Deutsches Rotes Kreuz e.v. Grundlagen Psychosoziale Notfallversorgung
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- Kristin Petra Gehrig
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1 Deutsches Rotes Kreuz e.v. Grundlagen Psychosoziale Notfallversorgung
2 Begriff PSNV Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) = Oberbegriff aller Maßnahmen Folie 2
3 Struktur der PSNV PSNV Oberbegriff aller Maßnahmen Zielgruppe Betroffene Einsatzkräfte Titel Krisenintervention (Psychosoziale Akuthilfen / Notfallbegleitung) Einsatzkräftenachsorge Ziel / Aufgabe Hilfe in Akutlagen Prävention / Nachsorge Namen KIT, NND, NFB, NFS EKNT, SBE, CISM, PSAP Folie 3
4 Einsatzindikationen der Psychosozialen Notfallversorgung Not-, Unglücksfälle und Gewalttaten Massenanfall von Verletzten Großschadensereignisse Katastrophen Sonstige außergewöhnliche Ereignisse und Krisenfälle Folie 4
5 Psychosoziale Maßnahmen für Betroffene Menschen werden durch plötzlich eintretende Not- und Unglücksfälle aus der Normalität ihres Lebens herausgerissen. Die Maßnahmen der PSNV zielen auf: Bewältigung der kritischen Lebensereignisse Bewältigung der psychosozialen Belastungen Folie 5
6 Definition Psychische Krise Psychische Krise Überforderung eines Menschen Betroffener kann Ereignisse nicht mehr adäquat bewältigen Krise, Schwierige Situation, Problem, Herausforderung Stress, Subjektiv empfundene Persönliches + Ausweg- = + Angst = Problem losigkeit Zusammenbruch des Steuerungssystems, Panik Folie 6
7 Mögliche Reaktionen in akuten Krisensituationen Gedanken an Verunglückte(n), Alleinsein, Zukunft Gefühle Angst, Hilflosigkeit, Misstrauen, Schuldgefühle Körperliche Empfindungen Übelkeit, Herzrasen, Zittern, Starre, Blässe, Schwächeanfall Verhalten Weinen, Lachen, Schreien, Aggressionen, Überaktivität, Lähmung, Nicht-wahr-haben-wollen, Frage nach dem Warum? Folie 7
8 Mögliche Reaktionen in akuten Krisensituationen Die möglichen Reaktionen bewegen sich zwischen zwei Polen: übererregt-hyperaktiv extrovertiert: Gefühle werden herausgelassen tiefe Hilflosigkeit und Angst als Ursache apathisch / versteinert / geschockt introvertiert: scheinbar gefühlskalt und teilnahmslos unfähig etwas zu fühlen; innere Lähmung Folie 8
9 Mögliche Reaktionen in akuten Krisensituationen Reaktionen der Betroffenen auf eine Krise sind individuell verschieden. In den Reaktionen der Betroffenen spiegeln sich verschiedene religiöse, kulturelle und individuelle Bedürfnisse, mit denen der Helfer sehr sorgsam umgehen sollte. Alle Reaktionen der Betroffenen sind normal und natürlich. Folie 9
10 Aufgaben der psychosozialen Akuthilfe für Betroffene Begleitung und Betreuung Information im Sachzusammenhang Aktivierung des sozialen Netzes Organisation weiterführender Hilfen Unterstützung und Hilfe bei organisatorischen Aufgaben Keine Therapie! Folie 10
11 Maßnahmen der psychosozialen Akuthilfe für Betroffene Da sein! Gesprächsangebot Schaffung eines geschützten Rahmens (Setting) Situatives Ermöglichen der Abschiednahme und Begleitung Rituale unter Berücksichtigung der religiösen, kulturellen und individuellen Bedürfnisse ermöglichen Organisation weiterführender Hilfen Folie 11
12 Kommunikation in Krisensituationen Grundhaltung Wertschätzung: bedingungslose positive Wertschätzung des Betroffenen Empathie: Einfühlsames Verstehen der Welt und der Probleme aus der Sicht der / des Betroffenen Echtheit: Echtheit, Wahrhaftigkeit gegenüber dem Betroffenen Folie 12
13 Für die Betroffenen da sein Geschützten Rahmen für Betroffene herstellen Betroffenen Gesprächsangebot machen Betroffenen Orientierung vermitteln Betroffene emotional stabilisieren Aktivierung sozialer Ressourcen bzw. psychosozialer Betreuungsangebote für Betroffene Folie 13
14 Grenzen der psychosozialen Akuthilfe für Betroffene Akute Suizidalität Medizinische, pflegerische oder psychiatrische Hilfebedürftigkeit Betroffene lehnen eine Begleitung durch PSNV-Kräfte ab Alarmierungswege außerhalb von BOS Einbezug spezifischer weiterführender Unterstützung Folie 14
15 Definition Psychiatrischer Notfall Akut auftretende psychische Störung, die sofortiger Maßnahmen bedarf, um schwerwiegende Folgen für den Patienten oder seine Umgebung abzuwenden. Folie 15
16 Häufige psychiatrische Notfallsituationen Suizidalität Akute paranoid-halluzinatorische Psychosen Stupor (gewissermaßen starr vor Schreck ) Delir (Entzug, Intoxikation) Verwirrtheit und Desorientiertheit Erregungszustand Sofort weiterführende Hilfe hinzuziehen! Folie 16
