Die Frühjahrs- und Sommersaison 2016 in Kurzform: Gastgewerbe zeigt sich zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage Campingbranche rechnet erneut mit einem Rekordwert: Mehr als eine Million Übernachtungen auf den Campingplätzen in Brandenburg erwartet ein deutlicher Mangel an Fachkräften dämpft die Stimmung für die kommende Saison Deutschland bleibt Urlaubsreiseland Nummer eins der Deutschen, davon profitiert auch Brandenburg eine instabile politische Lage in vielen beliebten Urlaubsländern führt zu Buchungsrückgängen und damit sinkenden Umsätzen im Reisegewerbe ein weiterer Zuwachs der Gästeankünfte und Übernachtungen im Land Brandenburg und in den Reisegebieten in Ostbrandenburg: für den Zeitraum Januar bis September 2016 wurden Gästeankünfte (+3,6 Prozent zum Zeitraum im Vorjahr) sowie Übernachtungen (+4,3 Prozent zum Zeitraum im Vorjahr) in gewerblichen Einrichtungen (mehr als zehn Betten und inkl. Camping) registriert, das sind etwa ein Drittel der Gästeankünfte und Übernachtungen im Land Brandenburg, insbesondere das Seenland Oder-Spree verzeichnete überdurchschnittliche Zuwächse 1

3 1 Gastgewerbe: Beherbergung und Gastronomie Die aktuelle Analyse der Stiftung Zukunftsfragen 1 bestätigt erneut: Urlaub im eigenen Land ist beliebt. Deutschland bleibt für die Deutschen das Urlaubsreiseziel Nummer eins. Eine kurze Anreise, kaum Sprachbarrieren und ein reichhaltiges Potenzial an Erholungs- und Erlebnismöglichkeiten sind wichtige Entscheidungskriterien für einen Urlaub zwischen Ost- und Nordsee und den Alpen. Reisewarnungen aufgrund von Krisen und Terroranschlägen für sonst beliebte Urlaubsziele im Ausland haben der Tourismusbranche in Deutschland weitere Zuwächse bei Gästezahlen und Übernachtungen beschert. Ebenso konnte die Anzahl ausländischer Gäste erhöht werden. Der Urlauber von heute hat hohe Erwartungen an sein Reiseziel: Es sollte ein ausgewogenes Maß an Erholung und Erlebnissen bieten, verbunden mit einer hohen Gastfreundschaft, einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und einem intakten Naturraum. Brandenburg verfügt über gute Voraussetzungen, diese Anforderungen zu erfüllen: natürlich, beruhigend und kultiviert beschreiben die Kernwerte der Marke Brandenburg. Aufgrund der vielfältigen Naturlandschaften ist Brandenburg eine der attraktivsten Rad- und Wasserregionen Deutschlands. Der ausgleichende Charakter im Gegensatz zur Metropole Berlin hilft zu entschleunigen. Das preußische Kulturerbe und die zahlreichen kulturellen Einrichtungen machen Brandenburg zu einer erlebnisreichen Destination. Aber auch in puncto Qualität ist Brandenburg ausgezeichnet: Nirgendwo sonst gibt es so viele mit ServiceQ Deutschland ausgezeichnete Unternehmen. 1.1 Bilanz Frühjahr- und Sommersaison 2016 Das Tourismusjahr startete gut: 96 Prozent der befragten Unternehmen des Gastgewerbes (Gastronomie, Beherbergung, Campingwirtschaft) sind mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden. Nur wenige konnten ihre Saisonziele nicht erreichen. Die Werte haben sich im Vergleich zu den vorherigen Befragungen erneut verbessert. Mehr als zwei Drittel der befragten Gastronomieunternehmen beschreiben eine gute, ein Viertel eine zufriedene Geschäftslage. Lediglich sieben Prozent sind mit der Sommersaison unzufrieden. Insbesondere die speisegeprägte Gastronomie kann von den aktuellen Entwicklungen profitieren: Das Bewusstsein für Regionalität und Qualität bei den Verbrauchern ist so hoch wie noch nie. Auf vielen Speisekarten ostbrandenburgischer Gastronomen finden sich zunehmend Produkte aus der Region. Frische saisonale Erzeugnisse angeboten in traditionellen, pfiffigen Gerichten