17 Suizidalität Die Tatsache, dass ein Mensch Selbsttötungsabsichten anspricht, macht das Risiko hierfür nicht geringer. 80% der Suizide werden angekündigt. Auslöser ist fast immer eine akute Krise. Bei 30% der Suizidversuche gibt es später erneut suizidale Krisen. Folie 17
18 Definition Trauma Trauma Erlebtes oder beobachtetes Ereignis konfrontiert eine Person mit tatsächlichem oder drohenden Tod, ernsthafter Verletzung, Gefahr der eigenen körperlichen Unversehrtheit, Gefahr der körperlichen Unversehrtheit anderer Reaktion der Person: Furcht, Hilflosigkeit, Entsetzen Folie 18
19 Akute Belastungsreaktion Vorübergehende Störung als Reaktion auf eine außergewöhnliche physische oder psychische Belastung Symptome zum Beispiel: Wiedererleben des traumatischen Ereignisses Übererregtheit Schlafstörungen Verändertes Essverhalten Verhaltensänderungen Folie 19
20 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß Löst Verzweiflung aus Beginn der PTBS folgt dem Trauma mit Latenz, die wenige Wochen bis mehrere Monate dauern kann Heilung kann meist erwartet werden Folie 20
21 Stress bei Einsatzkräften Menschen reagieren individuell auf Stress. Jeder Mensch hat eine unterschiedliche Stressresistenz. Die Beurteilung des Einsatzes ist für das Ausmaß der Stressbelastung entscheidend. Stress kann schädlich und belastend sein, wenn er im Übermaß vorhanden ist, nicht mehr abgebaut werden kann oder Einsätze unverarbeitet bleiben. Folie 21
22 Stressverlauf Folie 22
23 Physiologische Belastungen / Stressoren im Einsatz Alarmierung Art des Einsatzes Anfahrt (Unfallrisiko, Anfahrtsweg, Eile) Situation vor Ort (optische, akustische, hygienische Bedingungen, Witterung und räumliche Umstände) Besondere Gefahren (Feuer, Absturz, Einsturz, Atemgifte) Folie 23
24 Individualpsychologische Belastungen / Stressoren im Einsatz Verantwortung für menschliches Leben Kontrollverlust, Hilflosigkeit, Ausweglosigkeit Wissen um mangelnde Kompetenz Informationsmangel Anspruchsdenken Fehler Folie 24
25 Sozialpsychologische Belastungen / Stressoren im Einsatz Klientel (Kinder, Ältere, Drogenabhängige usw.) Angehörige, Freunde Zuschauer, Gaffer Augenzeugen Verursacher Vorgesetzte Kollegen Folie 25
26 Kurzfristige Stressreaktionen nach dem Einsatz Aktivitätsüberschuss starke emotionale Anspannung auffallender Rededrang übertriebenes Lustigsein Erschöpfungszustand Einschlafprobleme Dauer: wenige Minuten oder Stunden Folie 26
27 Öffnende Bewältigungsstrategien Einsatznachgespräche Erzählen und sich etwas von der Seele reden Eindrücke ausdrücken und das Erlebte aufschreiben Sich erinnern und konfrontieren Öffnende Bewältigungsstrategien helfen das Erlebte zu integrieren. Folie 27
28 Schützende Bewältigungsstrategien Mentale Vorbereitung Verständlichkeit Kontrolle Leistungsgrenzen Fragmentierung, Rationalisierung Schwarzer Humor, Zynismus, Sprüche klopfen, Berufsjargon Schützende Bewältigungsstrategien helfen zur Distanzierung vom Erlebten. Folie 28
29 Stabilisierende Bewältigungsstrategien Ordnung schaffen Kontrolle gewinnen Sinnhaftigkeit für sich selbst gewinnen Körperliche Betätigung Sich etwas Gutes tun Sich ablenken Sich ausruhen als Gegenpol zum Erleben innerer Unruhe Stabilisierende Bewältigungsstrategien helfen den Alltag zu bewältigen und in die Normalität zurückzufinden. Folie 29
30 Vorbereitet sein: Persönliche Ressourcen Was hält mich gesund inmitten der hohen Belastung? Emotionale Ressourcen Gedankliche Ressourcen Verhaltensbezogene Ressourcen Körperliche Ressourcen Folie 30
31 Schutzfaktoren Psychische Stabilität Intaktes soziales Umfeld Körperliche Fitness und Kondition Gute Ausbildung, Berufserfahrung Realistische Einschätzung der eigenen Kompetenz Gute Führung, Teamwork, Kollegialität Folie 31
32 Angebot der PSNV im Stadt und Landkreis Heilbronn Der Rettungsdienst ist bei einem Notfall mit seinen Aufgaben gebunden. Für die Angehörigen hat er in diesem Moment wenig Zeit. Für sie da zu sein, das ist die Aufgabe der Notfallnachsorge. PSNV im Stadt und Landkreis Heilbronn: Notfallnachsorgedienst NND und Einsatznachsorgedienst END Heilbronn. Folie 32
33 Notfallnachsorgedienst / Einsatznachsorgedienst Worin besteht der Unterschied zwischen Notfallnachsorgedienst NND und Einsatznachsorgedienst END? Der NND kümmert sich um Unverletzte, Betroffene, Angehörige und Augenzeugen eines plötzlich eingetretenen Notfalls. Beim END geht es um die Hilfe für die Helfer. Wenn Einsatzkräfte einen schweren Einsatz hatten, der emotional sehr anstrengend war oder in dessen Verlauf es zu Problemen kam. Folie 33
34 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Folie 34
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