4 Umsatzzahlen bestätigen diese gegenwärtig gute Geschäftslage: Mehr als 90 Prozent der befragten Unternehmen konnten ihren Umsatz beibehalten beziehungsweise steigern. 75 Prozent der speisegeprägten Gastronomiebetriebe freuten sich über einen gestiegenen Umsatz. Dieser ist im Wesentlichen auf Umsätze durch Urlauber zurückzuführen, aber auch die Umsätze durch Geschäftsreisende und heimische Gäste entwickeln sich positiv. Die Geschäftsentwicklung der befragten Beherbergungsunternehmen stellt sich ähnlich wie die der Gastronomiebetriebe sehr positiv dar. Alle Unternehmen sprechen von einer guten sowie zufriedenstellenden Saison. Dies ist der beste Wert der vergangenen zehn Jahre. Insbesondere die Beherbergungsunternehmen liegen 20 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Wie bereits in der vorherigen Saison freuen sich besonders Hotel garnis über eine positive Entwicklung, aber auch Ferienunterkünfte und Pensionen profitieren von den optimalen Bedingungen. Die Umsätze im Segment Urlaubsreisende konnten maßgeblich gesteigert werden. Gleichwohl tragen heimische Gäste und Geschäftsreisende zu der positiven Entwicklung der Beherbergungsunternehmen bei. Der zunehmende Trend zu individuellen Reisen in Ferienunterkünften, Ferienhäusern und Ferienwohnungen ist ebenfalls in Brandenburg zu spüren. Der Wunsch nach ausreichendem Platz, persönlicher Freiheit und Selbstversorgung nimmt verstärkt zu. Davon profitieren auch Anbieter von Ferienunterkünften in Brandenburg. Genauso positiv berichten die Campingplatzunternehmen in Brandenburg: Alle befragten Unternehmen sind mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden. Insbesondere der Umsatz durch Urlaubsreisende konnte in hohem Maße erhöht werden: 86 Prozent freuen sich über einen Umsatzzuwachs in diesem Segment. 3

5 Foto: Fischerei Köllnitz, Storkow / IHK MN 1.2 Erwartungen Wintersaison 2016/2017 Die Geschäftserwartungen im Gastgewerbe bleiben verhalten und schließen sich nicht der überaus positiven Geschäftsentwicklung des Sommers an. Deutlich weniger der befragten Gastronomen als im vergangenen Jahr gehen von einer positiven Geschäftsentwicklung aus: Nur 16 Prozent glauben an eine Verbesserung, während drei Viertel der Unternehmen zumindest von einer gleich bleibenden Lage ausgehen. 4

6 Der Anteil der Unternehmen, die mit einer Verschlechterung der Geschäfte rechnen, beträgt neun Prozent. Das ist im Vergleich der letzten Jahre der niedrigste Wert. Damit übertreffen die Optimisten zwar die Pessimisten, aber es gibt einen Trend zur Mitte. Diese vorsichtige Einschätzung der befragten Unternehmen ist auf Risiken wie den Fachkräftemangel, die erneut steigenden Arbeitskosten sowie weitere Kostensteigerungen bei Lebensmitteln und Energie zurückzuführen. Neun von zehn befragten Unternehmern sehen im Fachkräftemangel das höchste Risiko. Der Mangel an und die damit verbundene Suche nach geeignetem Personal zwingen viele Gastronomen zu drastischen Maßnahmen: mehrere Ruhetage in der Woche, Verkleinerung der Speisekarte, beziehungsweise des Angebots oder gar die Schließung des Betriebes. Nicht zuletzt greifen zahlreiche wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen in den Geschäftsalltag ein und werden zunehmend für einige Wenige existenzbedrohend. Die erneute Erhöhung des Mindestlohns, die damit verbundenen Aufzeichnungspflichten und Einschränkungen der Höchstarbeitszeit, neue Anforderungen an die Dokumentation von Kassenaufzeichnungen, der Einsatz regionaler Produkte in der Gastronomie und die Pflicht zur Allergenkennzeichnung sind nur einige Beispiele, die das Handeln der Gastronomen stark einschränken. Die Geschäftserwartungen der Beherbergungsbetriebe sind wie in den Jahren zuvor zurückhaltend, aber positiv. 59 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung, 26 Prozent erwarten eine verbesserte Lage. Diese überwiegen die Pessimisten unter den befragten Unternehmen, doch mit 15 Prozent liegen sie mit vier Prozentpunkten über den Vorjahreswerten. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich hier ein Rückwärtstrend abzeichnet. Die Beherbergungsbetriebe fürchten für ihre zukünftige Unternehmensentwicklung ebenso den Fachkräftemangel, die wachsenden Arbeitskosten, steigende Energiepreise und sich verändernde wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Die befragten Campingplatzbetreiber sind zuversichtlich: 92 Prozent erwarten eine gleich bleibende Geschäftsentwicklung, während acht Prozent von einer Verschlechterung der Lage ausgehen. Die Campingbranche ist eine witterungsabhängige Branche. Um dem entgegen zu wirken, setzen viele Campingplätze bereits auf Ferienhäuser und Mobilhomes. Diese können auch ganzjährig genutzt werden. 5

7 1.3 Beschäftigungspläne Die Beschäftigungsabsichten des Gastgewerbes sind verhalten. Erstmalig werden für die Wintermonate mehr Einstellungen als Entlassungen vorgenommen. Hier zeigen sich zum einen die überaus positiven Geschäftsentwicklungen verbunden mit einem ganzjährigen Angebot im Gastgewerbe und zum anderen die Auswirkungen des Fachkräftemangels. Es wird an bestehendem gutem Personal auch über die Wintermonate festgehalten und nicht saisonbedingt entlassen. Drei Viertel der befragen Gastronomieunternehmen halten an ihrer Personalstärke fest, 16 Prozent werden sogar zusätzliches Personal einstellen, während lediglich neun Prozent Personal abbauen. Dieser Wert liegt 15 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert und unterstreicht die Problematik des Fachkräftemangels deutlich. Die Beherbergungsunternehmen setzen ein noch deutlicheres Zeichen in Richtung Ganzjährigkeit und Fachkräftemangel: 26 Prozent der befragten Unternehmen werden zusätzliches Personal einstellen, das sind 19 Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Dagegen werden 15 Prozent der befragten Unternehmen ihr Personal reduzieren und 59 Prozent halten an dem bisherigen Bestand fest. 6

8 1.4 Investitionen Die Investitionsvorhaben der befragten Unternehmen bleiben ähnlich wie in den Vorjahren differenziert. Lediglich der Anteil derer, die gleichbleibende Investitionen vornehmen werden, hat sich geringfügig auf 41 Prozent erhöht. Die Unternehmen, die verstärkt beziehungsweise geringer investieren werden, halten sich die Waage bei jeweils 20 Prozent. Etwa ein Sechstel der gastgewerblichen Unternehmen beabsichtigt keine Investitionen. Maßgebliche Gründe für zukünftige Investitionen liegen in der Modernisierung. Investitionen in den Umweltschutz nehmen vor allem die Campingplatzbetreiber vor, während für die Gastronomie und andere Beherbergungseinrichtungen Maßnahmen in diesem Bereich eine geringere Rolle spielen. 2 Reisegewerbe Foto: Groß Neuendorf / IHK MN Die positive Tourismusentwicklung hält weiterhin an. Jedoch haben Faktoren wie Sicherheitsfragen in europäischen Nachbarländern, politische Instabilität und Sorgen vor Anschlägen in beliebten Urlaubsländern wie Ägypten, der Türkei und Tunesien einen großen Einfluss auf die Stabilität der Tourismusentwicklung. Der Deutsche Reiseverband 2 erwartet erstmals seit vielen Jahren einen Umsatzrückgang von drei bis vier Prozent im Reisegewerbe. Zum Segment des Reisegewerbes zählen Reiseveranstalter, Reisebüros und Omnibusunternehmen. 2.1 Bilanz der Frühjahrs- und Sommersaison 2016 Die ostbrandenburgischen Reisegewerbeunternehmen spüren deutlich die Auswirkungen der politischen Instabilität in vielen Urlaubsländern. Lediglich ein Viertel der befragten Unternehmen beschreiben ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut, dieser Wert liegt 22 Prozentpunkte unter dem des Vorjahres. Die Mehrheit, 65 Prozent, schätzt ihre aktuelle Lage als befriedigend und zehn Prozent als unbefriedigend ein. Dieser Bewertungsanteil ist wie in den Vorjahren am geringsten und im Vergleich um drei Prozentpunkte gesunken. Es ist damit ein Trend zur Mitte erkennbar

9 Ein deutlicher Rückgang der Outgoing-Buchungen - also Buchungen von Reisebüros und Reiseveranstaltern im Inland für Angebote in das Ausland - bestätigen die dargestellte Entwicklung. Insbesondere Reisebüros gaben einen Umsatzrückgang von bis zu 60 Prozent an. 2.2 Erwartungen Wintersaison 2016/2017 Ausgehend von der aktuellen Entwicklung sind die Geschäftserwartungen für das Winterhalbjahr verhalten optimistisch. Erstmalig überwiegt die Anzahl derer, die von einer Verschlechterung der Lage ausgehen (20 Prozent) den optimistisch eingestellten Unternehmen (zehn Prozent). Im Großen und Ganzen sind die Unternehmer aber positiv gestimmt: 70 Prozent erwarten eine zumindest gleich bleibende Entwicklung. Risiken für die zukünftige Geschäftsentwicklung werden in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen gesehen. Gerade die Diskussion um die Neuauflage der EU-Pauschalreiserichtlinie und deren Umsetzung in das deutsche Recht sorgte für viel Unmut und Verunsicherung bei den Unternehmen. Reisebüros blicken besorgt ebenso auf die Entwicklung der Inlands- und vor allem der Auslandsnachfrage. Während die Omnibusunternehmen für ihre weitere Unternehmensentwicklung eine starke Bedrohung in den steigenden Arbeitskosten sehen. 8

10 2.3 Beschäftigungspläne Die Beschäftigungsabsichten der befragten Unternehmen des Reisegewerbes sind verhalten: 95 Prozent halten an ihrem Personal fest, eine Einstellung ist von keinem der befragten Unternehmen vorgesehen und 5 Prozent werden Entlassungen vornehmen. Im Vergleich zu den Vorjahren findet damit eine Verschiebung hin zum Personalabbau statt. Foto: Ferienpark Scharmützelsee, Bad Saarow / IHK MN 9

11 Ihre Ansprechpartnerin für Tourismus: Manuela Neumann Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg Geschäftsstelle Erkner Friedrichstraße Erkner Telefon: Diesen Bericht finden Sie auch auf den Internetseiten der IHK Ostbrandenburg unter Dort sind auch die Berichterstattungen über die Tourismusentwicklung der Vorjahre verfügbar. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck auch auszugsweise nur mit Quellangabe gestattet, Belegexemplar erbeten. 10